Mit Tetris gegen Traumata

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Ein Antibiotikum gegen Atemwegsinfektionen und Blasenentzündung, sowie das Spiel Tetris sollen Opfer von posttraumatischen Belastungsstörungen helfen, die schrecklichen Erlebnisse besser verarbeiten zu können. Nach schlimmen Ereignissen leiden viele Menschen oft unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), die sie den Unfall, die Vergewaltigung oder den Bombenangriff immer und immer wieder erleben lassen. Sie leiden psychisch stark darunter. Doch bisher ist PTBS nicht leicht zu behandeln und Psychotherapien laufen oftmals ins Leere.

PTBS: Ist Antibiotika die Lösung?

An der Universität Zürich sind Forscher dem Problem möglicherweise einen kleinen Schritt näher gekommen. Fortschritte gab es nicht im Bereich der Psychopharmaka, sondern im Bereich der Antibiotika. Dementsprechend könne ein Medikament dabei behilflich sein, belastende Erinnerungen abzuschwächen. Grundlage der Untersuchungen ist der neu entdeckte Mechanismus der Erinnerungsbildung. Laut dem Mechanismus, brauche das Gehirn, um Erinnerungen ablegen zu können, ein bestimmtes Enzym zwischen den Nervenzellen. Genau dieses solle in seiner Aktivität gehemmt werden – durch das Antibiotika Doxycyclin.

Bis zu zwei Drittel abgeschwächt

In einem Versuch an 80 Probanden testete Dominik Bach, Professor an der psychiatrischen Universitätsklinik, das Medikament, welches eigentlich gegen Blasenentzündung und Atemwegsinfektionen eingesetzt wird. Dafür teilte er die Teilnehmer in zwei Gruppen. Der einen wurde das Antibiotika verabreicht, der anderen ein Placebo. Die Freiwilligen wurden leicht elektrischen Reizen ausgesetzt und sahen zum selben Zeitpunkt eine bestimmte Farbe. Noch sieben Tage danach, zeigte die Placebo Gruppe leichte Schreckreaktionen beim alleinigem Sehen der Farbe. Bei der Antibiotika Gruppe war die negative Reaktion bis zu zwei Drittel schwächer. Damit zeige sich ein Erfolg in der emotionalen Abschwächung mit Antibiotika.

Allerdings wurde das Medikament vor dem „schrecklichen Ergebnis“ verabreicht. Unter PTBS leidende Personen hilft dies bisher noch wenig, schließlich können solche Erlebnisse schwer vorher berechnet werden. Basierend auf den Ergebnissen sind weitere Studien geplant, um ein gezieltes Medikament zu entwickeln. Wie Forscher vermuten, könne das Antibiotika auch im Nachhinein wirken.

Simple Lösung: Tetris

Deutlich einfacher und erfolgreicher sieht es derweil am Stockholmer Karolinska-Institut aus. Forscher fanden heraus, dass das simple Computerspiel Tetris verhindern kann, das sich PTBS ausbildet. Betroffene sollten recht zügig nach den Erlebnissen das Spiel über einen gewissen Zeitraum spielen. Auch hier lagen Kenntnisse zugrunde, wie unser Gehirn arbeitet, Ereignisse abzuspeichern. In den Stunden nach den Ereignissen verknüpfen sich die schrecklichen Bilder mit den Erinnerungen an die enorme Angst, die zu dem Zeitpunkt vorlag. Durch einen Teufelskreis erlebt der Betroffene das Geschehen gedanklich immer wieder und die damit verbundenen Gefühle brechen immer wieder aus.

Tetris erfordert eine permanente hohe Konzentration. Die im Spiel gezeigten Bilder verhindern derweil, dass das Gehirn die traumatischen Bilder des Ereignisses gleich gut abspeichert.

62 Prozent weniger Flashbacks

Ein gewisser Erfolg zeigte sich in einem Testverfahren der schwedischen Forscher an 71 Autounfall-Patienten in einem englischen Spital. Die Hälfte der Patienten sprach 6 Stunden nach dem Unfall mit einem Psychologen. Dieser bat sie, sich an den Hergang zu erinnern, erklärte ihnen das Spiel Tetris und ließ sie es für einen gewissen Zeitraum spielen.

Die Tetris-Gruppe hatte nach einer Woche 62 Prozent weniger Flashbacks an den Unfall, als die Kontrollgruppe. Emily Holmes, Psychologieprofessorin, möchte diese Ergebnisse nun in einer größeren Studie überprüfen. Möglicherweise sei die Herausforderung jedoch eher, die Patienten zum Tetris-Spielen zu überzeugen.

 

Die Bereitschaft für andere zu sterben

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Sein Leben für andere geben. Was steckt hinter einer solchen Bereitschaft? Ein wichtiger Faktor ist das gemeinsame Erleben schrecklicher Erfahrungen, was die Beteiligten, auch nicht verwandte Menschen, zusammenschweißen lässt. Menschen sind soziale Wesen. Einer Gruppe anzugehören hat sich schnell als überlebenswichtig erwiesen.  Auch das kooperative Verhalten innerhalb der Verwandtschaft und der Gruppe zeigte sich im Laufe der Zeit als äußerst vorteilhaft. Die Bereitschaft zum Wohl Anderer, auch nicht verwandten Gruppenmitglieder, zu sterben, konnte bisher jedoch noch nicht erklärt werden. Ein mathematisches Modell soll helfen.

Das kooperative Verhalten: Womit sich identifiziert wird

Dafür ist ein zusätzlicher Faktor notwendig. Durch gemeinsam schmerzlich durchlebte Erfahrungen prägt sich eine starke Identifikation des Einzelnen mit seiner Gruppe aus, was zu einer extremen Opferbereitschaft bis hin zum Tode führe. Mehrere Zusammenhänge die aus dem Modell abgeleitet wurden, zeigten sich auch in Studien bezüglich Fußballfans, Burschenschaften, Kriegsveteranen und ähnlichen Gruppen. Für eine Gruppe kämpfen und Sterben zu wollen könne sich, so die Ansicht von Anthropologen und Psychologen im Fachblatt „Scientific Reports“, durch die Entwicklung des Verhaltens und weniger durch die Einflüsse aus kultureller Sicht entstanden sein. Solche Schlussfolgerungen könnten womöglich bei der Erklärung des Verhaltens von Mitgliedern von Verbrecherorganisationen, gewaltbereiten Sekten und Selbstmordattentäter behilflich sein.

Einsicht in ein mögliches Modell

Werden negative Erfahrungen gemeinsam erlebt, könne dies bewirken, dass sich die Individuen sogar enger miteinander verbunden fühlen als Brüder, laut Aussage von Sergey Gavrilets an der University of Tennessee in Knoxville.

Die mathematisch simulierten Abläufe sollten die Lebensbedingungen unserer Vorfahren verdeutlichen. Dabei wurden Gruppen von Jägern und Sammlern jeweils unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt, die drohten deren Gemeinschaft zu zerstören, seien es feindlich konkurrierende Menschengruppen in Bezug zu Nahrung und Lebensraum oder sich ändernde Umweltbedingungen. Weiterer Ausgangspunkt stellt das Leben der einzelnen Parteien in gleich großen Verbänden dar. In den einzelnen Situationen war das Überleben der Gruppe wichtiger als das, der naheliegenden Verwandten zu sichern. Die Aktionen der kompletten Gemeinschaft, das Mitwirken der Einzelnen und die darauf erfolgten Konsequenzen wirkten sich in dem Modell über mehrere Generationen auf das Überleben der Gruppe aus.

Vorteilhaft für die Gruppe im Modell war ein Verhalten, welches den Opfertod einiger Mitglieder bei großer Gefahr in Kauf nahm. Vorausgesetzt, dass eine gemeinsam durchlebte Not stattgefunden hat und sich das Mitglied danach vollständig mit der Gruppe identifizierte. Sonst wäre ein so extremes Kooperationsverhalten gar nicht möglich.

Bis in unsere Zeit

Unter bestimmten Bedingungen ist das Verhalten auch heute noch in einigen Strukturen zu finden. Beispielsweise unter sehr stark patriotisch eingestellten Menschen, in fundamentalistischen Religionsgemeinschaften oder bei Soldaten eines Einsatztrupps. Ist die Identifizierung mit der Gruppe so extrem stark, wird eine Bedrohung als persönlich aufgefasst und die Verteidigung der Gruppe, wie eine Selbstverteidigung angesehen.

Das Modell und einzelne Aspekte dieser Idee haben die Forscher noch auf andere Bereiche übertragen. So wurden in acht Einzelstudien das Muster unter Fans eines Fußballvereins aus England, in nationalistisch eingestellten US-Amerikanern, bei Kriegsveteranen und Mitgliedern einer Kampfsportgruppe gesucht. Jedoch seien noch weitere Studien nötig, um die Hypothese weiter zu bestätigen. Damit in Verbindung steht die Frage, ob die totale Identifizierung stärker wird, je kleiner die Gruppe ist. Zudem sollen zukünftig auch die kulturellen und traditionellen Faktoren mit einbezogen werden.

 

Tipps im Umgang mit Trauma-Patienten

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Was kannst Du tun, um Trauma-Patienten und ihren Angehörigen nach einem Schicksalsschlag wieder zurück ins Leben zu helfen? Alena Mehlau ist Therapeutin und sie gibt Tipps, die Dir dabei sehr hilfreich sein können.

