Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen

Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen


Die Zahl der Menschen in Deutschland, die unter Depressionen leiden liegt schätzungsweise bei 4 Millionen. Das ist eine große Zahl und eine noch größere Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Während wir oft zwischen einer psychischen und einer physischen Krankheit unterscheiden, zeigt uns die Medizin immer mehr, dass der Übergang viel fließender ist als wir denken.

Starke Medikamente haben starke Nebenwirkungen

Des Weiteren kristallisiert sich seit Jahren schon heraus, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Depressionen gibt. Der entzündungstherapeutische Ansatz ist oft vielversprechend, weil die meisten Patienten mit Depressionen durch die üblichen Medikamente nicht geheilt werden können. Im Falle von Depressionen sind oft starke Medikamente eine Lösung. Diese Lösung aber, sorgt auch für viel Kritik, weil ihre Nebenwirkungen sehr stark sind. Dazu kommt, dass Antidepressiva den Serotonin-Spiegel deutlich erhöhen.

Abwehr des Körpers ist durch Depression geschwächt

In Frankreich und auch in Deutschland haben vor kurzem mehrere Studien beweisen können, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Depressionen gibt. Dr. Sophie Georgin-Lavialle vom Sainte-Anne-Krankenhaus konnte beispielsweise nur bei depressiven Probanden eine Produktion von Chinolinsäure statt Serotonin, wie es eigentlich üblich ist. Die Chinolinsäure ist ein neurotoxisches Derivat und sehr gefährlich für den menschlichen Körper. Der Grund dafür ist eine überstarke Aktivierung der Mastozyten. Dabei handelt es sich um Zellen, die für die Abwehr des Körpers verantwortlich sind. Die Ergebnisse und Untersuchungen wurden einst von den Professoren Olivier Hermine und Raphael Gaillard erwiesen. Sie konnten den Zusammenhang zwischen Mastozyten und Depressionen beweisen.

In diesem Bereich der Medizin gibt es in Deutschland besonders zwei Personen, die mehr als nur erwähnenswert sind, nämlich Prof. Harald Engler und Prof. Manfred Schedlowski. Engler ist an der medizinischen Fakultät Duisburg-Essen (UDE) und Schedlowski am Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) angestellt. Beide Professoren konnten nachweisen, dass Depression dazu führen, dass die Konzentration an Interleukin (IL-6), einem Immunbotenstoff, im Blut und auch in der Gehirnrückenmarks-Flüssigkeit (Liquor) deutlich weniger wird. Wenn ein Proband eine höhere Konzentration aufwies, dann weil die Symptome für eine Depression auch größer und stärker waren.

Die Vermutung der Wissenschaftler ist jetzt, dass IL-6 durch das Blut in unser Gehirn gelangen kann und dort neuronale Prozesse durcheinanderbringt und diese eine Depression bewirken können. Es muss zwar noch untersucht werden, wie genau IL-6 in unserem Körper transportiert wird und ob das überhaupt möglich ist, es erscheint aber mehr als nur plausibel. In Berlin forschen auch noch weitere Mediziner an diesem Thema. Am Universitätskrankenhaus der Charité untersucht beispielsweise Prof. Julian Hellman-Regen Minocyclin. Das Medikament wird ursprünglich gegen Infektionen und Akne eingesetzt. Hellman-Regen möchte herausfinden, ob es sich auch für die Bekämpfung von Entzündungszellen im Gehirn eignet.

Ein heiß diskutiertes und erforschtes Thema in Europa

In Frankreich und auch in anderen Einrichtungen in Deutschland wird das Thema genau untersucht. Ganz egal ob in Toulouse oder Berlin, die Ergebnisse von Studien und Labortests lassen doch sehr stark vermuten, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Depressionen und Entzündungen gibt. Das kann natürlich eine revolutionierende Entdeckung sein für die Medizin. Psychische Krankheiten sind meist schwer zu behandeln bzw. die Diagnose stellt uns oft vor große Probleme. Der Zusammenhang mit Depressionen könnten sowohl die Diagnose als auch die Heilung sehr vereinfachen.

