Steht uns eine Narzissmus-Epidemie bevor?

Steht uns eine Narzissmus-Epidemie bevor?


Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Westen in Deutschland immer narzisstischer wird. Steht uns eine narzisstische Epidemie bevor? In östlichen Teilen halten die Menschen zusammen und sorgen für einander. Geht man jedoch weiter in den Westen, wird man vom rauen Kapitalismus erdrückt. Die Gesellschaft im Westen besteht nur noch aus selbstbezogenen Egoisten die von einem Schleier der Überheblichkeit überzogen sind.

So sagte man das zumindest damals zu Propagandazwecken. Mit diesen Sätzen wollte der Osten die Menschen bei sich behalten. Eine Studie, die bisher noch unveröffentlicht war, deutet jedoch darauf hin, dass die Propaganda nicht komplett an der Wahrheit vorbeigeschossen ist. Laut der Studie soll es im Westen tatsächlich immer mehr Narzissten geben. Dies hat man mit Hilfe von Fragebögen an tausenden Menschen aus dem Osten und Westen herausgefunden.

Kritik an der Studie

Die Studie an sich ist nicht neu. Schon im Jahr 2008 wurden viele Menschen in den USA mit einem ähnlichen Fragebogen von Wissenschaftlern untersucht. Auch sie stellten einen Anstieg narzisstischer Züge bei den Menschen fest und schrieben daraufhin ein Buch darüber: „The Narcisstic Epidemic“. Der Titel „Die Narzisstische Epidemie“ erregte viel Aufsehen. Dadurch erhielt auch die in der Studie angewandte Methodik viel Kritik. Das Problem am Fragebogen ist, dass man nur eindeutige Antworten geben kann. So wurde man zum Beispiel gefragt, ob man sich über ein Kompliment freut oder schämt. Dazwischen gab es keine Auswahlmöglichkeit. Das führt zu unpräzisen Ergebnissen.

Die Wissenschaftler, die die Studien führen, sehen ein, dass die Kritik berechtigt ist. Trotzdem sind sie der Meinung, dass es keine hinreichenden Belege gegen die Ergebnisse der Studie gibt. Während der Studie in Deutschland ist den Wissenschaftlern aufgefallen, dass vor allem selbstsichere Menschen weniger Achtung vor sich selbst haben. Bei der Auswertung hieß es dann, dass die Menschen im Westen zwar narzisstischer seien, aber auch zugleich ein niedrigeres Selbstwertgefühl haben. Dies ist eine schlechte Entwicklung für eine dynamische Gesellschaft.

Ist Narzissmus immer schlecht?

Viele Kritiker sind der Meinung, dass der Begriff „Narzissmus“ viel zu häufig und oft unpassend genutzt wird. Die Menschen wissen nicht genau, welche persönlichen Eigenschaften wirklich narzisstisch sind. „Oft kann sich hinter einer solchen Eigenschaft sogar etwas Positives verbergen“, meint ein Psychiater aus Hamburg. Wissenschaftlich gesehen ist der Narzissmus nichts Schlechtes. Er steht für grundlegende Eigenschaften von psychisch gesunden Menschen wie: Ehrgeiz, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen.

Zum anderen steht der Narzissmus jedoch auch für eine Persönlichkeitsstörung. Deshalb wünschen sich viele Psychologen die Abschaffung vom Narzissmus-Begriff und eine Unterteilung in verschiedene psychopathologische Phänomene. Ein Betroffener, der darunter leidet, geht schließlich nicht in psychische Behandlung, weil er sich selbst liebt. Ab wann der Narzissmus ungesund wird, hängt von jeder Person selbst ab. Solange ein Betroffener nicht darunter leidet, gilt der Narzissmus sogar als gesund und antreibend.

 

SINS: Der neue Narzissmus-Test mit nur einer Frage

Steht uns eine Narzissmus-Epidemie bevor?