Menschen können durch Zufälle, Unfälle oder auch Naturkatastrophen vor schwierige Aufgaben gestellt werden. Sie erfahren am eigenen Leib, wie es ist, so etwas zu erleben oder auch mitzubekommen, wie geliebte Menschen darunter leiden. Teilweise bleiben Menschen danach stabil, andere hingegen entwickeln Traumareaktionen. Mehr als 50% der Menschen erleben im Laufe ihres Lebens ein traumatisches Erlebnis. Wenn es dazu kommt, ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Alena Mehlau arbeitet bei Medica Mondiale, eine Organisation, die sich um die Rehabilitation von vergewaltigten Frauen in Krisengebieten kümmert.

Wie kann man am besten mit Trauma-Patienten umgehen?

Eine Standard Lösung gibt es nicht, wichtig ist aber, über das Erlebte zu sprechen und den Betroffenen Hilfe anzubieten. Das Gespräch sollte respektvoll und ruhig verlaufen, viele Menschen möchten sich mitteilen und brauchen jemanden der ihnen Hilfestellung gibt oder einfach nur für sie da ist.

Ist die Unterstützung von Angehörigen wichtig?

Ja, sehr sogar. Betroffene, die Hilfe bekommen, entwickelt nur sehr selten posttraumatische Störungen. Der Kontakt zu Bekannten, generell soziale Kontakte sind sehr wichtig, um den Weg ins Leben zurück zu finden. Manchmal reicht auch schon der Gedanke, dass Betroffene auf uns zählen können oder eben auch unsere Anwesenheit.

Darfst du Betroffene auf das Ereignis ansprechen?

Wenn eine betroffene Person dir das Signal gibt, dass darüber geredet werden darf und soll, dann solltest Du es auf jeden Fall tun. Du kannst ihnen helfen, das Geschehene in Worte zu fassen, da es ihnen oft sehr schwer fällt. Eine Bezugsperson zu haben, der sie etwas anvertrauen können, kann sehr befreiend sein.

Muss konkret über das Ereignis gesprochen werden?

Wenn die Person ängstlich ist oder sich nicht gut fühlt, solltest Du auf jeden Fall rücksichtsvoll sein und sie nicht mit Fragen durchlöchern. Zu direkte oder unpassende Fragen können einen großen Rückschritt in der Heilung bedeuten.

Hilft Ablenkung?

Das kann helfen, schließlich suchen traumatisierte Personen nach Ablenkung, allerdings musst Du darauf achten, dass es die Person nicht an das Geschehene erinnert.

Ist eine Therapie gegen Angststörungen der richtige Schritt?

Die Angstzustände durch eine solche Therapie wieder hervorzurufen ist definitiv keine gute Lösung, allerdings kann es hilfreich sein, sich therapeutisch behandeln zu lassen.

Was passiert mit einem Menschen nach einem traumatischen Erlebnis?

Dein Körper und Deine Psyche müssen mit einem Zustand leben, den sie nicht kennen und der ihnen Angst macht. Deshalb ist es sehr wichtig, Betroffenen ein hohes Maß an Feingefühl entgegen zu bringen.

Kann die Verarbeitung schief laufen?

Ja, das kann vorkommen. Für manche Menschen ist die Verarbeitung ein Rückschritt, weil sie spüren, dass sie etwas nur tun, um etwas Schreckliches zu verarbeiten.

Lassen Betroffene professionelle Hilfe leicht zu?

Betroffenen solltest Du nicht vorschreiben, sich professionelle Hilfe zu suchen. Den Schritt müssen sie selbst gehen.

Besser wäre es…

wenn Du auf die Person eingehst und ihr eventuell etwas vorschlägst. Du darfst sie auf keinen Fall bedrängen.

 

Können Traumata vererbt werden?

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Anhand von Tierversuchen ist es Forschern der Universität und der ETH Zürich gelungen zu zeigen, dass Traumata vererbt werden können. Das Gute ist jedoch, dass laut den Forschern Traumata reversibel sind.

Können Traumata wirklich vererbt werden?

Wer in seiner Kindheit Schweres erlebt hat, hat höhere Chancen auch einmal unter einer psychischen Krankheit zu leiden oder auch einfach Verhaltensauffälligkeiten aufzuweisen. Dabei kann es zu sehr gravierenden Folgen kommen, da Kinder von Eltern mit Traumata einiges vererbt bekommen. Das Ganze passiert auch wenn die Kinder einem ähnlichen Stress oder ähnlichen Situationen, die zu Traumata führen, nie ausgesetzt waren. Kann man dieses Verhalten aber vielleicht durch bessere Lebensbedingungen gerade rücken? In einer aktuellen Tierstudie suchen Forscher der Universität und der ETH Zürich nach Antworten auf diese Fragen.

Wie groß ist der Einfluss auf die nächsten Generationen?

Für die Studie wurden Tests an Mäusen durchgeführt. Dabei wurden junge Männchen von ihren Müttern getrennt und wurden dann traumatischem Stress ausgesetzt. In den nächsten Wochen und Monaten verhielten sich die Mäuse in stressigen Situationen auffällig, das Gleiches gilt auch wiederum für ihre Nachkommen. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher vor allem durch das Beobachten der Scheu der Mäuse vor hellem Licht und auch bei der Leistung, wenn es darum ging komplexe Aufgaben zu lösen.

Neuronal gesehen spielte sich sehr viel im Hippocampus ab, der Partie des Gehirns in der es um die Stressregulierung geht. Durch epigenetische Veränderungen kam es zu anderen neuronalen Strukturen im Hippocampus. Das führte zu einer erhöhten Gehirnaktivität und vor allem zu einer Vermehrung von Rezeptoren.

Verhaltensauffälligkeiten können durch eine positive Umgebung beeinflusst werden

Die Tests haben allerdings auch gezeigt, dass Tiere, wenn sie erwachsen sind auch durch eine positive Umgebung ihr Verhalten ändern können. Die traumatischen Symptome gingen bei Mäusen stark zurück, die glücklich mit ihrem Leben waren. Des Weiteren waren auch die Beobachtungen in Bezug auf die epigenetischen Veränderungen reversibel,  sodass die Symptome nicht unbedingt an die nächste Generation weitervererbt wurden.

Verhaltensauffälligkeiten durch die Umwelt bekämpfen

Somit schafften es die Forscher aus Zürich als erste nachzuweisen, dass epigenetische-, als auch Verhaltensänderungen durch eine positive Umwelt beeinflusst werden können. Diese werden im Normalfall an die Nachkommen weitervererbt und durch dieses Wissen könnte das verhindert werden. Bislang hatte man diesen Effekt ausschließlich bei Medikamenten beobachten können.

 

Atomunfälle und die psychischen Folgen

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Atomunfälle – In den meisten Fällen stehen die körperlichen Schäden der Opfer wie in Fukushima im Fokus. Dass es aber auch zu schweren psychischen Folgen kommen kann, wird vielfach außer Acht gelassen. Deshalb erachten es Experten als notwendig, dass diese Risiken den Anwohnern von Atomanlagen besser vermittelt und erklärt werden.

Atomunfälle Bessere Aufklärung der Bevölkerung

Eine Studie stellte jetzt fest, dass die Opfer von Atomkatastrophen, wie sie sich beispielsweise in Tschernobyl oder Fukushima ereigneten, unter großen psychischen Folgen leiden, die aber oft übersehen werden. Die Forscher der Fukushima Medical University veröffentlichten pünktlich zum 70. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki einen Artikel im Medizinjournal “The Lancet”. Darin forderten sie, dass die Bevölkerung besser über Gesundheitsrisiken und Konsequenzen von Atomunfällen aufgeklärt werden muss. In Tschernobyl beispielsweise sei die Quote an Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen auch 20 Jahre nach dem Reaktorunglück noch sehr hoch.

Psychische Folgen schlimmer als körperliche

Nicht anders sieht es auch in Fukushima nach dem Gau im Jahr 2011 aus. 14,6 Prozent der damals erwachsenen Evakuierten aus dem Krisengebiet geben an, unter psychischen Problemen zu leiden. Der Wert ist damit fünf Mal so hoch, wie in der restlichen Bevölkerung. Dort sind es nur drei Prozent. Die Autoren der Studie sehen die Gründe in der sehr chaotischen Evakuierung, bei der die Opfer wenig bis gar nicht über mögliche Gesundheitsgefahren aufgeklärt wurden. Studienleiter Koichi Tanigawa schreibt im Artikel des Lancets, dass die Strahlenbelastung für die Menschen nach Fukushima eher gering war und erkennbare körperliche Gesundheitsschäden nicht beobachtet wurden. Dennoch litten die Menschen in der Folge unter enormen psychischen und sozialen Problemen.

In Zukunft anders reagieren

Aus dem Umgang mit den Evakuierten in Fukushima sollen in der Zukunft entsprechende Lehren gezogen werden. Bei künftigen Atomunfällen muss der Gesundheitsdienst den Betroffenen transparent erklären, dass bei einem Reaktorunglück nur ein Minimum der Menschen wirklich einer lebensbedrohlichen Dosis Radioaktivität ausgesetzt ist, sagt Akira Ohtsuru von der Fukushima Medical University. Die Anwohner müssten darin unterstützt werden, die Gesundheitsrisiken besser zu verstehen. Besonders Betroffene, die aus ihren Häusern evakuiert wurden, bräuchten eine stärkere Behandlung ihrer mentalen Erkrankungen. Beim Reaktorunglück in Fukushima am 11. März 2011 mussten rund 170.000 Anwohner im Umkreis von 30 Kilometern des Atomreaktors ihre Häuser verlassen. Weltweit gibt es rund 437 Atomkraftwerke. Bei einem Drittel davon leben im Umkreis wesentlich mehr Menschen als in Fukushima. Bei 21 AKW sind es mehr als eine Millionen Menschen im gleichen Radius.

