Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas

Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas


Im Artikel “Dunkles Erbe: Das Trauma lebt weiter” konntet Ihr erfahren, dass ein Mensch die Folgen eines Traumas erleben kann, obwohl das Trauma vor Generationen in der Familie stattfand. Der Weg dahin ist nicht einfach, aber wenn man es geschafft hat, ist es wichtig, es zu verarbeiten.

Die Folgen eines Traumas

Nun stellt sich die Frage, wie solch ein Trauma überhaupt überleben kann? Kann ein Mensch eine traumatische Erfahrung nicht bewältigen, entwickelt sich eine Traumafolgestörung. Diese kann noch über mehrere Generationen weitergegeben werden. Ein Mensch, der unter diesen Folgen leidet, fällt es oft schwerer, eine Elternrolle kompetent zu erfüllen. Die Eltern sind für die Kinder emotional nicht erreichbar. Manchmal bekommen die Kinder nicht genug Fürsorge oder Aufmerksamkeit, weil die Eltern sehr stark mit sich selbst beschäftigt sind. Auch Annas Mutter zeigte einige Auffälligkeiten, die die Tochter nicht verstehen konnte.

Prof. Mihacek aus dem „Esra“-Zentrum in Wien war der erste Mensch, der Anna verstand. Sie konnte sehen, dass es nicht ihre Kriegserinnerungen waren, die sie belasteten. Die junge Frau selbst war ja gar nicht im Kriegsgeschehen involviert. Sie hat inzwischen verstanden, dass ihre Einschränkungen und Ängste durch die Familiengeschichte ausgelöst wurden.

Verschiedene Wege der Verarbeitung

Mihacek weiß aus seiner Arbeit, dass Menschen traumatische Erinnerungen auf ganz unterschiedliche Weise verarbeiten. Manche reden über die Geschehnisse oder bilden sich zum Thema weiter. Wieder andere gehen beruflich in eine Richtung, die mit den Erlebnissen zu tun hat. Wieder andere Personen schweigen darüber.

Auch die Symptome einer Traumafolgestörung fallen unterschiedlich aus. Annas Geschwister leiden alle auf die ein oder andere Art an dem vererbten Trauma. Therapeutin Cristina Budroni aus dem Esra Zentrum erklärt, dass Kinder oft das Gefühl haben, dass ihnen nicht mehr Glück zusteht, als den Eltern. Verarbeitet die zweite Generation das Trauma nicht, wird es sogar noch an die dritte Generation weitergegeben. Nachkommen empfinden Schuld, weil sie glücklicher als die Eltern sind.

Budroni erklärt, dass die Erfahrungen der Eltern die Basis für das Leben der Kinder sei. Von den Eltern lernen Kinder, wie das Leben funktioniert. Selbst wenn Eltern nicht über diese Dinge oder Folgen sprechen, geht es doch auf die Kinder über.

Annas Tochter spürt auch die Folgen des Traumas

Auch Annas Tochter, die dritte Generation, spürt noch Folgen des Traumas der Oma. So ist es ihr zum Beispiel nicht möglich, ein Dampfbad zu besuchen. Die zweite Generation ist noch sehr stark auf die erste ausgerichtet. Immer steht die Frage im Raum, ob man etwas darf oder nicht.

Der dritten Generation ist es hingegen schon möglich, ein eigenständiges Leben zu führen. In vielen Fällen entscheiden sich diese Menschen sogar für eine große räumliche Distanz. Wird Betroffenen klar, dass sie an einer vererbten Traumafolgestörung leiden, verstehen sie ihr Leben und ihre Entscheidungen viel besser.

Alles besser machen

Anna hat inzwischen sehr viel verstanden und verarbeitet. Sie hat für sich entschieden, dass sie offen über diese Dinge spricht. Sie möchte es besser als ihre Mutter machen. Anna nutzt ihren Beruf als Psychologin, um anderen zu helfen. Ihre eigene Störung hat sie inzwischen schon ein Stück weit verarbeitet und ihr Leben ist bereits leichter geworden. Die Restbelastung versucht sie so gut wie möglich in ihren Alltag und Beruf zu integrieren.

Eine vererbte Traumafolgestörung kann demnach behandelt werden, wenn der Betroffene diese feststellt und die Möglichkeit hat, sie aufzuarbeiten. Vielleicht kann so in manchen Fällen die dritte Generation weitgehend von Störungen verschont bleiben.

 

Dunkles Erbe: Das Trauma lebt weiter

Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas


Ein Trauma muss nicht immer selbst erlebt sein, es kann sich auch um ein von den Eltern erlebtes Trauma handelt. Wer dann unter psychischen Problemen leidet, deren Ursache er oder sie gar nicht miterlebt hat, verfällt ins Grübeln. Das kann doch gar nicht sein! Ich war davon doch gar nicht betroffen.

Die Wissenschaft hat aber eine Antwort darauf: Trauma können weitervererbt werden. Ein Beispiel ist eine Patientin, Anna G., die unter dem generationsübergreifenden Trauma leidet und die lange suchen musste, um endlich Hilfe zu finden.

Das Trauma und der lange Weg der Anna G.

Die Symptome von Anna G. zeigen sich auf verschiedene Weise. So empfindet sie Fahrten mit der U-Bahn wie Achterbahnfahrten. Ihr wird übel, wenn sie einen Flohmarkt besucht. Nimmt sie modrigen Kellergeruch wahr, es werden Panikattacken ausgelöst. Anna hat außerdem ein Problem mit Autoritätspersonen. Sie fühlt sich ihnen gegenüber unterlegen und klein.

Anna lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Hunden in Österreich. Sie wirkt offen und warmherzig, eine sehr sympathische Frau. Da sie durch ihr Trauma sehr stark belastet ist, hat sie sich für eine Ausbildung als Psychotherapeutin entschieden. Der Beruf sollte ihr helfen, ihre Ängste zu verstehen und aufzuarbeiten. Des Weiteren war es ihr ein Bedürfnis, auch anderen Menschen zu helfen. In Annas Fall wurden Ängste der Mutter auf die Tochter übertragen und haben Annas Leben zur Qual gemacht. Anna leidet an einem

Das dunkle Erbe der Traumatisierung

Wissenschaftler können keine Aussage darüber machen, wie viele Menschen an vererbten Traumata leiden. Die Statistik zeigt aber, dass Heimkinder und Nachwuchs von Holocaust-Überlebenden besonders gefährdet sind.

Die Familie von Anna kam zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in ein Auffanglager, in dem zahlreiche Roma und Sinti getötet wurden. Viele Mitglieder ihrer Familie starben dabei. Annas Mutter und Großeltern überlebten die Tragödie. Erst im Erwachsenenalter erfuhr die junge Frau durch ihre Mutter, was in dem Auffanglager geschah. Aber leider wurden ihr nur wenige Informationen mitgeteilt, für alles schien die Mutter nicht bereit zu sein. Kinder im Auffanglager wurden für diverse Dienstleistungen eingeteilt, um einen Abtransport zu verhindern. Der Transport in andere Lager bedeutete den Tod. Anna weiß aber nicht, welche „Dienstleistungen“ die Kinder verrichten mussten oder was im Lager tatsächlich geschah. Immer wieder versuchte Anna der Mutter nähere Informationen zu entlocken. Diese blockte aber fast immer ab. Nun ist es auch nicht mehr möglich mehr zu erfahren, da ihre Mutter inzwischen verstorben ist.