Psychologie-Tests können in vielerlei Hinsicht eingesetzt werden. Entweder ermittelt man auf diese Weise die Gefahr an Burnout zu erkranken oder wie es um das eigene Selbstbewusstsein bestellt ist. Auch in Hinblick auf die Diagnose Narzissmus kann ein psychologischer Narzissmus-Tests Wunder wirken. Ein bekannter und fundierter Test zu dieser Persönlichkeitsstörung ist der Narcissistic Personality Inventory (NPI). In Form von 37 bis 54 Fragen kann der Betroffene ermitteln, ob er als Narzisst eingestuft wird oder nicht. Die Psychologen Brad Bushman, Sara Konrath und Brian Meier haben nun einen Narzissmus-Test entwickelt, der mit Hilfe lediglich einer Frage ermitteln kann, ob uns ein Narzisst gegenüber sitzt oder nicht.

Die Selbstbefragung

Der von den beiden Psychologen ermittelte Test präsentiert dem Betroffenen genau eine Aussage, die wie folgt lautet:”Ich bin ein Narzisst. (Hinweis: Ein Narzisst ist egoistisch, auf sich selbst konzentriert, eitel).” In der Folge ist der Testende angehalten auf einer Skala von eins bis sieben zu bewerten, inwieweit er dieser Aussage zustimmt. Das Single Item Narcissism Scale (SINS) wurde bereits in elf Versuchen mit rund 2200 Probanden getestet und gab insgesamt sicher Auskunft über die Ausprägung der Selbstverliebtheit.

Narzissmus

Narzissten haben im Allgemeinen ein gesteigert positives Selbstbild, das keinerlei Kritik stand hält. Betroffene überwerten ihre positiven Eigenschaften und reagieren sehr negativ auf Kritik von außen. Sie verfügen daher auf eine ausgeprägte Selbstliebe, die sie im Umgang als soziales Wesen oftmals vor Grenzen bringt. Die Untersuchungen im Rahmen des SINS konnten nachweisen, dass Personen, die der Aussage sich selbst betreffend zustimmten, ebenfalls extrem abwehrend auf Kritik reagierten.

Wieso funktioniert ein Test mit nur einer Frage?

Narrzisten sind von ihrer Überlegenheit derart überzeugt, dass sie diese als natürlich gegeben ansehen. Sie empfinden ihre Egozentrik nicht als negative Eigenschaft oder Krankheit. Aus diesem Grund werden sie jederzeit ehrlich auf die Frage nach dem Grad ihrer Selbstliebe antworten. Das SINS ist demnach eine Möglichkeit zur schnellen Diagnose von Narzissmus. Ausführliche Fragebögen leisten weitere Aufschlüsselungen dieser Persönlichkeitsstörung und sind für eine Therapie unabdingbar.

 

Ist Narzissmus heilbar?

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Der Narzissmus geht auf einen griechischen Mythos zurück, bei dem der Jüngling Narziss die Liebe der Nymphe Echo zurückweist. Zur Bestrafung belegt ihn Aphrodite mit einem Fluch, der ihn in einen Zustand der unendlichen Selbstliebe versetzt, welche ihm später zum Verhängnis wird. Die verliebte Selbstbetrachtung des Narziss im Spiegel des Gewässers steht bildhaft für diese Selbstverliebtheit. Auf diesen Mythos zurückgehend werden heute narzisstische Wesenszüge oder auch in extremer Ausprägung eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) beschrieben.

Die Ausprägungen des Narzissmus

Charakteristische Wesenszüge des Narzissmus, ob nun in leichter oder schwerer Form, sind die Selbstverliebtheit und die Selbstverherrlichung des Betroffenen. In der Welt des Narzissten dreht sich alles um ihn, seine Probleme und seine Fähigkeiten. Narzissten reden sehr gerne von sich selbst und haben wenig Einfühlungsvermögen für andere Menschen. Sie glorifizieren ihre eigenen Talente und Fähigkeiten gerne und sehen sich am liebsten in “besserer” Gesellschaft, denn “nur das Beste ist gerade gut genug”. Sie wirken oft arrogant, hochmütig und anmaßend. Nicht selten kommt es vor, dass sie gegenüber ihren Mitmenschen eine respektlose, erniedrigende und verachtende Verhaltensweise an den Tag legen. Sie können schlecht mit Kritik umgehen, fühlen sich sehr schnell gekränkt und wenn ihnen etwas nicht gelingt, dann wird meist im Außen nach den Ursachen gesucht.