Erhöhtes Krebsrisiko

Eine dritte Forschergruppe rund um Kenji Kamiya von der Hiroshima University beschäftigte sich mit der steigenden Krebsgefahr bei moderater und hoher Strahlendosis. Welche Folgen niedrige Strahlenwerte, also 0,1 Gray oder weniger, auf das Risiko von Krebserkrankungen haben, ist noch unklar. Weitere Forschung sei deshalb unbedingt notwendig, um zum einen die Konsequenzen einer Atomkatastrophe auf die körperliche Gesundheit zu untersuchen und zum anderen, um den Strahlenschutz mit Grenzwerten und Standards zu untermauern.

 

Individuelle Denkmuster beeinflussen PTBS

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


An der University of Oxford haben Psychologen Risikofaktoren für die Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung nach einem traumatischen Ereignis untersucht.

Leichen, lebensgefährliche Unfälle oder Krankheiten – Notfallärzte und Sanitäter sind oft mit belastenden Situationen konfrontiert. Diese Situationen können dazu führen, dass die betroffenen Ärzte und Sanitäter eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln. Psychologen haben untersucht, wo die Ursachen dafür liegen und wie man sich davor schützen kann.

Notfallsanitäter

Knapp 400 Notfallsanitäter wurden während ihrer Ausbildung von den Wissenschaftlern begleitet und nach möglichen Risikofaktoren befragt. Vor allem psychische Störungen aus der Kindheit oder traumatische Situationen, die man zuvor erlebt hat, stellen ein großes Risiko für eine PTBS da.

Wie geht man mit solchen Situationen um?

Während der Ausbildung wird fast jeder Teilnehmer mindestens einmal mit einer stark belastenden Situation konfrontiert. Besonders anfällig für eine PTBS waren Personen, die oft über die Situationen nachgedacht haben und sie nicht aus dem Kopf gekriegt haben. Fast 9% der Befragten litten im Verlauf der Untersuchung  unter einer psychischen Störung. Ob es sich dabei immer um eine PTBS handelt, kann man nicht sagen. Eine Depression entwickelten fast 11% der Teilnehmer. Für eine Depression waren Personen anfällig, dessen Fähigkeit, mit Belastungen fertig zu werden schwächer war als die von anderen.

Langfristige Auswirkungen

Die betroffenen Auszubildenden konnten sich meistens bereits nach vier Monaten von ihren Problemen erholen. Trotzdem konnte man langfristige Auswirkungen erkennen. Die betroffenen Sanitäter waren auch nach der Erholung in ihrer Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit stärker beeinträchtigt als ihre Kollegen, welche nicht an einer PTBS gelitten haben. Viele Betroffene berichten, dass sie schlechter schlafen und leichter Gewicht zunehmen.

Widerstandskraft in der Ausbildung erhöhen

Die Psychologen und Forscher erkennen aus diesen Ergebnissen, dass die belastenden Ereignisse nicht ausschlaggebend für eine PTBS sind. Vielmehr sind das eigene Denken und der Umgang mit diesen Ereignissen und Erfahrungen schuld an einer Erkrankung. Durch diese Erkenntnis erhoffen sich die Psychologen neue Trainingsprogramme, die einen gezielt gegen eine PTBS schützen sollen. So soll zum Beispiel das Denkverhalten verändert werden. Zusätzlich soll man besonders bei gefährdeten Auszubildenden darauf achten, dass man ihre psychische Widerstandskraft gegen traumatische Ereignisse erhöht.

 

Wenn Helfer Hilfe brauchen

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Nicht nur Menschen die Hilfe brauchen sollte geholfen werden, sondern auch denen die helfen. Flüchtlingshelfer gehören zu diesen Menschen. Sie bekommen von Flüchtlingen schreckliche Geschichten erzählt. Die Flüchtlinge erzählen ihnen, wie sie verfolgt wurden und geflohen sind. Das alles bleibt natürlich nicht ohne Folgen: Auch Helfer brauchen psychologische Hilfe.

Nicht selten klagen Helfer selbst über Probleme

Der Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen geht jedem nah und kann nicht so einfach verarbeitet werden. Deshalb brauchen auch Helfer psychologische Unterstützung. Hartmut Ziebs ist Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und erklärt der Deutschen Presse-Agentur in Fulda, dass nicht nur Feuerwehrleute betroffen sind, sondern auch Mitglieder von anderen Rettungs-und Hilfsorganisationen.

In Fulda wurde eine europäische Leitmesse für Mobilität und Rettung eröffnet. Ein Symposium zum Thema „Hilfe für Helfer in der Feuerwehr“ fand ebenfalls in Fulda statt. Dabei liegt der Schwerpunkt vor allem auf den Herausforderungen, die die Flüchtlingskrise mit sich bringt.

Psychologische Nachsorge für Helfer erforderlich

Laut DFV-Präsident Ziebs, geht es sehr vielen stark an die Nieren. Den Flüchtlingshelfern wird erzählt, was die Menschen alles durchmachen mussten und das lässt sich manchmal nicht so einfach verdauen. Wenn Menschen einem ihr Schicksal schildern ist es für uns in Deutschland oft kaum zu glauben. Für viele Helfer sind es sehr belastende Erfahrungen. Schließlich handelt es sich dabei um Menschen, die um ihr Leben fürchten mussten. Teilweise haben diese Menschen auch auf tragische und schreckliche Art und Weise Familie, Freunde und Bekannte verloren. Viele Helfer sind selbst betroffen. Sie brauchen auch Hilfe.

Um ihre Arbeit gut und gewissenhaft erledigen zu können müssen Helfer sich seelisch wohl fühlen und in der Lage sein schreckliche Geschichten zu verarbeiten. Oft bekommen Helfer furchtbare Flüchtlingsschicksale nicht mehr aus dem Kopf. Spätestens dann muss ihnen auch geholfen werden. Deshalb setzt sich der Deutsche Feuerwehrverband dafür ein, nach Einsätzen psychologische Nachsorge und Gesprächstherapien zu vermitteln.

 

Behandlungsmöglichkeiten von Kriegstrauma Patienten

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Nicht wenige Soldaten, die aus Einsätzen beispielsweise in Afghanistan in die Heimat zurückkehren, verhalten sich anschließend merkwürdig. Enge Angehörige und Freunde beschreiben häufig, dass die Betroffenen ein komplett neuer Mensch geworden sind. Früher waren sie häufig selbstbewusst und stark, leiden jedoch seit ihrer Rückkehr an extremen Ängsten und sind häufig niedergeschlagen.

Manche, die besonders schwere Erlebnisse gemacht haben, selbst schwer verwundet worden sind oder dabei zusehen mussten, wie ihre Kameraden bei einem Angriff getötet wurden, sind häufig sogar gar nicht mehr wiederzuerkennen. Wenn Menschen nach traumatischen Erfahrungen in einem Krieg später panikartige Angstzustände und -attacken erleben sowie schwere Depressionen haben, so spricht man heute von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Betroffene auf beiden Seiten

Natürlich tritt PTSB nicht nur bei deutschen, britischen oder amerikanischen Soldaten im Auslandseinsatz auf, sondern es gibt die Störung genauso unter denjenigen, die in Kriegsgebieten gelebt haben. Sie kommt beispielsweise auch häufig vor bei Kindern, die zu Kriegszeiten groß geworden sind, bei Menschen, die im Krieg ihre Angehörigen verloren haben, oder bei Opfern von Vergewaltigungen, die in manchen Kriegsgebieten aufgrund der chaotischen Zustände an der Tagesordnung sind. Solche Erlebnisse sorgen für schwere Traumatisierungen, die dazu führen, dass die Betroffenen im Alltag kaum noch funktionieren können. Bomben- oder Granateneinschläge etwa führen zu Angstkonditionierungen, die sich tief ins Unterbewusstsein eingraben und kaum wieder daraus zu löschen sind. Töne oder Bilder, die der schrecklichen Situation auch nur im geringsten ähneln, reißen das Trauma wieder auf. Bekannt sind hier vor allem die Beispiele von Vietnam-Veteranen, die nach ihrer Rückkehr buchstäblich verrückt wurden.

Behandlung von PTSB

So schlimm die Erfahrungen aus einem Krieg auch sein mögen, ist es möglich zumindest die Symptome zu behandeln und den Betroffenen wieder zu einem glücklicheren Leben zu verhelfen, indem sie lernen besser mit den schlimmen Erfahrungen umzugehen. Es gibt zwei Arten von Therapien, die die Krankenkassen bezahlen. Das ist zum einen die Kognitive Verhaltenstherapie und die daraus abgeleitete Konfrontationstherapie, bei der der Betroffene in seiner Erinnerung langsam immer weiter an die erlebte Situation herangeführt wird, um diese wieder zu erleben und sich daran zu gewöhnen.

Ebenso zu den Verhaltenstherapien zählt das Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), bei dem der Erkrankte im Moment des Erinnerns schnell die Blickrichtung ändert, um eine bessere Integration des Erlebten zwischen den beiden Gehirnhälften zu erreichen. Zum anderen gibt es die psychodynamischen Verfahren, die viel mit der Vorstellungskraft der Patienten arbeiten. Diese können so zum Beispiel lernen, sich in schwierigen Momenten an einen sicheren Ort in ihrer Vorstellung zurückzuziehen. Alle Formen der Behandlung sind kombinierbar und vereinen stets mehrere Ansätze in sich.

