Was bedeutet Fußball für die Spieler?

Was bedeutet Fußball für die Spieler?


Deutschland ist Weltmeister 2014. Ein wahres Sommermärchen überzieht das ganze Land. Teamgeist, Spielerstärke und Mannschaftsgeist sind aktueller denn je. Deshalb fragen wir uns heute: Was können Kinder im Mannschaftssport Fußball lernen?

Spaß am Spiel

Der beste Motivator ist immernoch Spaß. Wenn Kinder Spaß am Ballspielen empfinden, lässt sich diese Sportart ganz leicht in den Alltag eines Heranwachsenen integrieren und wird nicht als qualvolle Pflicht empfunden. Doch was genau fasziniert so viele Spieler wie Zuschauer am Fußball? Eine Gruppe US-Forscher ist dem auf den Grund gegangen und hat dafür 142 Fußballspieler unter 16 Jahren, 57 Mütter und Väter von Spielern und 37 Träner befragt und die Spaßfaktoren am Fußball eruiert.

Brainstorming

In einem Brainstorming-Prozess eruierten die Probanden zunächst eigenständig 81 Faktoren, die Spaß am Fußball machen. Diese wurden eigenständig nach Gewichtung sortiert und anhand dessen elf Kategorien geformt, die Spaßfaktoren nach ihrer Häufigkeit und Umsetzung im Spielalltag einordnen.

Teamgeist und Fairness

Der wichtigste Faktor, so ergab es die Studie, ist für die Spieler ein faires Spiel mit der Mannschaft zu absolvieren. Dazu gehört der Teamgeist, sich untereinander zu fördern, aber auch zu konkurrieren und bis an alle körperlichen Grenzen zu gehen. Dabei heißt es auch mal sich zurück zu nehmen zum Wohl der Mannschaft. Auch der Coach spielt für die Einstellung zum Sport eine große Rolle. Behandelt dieser seine Spieler respektvoll und fördert sie in ihrer sportlichen Entwicklung, so empfinden die Spieler eine aktivere Förderung und mehr Motitvation am Spiel. Der Trainer kann dann zum Vorbild werden.

Die Motviation steigert sich noch, wenn die Spieler von der Familie und Freunden während des Spiels angefeuert werden und somit Anerkennung für ihre Leistung erfahren. Ein besonderer Nervenkitzel ist das Spiel gegen eine vergleichbar gute Mannschaft wie die eigene. Viele laufen dann erst richtig zur Hochform auf, wollen ihr bestes zeigen und empfinden das Spiel als Ausdruck der eigenen Stärke oder Schwäche. Dann ist das Gefühl bei Sieg oder Niederlage längst kein neutrales mehr, sondern Teil der eigenen Persönlichkeit, weil man als Spieler sich ganz dem Sport widmet. Körperliche Belastung wird auf die Spitze getrieben und verlangt nach einem Erfolg.

Materielle Boni und auch das gewinnen tauchen am Ende der wichtigsten Faktoren für ein gelungenes Fußballspiel auf. Tatsächlich sind die Entwicklung eines Mannschaftsgefühl, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die eigene Leistung die wichtigsten Faktoren. Für viele, vor allem junge Männer, ist die Teilhabe an einer Fußballmannschaft vor allem Ausdruck des „dazu gehörens“. Sie lernen sich in einer Mannschaft zu integrieren und einen Platz für sich zu finden und zugleich die eigenen Stärken und Schwächen zu bemerken.

Rituale, wie das morgendliche gemeinsame Joggen, sind ebenfalls nicht so wichtig wie das Gefühl, das nur ein Mannschaftssport vermitteln kann, nämlich niemals alleine zu sein und doch immer das Beste von sich selbst zu verlangen. Man kann als Fußballspieler Einzelkämpfer und Mannschaftsmitglied zugleich sein.

 

Wie langfristig sind Glücksgefühle beim Fußball?

Was bedeutet Fußball für die Spieler?


Fußballspiele berühren zahlreiche Zuschauer auf ganz individuelle Art und Weise. Doch wie flüchtig ist eigentlich das Glück, das sich nach einem gewonnenen Spiel einstellt? Wie „haltbar“ sind diese oft so intensiven Emotionen wirklich? Psychologen der Universität Konstanz haben sich dieser Frage mal genauer angenommen und haben Interessantes eruiert.

Die Basis der Studie ist die Weltmeisterschaft in Brasilien aus dem Jahr 2014, während der die Forscher die 213 Probanden mit Hilfe einer Smartphoneapp „beobachtet“ haben. Drei Mal täglich meldetete sich die App und erfragte das Wohlbefinden der Probanden.