Häufig tritt in zwischenmenschlichen Beziehungen Neid und in Partnerschaften unbegründete Eifersucht auf. Diese Symptome lassen sich jedoch nicht auf die tatsächliche Selbstsicherheit des Narzissten zurückführen, sondern überspielen vielmehr eine tiefe Unsicherheit und ein mangelndes Selbstwertgefühl. Menschen mit narzisstischen Verhaltensmustern brauchen ständig Anerkennung und Komplimente. Bekommen sie diese nicht, fühlen sie sich leer und können depressiv werden. Es ist jedoch zwischen narzisstischen Wesenszügen und einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden. Letztere beschreibt eine extreme Ausprägung narzisstischer Züge und kann als psychisches Krankheitsbild bezeichnet werden.

Gibt es Heilung?

Menschen mit narzisstischen Wesenszügen haben es sicherlich leichter diese in den Griff zu bekommen und mit ihnen zu leben, als Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Ersteres kann den Menschen oft selbst bewusst werden und sie können dies reflektieren, dann kann beispielsweise eine Verhaltenstherapie den Umgang mit sich selbst und den Mitmenschen verbessern. Eine völlige Überwindung narzisstischer Züge ist jedoch eher unwahrscheinlich. Noch schwieriger verhält es sich bei einer tatsächlichen narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Hierbei kommt es darauf an, dass der Patient, für den Fall, dass er tatsächlich einen Therapeuten aufsucht, dem Behandelnden auf Augenhöhe begegnen kann. Er darf sich weder über- noch unterlegen fühlen, ansonsten ist ein Abbruch der Therapie sehr wahrscheinlich. Findet eine Therapie statt, versucht der Therapeut versucht beim Patienten eine Einsicht über das narzisstische Verhaltensmuster zu wecken und die Wahrnehmung des Patienten gegenüber den Mitmenschen zu verändern. Weiterhin wird in einer Therapie versucht, das Selbstwertgefühl zu stärken, um so einen normalen Umgang in Beziehungen jeglicher Art zu erreichen. Leider profitiert jedoch nur ein Teil der betroffenen Patienten von einer Psychotherapie. Ein weitaus höherer Teil bricht die Therapie ab und bleibt in der Welt der eigenen narzisstischen Fantasien gefangen.

 

Verhaltensweisen von Narzissten

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„Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer ist die Schönste im ganzen Land?“ – bei der Königin aus Schneewittchen handelt es sich ganz sicher um eine narzisstische Gestalt. Doch nicht nur bei den Gebrüdern Grimm kommen sie vor, sondern auch im echten Leben.

Sie haben sicher auch mit ihnen zu tun – den Narzissten. Einerseits unwahrscheinlich charmant, schillernd und faszinierend. Andererseits rücksichtslos, unnachgiebig und stur – einfach unangenehm. Hinter manchem Rücken könnte man da – wie im Märchen- schon den vergifteten Apfel vermuten.

Wie entsteht ein Narzisst? 

Doch woher kommt das? Theodore Millon und Roger Davis haben dazu eine Theorie: Demnach haben manche Menschen haben in ihrer frühkindlichen Entwicklung unzureichend Liebe, Wertschätzung und Anerkennung von den Eltern oder anderen relevanten Bezugspersonen erfahren.

Sie leiden oft ein Leben lang darunter und geben ihre Reaktionen auf ihre Entbehrungen an andere weiter. Andere wiederum erlebten eine wohl behütete Kindheit, in der sie und ihre Wünsche im Mittelpunkt standen. Nicht selten schwanken diese Kinder zwischen einem übersteigerten Selbstbild und der Furcht, den Fremdansprüchen nicht zu genügen. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen und reicht hin bis zu narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die fälschlich häufig synonym mit der Borderline-Störung verwendet wird.

Wie erkennt man einen Narzissten?

Wie oben schon beschrieben – es ist nicht leicht. Narzissmus hat zwei Seiten. Zum einen haben Narzissten häufig ein schlechtes Selbstbewusstsein und lehnen die eigene Person nach innen ab, aber gleichzeitig wird ein überzogenes und sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein nach außen zur Schau getragen. Sie sind immer auf der Suche nach Bewunderung und Anerkennung, wobei sie anderen Menschen wenig echte Aufmerksamkeit schenken.