Weitere Behandlungsmethoden

Es gibt zusätzliche Ansätze, die mit bildgebenden Verfahren arbeiten beziehungsweise mit Biofeedback, um die Integration zwischen den Gehirnhälften noch besser beobachten und steuern zu können. In den USA werden inzwischen Therapien ausprobiert, bei denen der Glücksgefühle auslösende und in Ecstasy-Pillen enthaltene Wirkstoff MDMA zur Anwendung kommt. Dieser wird in Kombination mit den bereits genannten Therapieverfahren getestet und erste Ergebnisse zeigen, dass die Therapie mit MDMA besser funktioniert als ohne. Da die Patienten in einem relativ stabilen Zustand sein müssen um eine Therapie zu beginnen, werden zur Behandlung von extremen Angst- und Panikattacken zu Beginn häufig auch Psychopharmaka wie etwa Paroxetin, Mirtazapin, Amitryptilin und Sertralin eingesetzt. Das lange Zeit eingesetzte und als Valium bekannte Diazepam findet heute kaum noch Verwendung, da die unerwünschten Nebenwirkungen sehr stark sind.

 

Was versteht man unter einem Trauma?

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Ein Trauma ist medizinisch gesehen eine Verletzung. In der Psychologie wird unter einem Psychotrauma eine seelische Verletzung infolge einer Erschütterung, die durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde, verstanden. Diese Erschütterung kann beispielsweise ein Unfall, Gewaltanwendung, eine Krankheit oder auch der Tod eines nahestehenden Menschen sein. Der Grad der Verletzung ist individuell verschieden, je nach Sensibilität und Resilienz des Einzelnen.

Wie kann sich ein Trauma äußern?

Banal gesagt kann man nach einem Trauma mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Schlafstörungen, Ärger oder einem Gefühl der Hilflosigkeit reagieren – die Reaktionsmöglichkeiten sind fast grenzenlos. Psychologisch gibt es verschiedene Möglichkeiten mit einem erlittenen Trauma umzugehen: Das Wiedererleben (auch Intrusion genannt), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal). Die Übererregung kann sich in Schreckhaftigkeit, Wutanfällen, Konzentrationsschwierigkeiten oder anderem äußern.

Aber auch emotionale Taubheit und Abgestumpftheit, genannt Numbing, sind möglich. In der Regel klingen diese Angst- und Stressreaktionen von alleine wieder ab. Wenn sie allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, was etwa bei einem Drittel der Betroffenen der Fall ist, kann sich das zu einem Krankheitsbild auswachsen, der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Was ist diese posttraumatische Belastungsstörung?

Als akute Belastungsreaktion wird die Belastung direkt nach einem traumatisierenden Ereignis bezeichnet. Hält dieser Zustand mehr als vier Wochen an, spricht man laut ICD 10 von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Der ICD 10 ist die internationale Klassifizierung von Krankheiten. PTBS kann sich durch die längere Dauer der oben genannten Symptome äußern. Die Tiefenpsychologie, deren Begründer Sigmund Freud war, geht davon aus, dass unbewusste psychische Prozesse das menschliche Fühlen, Denken und Handeln wesentlich beeinflussen. Das (Wieder-)Bewusstmachen von Vorgängen, die durch verschiedene Aspekte ins Unbewusste verdrängt wurden, sei eine wesentliche Voraussetzung für die Therapie von Traumata.

Das Verdrängte wirkt im Unbewussten weiter und führt so zu eventuell problematischem Verhalten, zwischenmenschlichen Beziehungsstörungen und psychischem Leiden. Erst dann, wenn sich der Leidende das Verdrängte bewusst macht, kann er diesen Teufelskreis durchbrechen.

Wie kann therapiert werden?

Sieht man von medikamentöser Behandlung z.B. durch Antidepressiva ab, so gibt es vielfältige Möglichkeiten Traumata zu behandeln. Die meisten Verfahren gehen davon aus, dass diese Störung emotional hervorgeholt werden muss, um sie zu bearbeiten. In der Verhaltenstherapie versucht man die schmerzhaften und sich aufdrängenden Verhaltens- und Denkmuster zu verändern. Dazu setzt man verschiedene Entspannungs- und Expositionstechniken ein. Hier wird der Leidende der Situation ausgesetzt. Dies kann in Wirklichkeit, in vivo, aber auch in senso, also in der Imagination passieren. Relevant sind auch narrative Verfahren wie Psychoanalyse, in der der zu Therapierende mit dem Therapeuten die Problematik in Form von Gesprächssitzungen bearbeitet. In der Hypnose oder der Neurolinguistischen Programmierung kann das u.a. durch Bearbeitung und Verfremdung der Erinnerung passieren.

Bedeutsam ist in dem Zusammenhang auch die Gestalttherapie. Die psychodynamisch-imaginative Traumatherapie (PITT) weist in der Traumabearbeitung ebenfalls bedeutende Erfolge auf. Hier wird mit der Technik innerer Bilder und dem Beobachterblick gearbeitet. Neu ist das EMDR, rapid eye movement desensitization and reprocessing, dessen zentrales Element die sogenannte “bilaterale Stimulation” ist. Darunter ist eine intensive Stimulation beider Hirnhälften durch Augenbewegungen zu verstehen. Angstgefühle werden dadurch reduziert und traumatische Erinnerungen unterliegen einer Veränderung. Als Ziel soll eine schnellere und tiefere Integration des traumatischen Geschehens erreicht werden. In der Praxis ist es häufig so, dass mehrere Verfahren gemischt und zugeschnitten auf den Leidenden angewandt werden. Für diesen ist es relevant, das Trauma nicht unbearbeitet auf sich beruhen zu lassen – egal, welche der oben genannten Verfahren eingesetzt werden.

 

Psychologenmangel bei der Nachsorge für Bundeswehrsoldaten

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Die Bundeswehr wurde reformiert und es scheint, als sei dies auf Kosten der Soldaten gegangen. Der Psychologenmangel im Bereich der Nachsorge für Bundeswehrsoldaten ist alarmierend. Es werden immer mehr Probleme beobachtet, die auf Einsatz- oder Dienstprobleme zurückzuführen sind. Hier werden Grenzen nicht nur erreicht, sondern in einigen Fällen sogar überschritten. Die Umstrukturierung der Bundeswehr hat zur Folge, dass für die Soldaten lange Anfahrtswege, in den meisten Fällen sogar Wochenendpendeln, anfallen.

Auslands- oder Sondereinsätze, die über Monate andauern, kommen belastend hinzu. Es ist nachgewiesen, dass die Trennungs- und Scheidungsquote der Soldaten überdurchschnittlich hoch ist. Für Familien ist die Bundeswehr als Arbeitgeber keine gute Alternative, bemängeln Fachleute. Es wird davor gewarnt, dass durch die schlechten Arbeitsbedingungen nicht genug Nachwuchs gewonnen werden kann, wenn keine gravierenden Änderungen erfolgen.

Mit Beschwerden halten sich Soldaten derzeit wohl noch zurück, weil zunächst die Umsetzung und der Alltag mit der neuen Reform abgewartet werden. Bemängelt wird immer wieder die psychologische Betreuung nach Auslandseinsätzen. Es steht fest, dass die Soldaten verstärkt unter psychischen Belastungen leiden, sogar psychisch erkranken. Traumatische Erfahrungen, die im Ausland gemacht werden, sind hierfür ursächlich. Die Belastung der Soldaten ist deutlich angestiegen, wie die Behandlungszahl in den Bundeswehrkrankenhäusern zeigt. Die Zahl der Patienten, die sich speziell zur Nachsorge für Auslandseinsätze behandeln lassen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Es ist sehr wichtig und entscheidend für den Erfolg einer Therapie, dass die psychologische Betreuung der Soldaten recht schnell nach dem Auslandseinsatz einsetzt. Wichtig ist natürlich, dass genügend Fachpersonal zur Verfügung steht. Von Seiten der Bundeswehr wird die Sachlage als „gut“ eingestuft, wie es jedoch für die Betroffenen aussieht, bleibt dahingestellt. Wichtig ist, dass Soldaten, die Störungen bemerken, auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Die Hemmschwelle ist sicherlich groß, besonders in diesem Metier fällt es Männern oftmals schwer sich eine Form von “Schwäche” einzugestehen. Grundsätzlich sollten mit zunehmendem Druck auch die psychologischen Kapazitäten angepasst werden.

 

Ein Verkehrsunfall und seine psychischen Folgen

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Denkt man an Verkehrsunfälle, denkt man zuerst an die körperlichen Folgen: Schleudertrauma, Schnittwunden, Prellungen und andere Verletzungen bestimmen die Gedanken an einen Verkehrsunfall und seine Folgen. Die seelischen Folgen aber werden häufig übersehen. Nicht selten bleiben Betroffene eines Verkehrsunfalls mit den psychischen Folgen, beispielsweise einem Trauma, alleine und auf sich gestellt.

Psychische Folgen eines Verkehrsunfalls

Dass dieses Phänomen keine Seltenheit besitzt, zeigt nun eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Für die Untersuchung hatten die Forscher rund 200 schwer verletzte Frauen und Männer unter anderem zu Beginn ihres Krankenhausaufenthalts und sechs bis zwölf Monate nach dem Unfall befragt. Dabei konnten sie aufzeigen, dass die Beschwerden sich häufig kurz nach dem Erlebnis entwickeln. Oftmals aber tritt beispielsweise ein Trauma auch erst Monate später auf.