Da diese Studie vor allem während der Gruppenphase durchgeführt wurde, war es tendenziell mehrfach am Tag möglich Fußballspiele zu verfolgen. Wenig überraschend ist, dass in Folge von gewonnenen Spielen der deutschen Mannschaft das Wohlbefinden kurzzeitig anstieg. Das Glückempfinden potenzierten sich dabei je nach Höhe des Ergebnisses. Das Eröffnungsspiel gegen Portugal, das die Deutschen mit einem 4:0 für sich entscheiden konnten, führte dabei zu besonders intensiven Glücksgefühlen.

Und das Glück nach dem Spiel?

Doch wie sieht es mit den Glücksgefühlen nach dem Spiel aus? Die Auswertungen zeigen, dass die euphorishen Gefühle rapide absinken und bereits am nächsten Morgen nur noch verschwindend gering vorhanden sind. So zeigte sich beispielsweise, dass nach dem haushohen Sieg gegen Portugal lediglich noch 23 Prozent des Glücksgefühls vom Vortag zu bemerken war.

Stärken sportliche Ereignisse die Gemeinschaft?

Diese Ergebnisse widersprechen zahlreichen Studien, die belegten, dass sportliche Erfolge die Gemeinschaft dauerhaft stärken und einen ebenso stetigen Zuwachs an Lebensfreude bedeuten. Möglicherweise wäre diese Langzeitwirkung in Folge des gewonnenen WM-Titels zu beobachten gewesen. Diesen Teil des Turniers hatten die Forscher nicht mehr beachtet. Zudem kann insgesamt durchaus bestätigt werden, dass während der WM-Zeit gemeinschaftliche Gefühle gestärkt werden. Inwieweit diese über die Zeit der sportlichen Ereignisse hinweg gestärkt werden, ist nicht hinlänglich geklärt.

 

Depressionen im Fußball - Beispiel Robert Enke

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Am 30. November jährt sich der Tod Robert Enkes. Die Fußballwelt erfuhr an diesem Tag nicht nur vom Freitod des beliebten Torwarts, sondern auch davon, dass Depressionen hinter dieser tragischen Geschichte standen. Erstmals sprach man offen über die Problematik, von der nicht nur Fußballer, sondern auch andere Spitzensportler betroffen sind.

Robert Enkes Tod hat eine Diskussion in Gang gesetzt, die schon lange überfällig war. Denn das Krankheitsbild der Depression kommt überall vor, ob im normalen Berufsleben oder im Sport.

Leistung als einziges Ziel im Spitzensport

Über viele Jahre und Jahrzehnte stand allein die Leistungsoptimierung im Vordergrund. Der Sportler hatte seine Topleistung zu bringen und wenn möglich, diese auch zu steigern. Wie sein Seelenleben dabei aussah, hat scheinbar niemanden interessiert. Dabei ist es enorm schwierig, immer Höchstleistungen zu erbringen und das über einen langen Zeitraum hinweg.

Robert Enke hat diesem Druck über lange Zeit standgehalten, bis er am Ende nicht mehr konnte. Sein Freitod war für ihn der einzige Ausweg, diesem Zustand der Depression zu entfliehen. Was übrig bleibt, sind seine verzweifelten Angehörigen und viele fassungslose Fans.

Der Umgang mit Depressionen nach Robert Enkes Selbstmord

Der Tod Robert Enkes war wie ein Befreiungsschlag für viele Betroffene. Denn erstmals wurde die Öffentlichkeit auf die Krankheit aufmerksam. Das hat vielen Mut gemacht, sich offen dazu zu bekennen und ihre Depressionen öffentlich zu machen. Galten vorher Depressionen bestenfalls als Zeichen von Schwäche, so erkannte man, dass im Prinzip jeder daran erkranken kann. Nun zeigte sich, dass auch die Starken und Erfolgreichen in unserer Gesellschaft davon betroffen sein können. Wer in der Zeit vor Robert Enkes Fall öffentlich über seine Depressionen sprach, riskierte damit nicht nur seine gesellschaftliche Anerkennung, sondern auch seinen Job. Innerhalb der Gesellschaft herrscht bis dahin eine eher abweisende Haltung gegenüber depressiven Erkrankungen.

Was bleibt, wie hat sich die Gesellschaft seither verändert?

