Neuromodeling – Wie Mathe bei Depressionen hilft
In Zürich probieren Forscher der ETH und der Universität Depressionen mit Mathe zu bekämpfen. Anhand von Datenanalysen sollen psychische Krankheiten wie Depressionen zukünftig besser verstanden werden. Der neue Ansatz heißt Neuromodeling und kombiniert Mathematik und Medizin.
Viele Menschen setzen Antidepressiva ab, weil sie nicht ständig mit diesen Medikamenten leben wollen. Blerton ist ein 44-jähriger Familienvater und er hatte in seinem Leben bereits zwei Depressionen. Mit Medikamenten und Therapien konnte ihm geholfen werden. Blerton spricht offen über dieses Thema. Er beschreibt die Nebenwirkungen von Antidepressiva. Zu den Nebenwirkungen können Müdigkeit, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Erektionsstörungen gehören.
Seit Januar reduziert Blerton die Dosis an Antidepressiva. Er hat aber große Bedenken, schließlich liegt die Rückfallquote bei 70 Prozent. Medikamente und Antidepressiva werden gerade deshalb oft über einen sehr langen Zeitraum verabreicht.
Innerhalb der nächsten sechs Monate möchte Blerton die Antidepressiva komplett absetzen. Dabei wird Blerton sehr eng von Experten begleitet. Er nimmt an einer Studie teil, deren Ziel es ist herauszufinden, wann der richtige Zeitpunkt zum Absetzen von Antidepressiva ist.
Die ETH Zürich und die TNU der Universität Zürich (Translational Neuromodeling Unit) haben in Kooperation mit der psychiatrischen Universitätsklinik verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Untersucht wurde das Verhalten, die Hirnaktivität und das Neuromodeling. Neuromodeling kombiniert dabei Mathematik und Medizin.
Um die neuronalen Schaltkreise zu verstehen nutzen Forscher mathematische Modelle. Dafür nutzen sie die Daten von MRT Untersuchungen und die Daten bezüglich der Hirnaktivität. Die Entwicklung von Neuromodeling steht noch am Anfang. Neuromodeling bahnt sich aber als sehr vielversprechend an. Zukünftig soll dadurch Psychiatern geholfen werden. Diagnosen sollen durch Neuromodeling präziser werden und Therapieempfehlungen gezielter. Bisher werden psychische Krankheiten anhand von Symptomen behandelt und nicht anhand von Ursachen. Oft dauert es Monate bis das passende Medikament gefunden wird.
Die TNU wird von Klaas Enno Stephan geleitet. Laut ihm wird Neuromodeling von vielen Medizinern noch als Science-Fiction angesehen. Stephan ist ein sehr erfolgreicher Neuroinformatiker und sammelte bisher über 7.000.000 Franken für seine Forschungsprojekte. Statt sich renommierten internationalen Forschungsinstituten anzuschließen blieb Stephan lieber in Zürich und er ist mit der Kooperation von ETHZ und UZH sehr zufrieden.
Neuromodeling als Chance für Psychiater
Für die Antidepressiva-Absetzstudie nutzen die Forscher einen Scanner im Unispital. Mehrheitlich untersuchen Forschungsleiter Quentin Huys und sei Team die Testpersonen im TNU. In seiner Forschung spezialisiert sich der 35-jährige Huys auf das Modellieren von Sucht und Depressionen. Laut Huys macht die mathematische Erfassung von Gefühlen und Emotionen große Fortschritte. Huys hofft, durch seine Studie voraussagen zu können, wer einen Rückfall von Antidepressiva erlebt und wer nicht. Seine Forschung könnte die Behandlung von Depressionen revolutionieren.
Die TNU und ihr Forscherteam möchten nicht mit der traditionellen Psychiatrie konkurrieren, sie wollen ihr helfen präzisere Diagnosen stellen zu können. Genauere Ergebnisse bei der Frage welches Medikament hilft und welches nicht kann ein großer Gewinn sein. Neuromodeling sorgt für hohe Erwartungen. Klass Enno Stephan ist von seiner Forschung überzeugt, es wird allerdings noch einige Zeit dauern bevor er konkrete Ergebnisse liefern kann.
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