Narzissten halten sich für sehr wichtig und versuchen immer eine Sonderstellung einzunehmen. Sie neigen dazu andere auszubeuten. Narzissten überschätzen oft ihre eigenen Fähigkeiten und zerstören aus Neid, was andere Menschen aufgebaut haben. Signifikant ist ihr Mangel an Empathie und Kritikfähigkeit. Kritik weckt hier oft Aggressionen. Häufig wird auch versucht durch teils erfundene oder übertriebene Geschichten kritische Menschen herabzustufen. Die andere Seite ist das, was uns an Narzissten fasziniert: weltmännisches Auftreten, Charme, Esprit. Sie sind häufig in Führungspositionen zu finden.

Die Studie

Die Psychologen Prof. Dr. Mitja Back und Dr. Albrecht Küfner von der Universität Münster haben eine Studie zu diesem Thema gemacht mit dem Ziel die Diskrepanz zwischen diesem positiven und negativen Auftreten des Narzissten zu erklären. “Diese Befunde verdeutlichen, dass Narzissten zwei Gesichter haben. Eine Hälfte der Persönlichkeit ist durch Selbsterhöhung und Selbstdarstellung auf der Suche nach Bewunderung gekennzeichnet.

Die andere versucht, fehlender Anerkennung und Kritik durch die Abwertung anderer und durch aggressives Verhalten entgegenzutreten”, erklärt Mitja Back. “Beide Strategien dienen den Narzissten dazu, ihre vermeintliche Großartigkeit aufrechtzuerhalten. Sie sind aber unterschiedlich effektiv. Je nachdem, welche der zwei Seiten in einem sozialen Kontext stärker zum Ausdruck kommt, ist Narzissmus mit sozialem Erfolg oder mit sozialen Konflikten und Unbeliebtheit verbunden.”

Albrecht Küfner erläutert dazu: “Wenn wir Narzissten kennenlernen, erscheinen sie uns aufgrund ihres selbstbewussten und ausdrucksstarken Verhaltens häufig sympathisch, attraktiv oder als ‘Macher’. Erst später, wenn sich in engeren Interaktionen zeigt, dass Narzissten weniger auf andere achten und gereizt auf Kritik reagieren, kommt es zu einer abnehmenden Beliebtheit unter Gleichaltrigen, zu Konflikten in Paarbeziehungen und zu ausbleibendem Erfolg im Beruf.” Die Psychologen um Mitja Back und Albrecht Küfner wollen nun zusammen mit Forschern der Universitäten Göttingen, Berlin und Tilburg (Niederlande) auf den Ergebnissen ihrer Studien aufbauen und zum Thema „soziale Konsequenzen von Narzissmus“ weiterforschen.

 

Wird Narzissmus heutzutage positiv umgedeutet?

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Es scheint als sei die Welt heutzutage voll von ihnen: Narzissten. Sie erstellen fortlaufend Selfies, bewundern sich im Schaufenster und es mangelt ihnen offensichtlich an Empathie. Die drei prägnantesten Symptome eines Narzissten sind Gefallsucht, Empathiemangel und Übermut. Doch sind wir dann nicht alle ein bisschen narzisstisch?

Positiver Narzissmus und Maskeraden

Unter positivem Narzissmus verstehen Psychologen ein gesteigertes Selbstwertgefühl. Daran scheint es zunächst einmal nichts auszusetzen zu geben. Ein Narzisst hat meist allerdings zu wenig Selbstwertgefühl, wertet Andere daher „gerne“ ab und versteckt sich hinter einem übersteigerten, konstruierten Bild seiner selbst. Kritik kann der Narzisst gar nicht leiden und fühlt sich schnell gekränkt. Er ist ja so perfekt, dass es an ihm nichts zu kritisieren gibt.

Gesellschaft und Narzissmus

Psychologen gehen davon aus, dass unser Hyper-Kapitalismus und unsere Selfie-Gesellschaft diesen Trend und die Entstehung von Narzissmus begünstigen. Es geht immer mehr darum, was wir nach außen hin darstellen. Angefangen bei der Kleidung, dem sozialen Stand, der sich im Aussehen äußert und dem perfekten Lebenslauf. Auch das Elternhaus sei entscheidend für die Entwicklung von Narzissmus. Hat das Kind das Gefühl, dass die Eltern sich ein Bild von ihrem Kind konstruieren, dass ihnen besser gefällt als die Realität, nimmt das Kind dieses Bild an und denkt es sei das einzig „Richtige“. Auch diese Entwicklung ist dieser Tage immer häufiger zu beobachten, da auch Eltern auf den Gesellschaftsdruck stetig das Beste und Teuerste zu besitzen, reagieren. Sie übertragen die Anforderungen der Gesellschaft gleichsam auf ihre Kinder.