Jeder dritte Betroffene leidet an Angststörungen und jeder Vierte weist depressive Symptome auf. Bei jedem Zweiten dieser Personen ist von sogar einer ernsthaften depressiven Störung auszugehen. Unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidet jeder Dritte direkt nach dem Unfall und fast die Hälfte nach einem Jahr. Auffällig, aber nicht unbedingt überraschend, ist, dass Unfallopfer mit psychischen Vorbelastungen häufiger von seelischen Folgen eines Verkehrsunfalls wie z.B. einem Trauma betroffen sind.

Die medizinische Versorgung der psychischen Folgen

Bei Betrachtung der medizinischen Versorgung ist zu konstatieren, dass das Krankenhauspersonal oftmals nicht ausreichend sensibilisiert für die psychische Komponente eines Verkehrsunfalls ist. Gerade weil psychische Folgen wie ein Trauma nicht direkt nach einem Verkehrsunfall diagnostiziert werden können, muss das medizinische Personal bereits zu diesem Zeitpunkt das Risiko einer eventuellen psychischen Erkrankung – ein Trauma, eine depressive Störung etc. – als Folge eines Verkehrsunfalls bewerten. Dazu kommt die allgemeine Tendenz zu einer Verkürzung der Liegezeiten im Krankenhaus, die nicht zu einer vereinfachten Diagnosestellung beitragen dürfte.

Die schwierige Suche nach einem Therapieplatz

Einen Therapieplatz und dafür die Kosten von der KfZ-Versicherung erstattet zu bekommen, stellt ein weiteres Problem für Patienten, zumindest für Kassenpatienten, dar. Dies führe zu einem Gefühl der Hilflosigkeit bei Betroffenen, das psychische Beschwerden wie ein Trauma begünstigen oder gar erst auslösen kann. Dabei stellt eine frühzeitige Erkennung und Behandlung des Patienten für die KfZ-Versicherung insbesondere aus ökonomischen Gründen oftmals die bessere Alternative dar, als für lange Zeit gegen den Patienten und sein Trauma zu kämpfen. Folgeunfälle sind nämlich keine Seltenheit.

 

Was ist ein Trauma und welche Traumaarten gibt es?

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Der Begriff des Traumas wird heute viele schneller verwendet, als es noch vor Jahren der Fall war. Es gibt viele Ereignisse, die ein Trauma hervorrufen. Nicht immer muss ein Trauma auch zu einer traumatischen Störung führen. So ist der Umgang mit dem Trauma und der traumatisierten Person ein wichtiger Faktor, um daraus zu entkommen. Ein Trauma kann die Ursache für großes menschliches Leid sein. Leider wird dies immer noch viel zu häufig ignoriert oder verharmlost.

Obwohl ein Trauma starke Dysfunktionen und ungeheuren Schmerz hervorrufen kann, ist es eigentlich keine Krankheit. Das Trauma gilt vielmehr als eine Art Nebenprodukt eines Bewusstseinszustandes. Während eines traumatischen Ereignises tritt der sogenannte Überlebensmodus in Kraft. Nach überstandener Gefahr ist dieser Modus nicht mehr notwendig. Hat der Mensch jedoch das Gefühl, dass die Bedrohung andauert oder er sich unmöglich dagegen wehren kann, ist es möglich, dass er in diesem Überlebensmodus verharrt. Ist das der Fall, sollte der Betroffene oder seine Angehörigen unbedingt fachliche Hilfe suchen.

Es gibt eine ganze Reihe von Ereignissen, die ein Trauma auslösen können. Diese lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen.

  • Traumata, die von Menschen zugefügt werden: Auto-, Fahrrad oder Zugunfälle Unfälle beim Sport Brandstiftung Schiffs- oder Flugzeugunglücke Umweltkatastrophen
  • Angriffe: Körperverletzung durch Menschen oder Tiere Sexuelle Gewalt Entführung Diebstahl Einbruch Stalking Mobbing
  • Überlebenstrauma: Kriegserlebnisse – Das überleben einer Naturkatastrophe oder eines Unfalls
  • Berufsbedingte Sekundärtraumatisierung: Bus- oder Zugführer nach einem Personenschaden durch Selbstmord Gesundheitspersonal die den Tod eines Patienten nicht verkraften Rettungspersonal wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Sanitäter
  • Traumatisierung am und durch den Arbeitsplatz: Mobbing Drohender Verlust des Arbeitsplatzes Sexuelle Belästigung Umstrukturierung
  • Einmalige und plötzliche Ereignisse: Naturkatastrophen wie Sturmflut, Tsunami oder Lawinen – Traumata im Zusammenhang mit Geburt oder Tod: Todgeburt eines Kindes Plötzlicher Kindstod Tod eines nahen Angehörigen oder Freundes – Krankheiten: Krebs, AIDS, Multiple Sklerose usw.
  • Traumatisierende Lebensumstände: Angst vor Verarmung oder Arbeitslosigkeit Behinderung Einsamkeit

Dies alles sind Ereignisse, die ein Trauma auslösen können. Oft wir ein Trauma nicht sofort als solches erkannt und erst nach Jahren richtig behandelt. Wer ein Trauma erlitten hat, zeigt oft ganz unspezifische Beschwerden. Es gibt viele Traumapatienten, die erst nach einer jahrelangen Odyssee von Arzt zu Arzt richtig behandelt werden. Da das Thema erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt wurde, gibt es viele Menschen, deren Beschwerden immer noch als Einbildung oder psychosomatisch abgetan werden. Es lohnt sich also, für die Betroffenen nicht aufzugeben und sich in Hände von Experten zu begeben.

Gerade die Generation, die den letzten Weltkrieg miterlebt hat, ist oft schwer traumatisiert. Ohne dass dies jemals zur Sprache kam, geschweige denn behandelt wurde. Erst die posttraumatischen Stressstörungen von Soldaten im Kriegseinsatz rund um die Welt haben das Thema Trauma in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Erstmals erhalten diese Menschen nun fachkundige Hilfe. Das gilt auch für die Opfer von Unfällen, Katastrophen oder für Gewaltopfer. Man hat erkannt, dass die Opfer psychologische Hilfe benötigen, um das erlittene Trauma aufzuarbeiten und es schließlich erfolgreich abschließen zu können.

 

Behandlung eines Traumas

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Wer einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt war, bei dem kommt es zu seelischen Verletzungen, die das Leben auf Dauer überschatten können. Viele dieser Menschen geraten dann in einen Isolationszustand oder sind ihren Ängsten hilflos ausgeliefert. Anders als bei einer körperlichen Verletzung sind die Wunden, die ein Trauma hinterlässt, nicht zu sehen.

Daher ist es sehr wichtig, die Ursachen des Traumas zu erkennen und damit die Heilung in die Wege zu leiten. Die Ursachen für ein Trauma können höchst unterschiedlich sein. Je nach Persönlichkeit empfinden die Menschen ein Trauma ganz verschieden. Aber fast immer ist es ein sehr außergewöhnliches oder sehr plötzliches Schockerlebnis, dass als Trauma empfunden wird. Dies können Unfälle, der Verlust eines geliebten Menschen oder etwa ein Verbrechen sein.

Trauma weder Krankheit noch Störung

Bei einem Trauma handelt es sich um eine Verletzung, die durch Furcht, einem Gefühl der Hilflosigkeit oder Verlusten entsteht. Der Körper reagiert darauf mit einem psychosomatischen Selbstschutz. Dieser Schutz kann sich in einer Verdrängung des Erlebten äußern, aber auch in einer Art von Schockstarre, aus der der Betroffene nur schwer wieder herausfindet. Eine erfolgreiche Behandlung unterstützt die Fähigkeit zur Selbstregulation und arbeitet gleichzeitig das Erlebte auf.

Das Trauma erfolgreich behandeln

Die Psychotherapie spricht bei den Folgen eines Traumas von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das Opfer kann das Erlebte nicht verarbeiten und empfindet sich selbst oft als schuldig. Ein erfolgreiches Vorgehen unterscheidet zwischen verschiedenen Interventionen zur:

  • Psychoedukation
  • Stabilisierung
  • Traumabearbeitung
  • Reintegration

Bei der Psychoedukation steht die Entlastung des Betroffenen im Vordergrund. In der ersten Phase eines Traumas unterliegt das Opfer oft einer Art von Reizüberflutung. Dies macht es schwer, die Kontrolle über seinen Alltag wieder zu erlangen. Die zweite Phase der Heilung steht unter dem Stichwort Stabilisierung. Hier unterstützt der Therapeut den Patienten dabei, das Erlebnis immer wieder zu erleben und es dabei neu zu bewerten. Der zeitliche und räumliche Abstand hilft dabei, das Erlebte quasi mit anderen Augen zu sehen.

Im Zuge der Traumabearbeitung konfrontiert der Therapeut den Patienten mit den Auslösern des Traumas. Unter geschützten therapeutischen Bedingungen hat der Betroffene die Möglichkeit, sich innerlich vom Erlebten zu distanzieren, es also aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ein Trauma beinhaltet auch immer negative Gefühle, die das Opfer auf sich selbst bezieht. Viele empfingen Scham oder Wut über das Erlebte. Diese Emotionen kommen immer wieder hoch und erschweren den Heilungsprozess.