Ängste und negative Gefühle lähmen den Alltag

Anna ist eine eher ruhige Frau, die ihre Worte mit Bedacht wählt. Sie fühlte sich stets unverstanden und psychisch ging es ihr immer schlechter. Die Einschränkungen im Alltag waren bereits stark ausgeprägt, als ihre Gefühle und Ängste von anderen verharmlost wurden. Erst später erfuhr die junge Frau, dass es sich um eine sogenannte „transgenerationale Weitergabe eines Traumas“ handelt. Professor Mihacek aus dem „Esra“-Zentrum in Wien ist Experte für dieses psychologische Phänomen. Esra ist das hebräische Wort für Hilfe. Das Zentrum bietet mit seinem Expertenteam Hilfe für Menschen mit Traumata. Besonders wird Betroffenen und Familien geholfen, die unter Verfolgungen zu Zeiten des Nationalsozialismus litten.

In einem Gespräch mit Prof. Mihacek erzählte sie von einem Kindheitserlebnis. Anna spielte mit anderen Kindern. Die Gruppe von Kindern verließ damals die Straße und das machte Anna Angst. Sie weinte. Damals wurden Ängste und Trauer ausgelöst, die durch Gedanken an das Leid der Oma entstanden. Allerdings kannte Anna ihre Oma gar nicht.

Das Trauma, an dem Anna leidet, wird also durch Ängste und Erinnerungen der Mutter quasi weitervererbt.

Im Beitrag “Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas” erfahrt Ihr, wie wichtig es, ist ein Trauma aufzulösen und zu verarbeiten.

Individuelle Denkmuster beeinflussen PTBS

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An der University of Oxford haben Psychologen Risikofaktoren für die Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung nach einem traumatischen Ereignis untersucht.

Leichen, lebensgefährliche Unfälle oder Krankheiten – Notfallärzte und Sanitäter sind oft mit belastenden Situationen konfrontiert. Diese Situationen können dazu führen, dass die betroffenen Ärzte und Sanitäter eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln. Psychologen haben untersucht, wo die Ursachen dafür liegen und wie man sich davor schützen kann.

Notfallsanitäter

Knapp 400 Notfallsanitäter wurden während ihrer Ausbildung von den Wissenschaftlern begleitet und nach möglichen Risikofaktoren befragt. Vor allem psychische Störungen aus der Kindheit oder traumatische Situationen, die man zuvor erlebt hat, stellen ein großes Risiko für eine PTBS da.

Wie geht man mit solchen Situationen um?

Während der Ausbildung wird fast jeder Teilnehmer mindestens einmal mit einer stark belastenden Situation konfrontiert. Besonders anfällig für eine PTBS waren Personen, die oft über die Situationen nachgedacht haben und sie nicht aus dem Kopf gekriegt haben. Fast 9% der Befragten litten im Verlauf der Untersuchung  unter einer psychischen Störung. Ob es sich dabei immer um eine PTBS handelt, kann man nicht sagen. Eine Depression entwickelten fast 11% der Teilnehmer. Für eine Depression waren Personen anfällig, dessen Fähigkeit, mit Belastungen fertig zu werden schwächer war als die von anderen.

Langfristige Auswirkungen

Die betroffenen Auszubildenden konnten sich meistens bereits nach vier Monaten von ihren Problemen erholen. Trotzdem konnte man langfristige Auswirkungen erkennen. Die betroffenen Sanitäter waren auch nach der Erholung in ihrer Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit stärker beeinträchtigt als ihre Kollegen, welche nicht an einer PTBS gelitten haben. Viele Betroffene berichten, dass sie schlechter schlafen und leichter Gewicht zunehmen.

Widerstandskraft in der Ausbildung erhöhen

Die Psychologen und Forscher erkennen aus diesen Ergebnissen, dass die belastenden Ereignisse nicht ausschlaggebend für eine PTBS sind. Vielmehr sind das eigene Denken und der Umgang mit diesen Ereignissen und Erfahrungen schuld an einer Erkrankung. Durch diese Erkenntnis erhoffen sich die Psychologen neue Trainingsprogramme, die einen gezielt gegen eine PTBS schützen sollen. So soll zum Beispiel das Denkverhalten verändert werden. Zusätzlich soll man besonders bei gefährdeten Auszubildenden darauf achten, dass man ihre psychische Widerstandskraft gegen traumatische Ereignisse erhöht.

 

Mit der Kindheit aussöhnen

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Anhand vielerlei Beispielen lässt sich erkennen, wie immens die eigene Erziehung und vor allem die Kindheit sich auf unsere zukünftigen Verhaltensweisen und Beziehungen auswirken. Man sagt Kindern aus intakten, stabilen Familienverhältnisse größere Bindungsfähigkeit nach und jene aus geschiedenen Ehen reagieren, den vorherrschenden Klischees entsprechend, entweder allergisch auf jegliche Form von fester Bindung und seien zum ewigen Zweifler verdammt oder suchen umso intensiver nach einer festen Bindung. Wie ist es möglich sich mit den Geistern der Kindheit und vor allem den eigenen Eltern auszusöhnen?

Das Selbstbild, welches die Mehrheit der Erwachsenen von sich hat, rührt aus der Kindheit und dem Umgang mit unseren Eltern her. Wurden wir zumeist von ihnen vernachlässigt, fühlen wir uns dieser Tage als wären wir weniger Wert als andere Kinder. Kam es zu schlimmeren Misshandlungen, möglicherweise auch physischer Art, lässt sich das Bild vom Ich noch schwieriger korrigieren. Aber die Möglichkeit besteht – durch Aussöhnung mit der eigenen Kindheit und den Eltern. Leichter gesagt als getan.

Der erste Schritt

Der erste Schritt in Richtung Aussöhnung erfolgt durch das Eingeständnis, dass es in der Vergangenheit zu Verletzungen gekommen ist. Dieses „laut aussprechen“ kann und sollte in Form eines Briefes an die Eltern fest gehalten werden. Diese Schrift ist allerdings nicht dazu gedacht abgeschickt zu werden, sondern soll als Erinnerung für den Betroffenen fungieren.

Das Gespräch suchen?

Der offensichtlichste Weg die Kindheit und etwaige Konflikte aufzuarbeiten, scheint im Gespräch mit den Eltern zu liegen. Dieses erfolgt in den wenigsten Fällen allerdings wirklich. Oftmals sind aber nicht die Kinder vor dieser Konfrontation gehemmt sondern die Eltern. Ein Schuldeingeständnis scheint ihnen nahezu unmöglich. Psychotherapeuten gehen dieser Tage davon aus, dass eine direkte Konfrontation nicht unbedingt zur Lösung der bestehenden Probleme führen würde. Viel wichtiger ist das bestehende Bild der Eltern zu korrigieren. Der Kopf ist dabei in der Verantwortung.

Oftmals sind wir unseren Eltern gegenüber Kind geblieben und betrachten sie deshalb noch aus einer kindlichen Perspektive. Auch unsere Reaktionen, die zeitweise sehr heftig ausfallen können, erinnern an das Gebaren eines Heranwachsenden. Entscheidende Fragen bei der Umformung des elterlichen Bildes sind daher: Welche Schicksalsschläge haben meine Eltern erlitten? Wieso sind sie zu den Menschen geworden, die ich heute kenne? Bin ich meinen Eltern vielleicht sogar ähnlich? Diese empathische Fragestellung soll das Verständnis zwischen Eltern und Kindern ermöglichen.