 

Schmerzwahrnehmung und Mitgefühl

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Wenn jemand anderes unter Schmerzen leidet, dann zucken wir oft zusammen. Das liegt daran, dass wir aus eigener Erfahrung oder Vorstellung den Schmerz gut nachempfinden können. Man stellt sich ohne es zu wollen vor, dass man selbst auch an diesem Schmerz leidet. Wenn man sich ständig darauf konzentriert keinen Schmerz mehr zu spüren oder ihn gar ignoriert, verliert man auch das Mitgefühl. Das Nachempfinden von Schmerz hängt also mit unserer Fähigkeit mitzufühlen zusammen und kann von uns beeinflusst werden.

Die eigene Überzeugung kann Schmerzen lindern

Für diese Theorie spricht auch ein Experiment aus Wien. Man bat Probanden ein Medikament einzunehmen und teilte ihnen mit, dass es schmerzlindernd wirkt. Tatsächlich war es ein Scheinmedikament und hatte keinerlei Wirkung. Trotzdem glaubten die Probanden an die Wirkung des Medikaments und empfanden bei Tests weniger Schmerz als zuvor. Diesen Effekt nennt man den Placebo-Effekt.
Man untersuchte bei den Tests auch Aktivitäten im Gehirn der Teilnehmer und konnte welche im singulären Kortex erkennen. Dieser Bereich ist für unser Empathievermögen zuständig und war weniger aktiv als sonst. Die Probanden waren also schmerzresistenter und ihr Einfühlungsvermögen wurde gedämpft.

In einem zweiten Experiment wollte man herausfinden, ob Opiate, die für unser Empfinden zuständig sind, auch beim Placebo-Effekt aktiv sind. Hierzu stellte man den vorherigen Test nach und gab ihnen zusätzlich noch ein Medikament, welches die Andockstellen für Opiate blockierte. Es kam wie erwartet: Weder das Schmerzempfinden der Probanden noch die Empathiezentren wurden gedämpft. Das zeigt, dass unsere eigene Vorstellung und Überzeugung wie ein schmerzlinderndes Medikament wirken kann.

Empathie bei Schmerz nimmt mit der Zeit ab

Das Mitempfinden beim Schmerz nimmt drastisch ab, wenn man oft damit konfrontiert ist und sich somit daran gewöhnt. Um das herauszufinden zeigte man Probanden Fotos, auf denen man sehen konnte, dass Menschen Schmerz zugefügt wurde. Bei der Beobachtung der Fotos wurden durch das Empathiezentrum Bereiche im Hirn aktiv, die auch beim Schmerzempfinden aktiv sind. Zeigte man ihnen die Bilder noch einmal, war die Reaktion bei weitem schwächer. Das Gehirn stumpft also ab, wenn man etwas bereits gesehen hat.

 

Bockshornklee lindert Parkinson-Symptome

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Mehr und mehr Menschen erkranken an Parkinson. Die Annahme es handele sich um eine Krankheit, die nur im fortgeschrittenen Alter auftritt, ist weit verbreitet. Doch zählen immer häufiger auch Menschen unter 50 Jahren zu den Betroffenen. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einer Degeneration der Nervenzellen, effektive Heilungsmethoden gibt es noch nicht. Seit 2013 wird in Indien an einem Wirkstoff zur Heilung geforscht, den die Menschheit bereits seit über 5000 Jahren kennt.

Medikamente mit gefährlichen Nebenwirkungen

Parkinson-Patienten bekommen meist Medikamente mit dem Wirkstoff Levo-Dopa verschrieben, um eine Linderung der Symptome zu gewährleisten. Ein regelmäßiger Konsum von L-Dopa kann jedoch zu Bewegungsstörungen und Störungen des Nervensystems (Dyskinesie und Dystonie) führen. Forscher versuchen bereits seit einiger Zeit, diesen Nebenwirkungen entgegenzuwirken. Auf der Suche nach einem Begleitmedikament, das sowohl neuroprotektiv wirkt als auch eine stabile Anwendung von L-Dopa garantiert, sind Wissenschaftler aus Indien auf Bockshornklee gestoßen.