Die Generation der 20-Jährigen, die Digital Natives, werden mit Narzissmus groß. Sie erblicken ihn quasi an jeder Straßenecke, in sozialen Netzwerken und anderswo. Gleichzeitig wird Narzissmus nicht mehr nur negativ gedeutet, sondern durchaus als gegeben und nicht unbedingt andersartig wahrgenommen. Besonders und überzeugt von sich zu sein fördert doch beispielsweise die Karriere. Was kann daran also schlecht sein? Wohin diese Entwicklung die Menschen einer Gesellschaft treibt und wie sich dies weiterhin auf die folgenden Generationen auswirken wird, zeigen uns Facebook und Twitter, die uns auf Schritt und Tritt verfolgen und soziale Interaktion auf das Internet verschieben.

 

Narzissten können Empathie lernen

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In der heutigen Ellenbogen- Gesellschaft wird dieser Typ Mensch immer bekannter: Der Narzisst. Der Narzisst liebt lediglich sich selbst. Sein Charakter zeichnet sich ja eben durch die Selbstliebe zu dem Bild, das er von sich hat, aus. Dieser Begriff geht auf den griechischen Mythos des Jünglings Narziss zurück, der sich verliebt wähnt, als er sein Spiegelbild betrachtet und schließlich erkennen muss, dass er sich selbst liebt und keine andere Person.

Im Alltagsgebrauch wird Narzissmus mit Egoismus, Selbstsucht und anderen Ich-bezogenen Charaktereigenschaften verbunden. Neusten Erkenntnissen zufolge kann der Narzisst allerdings durchaus auch Empathie empfinden. Nach bisherigen Auffassungen steht dies seinem Charakterwesen gänzlich entgegen.

Neuste Studie zum psychologischen Bild des Narzissten

Britische Forscher haben nun herausgefunden, dass das, was Narzissten bislang gänzlich abgesprochen wurde, nämlich Mitgefühl mit anderen Lebewesen oder auch nur ein gewisses Interesse an anderen zu haben, für sie lernbar ist. 300 Probanden mit stark ausgeprägten narzisstischen Zügen wurden innerhalb der Studie untersucht. Die Betroffenen wiesen allerdings keine psychischen Störungen auf und konnten ihren Alltag gegenüber Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung bewältigen. Den zweitgenannten fällt es oft schwer mit Menschen in Kontakt zu treten, sie leiden immens unter Trennungen und sind extrem unflexibel.

Die Studie

Die Probanden waren also „erfolgreiche“ Narzissten. Während der Studie wurde den Narzissten zunächst von einer Trennung erzählt, die in Abstufungen sehr dramatisch zu Ende ging. Beispielsweise verfiel der Verlassene in eine Depression. Bei diesem Modell konnte keiner der Probanden Mitgefühl empfinden.

Fühle mit!

Im zweiten Durchlauf wurden den weiblichen Probanden eine Videoaufnahme gezeigt, in der eine Frau Opfer häuslicher Gewalt wurde. Nach Aufforderung sich in das Opfer hinein zu versetzen, konnten einige Probanden tatsächlich Empathie für die betroffene Frau empfinden. Probanden, denen keine Aufforderung zu Teil wurde, zeigten keinerlei Empathie.

Der Aufforderungscharakter ist demnach entscheidend für die Fähigkeit Empathie zu empfinden. Empathie oder Mitgefühl lässt sich auch medizinisch erfassen. Eine erhöhte Herzfrequenz kann beispielsweise daraufhin deuten, wie sehr ein Proband mit dem Gesehenen mitleidet. Bei den Narzissten waren diese Werte stetig gleichbleibend. Erst nach der konkreten Aufforderung sich in das Opfer hinein zu versetzen, erfolgte eine Veränderung. Auch bei Psychopathen konnte ein ähnliches Empathiemuster nach gewiesen werden.