Nach einer erfolgreichen Traumabearbeitung ist es Zeit für die Reintegration des Traumas. Das bedeutet die Bearbeitung von Schuldgefühlen, Trauer, Wut oder Scham. Das Ziel einer Reintegration ist eine Neuorientierung des Betroffenen und damit das Ablegen des Traumas. Jeder, der ein Trauma erlebt hat und es erfolgreich verarbeiten möchte, sollte sich dabei in qualifizierte Hände begeben. In der Regel wird diese Art der Behandlung von den Krankenkassen übernommen. Der erste Ansprechpartner in diesem Fall ist der behandelnde Hausarzt. Er kann in den meisten Fällen einen Therapeuten empfehlen. Als Betroffener sollte man sich nicht scheuen, den Arzt auf seine Ängste oder negativen Gefühle hinzuweisen. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann, falls sie unbehandelt bleibt, mit der Zeit zu ernsthaften körperlichen Erkrankungen führen.

Folteropfer und Flüchtlinge werden unzureichend behandelt

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


In Deutschland leben viele Flüchtlinge und Menschen, die in ihrer Vergangenheit schreckliches Dinge wie Krieg, Verfolgung und Folter durchleben mussten. Laut einer Studie der Universität Konstanz, die in Kooperation mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entstand, leiden 40 Prozent der in Deutschland lebenden Flüchtlinge infolge ihrer grausamen Vergangenheit unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Bei diesem Krankheitsbild entstehen meist immense Einschränkungen im Alltag, die weit über eine leichte Verstimmung hinausgehen.

Panikattacken, Schlaflosigkeit und Depressionen sind an der Tagesordnung. Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand ist vor allem die Psychotherapie einer der besten Ansätze, um eine PTBS erfolgreich zu behandeln. Viele Menschen, die als Flüchtlinge in ein neues Land kommen, haben jedoch das große Problem, dass sie sich meist nicht in der neuen Landessprache ausreichend artikulieren können.

Folglich würde es für sie auch keinen Sinn ergeben eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Psychotherapeuten machen sich nun vermehrt für Flüchtlinge in Deutschland stark, die an einer psychotherapeutische Unterversorgung leiden, welche aufgrund der Sprachbarriere nicht behandelt werden können.

Diese Problematik unter den Flüchtlingen in Deutschland ist ein in Fachkreisen offenkundig bekannter Missstand. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stellte der Bundesregierung zum Thema eine Kleine Anfrage und erhielt leider eine nur wenig ermutigende Antwort. Weder sei die Übernahme der Kosten zur Stellung eines Dolmetschers noch die Ermöglichung einer muttersprachlichen Psychotherapie für traumatisierte Flüchtlinge eine Notwendigkeit. Des Weiteren betonte die Bundesregierung, dass laut aktueller Rechtsprechung keinerlei Anspruch auf Psychotherapie in einer Fremdsprache gestellt werden könne.

Fachleute regierten empör auf diese Aussagen der Bundesregierung. So kritisiert der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Prof. Dr. Rainer Richter, beispielsweise, dass für „einen erkannten Versorgungsbedarf jederzeit eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden kann“ und „die Gerichte dann auch keine Einwände mehr“ haben würden. Ganz Unrecht hat er mit dieser Aussage nicht. Auch die gesamte Bundespsychotherapeutenkammer und der deutsche Psychotherapeutentag plädieren für eine Veränderung. Sie sprechen sich für die Zulassung von mehr muttersprachlicher Psychotherapie und der Kostenübernahme für einen Dolmetscher durch die Krankenkassen aus. Die einzelnen Fälle sollten nach ihrer Meinung über Sonderbedarf abgerechnet werden können.

Mehr Gleichberechtigung für Migranten, wenn es um den Zugang zu unserem Gesundheitssystem geht, fordert auch der 116. Deutsche Ärztetag. Die Überwindung sprachlicher und kultureller Barrieren durch den geplanten Einsatz ausgebildeter Dolmetscher sehen sie hier als eine große Chance.

 

Virtuelle Realitäten gegen PTBS?

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Expositionstherapie auf Basis von virtuellen Realitäten ist die neuste Entwicklung in der Forschung nach effektiven Behandlungsmethoden von psychisch Kriegsversehrten.

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist mit den Phobien und Angststörungen verwand und hier hilft oft eine Expositionstherapie. Da die das Trauma erzeugenden Situationen meist nicht nachstellbar sind, mag hier die virtuelle Realität Abhilfe schaffen. Neuste Studien weisen den Weg in diese Richtung.

Was ist Expositionstherapie mit virtueller Realität?

Eine normale Exposition wird in der Therapie von Phobien, beispielsweise bei der Behandlung der Angst vor Spinnen, der sogenannten Arachnophobie eingesetzt. Hier wird in “imago” und “in vitro” unterschieden. Zunächst sprechen die Klienten nur darüber, wie es sich anfühlt, wenn sie eine Spinne sehen, später stellen sie sich vor, eine Spinne auf der Hand zu halten – und zu letzt führen sie diese Handlung tatsächlich aus, um die Angst zu überkommen und festzustellen – “Ich kann diese Situation bewältigen”.

Bei Soldaten, die unter extremen Bedingungen Kameraden verloren haben oder selber töten mussten, ist es sehr viel schwieriger, so eine Exposition durchzuführen. Aber neue Erkenntisse aus der Forschung mit virtuellen Realitäten öffnen hier neue Möglichkeiten, die traumatisierten Kämpfer mit ihren Ängsten zu konfrontieren. Das Setting ist hierbei dem vorher beschriebenen sehr ähnlich – Patient und Therapeut befinden sich in einem Praxisraum und sitzen beieinander. Jedoch sitzt der Therapeut an einem Computer, während der Veteran ein Gerät über den Augen trägt, das ihn eine virtuelle Realität erleben lässt. Zusätzlich können auch Geräusch-Kulissen und Gerüche mit eingesetzt werden. Das Szenario, dass der Patient nun “betritt” entspricht der traumatischen Situation und funktioniert im Prinzip genauso, wie im Fall der Arachnophobie.

Wie funktioniert virtuelle Therapie?

Wie im Beispiel oben auch, soll dem Patienten die Angst genommen werden. Bei posttraumatischer Belastungsstörung plagen den Patienten eine Vielzahl von Symptomen, die den Alltag erschweren und die Funktionalität einschränken. Das wohl schlimmste Symptom ist der Flashback, beziehungsweise die Intrusion, bei der ein mit dem traumatischen Ereignis assozierter Reiz – im Fall eines Soldaten zum Beispiel die Geräusche von Schüssen oder Explosionen – den Betroffenen wieder “an den Ort des Geschehens” versetzt und ihn dadurch alle Gefühle und Reaktionen wiedererfahren lässt.

Dies würde für den eben beschrieben Fall zum Beispiel auch bei Feuerwerk oder Kinofilmen der Fall sein, oder auch nur, wenn er ein anderes Geräusch mit der auslösenden Situation assoziert. Als Schutzreaktion tritt deshalb oft völlige emotionale Taubheit bei den Betroffen auf – sie schirmen sich gänzlich von ihren Emotionen ab, um diese traumatischen Ereignisse nicht mehr spüren zu müssen. Dies führt zu weiteren Einschränkungen der Lebensqualität, des Beziehungserlebens und anderer Funktionalitäten.

Das wiederholte virutelle Erleben der traumatischen Kampfhandlungen im geschützten Raum der Therapie kann den Patienten für die Reize desensibilisieren und ihn neue Strategien für den Umgang mit der Situation erlernen lassen. Durch das kontrollierte Zulassen der Emotionen kann der Patient unter der Anleitung des Therapeuten lernen, diese aus dem restlichen Alltag fernzuhalten, bei ungewolltem Auftauchen sich ihnen nicht hilflos ausgeliefert zu fühlen, sondern wieder loslassen zu können.

Ergebnisse und Risiken

Die virtuelle Realität für die Konfrontation mit dem traumatischen Ereignis einzusetzen, hat zwar in letzter Zeit gerade in den USA enorm hohre Erfolgsraten erzielt, wird jedoch weiter empirisch untersucht, um Fehlanwendungen und Folgeschäden zu vermeiden. Denn die bereits in der Psychotherapie von Traumatisierten verwendeten Konfrontationstechniken, wie die Narrative Expositionstherapie und das bewusste Wiedererinnern und Beschreiben, sind meist erst im weiteren Verlauf der Therapie angebracht und müssen behutsam eingesetzt werden. Meist sollte diesen wie auch immer gearteten Expositionen eine Vorbereitungszeit vorausgehen, in der der Klient stabilisiert wird.

Eine reine Anwendung der virtuellen Konfrontation mit der traumatischen Situation in mehreren Sitzung könnte sensiblere Gemüter überfordern und zu Rückfällen oder Verschlimmerungen führen. Daher spricht vieles für spezielle Fortbildungen von gut ausgebildeten klinischen Psychologen und Ärzten, bevor die Therapie angeboten wird. Auch wenn bis jetzt viele Studien für die Effektivität der Methode sprechen und diese somit als empirisch belegt angepriesen wird, werden weiter Studien durchgeführt, um Risiken auszuschließen. Langzeitfolgen werden erst durch langfristiger angelegte Studien absehbar werden. Zur Zeit kommt es aber nicht zuletzt von Seiten der Hersteller zu einer starken Vermarktung der Technologie, auch, da gerade in den USA zu wenige professionelle Therapeuten für die Behandlung der vielen in Afghanistan und im Iraq traumatisierten Veteranen zur Verfügung stehen.