Therapieformen

Die bereits genannten Möglichkeiten sich dem elterlichen Bild, das wir haben, zu nähern, werden in Therapiesitzungen vertieft. Zudem kann es sehr hilfreich sein in Selbsthilfegruppen über seine Erfahrungen zu sprechen. Oftmals fühlen sich Betroffene alleine und denken niemand anderes hätte ähnliches wie sie erlebt, da jede Beziehung, besonders zu den Eltern, kaum vergleichbar ist. Es haben sich inzwischen sehr spezialisierte Gruppen entwickelt, die zu etwaigen Themen Gesprächsforen bieten. Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen verfügt über jegliche Informationen rundum das Thema.

 

Was versteht man unter einem Trauma?

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Ein Trauma ist medizinisch gesehen eine Verletzung. In der Psychologie wird unter einem Psychotrauma eine seelische Verletzung infolge einer Erschütterung, die durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde, verstanden. Diese Erschütterung kann beispielsweise ein Unfall, Gewaltanwendung, eine Krankheit oder auch der Tod eines nahestehenden Menschen sein. Der Grad der Verletzung ist individuell verschieden, je nach Sensibilität und Resilienz des Einzelnen.

Wie kann sich ein Trauma äußern?

Banal gesagt kann man nach einem Trauma mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Schlafstörungen, Ärger oder einem Gefühl der Hilflosigkeit reagieren – die Reaktionsmöglichkeiten sind fast grenzenlos. Psychologisch gibt es verschiedene Möglichkeiten mit einem erlittenen Trauma umzugehen: Das Wiedererleben (auch Intrusion genannt), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal). Die Übererregung kann sich in Schreckhaftigkeit, Wutanfällen, Konzentrationsschwierigkeiten oder anderem äußern.

Aber auch emotionale Taubheit und Abgestumpftheit, genannt Numbing, sind möglich. In der Regel klingen diese Angst- und Stressreaktionen von alleine wieder ab. Wenn sie allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, was etwa bei einem Drittel der Betroffenen der Fall ist, kann sich das zu einem Krankheitsbild auswachsen, der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Was ist diese posttraumatische Belastungsstörung?

Als akute Belastungsreaktion wird die Belastung direkt nach einem traumatisierenden Ereignis bezeichnet. Hält dieser Zustand mehr als vier Wochen an, spricht man laut ICD 10 von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Der ICD 10 ist die internationale Klassifizierung von Krankheiten. PTBS kann sich durch die längere Dauer der oben genannten Symptome äußern. Die Tiefenpsychologie, deren Begründer Sigmund Freud war, geht davon aus, dass unbewusste psychische Prozesse das menschliche Fühlen, Denken und Handeln wesentlich beeinflussen. Das (Wieder-)Bewusstmachen von Vorgängen, die durch verschiedene Aspekte ins Unbewusste verdrängt wurden, sei eine wesentliche Voraussetzung für die Therapie von Traumata.

Das Verdrängte wirkt im Unbewussten weiter und führt so zu eventuell problematischem Verhalten, zwischenmenschlichen Beziehungsstörungen und psychischem Leiden. Erst dann, wenn sich der Leidende das Verdrängte bewusst macht, kann er diesen Teufelskreis durchbrechen.

Wie kann therapiert werden?

Sieht man von medikamentöser Behandlung z.B. durch Antidepressiva ab, so gibt es vielfältige Möglichkeiten Traumata zu behandeln. Die meisten Verfahren gehen davon aus, dass diese Störung emotional hervorgeholt werden muss, um sie zu bearbeiten. In der Verhaltenstherapie versucht man die schmerzhaften und sich aufdrängenden Verhaltens- und Denkmuster zu verändern. Dazu setzt man verschiedene Entspannungs- und Expositionstechniken ein. Hier wird der Leidende der Situation ausgesetzt. Dies kann in Wirklichkeit, in vivo, aber auch in senso, also in der Imagination passieren. Relevant sind auch narrative Verfahren wie Psychoanalyse, in der der zu Therapierende mit dem Therapeuten die Problematik in Form von Gesprächssitzungen bearbeitet. In der Hypnose oder der Neurolinguistischen Programmierung kann das u.a. durch Bearbeitung und Verfremdung der Erinnerung passieren.

Bedeutsam ist in dem Zusammenhang auch die Gestalttherapie. Die psychodynamisch-imaginative Traumatherapie (PITT) weist in der Traumabearbeitung ebenfalls bedeutende Erfolge auf. Hier wird mit der Technik innerer Bilder und dem Beobachterblick gearbeitet. Neu ist das EMDR, rapid eye movement desensitization and reprocessing, dessen zentrales Element die sogenannte “bilaterale Stimulation” ist. Darunter ist eine intensive Stimulation beider Hirnhälften durch Augenbewegungen zu verstehen. Angstgefühle werden dadurch reduziert und traumatische Erinnerungen unterliegen einer Veränderung. Als Ziel soll eine schnellere und tiefere Integration des traumatischen Geschehens erreicht werden. In der Praxis ist es häufig so, dass mehrere Verfahren gemischt und zugeschnitten auf den Leidenden angewandt werden. Für diesen ist es relevant, das Trauma nicht unbearbeitet auf sich beruhen zu lassen – egal, welche der oben genannten Verfahren eingesetzt werden.

 

Ein Verkehrsunfall und seine psychischen Folgen

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Denkt man an Verkehrsunfälle, denkt man zuerst an die körperlichen Folgen: Schleudertrauma, Schnittwunden, Prellungen und andere Verletzungen bestimmen die Gedanken an einen Verkehrsunfall und seine Folgen. Die seelischen Folgen aber werden häufig übersehen. Nicht selten bleiben Betroffene eines Verkehrsunfalls mit den psychischen Folgen, beispielsweise einem Trauma, alleine und auf sich gestellt.

Psychische Folgen eines Verkehrsunfalls

Dass dieses Phänomen keine Seltenheit besitzt, zeigt nun eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Für die Untersuchung hatten die Forscher rund 200 schwer verletzte Frauen und Männer unter anderem zu Beginn ihres Krankenhausaufenthalts und sechs bis zwölf Monate nach dem Unfall befragt. Dabei konnten sie aufzeigen, dass die Beschwerden sich häufig kurz nach dem Erlebnis entwickeln. Oftmals aber tritt beispielsweise ein Trauma auch erst Monate später auf.

Jeder dritte Betroffene leidet an Angststörungen und jeder Vierte weist depressive Symptome auf. Bei jedem Zweiten dieser Personen ist von sogar einer ernsthaften depressiven Störung auszugehen. Unter posttraumatischen Belastungsstörungen leidet jeder Dritte direkt nach dem Unfall und fast die Hälfte nach einem Jahr. Auffällig, aber nicht unbedingt überraschend, ist, dass Unfallopfer mit psychischen Vorbelastungen häufiger von seelischen Folgen eines Verkehrsunfalls wie z.B. einem Trauma betroffen sind.