Für gewöhnlich werden die Samen dieser Pflanze als Gewürze verwendet. Doch weisen sie auch zellschützende und entzündungshemmende Eigenschaften auf, die bei der Behandlung von Parkinson von großem Nutzen sein können. Die Wirksamkeit von Bockshornklee war bereits im alten Ägypten bekannt.

Bockshornklee mindert Schädigungen bei L-Dopa-Medikation

Für eine Studie aus dem Jahr 2013 wurden 50 an Parkinson erkrankte Probanden zwischen achtzehn und siebzig Jahren untersucht. Die eine Hälfte der Teilnehmer nahm sechs Monate lang zwei Mal pro Tag 300mg Bockshornklee in Form einer Kapsel ein. Die andere Hälfte der Probanden bekam sogenannte Placebo-Kapseln (ohne Wirkstoff). Die Einteilung der Gruppen erfolgte zufällig. Alle Parkinson-Patienten führten ihre L-Dopa-Medikation wie gewohnt fort.

Von den anfänglich 50 Probanden erklärten sich 42 bereit, sich anschließend auf psychische und motorische Veränderungen untersuchen zu lassen. Ihre Symptome wurden mit einer standardisierten Skala von spezifischen Merkmalen der Parkinson-Krankheit abgeglichen. Auch die Verträglichkeit des Wirkstoffs wurde getestet.

Bei den Teilnehmern, die Bockshornklee-Kapseln eingenommen hatten, waren deutliche Verbesserungen zu erkennen. Während nur einer der 19 Placebo-Probanden seinen Krankheitsstatus verbessern konnte, waren es bei den Bockshornklee-Patienten 5 von 23.

Forschung an erkrankten Ratten

Zwei Wissenschaftler der indischen Universität Bharati Vidyapeeth hatten bereits im Vorfeld eine Studie zur Erhaltung des Wirkstoffs Dopamin (auch bekannt als „Glückshormon“) angestellt. Häufig leiden Parkinson-Patienten an Dopamin-Mangel. Im Mittelpunkt der Forschungen in Indien stand der pflanzliche Wirkstoff von Bockshornklee. Während der Studie wurden an Parkinson erkrankten Ratten mit einem Extrakt aus Bockshornkleesamen therapiert. Auf Grund der neuroprotektiven Eigenschaften wurde bei den Tieren sogar eine Linderung der motorischen Symptome und somit eine deutliche Verbesserung der Erkrankung erzielt.

 

Medikamentöse Therapie bei Demenz optimierungsbedürftig

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Etwa 1,4 Millionen leiden in Deutschland unter Demenz – zwei Drittel davon sind Frauen. Aktuell untersuchte eine Studie die medikamentöse Therapie von Demenzkranken. Grundlage bildeten ärztliche Abrechnungsdaten aus den Jahren 2009 bis 2011.

Die Forscher stellten fest, dass 25 Prozent der Patienten jährlich ein Antidementivum verordnet bekamen. Im untersuchten Zeitraum stieg die Anzahl der Verordnungen sogar an. Wenn die Patienten an Alzheimer-Demenz litten und zusätzlich von einem Facharzt betreut wurden, stieg die Wahrscheinlichkeit, dieses spezielle Medikament zu erhalten: 48 Prozent, die von Haus- und Facharzt behandelt wurden, bekamen ein Antidementivum.

In Deutschland werden vergleichsweise wenig spezifische Medikamente bei Demenz verschrieben. Die Gründe hierfür bleiben aber unklar. Experten vermuten, dass die begrenzte Wirksamkeit von Antidementiva, fehlende nationale Versorgungsleitlinien und die Verordnungseinschränkungen der Arzneimittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses ausschlaggebend sind.

Unterschiede zwischen Ost und West

In Bremen erhalten die wenigsten Patienten Antidementiva (13 Prozent). In Berlin, Hamburg und Niedersachsen wird jeder fünfte Demenzkranke, in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Baden-Württemberg sogar ein Drittel der Betroffenen mit Demenzmedikamenten behandelt.