Des Weiteren erscheint jungen Leuten die Therapie in einer virtuellen Realität intuitiv ansprechender als eine klassische Therapie, die gerade in Militär-Kreisen mit einem Stigma einhergeht. Vom Prinzip her kennen die jungen Soldaten die virtuellen Realitäten auch schon – sie wurden teilweise aus dem beliebten Video-Kriegsspiel “Full Spectrum Warrior” entnommen, das einige der Betroffenen möglicherweise bereits vor ihrem Einsatz vor dem heimischen PC spielten. Dass diese Spiele ebenfalls gerade in den USA jedoch immer wieder mit Gewalttaten durch psychisch Kranke in Verbindung gebracht werden, verdeutlicht die komplexe Fragestellung nach den Effekten und den ethischen Implikationen von virtuellen Realitäten auf unsere Psyche.

 

Traumata bei Kindern mit Hilfe einer App erkennen?

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Traumata lassen sich nicht immer schnell und einwandfrei diagnostizieren. Besonders bei Kindern stellt eine traumatische Erfahrung behandelnde Ärzte oftmals vor große Anforderungen. Kinder sprechen nicht immer gerne mit ihren Eltern oder Freunden über traumatische Erlebnisse und meist fällt es ihnen schwer das Erlebte richtig zu erfassen. Stattdessen flüchten sie sich in Traumwelten und erfinden eine Realität, in der das Traumaerlebniss nicht existiert. Die App „Kidtrauma“ soll nun dabei helfen können Traumata bei Kindern eruieren zu können. Sie dient vor allem als Hilfsmittel für Eltern.

Verunsicherte Eltern

Traumata können durch die unterschiedlichsten Gegebenheiten entstehen. Dazu zählen ebenso alltägliche Erlebnisse wie Unfälle. Kinder kommen demnach ebenso häufig wie Eltern mit traumatischen Erlebnissen in Berührung. Oftmals fällt es ihnen aber schwerer diese zu artikulieren. Vor allem die Eltern sind oftmals überfordert, wenn ihre Kinder Traumata durchleben mussten. Sollte man mit ihnen über das Erlebte sprechen oder zum Alltag zurück kehren? Ist die Behandlung durch einen Psychologen sinnvoll? Solche Fragen kommen auf und finden oft lange Zeit keine Antwort.

Kidtrauma

Die Entwickler der App „Kidtrauma“ weisen vor allem darauf hin, dass es für Kinder, die bereits in frühen Jahren traumatische Erlebnisse durchlaufen haben, wichtig ist, diese frühzeitig zu verarbeiten. Ansonsten könnte es im Erwachsenenalter noch zu weiteren Langzeitfolgen führen. Aus diesem Grund haben sich Wissenschaftler der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit dem Kinderspital vor Ort an die Entwicklung einer App gemacht, die Eltern helfen soll traumatische Erlebnisse für ihre Kinder und dessen Folgen einschätzen zu können.

Den Trauma-Check kann man über die App oder die Website ausfüllen. Ebenso ist es den Eltern möglich den Fragebogen stellevertretend für ihre Kinder auszufüllen, wenn diese noch zu jung sind. Zwei Versionen sind bislang auf dem Markt. Ein Fragebogen für Zwei-bis Sechsjährige und eine Version für Kinder ab sechs Jahren. Zweitere sollte auf jeden Fall von den betroffenen Kindern selbst ausgefüllt werden.

Was die App leistet

Nachdem der Fragebogen wissenschaftsbasiert ausgewertet wurde, erhalten die Eltern Informationen darüber, ob fachlicher Rat zu empfehlen ist sowie Adressen von Beratungsstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weiterhin und das erscheint der wichtigste Aspekt dieser App zu sein, erhalten Eltern auch Tipps, wie sie mit ihren Kindern im Alltag umgehen können. Natürlich ersetzt die App und auch der Fragebogen keine ärztliche Beratung oder Behandlung, allerdings können diese Maßnahmen als erster Schritt angesehen werden.

 

Häusliche Gewalt gegen Männer – ein Tabuthema

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Gewalt ist keine Erfahrung, die ausschließlich Frauen machen. Männer werden genauso oft Opfer von häuslicher Gewalt wie Frauen. Häufig halten die Betroffenen still und schweigen. Laut einer aktuellen Studie des Robert-Koch Instituts (RKI) wurden in Berlin fast genauso viele Männer wie Frauen Opfer häuslicher, körperlicher Gewalt.

Hierbei wurde festgestellt: Häusliche Gewalt gegen Männer ist noch immer ein Tabuthema. Dabei können die Betroffenen nur Hilfe erfahren, wenn sie darüber sprechen. Knapp 6.000 deutsche Erwachsene wurden zu ihren Gewalterfahrungen befragt. Die Zahlen wurden bis 2011 erfasst. Bei einem solchen Thema lässt sich aber kaum sagen, wie ehrlich die Befragten Auskunft gaben.

Scham und Opferrolle

Der Studie zufolge üben Männer Gewalt eher im Sozialraum und am Arbeitsplatz aus, Frauen eher im häuslichen Bereich. Dabei wurde festgestellt, dass Männer seelisch sogar erheblich mehr leiden als betroffene Frauen. “Dies kann als Hinweis auf eine fehlende sozial akzeptierte Opferrolle für Männer interpretiert werden”, heißt es in der Studie. Die Psychotherapeutin Christa Roth-Sackenheim aus Andernach sieht das ähnlich. “Das Thema häusliche Gewalt ist insgesamt hoch tabuisiert. Und bei Männern kommen noch höhere Schamgefühle hinzu, da es nicht der männlichen Rolle entspricht, geschlagen zu werden.” Oft denken die Männer, dass sie in der Beziehung gravierende Fehler gemacht haben und nehmen die Schuld auf sich.

Auch der Gedanke, dass sie der häuslichen Gewalt nicht adäquat begegnen können, schürt die Unsicherheit und auch die Bereitschaft die Schuld auf sich zu nehmen. Aus diesem Grund reden die Männer auch häufig nicht darüber und isolieren sich. So kommen zu körperlichem und seelischem Schmerz oft auch noch Probleme im sozialen Umfeld: Kontakte zu Freunden und Familie werden abgebrochen. Wer über einen längeren Zeitraum in einer gewalttätigen Beziehung lebt, riskiert psychisch krank zu werden. Häufig beginnen die Angriffe aber auch verbal und werden nicht so ernst genommen. Und selten geschehen sie einmalig. Beim ersten Schlagen wird eine unsichtbare Grenze überschritten. Der Weg zurück ist meist nicht möglich. In der Regel steigern sich die Angriffe. Nicht wenige Opfer fürchten um ihr Leben oder das ihrer neuen Partnerin.

Was kann man(n) tun?

Wichtig ist, sich professionelle Beratung zu holen. Ratschläge von Freunden und Bekannten sind oft kontraproduktiv. “Betroffene Männer können sich auch bei uns melden”, sagt eine Sprecherin der Opferhilfe Weißer Ring in Mainz. Unter der Telefonnummer 116006 bekämen sie sofort Hilfe, außerdem würden Ansprechpartner vermittelt.

Eine gute Möglichkeit sind auch Selbsthilfegruppen. Neben dem Erfahrungsaustausch kann der Betroffene erkennen, dass er mit seinem Problem nicht alleine ist. Auch ein Psychotherapeut kann helfen. In keinem Fall ist es gut, wenn sich der Betroffene mit der Situation abfindet.

 

Was ist Gestalttherapie?

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Unter dem Begriff Gestalttherapie versteht man ein psychotherapeutisches Verfahren der Humanistischen Psychologie. Entwickelt haben sie der Psychoanalytiker Fritz Perls, seine Frau Lore Perls und der Soziologe Paul Goodman.

Die Bezeichnung Gestalttherapie hat ihren Ursprung in der Gestaltpsychologie. Diese beschäftigt sich damit, wie sich die menschliche Wahrnehmung ihre eigene Wirklichkeit konstruiert. Anders gesagt, wie sich der Mensch seine eigene Wirklichkeit erschafft. Ihre praktische Anwendung erfährt die Gestalttherapie im Rahmen der Aufarbeitung von belastenden Erlebnissen in der Kindheit, aber auch zur Überwindung von Traumata aller Art.

Die Welt in Gestalten wahrnehmen

Theoretischer Hintergrund der Gestalttherapie ist die individuelle Wahrnehmung des Menschen. Dabei wird oft ein Teil der Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt, während ein anderer Teil als Figur in Erscheinung tritt und sich in den Vordergrund stellt. Unsere eigene Wahrnehmung ist dabei sehr flexibel, der Mensch selbst kann sie lenken und dabei schöpferisch agieren. Das beste Beispiel für diesen Prozess ist die Deutung von Wolken am Himmel.

Jeder Betrachter sieht in den den Gebilden seine eigenen Figuren, keine Deutung gleicht dabei der Anderen. Ebenso funktioniert die Arbeit innerhalb der Therapie. Es gilt negative Erfahrungen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sie damit zu verändern. Neben dem psychologischen Aspekt waren auch andere Strömungen für die Entwicklung der Gestalttherapie prägend. So etwa der Gedanke des Existentialismus sowie anthropologische, philosophische oder psychologische Theorien.