Die medizinische Versorgung der psychischen Folgen

Bei Betrachtung der medizinischen Versorgung ist zu konstatieren, dass das Krankenhauspersonal oftmals nicht ausreichend sensibilisiert für die psychische Komponente eines Verkehrsunfalls ist. Gerade weil psychische Folgen wie ein Trauma nicht direkt nach einem Verkehrsunfall diagnostiziert werden können, muss das medizinische Personal bereits zu diesem Zeitpunkt das Risiko einer eventuellen psychischen Erkrankung – ein Trauma, eine depressive Störung etc. – als Folge eines Verkehrsunfalls bewerten. Dazu kommt die allgemeine Tendenz zu einer Verkürzung der Liegezeiten im Krankenhaus, die nicht zu einer vereinfachten Diagnosestellung beitragen dürfte.

Die schwierige Suche nach einem Therapieplatz

Einen Therapieplatz und dafür die Kosten von der KfZ-Versicherung erstattet zu bekommen, stellt ein weiteres Problem für Patienten, zumindest für Kassenpatienten, dar. Dies führe zu einem Gefühl der Hilflosigkeit bei Betroffenen, das psychische Beschwerden wie ein Trauma begünstigen oder gar erst auslösen kann. Dabei stellt eine frühzeitige Erkennung und Behandlung des Patienten für die KfZ-Versicherung insbesondere aus ökonomischen Gründen oftmals die bessere Alternative dar, als für lange Zeit gegen den Patienten und sein Trauma zu kämpfen. Folgeunfälle sind nämlich keine Seltenheit.

 

Was ist ein Trauma und welche Traumaarten gibt es?

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Der Begriff des Traumas wird heute viele schneller verwendet, als es noch vor Jahren der Fall war. Es gibt viele Ereignisse, die ein Trauma hervorrufen. Nicht immer muss ein Trauma auch zu einer traumatischen Störung führen. So ist der Umgang mit dem Trauma und der traumatisierten Person ein wichtiger Faktor, um daraus zu entkommen. Ein Trauma kann die Ursache für großes menschliches Leid sein. Leider wird dies immer noch viel zu häufig ignoriert oder verharmlost.

Obwohl ein Trauma starke Dysfunktionen und ungeheuren Schmerz hervorrufen kann, ist es eigentlich keine Krankheit. Das Trauma gilt vielmehr als eine Art Nebenprodukt eines Bewusstseinszustandes. Während eines traumatischen Ereignises tritt der sogenannte Überlebensmodus in Kraft. Nach überstandener Gefahr ist dieser Modus nicht mehr notwendig. Hat der Mensch jedoch das Gefühl, dass die Bedrohung andauert oder er sich unmöglich dagegen wehren kann, ist es möglich, dass er in diesem Überlebensmodus verharrt. Ist das der Fall, sollte der Betroffene oder seine Angehörigen unbedingt fachliche Hilfe suchen.

Es gibt eine ganze Reihe von Ereignissen, die ein Trauma auslösen können. Diese lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen.

  • Traumata, die von Menschen zugefügt werden: Auto-, Fahrrad oder Zugunfälle Unfälle beim Sport Brandstiftung Schiffs- oder Flugzeugunglücke Umweltkatastrophen
  • Angriffe: Körperverletzung durch Menschen oder Tiere Sexuelle Gewalt Entführung Diebstahl Einbruch Stalking Mobbing
  • Überlebenstrauma: Kriegserlebnisse – Das überleben einer Naturkatastrophe oder eines Unfalls
  • Berufsbedingte Sekundärtraumatisierung: Bus- oder Zugführer nach einem Personenschaden durch Selbstmord Gesundheitspersonal die den Tod eines Patienten nicht verkraften Rettungspersonal wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Sanitäter
  • Traumatisierung am und durch den Arbeitsplatz: Mobbing Drohender Verlust des Arbeitsplatzes Sexuelle Belästigung Umstrukturierung
  • Einmalige und plötzliche Ereignisse: Naturkatastrophen wie Sturmflut, Tsunami oder Lawinen – Traumata im Zusammenhang mit Geburt oder Tod: Todgeburt eines Kindes Plötzlicher Kindstod Tod eines nahen Angehörigen oder Freundes – Krankheiten: Krebs, AIDS, Multiple Sklerose usw.
  • Traumatisierende Lebensumstände: Angst vor Verarmung oder Arbeitslosigkeit Behinderung Einsamkeit

Dies alles sind Ereignisse, die ein Trauma auslösen können. Oft wir ein Trauma nicht sofort als solches erkannt und erst nach Jahren richtig behandelt. Wer ein Trauma erlitten hat, zeigt oft ganz unspezifische Beschwerden. Es gibt viele Traumapatienten, die erst nach einer jahrelangen Odyssee von Arzt zu Arzt richtig behandelt werden. Da das Thema erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt wurde, gibt es viele Menschen, deren Beschwerden immer noch als Einbildung oder psychosomatisch abgetan werden. Es lohnt sich also, für die Betroffenen nicht aufzugeben und sich in Hände von Experten zu begeben.

Gerade die Generation, die den letzten Weltkrieg miterlebt hat, ist oft schwer traumatisiert. Ohne dass dies jemals zur Sprache kam, geschweige denn behandelt wurde. Erst die posttraumatischen Stressstörungen von Soldaten im Kriegseinsatz rund um die Welt haben das Thema Trauma in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Erstmals erhalten diese Menschen nun fachkundige Hilfe. Das gilt auch für die Opfer von Unfällen, Katastrophen oder für Gewaltopfer. Man hat erkannt, dass die Opfer psychologische Hilfe benötigen, um das erlittene Trauma aufzuarbeiten und es schließlich erfolgreich abschließen zu können.

 

Behandlung eines Traumas

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Wer einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt war, bei dem kommt es zu seelischen Verletzungen, die das Leben auf Dauer überschatten können. Viele dieser Menschen geraten dann in einen Isolationszustand oder sind ihren Ängsten hilflos ausgeliefert. Anders als bei einer körperlichen Verletzung sind die Wunden, die ein Trauma hinterlässt, nicht zu sehen.

Daher ist es sehr wichtig, die Ursachen des Traumas zu erkennen und damit die Heilung in die Wege zu leiten. Die Ursachen für ein Trauma können höchst unterschiedlich sein. Je nach Persönlichkeit empfinden die Menschen ein Trauma ganz verschieden. Aber fast immer ist es ein sehr außergewöhnliches oder sehr plötzliches Schockerlebnis, dass als Trauma empfunden wird. Dies können Unfälle, der Verlust eines geliebten Menschen oder etwa ein Verbrechen sein.

Trauma weder Krankheit noch Störung

Bei einem Trauma handelt es sich um eine Verletzung, die durch Furcht, einem Gefühl der Hilflosigkeit oder Verlusten entsteht. Der Körper reagiert darauf mit einem psychosomatischen Selbstschutz. Dieser Schutz kann sich in einer Verdrängung des Erlebten äußern, aber auch in einer Art von Schockstarre, aus der der Betroffene nur schwer wieder herausfindet. Eine erfolgreiche Behandlung unterstützt die Fähigkeit zur Selbstregulation und arbeitet gleichzeitig das Erlebte auf.