Deutliche Unterschiede innerhalb Deutschlands gab es bei der Verschreibung von Antipsychotika: Nur ein Viertel der Patienten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erhielten Antipsychotika, während es in Bremen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz schon ein Drittel der Dementen sind. Ähnlich selten werden in den neuen Bundesländern Schlaf- und Beruhigungsmittel verschrieben. Unterschiede zwischen West und Ost gibt es auch bei der Verordnung von Antidepressiva. Unabhängig von den Ursachen dieser Ergebnisse, muss die medikamentöse Therapie überall optimiert werden.

Alter, Geschlecht und die Rolle der Lebenspartner

Am häufigsten erhalten Patientinnen und Patienten zwischen 70 und 84 Jahren unter gemeinsamer Betreuung von Haus- und Facharzt ein Antidementivum. Tatsächlich besteht ein Unterschied zwischen Frauen und Männern: Frauen bekommen seltener ein Antidementivum, aber wesentlich häufiger ein Antidepressivum verschrieben. Bei jüngeren Frauen zwischen 60 und 74 Jahren sieht es noch anders aus: Sie bekommen häufiger Antidementiva als Männer in ihrem Alter. Erst ab dem 70. Lebensjahr dreht sich das Verhältnis um.

Die Wissenschaftler sehen die Gründe weniger im medizinischen, sondern eher im sozialen und familiären Bereich: Häufig spielen die Angehörigen der Patienten im höheren Alter eine wichtige Rolle, wenn es um Diagnose und Therapie geht. Männliche Demenzpatienten suchen meistens erst einen Arzt auf, wenn ihre meist jüngere Frau sie unter Druck setzt. Bei älteren weiblichen Patienten wird eine Antidementiva-Therapie oft gar nicht angefangen – vor allem wenn sie alleinstehend oder verwitwet sind.

Die Studie für den Versorgungsatlas

Die Homepage des Versorgungsatlas wird vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) betrieben. Sie enthält vor allem öffentliche Informationen zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Der Fokus liegt auf regionalen Unterschieden und den verschiedenen Strukturen und Prozessen. Die Informationen sollen dazu dienen, die medizinische Versorgung deutschlandweit zu verbessern. Für die Studie der medikamentösen Therapie von Demenzpatienten wurden die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten von 2009 und 2011 herangezogen. Damit wird jeder Patient berücksichtigt, der gesetzlich versichert ist und mindestens einen Arztkontakt im Abrechnungszeitraum hatte.

Durchgeführt wurde die Studie unter dem Titel „Medikamentöse Behandlung von Patienten mit Demenz unter besonderer Berücksichtigung regionaler Versorgungsunterschiede“ von Dr. Mandy Schulz vom Versorgungsatlas des Zi und Dr. Jens Bohlken vom Referat Demenz des Bundesverbandes Deutscher Nervenärzte. In Kürze soll die Studie mit aktuelleren Daten wiederholt werden.

 

ADHS: Immer weniger Ritalin

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Viele Jahre lang wurden nahezu jedem verhaltensauffälligen Kind ohne zu zögern ADHS-Medikamente verschrieben. Doch dieser Trend scheint nach und nach zurückzugehen. Schon das zweite Jahr in Folge wurden in Deutschland nun weniger Medikamente dieser Art verschrieben. Dazu zählt insbesondere der Gebrauch von Methylphenidat, das in der Öffentlichkeit eher als Ritalin bezeichnet wird.

Dessen Einnahme ging im letzten Jahr um fünf Prozent zurück, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) in Bonn bekannt gab. Detailliert betrachtet, betrugen die verordneten Massen an Ritalin 2014 1716 Kilogramm, während es im Jahr 2013 noch 1803 Kilogramm waren. Eingesetzt wird Methylphenidat in erster Linie zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, auch ADHS genannt.

