Wenn der Geduldsfaden reißt
„Der Geduldsfaden ist die bildhafte Ausdrucksweise für die Dauer der Geduld“, stellt Wikipedia fest. Das klingt nicht so schlimm, wenn er reißt, ist es aber für die Betroffenen häufig ein großes Problem. Forscher vom Leibniz Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund haben jetzt in einer Studie gezeigt, was Menschen im Arbeitsleben die Reißfestigkeit ihres Geduldsfadens ausreizen lässt. Emotionale Erschöpfung spielt da eine nicht unbedeutende Rolle.
Wann ist man emotional erschöpft?
Vor einigen Jahren war „Burnout“ noch eine eher selten gestellte Diagnose. Es wurde häufig gleichgestellt mit Depressionen, dem chronischen Erschöpfungssyndrom, mit urlaubsreif und nicht belastbar sein. Die Betroffenen berichten häufig über die geringer werdende Fähigkeit sich selbst zu kontrollieren.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Hauptsymptom des Burnout-Syndroms die emotionale Erschöpfung ist. Sie zeigt sich auch häufig in einer lähmenden Schwäche. Häufig betrifft es die Mitarbeiter, die sich mit ganz besonderem Schwung und Eifer auf die ihnen gestellten Aufgaben werfen. An der Studie nahmen 81 Angestellte in Altenheimen teil. Zunächst füllten sie einen Fragebogen aus. Dann wurden sie in zwei Gruppen unterteilt: die eine Gruppe mit starken, die andere mit eher schwachen bis keinen Burnout-Symptomen. Im Anschluss sollten beide Gruppen Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen lösen.
Dabei zeigte sich, dass bei niedrigen bis mittleren Anforderungen kein Unterschied in der Arbeitsleistung der beiden Gruppen zu erkennen war. Bei schwierigeren Aufgaben, die höhere Anforderungen an ihre Selbstkontrolle stellte, wurde die Arbeitsleistung der stärker emotional erschöpften Personen signifikant schlechter. Sie brauchten mehr Zeit und machten mehr Fehler, als die Gruppe mit niedrigen Symptomen. Die Wissenschaftler folgerten, dass eine Schwächung der Selbstkontrolle durch hohe Anforderungen eine der Hauptursachen für emotionale Erschöpfung ist. Die Forscher des Leibniz-Instituts regen an, dass dies bei der Aufgabenverteilung und Arbeitsplanung Berücksichtigung finden sollte.
Emotionale Erschöpfung schwächt die Selbstkontrolle
Mitarbeiter mit einer hohen psychischen Widerstandsfähigkeit, auch Resilienz genannt, werden von ihren Vorgesetzten als emotional stabiler und belastbarer empfunden. Das erhöht natürlich zusätzlich den Druck auf den Mitarbeiter, der sich sowieso schon emotional erschöpft fühlt. Es sind die hohen Anforderungen an die eigene Selbstkontrolle, die Menschen, die emotional erschöpft sind, an die Grenzen ihrer Geduld kommen lässt.
Aber Resilienz und Selbstkontrolle sind trainierbar. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, Aufgaben, die Selbstkontrolle erfordern, im Arbeits- wie auch im Privatleben zu üben. Detlef Hollmann, Projektmanager des Programms Unternehmenskultur in der Globalisierung bei der Bertelsmann-Stiftung meint, dass Trainings, die die Resilienz steigern, bald zum Standardangebot des betrieblichen Gesundheitsmanagements in Betrieben gehören sollten.
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