Das Trauma erfolgreich behandeln

Die Psychotherapie spricht bei den Folgen eines Traumas von einer posttraumatischen Belastungsstörung. Das Opfer kann das Erlebte nicht verarbeiten und empfindet sich selbst oft als schuldig. Ein erfolgreiches Vorgehen unterscheidet zwischen verschiedenen Interventionen zur:

  • Psychoedukation
  • Stabilisierung
  • Traumabearbeitung
  • Reintegration

Bei der Psychoedukation steht die Entlastung des Betroffenen im Vordergrund. In der ersten Phase eines Traumas unterliegt das Opfer oft einer Art von Reizüberflutung. Dies macht es schwer, die Kontrolle über seinen Alltag wieder zu erlangen. Die zweite Phase der Heilung steht unter dem Stichwort Stabilisierung. Hier unterstützt der Therapeut den Patienten dabei, das Erlebnis immer wieder zu erleben und es dabei neu zu bewerten. Der zeitliche und räumliche Abstand hilft dabei, das Erlebte quasi mit anderen Augen zu sehen.

Im Zuge der Traumabearbeitung konfrontiert der Therapeut den Patienten mit den Auslösern des Traumas. Unter geschützten therapeutischen Bedingungen hat der Betroffene die Möglichkeit, sich innerlich vom Erlebten zu distanzieren, es also aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ein Trauma beinhaltet auch immer negative Gefühle, die das Opfer auf sich selbst bezieht. Viele empfingen Scham oder Wut über das Erlebte. Diese Emotionen kommen immer wieder hoch und erschweren den Heilungsprozess.

Nach einer erfolgreichen Traumabearbeitung ist es Zeit für die Reintegration des Traumas. Das bedeutet die Bearbeitung von Schuldgefühlen, Trauer, Wut oder Scham. Das Ziel einer Reintegration ist eine Neuorientierung des Betroffenen und damit das Ablegen des Traumas. Jeder, der ein Trauma erlebt hat und es erfolgreich verarbeiten möchte, sollte sich dabei in qualifizierte Hände begeben. In der Regel wird diese Art der Behandlung von den Krankenkassen übernommen. Der erste Ansprechpartner in diesem Fall ist der behandelnde Hausarzt. Er kann in den meisten Fällen einen Therapeuten empfehlen. Als Betroffener sollte man sich nicht scheuen, den Arzt auf seine Ängste oder negativen Gefühle hinzuweisen. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann, falls sie unbehandelt bleibt, mit der Zeit zu ernsthaften körperlichen Erkrankungen führen.

Das Geburtstrauma – Auslöser, Symptome und Behandlungsmethoden

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Eine Entbindung ist ein ganz besonderer Moment im Leben einer werdenden Mutter. Aus Angst vor Schmerzen und Komplikationen greifen inzwischen viele Frauen auf die Möglichkeit eines freiwilligen Kaiserschnitts zurück. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen keinerlei Angst vor der Entbindung bestand und Betroffene trotzdem ein Geburtstrauma entwickeln. Mit diesem Terminus sind peripartale – also mit der Geburt verknüpfte – psychische Erkrankungen gemeint. Wodurch diese ausgelöst werden und wie man sie behandeln kann, soll im Folgenden Thema sein.

Symptome eines Geburtstraumas

Die Symptome, die durch ein Geburtsttrauma ausgelöst werden, können sehr vielfältig sein. Viele Betroffene fühlen sich taub, innerlich erstarrt und zeigen gleichzeitig Angst und Aggressivität. Die auftretenden Symptome sind denen einer Wochenbett-Depression sehr ähnlich, weshalb es zu Verwechslungen kommen kann. Auch Depressionen sind im Allgemeinen als Symptom von Geburtstraumen bekannt.

Auslöser für ein Geburtstrauma

Geburtstraumen können durch zahlreiche Faktoren ausgelöst werden. Komplikationen während der Schwangerschaft allgemein oder auch während der Entbindung stehen sicherlich an erster Stelle, allerdings genügt es in manchen Fällen schon schlichtweg Angst und Ungewissheit zu verspüren. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn die werdende Mutter lange Zeit mit ihren Schmerzen alleine gelassen wurde. Dem Körper wird dann Stress und Flucht signalisiert, die während der Entbindung natürlich nicht vorgenommen kann. Aber auch danach bleibt der Körper in Alarmbereitschaft. Manche Frauen schlafen dann tagelang nicht, weil sie sich auf eine weitere Gefahr vorbereiten.

Was kann man gegen ein Geburtstrauma tun?

Zunächst ist es empfehlenswert sich jemandem anzuvertrauen. Dies kann außerhalb der Familie beispielsweise die Hebamme sein. Betroffene schämen sich häufig, dass sie mit etwas Wunderbarem wie der Geburt ihres Kindes nicht zurecht kommen. Wichtig ist es diese Gefühle ernst zu nehmen und sich Hilfe zu holen. Jährlich seien laut den Zahlen des Vereins Schatten & Licht etwa hunderttausend Frauen von einem Geburtstrauma betroffen. Hilfe kann auch bei Traumatherapeuten gefunden werden und sogar auch im Internet. Viele Therapien verlaufen heutzutage bereits über das Internet, via Skype oder Chat. Besonders für jene Frauen, die sich für ihre Emotionen schämen, stellt eine anonyme Internettherapie eine große Hilfe dar.

In den Therapien ist es üblich, dass die Entbindung Schritt für Schritt nachvollzogen wird. Der Therapeut erklärt dann wieso welche Schritte erfolgt sind und die Betroffene kann dabei „in sich hören“ und von ihren Gefühlen sprechen. Wenn Betroffene Kritik am Verhalten der betreuenden Ärzte oder Krankenschwestern äußern wollen, kann es helfen einen Brief an das zuständige Klinikum zu schreiben, um seinen Ärger loszuwerden. Angehörige sind ebenso in der Pflicht Verständnis für die Gefühle der Betroffenen zu zeigen. Manchmal bewirkt es schon Wunder einfach zu zuhören und da zu sein, Entlastung zu schaffen und ernst zu nehmen, was der Andere fühlt.

 

Traumata bei Kindern mit Hilfe einer App erkennen?

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Traumata lassen sich nicht immer schnell und einwandfrei diagnostizieren. Besonders bei Kindern stellt eine traumatische Erfahrung behandelnde Ärzte oftmals vor große Anforderungen. Kinder sprechen nicht immer gerne mit ihren Eltern oder Freunden über traumatische Erlebnisse und meist fällt es ihnen schwer das Erlebte richtig zu erfassen. Stattdessen flüchten sie sich in Traumwelten und erfinden eine Realität, in der das Traumaerlebniss nicht existiert. Die App „Kidtrauma“ soll nun dabei helfen können Traumata bei Kindern eruieren zu können. Sie dient vor allem als Hilfsmittel für Eltern.

Verunsicherte Eltern

Traumata können durch die unterschiedlichsten Gegebenheiten entstehen. Dazu zählen ebenso alltägliche Erlebnisse wie Unfälle. Kinder kommen demnach ebenso häufig wie Eltern mit traumatischen Erlebnissen in Berührung. Oftmals fällt es ihnen aber schwerer diese zu artikulieren. Vor allem die Eltern sind oftmals überfordert, wenn ihre Kinder Traumata durchleben mussten. Sollte man mit ihnen über das Erlebte sprechen oder zum Alltag zurück kehren? Ist die Behandlung durch einen Psychologen sinnvoll? Solche Fragen kommen auf und finden oft lange Zeit keine Antwort.