Beschränkungen sorgen für Trendwende

Diese zurückgehenden Zahlen wurden bereits 2013 beobachtet. Damals ging der Verbrauch von Methylphenidat das erste Mal nach über 20 Jahren leicht zurück. Im Gegensatz dazu zeigten die Zahlen für die zehn Jahre davor, dass sich die Verordnung von Methylphenidat in Deutschland sogar verdreifacht hatte. Der Präsident des Bfarms, Karl Broich, sieht in den vor einigen Jahren beschlossenen Beschränkungen in Bezug auf die Verschreibung von Medikamenten zur Behandlung von ADHS den Grund für den zunehmenden Rückgang.

Ausgehend vom gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen wurde der maßlosen Verordnung von ADHS-Mitteln ein Riegel vorgeschoben. Mittlerweile gibt es strenge Vorschriften und Vorgaben für Ärzte bei der Verschreibung von Ritalin. Darüber hinaus müssen Ärzte sehr gut einschätzen können, was der Patient braucht – eine gezielte Therapie muss individuell gestaltet werden. Aber gleichzeitig tut es keinem Patienten gut, wenn Ärzte eine unkritische Überversorgung durchführen, gibt Broich zu Bedenken.

Kein unbedenkliches Medikament

Viele ADHS-Medikamente wie Ritalin sind seit langem umstritten. Dafür sorgen vor allem die zahlreichen möglichen Nebenwirkungen, zu denen beispielsweise Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Angstzustände und Wachstumsstörungen gehören. In der Kritik steht schon länger, dass Ärzte zu oft ADHS diagnostizieren – auch wenn es sich beispielsweise nur um ein früh eingeschultes Kind handelt, das noch nicht reif genug für den Unterricht ist. Im Anschluss an diese Diagnose werden zudem zu häufig Medikamente verschrieben und keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert.

ADHS eine häufige psychische Störung

Bei Kindern und Jugendlichen ist ADHS die am häufigsten auftretende psychische Störung. Diese kann sogar bis ins Erwachsenenalter weiter bestehen. In Deutschland gibt es mehr als 250.000 Kinder und Jugendliche mit der Diagnose ADHS. Bei den Zahlen fällt auf, dass Jungen diese Diagnose drei- bis viermal erhalten häufiger als Mädchen. Bei Kindern mit ADHS können verschiedene Symptome beobachtet werden: Dazu gehören weniger Ausdauer, leichte Ablenkbarkeit, stark ausgeprägter Bewegungsdrang. Darüber hinaus zeigen sie oft ein impulsives und unüberlegtes Verhalten und eine emotionale Instabilität. Worin genau die Ursachen für die Störungen liegen, ist bisher noch kaum bekannt. Behandelt wird ADHS entweder mit Medikamenten oder Verhaltenstherapien. Zu den Therapien zählt auch das Neurofeedback. Hierbei sollen Patienten am Computer lernen, wie sie sich besser konzentrieren und entspannen können. Mittlerweile kann auch der immer stärkere Einsatz von ADHS-Medikamenten fernab einer Behandlung der psychischen Störung festgestellt werden: Viele gesunde Teenager und Erwachsene nutzen die Mittel als eine Art Hirndoping zur Leistungssteigerung und besseren und längeren Konzentration.

 

Antidepressiva

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Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Sie können in ganz verschiedenen Ausprägungen auftreten, wie etwa Angststörungen oder der bekannten posttraumatischen Belastungsstörung. Zur Behandlung dieser gesundheitlichen Probleme werden heute in der Regel Antidepressiva eingesetzt.

Wobei die Bandbreite der damit behandelbaren Gesundheitsstörungen sehr breit gefächert ist. Dazu gehören etwa Panikattacken, verschiedene Angststörungen und Essstörungen. Aber auch chronische Schmerzen, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit oder das prämenstruell-dysphorische Syndrom. Mit einer Summe von immerhin 1,2 Milliarden Tagesdosen sind die Antidepressiva hierzulande die mit Abstand am häufigsten verschriebenen Psychopharmaka.

Wie wirken Antidepressiva?