Motivation ist das Schlüsselwort

Diese Erkenntnis ist nicht nur für die Umwelt des Narzissten von nutzen. Auch die Betroffenen können dadurch den Umgang im Job und Freundeskreis für alle Parteien verbessern. Die Bewusstwerdung, für einen anderen Menschen mitzufühlen, ist bei Narzissten oftmals nicht vorhanden und muss daher angeregt werden. Die Motivation ist der entscheidende Faktor für die Bereitschaft zur Empathie. Möglicherweise wäre es daher sinnvoll dem Narzissten selbst mit Empathie zu begegnen oder ihm zu zeigen, dass er nur durch empathisches Verhalten Teil der Gemeinschaft sein kann.

Frauen und Männer reagieren übrigens durchaus unterschiedlich, wenn es um empathisches Verhalten geht. Männer zeigen den zuvor als fair eingestuften Menschen Mitleid, während sie die „Fieslinge“ links liegen lassen. Frauen hingegen können auch mit den „Bösen“ Mitleid empfinden, ebenso wie mit den Opfern.

 

Wenn elterliche Liebe zu Narzissmus bei den Kindern führt

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Immer mehr Eltern erliegen dem Gedanken, dass ihr Kind etwas Besonderes ist. Diese Besonderheit bezieht sich dabei nicht auf die Wesensart des Kindes, sondern auf seine Leistungen. Unsere heutige Leistungsgesellschaft suggeriert uns, dass nur sehr fleißige und begabte Kinder „weit im Leben kommen“. Wenn Eltern diesen Gedanken allerdings auf ihre Kinder übertragen, kann es bei den Kleinen zu Narzissmus führen.

Forscher um Eddie Brummelmann von der Universität Amsterdam eruierten, dass es immer mehr selbstverliebte Kinder und Erwachsene gebe und dass der Grund dafür bei der Erziehung respektive den Eltern läge. 565 niederländische Kinder wurden für die Studie befragt. Sie Alle befanden sich im Alter zwischen sieben und elf Jahren.

Auch ihre Eltern wurden in einem halbjährlichen Turnus von den Wissenschaftlern befragt. Die Studie wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg durchgeführt. Dabei war auffällig, dass jene Eltern, die von ihren Kinder behaupteteten sie seien etwas Besseres und hätten daher auch ein besonderes Leben verdient, auch narzisstische Züge auf ihre Kinder übertrugen.

Ein gesundes Maß an elterliche Zuwendung

Als Resultat dieser Studie zeigt sich, dass eine übertriebene elterliche Zuwendung zu narzisstischen Zügen bei Kindern führen kann. Auch der stetige Stress, denen Eltern ausgesetzt sind, kann dazu führen, dass sie es ihren Kindern besonders recht machen möchten und diese nahezu verhätscheln. Diese Deutung widerspricht der bisherigen psychoanalytisch orientierten Deutung und rückt die Erziehung in den Mittelpunkt für die Ausbildung von Narzissmus. Nicht die Vernachlässigung von Kindern führe zu diesen Persönlichkeitsmerkmalen, sondern das Gegenteil. Das ein Zuviel an elterliche Liebe auch schädlich sein kann, mag viele Eltern überraschen. Die Studie belegt es allerdings.

Selbstbewusstsein ist gut, Narzissmus nicht

Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass Eltern ihre Kinder nicht lieben dürfen oder gar sollen. Sie sollen ebenso stolz auf sie sein, aber in einem gesunden Maß, welches das Kind nicht auf eine übernatürliche Ebene hebt. Denn dieses gesunde Maß unterscheidet einen Narzissten von einem geliebten Kind. Ersterer ist nicht in der Lage seine Bedürfnisse zurück zu stecken und ist demnach nicht gesellschaftsfähig. Die elterliche Liebe und Unterstützung fördert gleichsam das Selbstbewusstsein. Gegen ein gesundes Selbstbewusstsein ist auch nichts einzuwenden, während Narzissten sich nicht auf Augenhöhe mit Anderen sehen, sondern weit darüber. Wie auch in diesem Fall zeigt sich erneut welchen enormen Einfluss die Erziehung auf die Entwicklung eines Kindes hat.