Kidtrauma

Die Entwickler der App „Kidtrauma“ weisen vor allem darauf hin, dass es für Kinder, die bereits in frühen Jahren traumatische Erlebnisse durchlaufen haben, wichtig ist, diese frühzeitig zu verarbeiten. Ansonsten könnte es im Erwachsenenalter noch zu weiteren Langzeitfolgen führen. Aus diesem Grund haben sich Wissenschaftler der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit dem Kinderspital vor Ort an die Entwicklung einer App gemacht, die Eltern helfen soll traumatische Erlebnisse für ihre Kinder und dessen Folgen einschätzen zu können.

Den Trauma-Check kann man über die App oder die Website ausfüllen. Ebenso ist es den Eltern möglich den Fragebogen stellevertretend für ihre Kinder auszufüllen, wenn diese noch zu jung sind. Zwei Versionen sind bislang auf dem Markt. Ein Fragebogen für Zwei-bis Sechsjährige und eine Version für Kinder ab sechs Jahren. Zweitere sollte auf jeden Fall von den betroffenen Kindern selbst ausgefüllt werden.

Was die App leistet

Nachdem der Fragebogen wissenschaftsbasiert ausgewertet wurde, erhalten die Eltern Informationen darüber, ob fachlicher Rat zu empfehlen ist sowie Adressen von Beratungsstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weiterhin und das erscheint der wichtigste Aspekt dieser App zu sein, erhalten Eltern auch Tipps, wie sie mit ihren Kindern im Alltag umgehen können. Natürlich ersetzt die App und auch der Fragebogen keine ärztliche Beratung oder Behandlung, allerdings können diese Maßnahmen als erster Schritt angesehen werden.

 

Was ist Gestalttherapie?

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Unter dem Begriff Gestalttherapie versteht man ein psychotherapeutisches Verfahren der Humanistischen Psychologie. Entwickelt haben sie der Psychoanalytiker Fritz Perls, seine Frau Lore Perls und der Soziologe Paul Goodman.

Die Bezeichnung Gestalttherapie hat ihren Ursprung in der Gestaltpsychologie. Diese beschäftigt sich damit, wie sich die menschliche Wahrnehmung ihre eigene Wirklichkeit konstruiert. Anders gesagt, wie sich der Mensch seine eigene Wirklichkeit erschafft. Ihre praktische Anwendung erfährt die Gestalttherapie im Rahmen der Aufarbeitung von belastenden Erlebnissen in der Kindheit, aber auch zur Überwindung von Traumata aller Art.

Die Welt in Gestalten wahrnehmen

Theoretischer Hintergrund der Gestalttherapie ist die individuelle Wahrnehmung des Menschen. Dabei wird oft ein Teil der Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt, während ein anderer Teil als Figur in Erscheinung tritt und sich in den Vordergrund stellt. Unsere eigene Wahrnehmung ist dabei sehr flexibel, der Mensch selbst kann sie lenken und dabei schöpferisch agieren. Das beste Beispiel für diesen Prozess ist die Deutung von Wolken am Himmel.

Jeder Betrachter sieht in den den Gebilden seine eigenen Figuren, keine Deutung gleicht dabei der Anderen. Ebenso funktioniert die Arbeit innerhalb der Therapie. Es gilt negative Erfahrungen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sie damit zu verändern. Neben dem psychologischen Aspekt waren auch andere Strömungen für die Entwicklung der Gestalttherapie prägend. So etwa der Gedanke des Existentialismus sowie anthropologische, philosophische oder psychologische Theorien.

Die Wirklichkeit der eigenen Erfahrungen

Menschliche Erfahrungen sind als Einheit zu betrachten. Wobei der ganze Mensch mit all seinen Gefühlen, seinen Sinnen und seinem Geist darin involviert ist. Eine Erfahrung findet immer im Hier und Jetzt statt. Als Grundlage dient ihr allerdings das eigene Bewusstsein und dieses ist geprägt von den Erfahrungen des bisherigen Lebens. Die Gestalttherapie betont die Wirklichkeit der eigenen Erfahrungen. Der Mensch soll diese Erfahrungen ganz bewusst machen, nur dann kann ein wirklicher Kontakt zu sich und der Umwelt entstehen. Ziel ist es, bestimmte Erfahrungen zu verändern und damit aktuelle Situationen für den Betroffenen leichter zu machen. Wie in dem Beispiel mit den Wolkengebilden und deren Deutung verändert der Mensch seine Wahrnehmung und kann aus dem ehemals bedrohlichen Bild ein Harmloses oder gar Erfreuliches formen.

Verantwortung für das eigene Leben übernehmen

Die Verantwortung für das eigene Leben ist einer der zentralen Gedanken der Gestalttherapie. So kann etwa ein erwachsener Mensch seine, als Kind gemachten schlechten Erfahrungen, für seine Unzufriedenheit oder seinen Misserfolg in der Gegenwart verantwortlich machen. Natürlich haben Erlebnisse und Erfahrungen in der Kindheit einen Einfluss darauf, wie ein Mensch denkt oder fühlt.

Auch das Denken und Handeln ist oft auf diese Zeit im Leben begründet. Jedoch kann jeder erwachsene Mensch die Chance nutzen, durch die Übernahme von Lebensverantwortung sich selbst von belastenden Kindheitserfahrungen zu befreien. Um das zu erreichen gibt der Betroffene im Rahmen der Gestalttherapie diesen Erfahrungen eine andere, neue Bedeutung. Eine erfolgreiche Therapie führt dazu, sich auf den Weg zu sich selbst zu machen. Dies ändert die Art, wie man sich selbst und seine Umwelt sieht. Alte Verhaltensmuster können dabei, ihm Rahmen einer Therapie, vom Patienten selbst durchbrochen und zum Positiven verändert werden.

 

Traumata sind vererbbar

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Das griechische Wort traumen bezeichnet zunächst einmal eine Wunde, die sich im psychologischen Kontext auf die Seele bezieht. Wir alle erfahren im Verlauf unseres Lebens Verwundungen. Situationen, die uns psychisch belasten, kommen häufiger vor.

Traumata sind aber lebenslange Wunden, Erschütterungen der Seele, die uns in akuten Stresssituationen wieder in den Moment des auslösenden Erlebnis zurück versetzten. Die Hirnforscherin Isabelle Mansuy beschreibt das Trauma erstmalig als vererbbar.

Das Mausmodell

In einem Mausexperiment wurde die Vererbung von traumatischen Dispositionen untersucht. Dafür wurden Jungtiere während der ersten zwei Wochen nach ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Dies bedeutet für die Nager eine erhebliche Stresssituation, weshalb ihr Verhalten sich im Verlauf ihrer weiteren Entwicklung auffällig gestaltete.

Interesannt ist, dass auch die nachfolgende Generation, die keine Trennung erfahren hat, auffälliges Verhalten zeigte. Daraus leitet die Neuroepigenetikerin die Vererbbarkeit von Traumata ab. Mäuse seien zwar keine Menschen, aber Ähnlichkeiten des Erbguts liegen vor. Das Tiermodell kann zumindest helfen Rückschlüsse auf Verhaltensweisen von Menschen zu ziehen. Auch Depressionen verlaufen nach einem ähnlichen Schema. Vermutet wird, dass die Vererbung über die MicroRNA im Sperma erfolgt. Dies sind Kopien des Erbguts, die für die Aktivität von Genen zuständig sind.