Die Gruppe der Antidepressiva übt eine stimmungsaufhellende Wirkung auf den Patienten aus. Wobei ein gewisser Placeboeffekt sicher auch eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Diese Wirkung entsteht dabei unabhängig von der jeweiligen Ursache der Depression. Laut verschiedener Studien in Europa und den USA ist es der Fall, dass zwar in nur 51% der Fällen eine wirklich antidepressive Wirkung nachgewiesen wurde, jedoch lag die Quote bei den publizierten Studien bei 94%. Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung lösen viele Antidepressiva eine Antriebssteigerung aus.

Dies wird auch als thymeretische Wirkung bezeichnet. Gleichzeitig bewirken viele dieser Mittel aber auch den gegenteiligen Effekt, so entfalten diese einen eher antriebsdämpfenden oder beruhigenden (sedierenden) Effekt. Ebenso nachweisbar ist die angstlösende also anxiolytische Wirkung auf den Betroffenen. Genauso vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten der Antidepressiva sind auch die zu erwartenden Nebenwirkungen. Diese betreffen in erster Linie das Nervensystem und die Sexualität, aber auch das Herz-Kreislauf-System. Wobei es große Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten gibt.

Bei der Mehrzahl der Antidepressiva entfaltet sich die Wirkung erst nach Tagen oder Wochen der Einnahme. Als Grund dafür nennen Fachleute die neurophysiologische Anpassung des Gehirngewebes. Dieses benötigt eine gewisse Zeit, erst dann ist die Wirkung der Antidepressiva zu spüren. Schuld daran ist eine Veränderung bei der Empfindlichkeit der Rezeptoren und anderer Strukturen im menschlichen Gehirn. Eine dauerhafte Verbesserung des Gesundheitszustandes tritt damit erst nach gewissen Anpassungsprozessen des Organismus und dem Aufbau eines konstanten Wirkstoffspiegels ein.

Bei mittelschweren Fällen von depressiven Störungen empfehlen Experten eine Kombination aus Psychotherapie und antidepressiven Medikamenten. In schweren Fällen ist eine medikamentöse Behandlung die Voraussetzung für die erfolgreiche Heilung im Rahmen einer Psychotherapie. Erst die Einnahme von Antidepressiva schafft die nötige Ansprechbarkeit des Patienten. So lautet die Annahme vieler Mediziner. Doch gibt es nicht auch guten Grund Antidepressiva nicht zu verschreiben? Zahlreiche Aufschreie werden laut, in denen Betroffene von den wesensverändernden Nebenwirkungen sprechen, die dieses Medikament mit sich brachte.

Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten?

Wie bei jedem Medikament, sind neben den erwünschen Wirkungen hier auch unerwünschte Nebenwirkungen nicht immer auszuschließen. Wobei diese jedoch in erster Linie von den jeweils enthaltenen Substanzen abhängen. So kann es beim Absetzen der Antidepressiva zu Phänomenen wie dem Rebound kommen, wobei die Einnahme nicht zu einer Abhängigkeit führt. Anders sieht es bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen aus. Hier wurde in Studien eine erhöhte Suizidalität festgestellt. Das Risiko von feindseligen oder suizidalen Gedanken gegen sich oder andere scheint hier erhöht zu sein. Bei Erwachsenen Patienten konnte das aber nicht nachgewiesen werden. Besondere Vorsicht ist bei der Einnahme von Antidepressiva während der Schwangerschaft geboten. Dies belegten verschiedene Studien. Sie wiesen ein erhöhtes Risiko für autistische Störungen beim Kind nach. Wie bei der Einnahme von allen Medikamenten ist gerade hier die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt besonders wichtig.

Neue Wirkweise bei Antidepressiva entdeckt

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Forschern aus Deutschland ist es nun gelungen, einen neuen Wirkmechanismus bei Antidepressiva nachzuweisen. Dies könnte zu der Entwicklung einer neuen Gruppe von Antidepressiva führen, bei denen der Fettstoff Ceramid eine Rolle spielt.