Die Wirklichkeit der eigenen Erfahrungen

Menschliche Erfahrungen sind als Einheit zu betrachten. Wobei der ganze Mensch mit all seinen Gefühlen, seinen Sinnen und seinem Geist darin involviert ist. Eine Erfahrung findet immer im Hier und Jetzt statt. Als Grundlage dient ihr allerdings das eigene Bewusstsein und dieses ist geprägt von den Erfahrungen des bisherigen Lebens. Die Gestalttherapie betont die Wirklichkeit der eigenen Erfahrungen. Der Mensch soll diese Erfahrungen ganz bewusst machen, nur dann kann ein wirklicher Kontakt zu sich und der Umwelt entstehen. Ziel ist es, bestimmte Erfahrungen zu verändern und damit aktuelle Situationen für den Betroffenen leichter zu machen. Wie in dem Beispiel mit den Wolkengebilden und deren Deutung verändert der Mensch seine Wahrnehmung und kann aus dem ehemals bedrohlichen Bild ein Harmloses oder gar Erfreuliches formen.

Verantwortung für das eigene Leben übernehmen

Die Verantwortung für das eigene Leben ist einer der zentralen Gedanken der Gestalttherapie. So kann etwa ein erwachsener Mensch seine, als Kind gemachten schlechten Erfahrungen, für seine Unzufriedenheit oder seinen Misserfolg in der Gegenwart verantwortlich machen. Natürlich haben Erlebnisse und Erfahrungen in der Kindheit einen Einfluss darauf, wie ein Mensch denkt oder fühlt.

Auch das Denken und Handeln ist oft auf diese Zeit im Leben begründet. Jedoch kann jeder erwachsene Mensch die Chance nutzen, durch die Übernahme von Lebensverantwortung sich selbst von belastenden Kindheitserfahrungen zu befreien. Um das zu erreichen gibt der Betroffene im Rahmen der Gestalttherapie diesen Erfahrungen eine andere, neue Bedeutung. Eine erfolgreiche Therapie führt dazu, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen. Dies ändert die Art, wie man sich selbst und seine Umwelt sieht. Alte Verhaltensmuster können dabei, ihm Rahmen einer Therapie, vom Patienten selbst durchbrochen und zum Positiven verändert werden.

 

Traumata sind vererbbar

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Das griechische Wort traumen bezeichnet zunächst einmal eine Wunde, die sich im psychologischen Kontext auf die Seele bezieht. Wir alle erfahren im Verlauf unseres Lebens Verwundungen. Situationen, die uns psychisch belasten, kommen häufiger vor.

Traumata sind aber lebenslange Wunden, Erschütterungen der Seele, die uns in akuten Stresssituationen wieder in den Moment des auslösenden Erlebnis zurück versetzten. Die Hirnforscherin Isabelle Mansuy beschreibt das Trauma erstmalig als vererbbar.

Das Mausmodell

In einem Mausexperiment wurde die Vererbung von traumatischen Dispositionen untersucht. Dafür wurden Jungtiere während der ersten zwei Wochen nach ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Dies bedeutet für die Nager eine erhebliche Stresssituation, weshalb ihr Verhalten sich im Verlauf ihrer weiteren Entwicklung auffällig gestaltete.

Interesannt ist, dass auch die nachfolgende Generation, die keine Trennung erfahren hat, auffälliges Verhalten zeigte. Daraus leitet die Neuroepigenetikerin die Vererbbarkeit von Traumata ab. Mäuse seien zwar keine Menschen, aber Ähnlichkeiten des Erbguts liegen vor. Das Tiermodell kann zumindest helfen Rückschlüsse auf Verhaltensweisen von Menschen zu ziehen. Auch Depressionen verlaufen nach einem ähnlichen Schema. Vermutet wird, dass die Vererbung über die MicroRNA im Sperma erfolgt. Dies sind Kopien des Erbguts, die für die Aktivität von Genen zuständig sind.

Die Epigenetik

Die Disziplin der Epigenetik, der Frau Mansuy angehört, ist in vielen Wissenschaftskreisen nicht gerne gesehen, da sie das Grundprinzip des Menschen anfechtet. Laut der Epigenetik ist der Mensch keine Konstante – sein Tun und seine Erfahrung beeinflussen seine Gene und sein Ich-sein, welches widerum an die nächste Generation weiter gegeben wird. Somit wird der Mensch zwar mit bestimmten Genen geboren, kann diese allerdings entscheidend beeinflussen. Diese Sichtweise verändert das menschliche Leben entscheidend. Es gibt uns die Möglichkeit jemand anderes zu sein, uns und unsere Nachkommen zu ändern. Die alte „Ausrede“: Wir sind, wer wir sind, verliert zusehends an Gültigkeit.

Epigenetik und Psychologie?

Die Epigenetik setzt sich zwar mit der Psychologie auseinander, unterscheidet sich aber entscheidend von ihr, da sie psychischen Krankheiten zunächst biologisch auf den Grund geht. Sie versteht psychische Krankheiten als Ausdruck eines biologischen Defekts im Gehirn des Betroffenen. Die Epigenetik ist nun auf dem Weg eine Therapieform zu entwickeln, die zunächst genetische Dispositionen beispielsweise durch Blutuntersuchungen ermitteln kann. Medikamentöse Behandlungsweisen sind aktuell kein Thema.

Die Ermittlung der MicroRNA zur Diagnosestellung, wie es bei den Mäusen der Fall war, ist ein erster Schritt, um ein gültiges Diagnoseinstrument zu finden. Der zweite Schritt ist die Einflussnahme auf die verantwortlichen Gene. In diesem Aspekt steht die Epigenetik noch an den Anfängen. Schon heute interessiert sich die Psychiatrie allerdings enorm für ihre Ergebnisse und untersucht daher vor allem die Familiengeschichten der Betroffenen. Gab es vorherige Traumata in der Familie? Sind Mutter oder Vater von Depressionen betroffen gewesen? Die Epigenetik geht davon aus, dass negative Erlebnisse diese psychischen Krankheiten begünstigen können und auf der anderen Seite helfen positive Geschehnisse gegen die Entwicklung dieser Krankheiten. Ein Lebenswandel in Hinsicht auf Ernährung, Familiengründung und Ähnliches kann entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von psychischen Erkrankungen haben.

 

Vergewaltigung – Körper und Seele leiden oft dauerhaft

Mit Tetris gegen PTBS und Traumata


Einige Zahlen

Pro Jahr werden in Deutschland etwa 7000 – 8000 Vergewaltigungen bekannt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. 99% der Täter sind männlich. Die Verjährungsfrist beträgt zwanzig Jahre.

Definition

Eine Vergewaltigung ist eine Form des sexuellen Missbrauchs. Eine Person wird gegen ihren Willen zum Vollzug des Geschlechtsverkehrs gezwungen. Aber auch andere Formen des sexuellen Eindringens in den Körper werden als Vergewaltigung gewertet. Häufig wird unterschieden zwischen sexueller Nötigung, bei der jemand mit Drohung und Erpressung zu sexuellen Handlungen genötigt wird. Im Falle der Vergewaltigung ist es der Einsatz körperlicher Gewalt. Juristisch ist das relativ unerheblich und wird nach § 177 des Strafgesetzbuches (StGB) gleich bewertet. Wenn das Opfer einer Vergewaltigung jünger als 14 Jahre ist, liegt der Tatbestand des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern vor.

Die Folgen

Die Folgen einer Vergewaltigung zeigen sich oftmals erst Jahre später und belasten nicht nur das Opfer, sondern auch Partner, Kinder und Freunde oft ein Leben lang. Nach einer Vergewaltigung entwickelt das Opfer entsprechend ihrer Möglichkeiten eigene Bewältigungs- und Überlebensstrategien. Verdrängung kann beispielsweise im negativen Sinn vorangetrieben werden durch eine Flucht in Drogen und Alkohol.

In psychischer Hinsicht

Gewalttätige sexuelle Übergriffe müssen nicht zwangsläufig ein Trauma auslösen, tun es aber in der Regel. Immer wieder kann es zu Flashbacks und Angst- und Panikanfällen kommen. Bei einem Flashback hat die betroffene Person ein plötzliches, meist intensives Wiedererleben der Vergewaltigung oder der Gefühlszustände, die sie dabei hatte. Depressionen können die Folge sein. Um sich zu schützen kann das Erlebte oder Teile der eigenen Identität abgespalten werden. Das Selbstbild ist nach einer Vergewaltigung oftmals geprägt von Gefühlen der Schuld, Minderwertigkeitsgefühlen und Hoffnungslosigkeit. Aggressionen, die beispielsweise in Form von Ritzen gegen die eigene Person gerichtet werden, sind nicht selten. Aber auch Essstörungen sind häufig Maßnahmen, die gegen den eigenen Körper eingesetzt werden. Zu alldem kommen noch Alpträume und das Zurückerinnern im Traum, die das Verarbeiten schwierig machen.

In körperlicher Hinsicht

So lächerlich das ob der psychischen Folgen klingen mag: Es besteht die Gefahr der Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit. Auch eine eventuelle Schwangerschaft aus der Vergewaltigung stellt für die Frau eine weitere Verschärfung ihrer Probleme dar. Erlittene Verletzungen bleiben noch lange nach dem Abheilen spürbar und können sich chronifizieren oder auch auf andere Körperregionen ausweiten. Psychosomatische Beschwerden können unvermittelt und scheinbar in keinem Zusammenhang auch Jahre später auftreten.

Sexualität und Partnerschaft

Beziehungs- und sexuelle Probleme sind nicht selten. Manchmal muss das Vergewaltigungsopfer seine Sexualität vollständig abkapseln, um ein psychisches Gleichgewicht wiederzuerlangen. Das Vertrauen zu sich und auch zum Partner ist gestört. Daraus kann die Unfähigkeit, ein wirkliches Vertrauensverhältnis aufzubauen resultieren.

Auch wenn sich psychische Beschwerden erst Jahre später einstellen, ist es für eine Therapie und Hilfe nicht zu spät.