Die Epigenetik

Die Disziplin der Epigenetik, der Frau Mansuy angehört, ist in vielen Wissenschaftskreisen nicht gerne gesehen, da sie das Grundprinzip des Menschen anfechtet. Laut der Epigenetik ist der Mensch keine Konstante – sein Tun und seine Erfahrung beeinflussen seine Gene und sein Ich-sein, welches widerum an die nächste Generation weiter gegeben wird. Somit wird der Mensch zwar mit bestimmten Genen geboren, kann diese allerdings entscheidend beeinflussen. Diese Sichtweise verändert das menschliche Leben entscheidend. Es gibt uns die Möglichkeit jemand anderes zu sein, uns und unsere Nachkommen zu ändern. Die alte „Ausrede“: Wir sind, wer wir sind, verliert zusehends an Gültigkeit.

Epigenetik und Psychologie?

Die Epigenetik setzt sich zwar mit der Psychologie auseinander, unterscheidet sich aber entscheidend von ihr, da sie psychischen Krankheiten zunächst biologisch auf den Grund geht. Sie versteht psychische Krankheiten als Ausdruck eines biologischen Defekts im Gehirn des Betroffenen. Die Epigenetik ist nun auf dem Weg eine Therapieform zu entwickeln, die zunächst genetische Dispositionen beispielsweise durch Blutuntersuchungen ermitteln kann. Medikamentöse Behandlungsweisen sind aktuell kein Thema.

Die Ermittlung der MicroRNA zur Diagnosestellung, wie es bei den Mäusen der Fall war, ist ein erster Schritt, um ein gültiges Diagnoseinstrument zu finden. Der zweite Schritt ist die Einflussnahme auf die verantwortlichen Gene. In diesem Aspekt steht die Epigenetik noch an den Anfängen. Schon heute interessiert sich die Psychiatrie allerdings enorm für ihre Ergebnisse und untersucht daher vor allem die Familiengeschichten der Betroffenen. Gab es vorherige Traumata in der Familie? Sind Mutter oder Vater von Depressionen betroffen gewesen? Die Epigenetik geht davon aus, dass negative Erlebnisse diese psychischen Krankheiten begünstigen können und auf der anderen Seite helfen positive Geschehnisse gegen die Entwicklung dieser Krankheiten. Ein Lebenswandel in Hinsicht auf Ernährung, Familiengründung und Ähnliches kann entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von psychischen Erkrankungen haben.

 

Posttraumatische Belastungsstörung

Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas


Zu einer posttraumatischen Belastungsstörung kommt es meist durch ein traumatisches Erlebnis. Das kann etwa ein schwerer Unfall, eine Naturkatastrophe oder ein Verbrechen wie eine Vergewaltigung sein.

Der Betroffene wird die Erinnerungen an das Trauma nicht wieder los. Dies führt dazu, dass er oder sie das Erlebte nicht verarbeiten kann. Nicht immer kommt es nach einem derartigen Erlebnis zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, aber falls es dazu kommt, sollte der Betroffene oder seine Angehörigen unbedingt fachliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?

Bei der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) handelt es sich um eine psychische Erkrankungen. Sie entsteht in der Folge von schweren traumatischen Erfahrungen. Opfer von Gewaltverbrechen, Folter, Krieg oder Naturkatastrophen leiden oft jahrelang an den Folgen ihrer Erlebnisse. Aber nicht nur die direkt Betroffenen können daran erkranken, oft sind es auch die Zeugen solcher Ereignisse, die das Gesehene nicht verarbeiten oder vergessen können. Nach neuesten Untersuchungen sind 2 bis 7 Prozent aller Menschen einmal in ihrem Leben von einer PTBS betroffen. Wird dies nicht erkannt und behandelt, besteht die Gefahr, dass die Krankheit chronisch wird. Dies kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen. Allerdings sind die Aussichten auf eine Heilung mit der richtigen Therapie sehr gut.

Welche Symptome zeigen eine Traumatisierung an?

Nicht immer ist die Diagnose ganz einfach, denn die PTBS zeigt sich oft erst Wochen, Monate oder gar Jahre nach dem traumatischen Erlebnis. Häufig leiden die Betroffenen unter immer wiederkehrenden Erinnerungen an das Erlebte. Dies geschieht in Form von sogenannten Flashbacks, Intrusionen oder Albträumen. Es kann aber auch vorkommen, dass sich auffällige Erinnerungslücken zeigen. Gerade Kinder, die das Erlebte oft nicht in Worte fassen können, blenden das Trauma scheinbar aus ihrem Bewusstsein aus.

Bei ihnen ist es besonders schwierig, die Ursachen für eine PTBS zu finden. Nach dem Trauma empfinden viele ein Gefühl anhaltender Bedrohung. Ihre Umwelt erscheint ihnen auf einmal als unsicher und gefährlich. Dies führt zum ständigen Stress für Körper und Seele. Mögliche Folgen sind darüber hinaus unbestimmbare Ängste, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit oder aber auch Konzentrationsstörungen.

Die richtige Therapie nach einer posttraumatischen Belastungsstörung

Je früher die Behandlung einer posttraumatische Belastungsstörung erfolgt, umso besser. Als Ansprechpartner eignen sich speziell dafür ausgebildete Psychotherapeuten. Wobei die Behandlung sowohl ambulant als auch stationär stattfinden kann. Die Therapie erfolgt dabei in einzelnen Schritten. Innerhalb einer Behandlungssitzung kann sich der Patient seinen traumatischen Erlebnissen annähern. Dies geschieht unter Anleitung des Therapeuten. So gelingt es, die Eindrücke und Bilder neu zu bewerten und das Erlebte abzuschließen.

Ziel der Therapie ist es, denn Betroffenen bei seinem Weg zurück ins Leben zu unterstützen. Sie sollen in der Lage sein, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dazu kann es nötig sein, sich beruflich neu zu orientieren. Falls das nicht gelingt, können die Betroffenen einen Antrag nach dem Opferentschädigungsgesetz stellen, um finanzielle Hilfen zu erhalten. Oftmals kämpfen die Opfer auch mit ganz profanen Dingen des Alltags, denn vieles kann ihre Ängste schüren ohne, dass sie das verhindern können. Daher benötigen sie das richtige „physische Rüstzeug“, um eventuelle Rückfälle ganz zu verhindern oder sie zumindest zu meistern.

 

Die Überwindung von Traumata im Berufsleben

Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas


Viele Berufsgruppen habe ein erhöhtes Risiko im Laufe ihrer Karriere in eine Situation gebracht zu werden, die unter Umständen eine Traumatisierung und vielleicht sogar eine Posttraumatische Belastungsstörung nach sich ziehen können. Auch die Berufsunfähigkeit steht dann plötzlich als Schlagwort im Raum. Deshalb sind Aufklärung und Prävention der Mitarbeiter das A und O. Am Beispiel der Deutschen Bahn soll erläutert werden, was dies genau für einen Lokführer bedeutet.

Personenschäden

Innerbetrieblich so genannte „Personenschäden“ sind Menschen, die sich in suizidaler Absicht vor einen fahrenden Zug schmeißen. Statistisch gesehen wird jeder Lokführer in Deutschland rund drei Mal während seiner Laufbahn mit einem solchen „Personenschaden“ konfrontiert.
Die Verteilung ist jedoch nicht gerecht und so gibt es sogar Betroffene, die bis zu sieben Springer ertragen mussten – was schließlich in einer Berufsunfähigkeit resultierte.