Bisher ging man davon aus, dass Antidepressiva durch eine Veränderung der Reizübertragung zwischen den Nervenzellen, an den Synapsen, wirken. Zumindest setzen hier in der Regel die Forscher auf der Suche nach neuen Psychopharmaka an. Die Ausschüttung und Wiederaufnahme bestimmter Botenstoffe, so genannter Neurotransmitter, wird manipuliert, um depressiven Patienten wieder zu mehr Lebensfreude zu verhelfen. Die gängigste Gruppe von Antidepressiva sind die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI, aus dem Englischen von Selective Serotonin Reuptake Inhibitor), die dafür sorgen, dass mehr glücksbringendes Serotonin an der Synapse vorhanden ist.

Ist zu viel Ceramid in den Nervenzellen die Ursache von Depressionen?

Nun hat jedoch ein Forscherteam der Universitäten Duisburg-Essen und Nürnberg-Erlangen herausgefunden, dass eine bisher nur als Nebenwirkung bekannte Folge der Einnahme von Antidepressiva die eigentliche Ursache für ihre Wirkung sein könnte. Denn viele Antidepressiva verringern außerdem – und nach diesen neuen Erkenntnissen nur scheinbar ganz nebenbei – die Menge des in den Nervenzellen vorkommenden Ceramid, einem Fett.

Genau diese Minderung führt aber anscheinend zu der stimmungsaufhellenden Wirkung. Ein Hinweis auf diese unvermutete Wirkweise von Antidepressiva war, dass diese ihre Wirkung oft erst nach mehreren Wochen oder gar Monaten nach Beginn der Einnahme entfalten. Die beabsichtigte Regulierung von Neurotransmittern würde jedoch viel schneller – in der Regel bereits nach einigen Stunden – greifen und die Patienten müssten rascher wieder auf bessere Gedanken kommen.

Zu wenig neue Zellen im Hippocampus durch zu viel Ceramid

Anscheinend ist vor allem die als Hippocampus bekannte Gehirnregion von einem zu hohen Gehalt von Ceramid im Gehirn betroffen. In dieser für viele verschiedene Funktionen, u.a. emotionale Regulierung, verantwortlichen Region behindert Ceramid in zu hoher Konzentration die Bildung neuer Nervenzellen.

Wenn die Menge an Ceramid nun durch Antidepressiva verringert wird, können sich wieder neue Nervenzellen bilden und die Stimmung der depressiven Patienten wird allmählich besser. Diese Erkenntnis wird wahrscheinlich weitere Studien nach sich ziehen, denn die Forscher mutmaßen nun, dass die eigentliche Ursache von Depressionen ein zu hoher Ceramidgehalt ist, statt, wie bisher angenommen, eine reduzierte Signalübertragung mangels verfügbarer Neurotransmitter an den Synapsen.

Neue Medikamente gegen Depressionen?

Darauf aufbauend könnte nun eine neue Gruppe Antidepressiva entstehen, welche die bisherige Nebenwirkung zur Hauptwirkung machen. Das heißt, zukünftige Antidepressiva würden die Ceramidkonzentration in den Nervenzellen vor allem des Hippocampus senken. Das hätte auch den Vorteil, dass die Nebenwirkungen der Medikamente verringert würden.

Denn bisher erleben Depressive, die SSRIs einnehmen auch unangenehme Nebenwirkungen aufgrund der Veränderung der Reizübertragung an der Synapse. Wenn diese Wirkung bei den neuen Antidepressiva wegfallen würde und stattdessen auf die eigentliche Ursache der Depressionen, das Ceramid, abgezielt wird, würden die Nebenwirkungen, die sich daraus ergeben ebenfalls verschwinden. Bis es soweit ist, werden allerdings noch mindestens mehrere Jahre vergehen, denn die Entwicklung und das Testen neuer Medikamente braucht viel Zeit bis diese zur Marktreife gelangen. Die Studie des Forscherteams um Johannes Kornhuber und Erich Gulbins wurde im Fachblatt „Nature Medicine“ veröffentlicht.

 

Was sollte ich über Depressionen wissen?