Natürlich ist es immer noch nicht einfach, sich öffentlich zu einer Depression zu bekennen. Allerdings ist der Wandel innerhalb der Gesellschaft nicht zu übersehen. Der Fall Enke hat gezeigt, dass Depression kein Schicksal ist, gegen das man nichts tun kann. Denn je eher sie behandelt wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Behandlung erfolgreich ist. Darüber hinaus ist ein größeres Ausmaß an Aufklärung über depressive Erkrankungen zu den Menschen durchgedrungen.

Die von seinen Angehörigen gegründete Robert-Enke-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen über das Krankheitsbild und die Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären. Die Stiftung unterstützt entsprechende Initiativen finanziell und schafft so Anlaufstellen für Betroffene und ihre Angehörigen. Auch in den Sportvereinen hat sich einiges getan, so steht nicht mehr allein die sportliche Betreuung der Sportler im Mittelpunkt. Viele Vereine arbeiten mit Psychologen zusammen um depressive Strömungen bei den Sportlern rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Fazit

Depression ist kein unabwendbares Schicksal. Nach dem Tod von Robert Enke trat ein Wandel innerhalb des männerdominierten Sports ein. Man erkannte, dass das seelische Wohlbefinden und das innere Gleichgewicht ebenso wichtig sind, wie sportliche Höchstleistungen. Dieser Trend rettet womöglich vielen Menschen, die an depressiven Verstimmungen leiden, in der Zukunft das Leben.

Psychischer Druck im Fußball-Tripple

Was bedeutet Fußball für die Spieler?


Wir Normalsterblichen können uns gar nicht das Ausmaß des psychischen Drucks ausmalen, welcher auf den Schultern eines Sportlers in einer entscheidenden Spielsituation lastet. Der weltbekannte Italiener Robert Baggio versagte unter diesem Druck kläglich bei der Fußball-WM im Jahre 1994, indem er einen Elfmeter verschoss, der seine Mannschaft den Sieg kostete.

Der Psychologe Georg Froses von der Universität Heidelberg beschäftigte sich mit solchen Phänomenen in seiner Doktorarbeit, in der er sich folgende Fragen stellte: Welchen Einfluss hat die Persönlichkeit eines Sportlers auf seine Vorgehensweise in Ausnahmesituationen wie bei einem Elfmeter? Was kann Fußballern helfen, die Nerven zu behalten und somit die Trefferchancen zu erhöhen? Das Ergebnis war eine interessante Arbeit mit neuen Erkenntnissen.

Die Doktorarbeit

In einem ersten Schritt analysierte der Psychologe die Aufzeichnungen von tausenden Elfmetern hinsichtlich der Reaktionen und Vorgehensweisen der Spieler. Im Anschluss interviewete er in einem zweiten Schritt zahlreiche Fußballer zu ihren Erfahrungen zum Thema Elfmeter und baute darauf seine Theorie des regulatorischen Fokus auf: Sie erklärt, mit welcher Strategie Menschen versuchen, ihr Ziel zu erreichen.

Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten. Wendet ein Mensch zu Zielerreichung den Promotion-Fokus an, so sucht er stets ein Idealziel zu erreichen. Menschen mit einem Prevention-Fokus hingegen legen eher Wert auf die Pflichterfüllung und nicht auf Perfektion. Um diese Theorie zu prüfen, generierte der Forscher aus Heidelberg eine Wettkampfsituation im Rahmen eines Fußballturniers mit dem Namen „Elfmeterkönig von Leipzig“. Teilnehmer waren 36 Fußballer, welche nun im Hinblick auf ihren gewählten Fokus analysiert wurden.

Froses fand heraus, dass Spieler mit einem Promotion-Fokus risikobereiter waren und stets versuchten, den perfekten Schuss zu platzieren. Sie reagierten dabei nicht auf Aktionen des Torwartes, sondern machten den eigenen Erfolg nur vom erreichen ihres Idealziels abhängig. Fußballer, die in der Elfmeter-Situation jedoch den Prevention-Fokus anwandten, reagierten genau auf die Signale des Torwartes und standen so im Falle eines Scheiterns weitaus unfähiger dar als die anderen Spieler. Der Psychologe konnte darüber hinaus beobachten, dass die Sportler in Drucksituationen wie Strafstößen oft ihre bewährte Taktik wechselten, was häufig zum Scheitern verurteilt war.

Das abschließende Ergebnis seiner Untersuchung konnte Georg Froses somit in einer Praxisempfehlung zusammenfassen: Im Training sollten die Fußballspieler gezielt auf Stresssituationen vorbereitet werden, damit sie Automatismen entwickeln können, die dann auch unter psychischem Druck noch fehlerfrei anwendbar sind.