Vielen jungen Menschen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, ist dieses Berufsrisiko nicht bekannt. Man assoziiert die mögliche Teilhabe am Tod eines Menschen eben eher mit dem Beruf des Polizisten oder Soldaten, nicht aber mit dem des Lokführers. Deshalb wird bei der Deutschen Bahn schon zu Beginn der Ausbildung darauf geachtet, das vorhandene Risiko aufzuweisen und die Mitarbeiter auf den etwaigen Ernstfall vorzubereiten.

Prävention und Therapie

Präventiv werden die Mitarbeiter also dahingehend geschult, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben. Damit ist nicht nur der Ablauf im Notfall sondern auch der Umgang mit der eigenen Psyche gemeint. Über Symptome von extremem emotionalen Stress wird vorher aufgeklärt und so können diese im Ernstfall sofort identifiziert und ganz anders bewertet werden. Man will so die Hilflosigkeit in des Traumatisierten von vornherein so gering wie möglich halten.

Im Nachhall einer Traumatisierung werden den betroffenen Lokführern Psychologen und Ärzte zur Seite gestellt, die sie in ihrer Regenerationsphase begleiten. Der soziale Rückhalt von Kollegen und Vorgesetzten ist ihnen sicher. Das Auffangnetz der Bahn für ihre Mitarbeiter ist Mittler Weile so gut, dass die meisten nach 10 bis 12 Tagen wieder ihren Dienst antreten können. Für die Zeit dazwischen und danach gilt es, eine gesunde Balance zwischen Ablenkung und Auseinandersetzung zu finden.

Geiseldrama in Amerika- was ist ein Trauma?

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Unter einem Trauma versteht man ein Ereignis, das von außen auf eine Person einwirkt, wobei bekannte Bewältigungsstrategien, wie Kampf oder Flucht, versagen. Der Mensch fühlt sich in dem Moment, in dem das traumatische Ereignis eintritt, hilflos und ausgeliefert, er unterliegt dem Gefühl der Ohnmacht. In diesem Augenblick werden alle Gefühle abgestellt. Der Betroffene fühlt sich gelähmt, als nähme er mental nicht bewusst an der aktuellen Situation teil.

Der Körper wird von einem Taubheitsgefühl befallen und wird empfindungslos. Blickt man auf das Geiseldrama in Amerika wird deutlich, dass einige der Geiseln die oben beschriebene Erfahrung gemacht haben dürfte. Wie geht es aber nach einem solchen Erlebnis weiter? Welche Therapien werden im Zusammenhang mit einem traumatischen Erlebnis durchgeführt? Diese Frage gilt es zu klären. Der Begriff „Trauma“ kommt aus der griechischen Sprache und heißt „Verletzung“.

Wird ein psychisches Trauma erlebt, handelt es sich demnach um eine Verletzung der Seele. Die Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses erfolgt in der Regel in drei verschiedenen Stufen. Als erstes nimmt der Betroffene eine Schockhaltung ein, als nächstes folgt eine Einwirkphase und abschließend beginnt die Erholungsphase.

Menschen verfügen über eine natürliche Fähigkeit zur Selbstheilung. Leider ist es so, dass ungefähr jeder Fünfte nach einem solchen Erlebnis nicht von allein wieder zu psychischer Stärke gelangt. Eine Traumatherapie muss nicht bedeuten, dass die Erlebnisse noch einmal „durchlebt“ und aufgearbeitet werden. Eine Gestalt-Therapie ist ein guter Weg, ein Trauma zu verkraften. Hier wird nicht analysiert, sondern integriert. Destruktive Verhaltensweisen, die die Selbstheilung verhindern, werden aufgespürt und ausgeräumt, sodass sich das Leben wieder normalisieren kann. Grundsätzlich kann man traumatische Erlebnisse anhand unterschiedlicher Kategorien gruppieren. Sicherlich ist jedes traumatische Ereignis höchst individuell, allerdings entscheiden beispielsweise Dauer, Wiederholung und die teilnehmenden Personen über die Behandlungsmethode.

In vielen Fällen wird mit Medikamenten gearbeitet, die die Angstzustände und psychosomatischen Störungen zunächst lindern. Natürlich muss der Patient auch therapeutisch begleitet werden. Spezielle Traumatherapien klären zunächst über „typische“ Reaktionen auf und arbeiten schlimme Erlebnisse auf. Der Patient erlernt Beruhigungstechniken und Wege, Distanz zu schaffen.

Am besten ist es natürlich, wenn eine Akutstabilisierung stattfinden kann, denn auf diese Weise werden die Folgeerscheinungen gelindert und abgefangen. Unterstützend gibt es in Deutschland zahlreiche Vereine, die sich ehrenamtlich der Betreuung von Traumabetroffenen annehmen.

 

Schwere Kindheitserlebnisse fördern Naivität

Dunkles Erbe: Die Verarbeitung eines Traumas


Inwieweit sind Kindheitserlebnisse für die spätere Neigung zu Misstrauen oder allzu blindem Vertrauen verantwortlich? Diese Frage stellten sich die Forscherin Kim Drake und ihr Team an der Universität Leicaster/England und sie fanden erstaunliche Antworten.

Die promovierte Psychologin Dr. Kim Drake machte es sich zur Aufgabe, herauszufinden, ob schlimme Kindheitserlebnisse die Naivität fördern, oder ob die Kinder in ihrem späteren Erwachsenenleben übertrieben misstrauisch werden. Wenn Kinder viel von dem erleben müssen, was man in den ersten Lebensjahren eigentlich nicht erleben sollte, können sie davon ausgehen, seelische Narben davonzutragen.

Die Vermutung liegt nah, dass es Menschen schwer fällt, in ihre Mitmenschen oder in konkrete Situationen Vertrauen zu setzen, wenn sie in ihrer Kindheit traumatisiert worden sind. Das erstaunliche Ergebnis der wissenschaftlichen Studie: Genau das Gegenteil ist der Fall, eine schwere Kindheit fördert die Naivität! Für die Studie wurden von den Psychologen erwachsene Menschen zu ihren Lebensumständen befragt, die in ihrer Kindheit schlechte Erfahrungen machen mussten.

Zum Vergleich wurden andere Probanden herangezogen, die eine behütete Kindheit genießen konnten. Es stellte sich heraus, dass Personen aus der ersten Gruppe weniger Misstrauen gegenüber anderen Menschen oder Situationen empfanden, sich leichter zu etwas überreden ließen und sich schneller und widerstandsloser einem Gruppenzwang unterworfen haben.

In diesem Fall liegt es aber nicht an einem gesunden Selbstvertrauen, das zu einer besseren Vertrauensbasis zu anderen Menschen führt. Traumatisierte Kinder haben nie gelernt, sich auf ihr eigenes Urteil – auch Bauchgefühl genannt – verlassen zu können. Menschenkenntnis konnte nicht geübt werden, ebenso wenig fehlten Übungsfelder zum Aufbau gesicherter Beziehungen.

Die Folge ist eine hohe Verunsicherung gegenüber dem eigenen Urteilsvermögen. Die Neigung, anderen Menschen ungeprüft zu glauben und Vertrauen zu schenken, ist aufgrund dieser inneren Struktur viel stärker, als bei Menschen, die gelernt haben, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Eine schwere Kindheit kann demnach zu späterer Leichtgläubigkeit führen. Die Gefahr, sich in die Irre leiten zu lassen und Lebensentscheidungen von anderen beeinflussen zu lassen, anstatt sich auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren, ist als relativ hoch einzuschätzen.