 

Narzissten, Selbstliebe im positiven wie negativen Sinne

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Der Begriff Narzissmus geht auf die griechische Mythologie zurück. Narziss war ein viel umworbener Jüngling, der aus Stolz auf seine eigene Schönheit alle Bewerber zurückwies. Einer der Abgewiesenen rief die Götter an, Narziss für sein Verhalten zu bestrafen. Die Götter erhörten ihn und straften Narziss mit unstillbarer Selbstliebe. Er verfiel seinem eigenen Spiegelbild, das er im Wasser erblickte und ertrank schließlich darin.

Als Narzissten bezeichnet man auf sich selbst bezogene Menschen. Sie zeigen egoistische und egozentrische Wesensmerkmale und vernachlässigen dabei alle anderen. Wenn sie jemanden lieben, dann nur um selbst geliebt zu werden. Narzissmus weist eine starke innere Bezogenheit auf sich selbst, sein Wohlbehagen und seine Selbstsicherheit auf. Dabei muss Narzissmus nicht unbedingt als krankhaft oder abnormal bezeichnet werden.

Positiver und negativer Narzissmus

Die Wissenschaft kennt sowohl positiven als auch negativen Narzissmus. Ein positiver Narzissmus bezeichnet eine bejahende Einstellung zu sich selbst. Dazu gehört ein stabiles Selbstwertgefühl, dass auch Rückschläge gut verkraftet. Diese Menschen ruhen in sich selbst, sind anderen zugewandt und strahlen eine gewisse Wärme aus.

Beim negativen Narzissmus überwiegt mangelndes Selbstwertgefühl. Ist der negative Narzissmus stark ausgeprägt, so ist dieser Mensch überwiegend sich selbst zugewandt und verfügt über ein eher passives Liebesbedürfnis. Er liebt nur, um geliebt zu werden. Für diesen Menschen existiert kein Gleichgewicht im Geben und Nehmen.

Pathologischer Narzissmus

Narzissmus existiert auch in Form einer pathologischen Persönlichkeitsstörung. Diese ist durch ein übersteigertes Gefühl für die eigene Wichtigkeit gekennzeichnet. Der Narzisst schwelgt in Gefühlen über Macht und Erfolg und fordert von seiner Umgebung rückhaltlose Bewunderung. Das zentrale Symptom für pathologischen Narzissmus ist ein labiles Selbstwertgefühl und ein Gefühl der Unfähigkeit und Leere. Ein pathologischer Narzisst fällt durch Egoismus und Arroganz auf. Sein Ehrgeiz und die meist überzogenen Ansprüche an sich und seine Umgebung führen dabei häufig zu Erschöpfungszuständen. Dabei sieht der Betroffene die Schuld daran immer in seiner Umgebung und nie bei sich selbst.

Ursachen für Narzissmus

Als Ursache für Narzissmus sieht die Wissenschaft neben einer erblichen Disposition, die Prägung durch familiäre Verhältnisse. Ihrer Meinung nach entsteht Narzissmus bereits in der frühen Kindheit. Narzissten werden in dieser Zeit häufig zu wenig wahrgenommen. Ihre Bedürfnisse finden keine Unterstützung oder sie fühlen sich überfordert. Gerade überbehütete Kinder haben oft keine Möglichkeit ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Auch die Konstellation in der Familie kann diese Persönlichkeitsstörung hervorrufen. Etwa dann, wenn die Mutter das Leben dominiert und die Rolle des Vaters kaum oder gar nicht vorhanden ist.

Therapieformen

Im Augenblick gelten kognitiv/verhaltenstherapeutische und supportive (unterstützende) Techniken als erfolgreich. Das gilt auch für tiefenpsychologische und/oder störungsorientierte Behandlungsverfahren. Sie gehen ganz gezielt auf die Problembereiche dieser gestörten Persönlichkeiten ein. Um Selbsterfahrung und selbst gesteuerte Möglichkeiten der Veränderung zu nutzen, wenden Fachleute auch psychagogische Therapiemethoden an.

Ein Narzisst soll im Rahmen einer Psychotherapie lernen, sich zurückzunehmen und die eigenen Ansprüche zu reduzieren. Dabei lernt er, sich an seine Umgebung besser anzupassen. Die Therapie kann dabei helfen, die Probleme nicht nur in der Umgebung, sondern auch bei sich selbst zu erkennen. Wie jede Therapieform benötigt man Zeit, denn so tief verwurzelte Verhaltensweisen lösen sich nicht einfach über Nacht auf.