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Depressionen gehören zu den am meisten unterschätzten Leiden. Vielen Betroffenen und ihren Angehörigen ist überhaupt nicht bewusst, dass es sich um eine Depression handeln könnte. Die folgenden Fragen und Antworten sollen helfen, Depressionen leichter zu erkennen und die Krankheit besser zu verstehen.

Wie viele Menschen sind in Deutschland von der Krankheit Depression betroffen?

Leider gehört die Depression immer noch zu den am meisten unterschätzen Krankheiten. Mittlerweile ist bekannt, dass allein in Deutschland etwa fünf Prozent aller Menschen unter Depressionen leiden. Experten zählen depressive Erkrankungen zu den größten Volksleiden.

Gibt es immer mehr Erkrankte?

Wer sich die Statistiken der Versicherer ansieht, könnte glauben, dass psychische Erkrankungen immer häufiger den Grund für Fehlzeiten im Arbeitsleben darstellen. Das stimmt so nur zum Teil, denn anders als früher gelingt es immer besser, Depressionen zu diagnostizieren. Viele scheinbar körperliche Krankheiten entpuppen sich bei genauer Betrachtung als Depression. So sind gerade viele Formen von Rückenschmerzen, Tinnitus oder das Burn-out-Syndrom oft eine Form der Depression.

Was kann der Auslöser für eine Depression sein?

Es gibt nicht nur einen Auslöser für die Depression, in Wahrheit sind es eine ganze Reihe von Gründen, die zur Depression führen können. Viele Berufstätige klagen über chronische Überlastung und fürchten gleichzeitig den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Aber auch der Tod eines Angehörigen kann unter Umständen eine Depression zutage fördern.

Allerdings kann der Anstoß für die Erkrankung auch im positiven Bereich liegen. So gibt es Fälle, in denen eine erfreuliche Veränderung wie etwa eine Beförderung die Depression ausgelöst hat. Experten vermuten darüber hinaus, dass es eine genetische Veranlagung für Depressionen gibt.

Wie kann ich eine Depression an mir selbst oder einem Anderen erkennen?

Bei einer Depression verändert sich nicht nur die Stimmung des Betroffenen. Bei vielen Erkrankten verändert sich das komplette Leben. Sie sind plötzlich nicht mehr in der Lage die einfachsten Entscheidungen zu treffen. Ihrer Umwelt erscheinen sie wie erstarrt und sie empfinden keine Freude mehr. Viele verlieren ihren Appetit und sie leiden an Schlafstörungen. Ihre Umwelt nehmen sie dann nur noch aus einem pessimistischen Blickwinkel wahr. Dabei geben sie sich selbst die Schuld an ihrer Lage, dazu entwickeln sich überzogene Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle.

Suizidgedanken und Depression gehört das zusammen?

Leider ja, zumindest in schweren Fällen denken fast alle Patienten daran, sich selbst das Leben zu nehmen. Zum Glück setzen nur etwa vier bis zehn Prozent der Betroffenen das in die Tat um. Man kann daher sagen, dass es sich bei einer Depression durchaus um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt.

Wie kann man einem Erkrankten geholfen werden?

Zum Glück gibt es heute gute Möglichkeiten, wie man eine Depression behandeln kann. Fachärzte verschreiben Antidepressiva und die Psychotherapie bietet eine Reihe von erfolgreichen Behandlungsmöglichkeiten. In der Regel werden dabei Medikamente und psychotherapeutische Methoden kombiniert.

Wie sollte ich mich als Angehöriger verhalten?

Als Angehöriger oder Freund ist es wichtig, sich über die Krankheit zu informieren. Dem Betroffenen zur Seite zu stehen, hilft. Allerdings sollte man sich mit guten Ratschlägen zurückhalten, viele Erkrankten ziehen sich daraufhin erst recht zurück. In den meisten Fällen kündigen Depressive an, dass sie sich das Leben nehmen wollen. In diesen Fällen müssen Angehörige und Freunde darauf drängen, dass der Betroffene sich in die Hände eines Psychiaters oder Nervenarztes begibt.