Nervosität oder Angststörung?

Nervosität oder Angststörung?


Nervosität ist alles andere als eine harmlose Gemütslage. Für Betroffene kann dieser Zustand sehr beängstigend sein und einen Menschen in einen absoluten Angstzustand drängen. Das Beispiel von Tim Schneider gibt Einblick in die Tragweite.

Tim Schneider musste eine wichtige Entscheidung treffen und dabei wurde er extrem nervös, obwohl es sich nur um ein Problem an seinem Arbeitsplatz handelte. Die Rechner funktionierten nicht mehr richtig und die Daten konnten nicht mehr gelesen werden. Eine kleine Katastrophe. Solche Probleme fallen in Schneiders Zuständigkeitsbereich und die einzige Lösung die er sah, war die Aktivierung einer bestimmten Software, deren Aktivierung jedoch ein gewisses Risiko inne hatte:  Datenverlust. Er könnte die Schuld daran haben, dass wichtige Arbeiten seiner Kollegen für immer gelöscht werden. Natürlich trat das Problem an einem Wochenende auf. Schneider war ganz neu in seinem Job und er konnte zu diesem Zeitpunkt niemanden erreichen, der ihm bei seiner Entscheidung behilflich sein könnte. Zwei Tage lang fragte er sich immer wieder, ob er sich denn richtig entscheiden würde. Am Sonntagabend fiel dann endlich der Groschen und er aktivierte das Programm.

Für einen Großteil der Menschen ist es absolut verständlich in einer solchen Situation nervös zu sein, schließlich trägt Schneider sehr viel Verantwortung. Da sein Arbeitgeber von dieser Entscheidung betroffen war, handelte es sich um eine extrem schwere Entscheidung. Im Nachhinein konnte Schneider nie nachvollziehbar erklären, wie er sich in dieser Situation fühlte.

Er hatte zwar die richtige Entscheidung getroffen und wie sich herausstellen sollte, gar keine Dateien gelöscht, musste sich aber trotzdem die Frage stellen, warum er so viel und so lange über seine Entscheidung und das eigene Scheitern nachgedacht habe. Hinzukam, dass er mittlerweile immer wieder vor Situationen stand, bei denen er sich entscheiden musste und er sich und seine Fähigkeiten in Frage stellen konnte.

Die Angst, nicht gut genug zu sein!

Von außen betrachtet gibt es keinerlei Anzeichen für ein solches Hinterfragen und nervöses Auftreten von Schneider. Er ist Ende dreißig, attraktiv, etwas zurückhaltend und stets aufgeweckt und sympathisch. Sein Privatleben ist sehr abwechslungsreich und er ist in seinem Beruf als Wissenschaftler sehr erfolgreich. Seine Freizeit verbringt er mit Sprachkursen und Sport. Er hat viele Freunde und verbringt auch viel Zeit mit ihnen. Trotz dieser ganzen guten Bedingungen wurde alles aber immer schlimmer.

Schneider hatte immer mehr Angst vor falschen Entscheidungen und den Ansprüchen nicht zu genügen. Als junger Mann war er schon leicht aus der Ruhe zu bringen und mittlerweile wuchs die Nervosität immer mehr an. Er konnte keine klaren Gedanken mehr fassen und war in sich gefangen.

Es waren nicht mehr nur die für uns verständlichen Entscheidungen die ihn nervös machten. Er hinterfragte sich ständig, stempelte beispielsweise seine Frage an seine Kollegen als dumm dar, wenn keiner darauf antwortete. Wenn er einem Freund eine Nachricht schickt und dieser nicht sofort antwortet schlussfolgert er, dass in dieser Beziehung etwas nicht stimmen kann. Und wenn er etwas Bauchgrummeln verspürte, dann war es sofort ein Lebertumor.

 

Psychologie: Menschen äußern weit mehr als sechs Kategorien von Emotionen

Nervosität oder Angststörung?


Der Mensch kann sich erfreuen und auf der anderen Seite traurig sein. Auch kann er ängstlich oder wütend auf etwas oder jemanden sein. Emotionen, die wir alle kennen und nicht selten selbst erleben. Bisher dachten Experten allerdings, dass der Mensch ausschließlich die nachfolgenden sechs Emotionen empfinden kann: Glück, Trauer, Wut, Ekel, Angst und Überraschung. Ein Team aus Wissenschaftlern hat nun jedoch herausgefunden, dass es weitaus mehr, nämlich insgesamt 27 verschiedene Kategorien menschlicher Emotionen gibt.

Ein Team von Wissenschaftlern der University of California kam bei ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Mensch scheinbar bis zu 27 unterschiedliche Kategorien von Emotionen empfinden kann. Das ist Forschern neu, da sie bisher von nur sechs bekannten Emotionen ausgingen. Die Studie wurde in dem Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.

Emotionale Videoclips für Experiment genutzt

Das Forscherteam analysierte von über 800 Teilnehmern beider Geschlechte die Reaktion auf mehr als 2.000 emotionaler Videoclips. Die anschließende Auswertung zeigt überraschenderweise insgesamt 27 unterschiedliche Kategorien von Emotionen. Diese wurden nach dem Experiment zum einfacheren Verständnis auf eine interaktive und multidimensionale Karte gebracht. Darauf ist deutlich zu erkennen, wie die verschiedenen Emotionen miteinander verbunden sind.

Bisher gingen Experten davon aus, dass der Mensch nur die sechs Empfindungen Glück, Trauer, Wut, Ekel, Angst und Überraschung zeigen kann. In dem Experiment sahen sich Männer und Frauen in drei verschiedenen Gruppen rund fünf bis zehn Sekunden stichprobenartig zufällige Videoclips an, die verschiedene Emotionen erwecken sollten. In den Videoclips gab es demnach Geburten von Babys, Spinnen und Schlangen, Naturkatastrophen, Hochzeiten, Leiden, Tod, sexuelle Handlungen und physische Stürze.

27 verschiedene Kategorien an Emotionen erkennbar

Die erste Gruppe Teilnehmer berichtete über ihre emotionalen Reaktionen auf rund 30 Videoclips, die eine weite Reihe an emotionalen Zuständen aufzeigte. Die zweite Gruppe Studienteilnehmer gab an, wie stark die Gefühle waren, die während der Videoclips bei ihnen auftraten. Dazu gehörten Emotionen wie etwa Angst, Wut, Ruhe, Langeweile, Verwirrung, Bewunderung, Freude, Stolz, Nostalgie, Romantik, sexuelles Verlangen, Sympathie, Traurigkeit, Wertschätzung, Ekel, Neid, Verachtung, Schuld, Interesse, Schrecken, Zufriedenheit, Überraschung und Triumph. Also deutlich mehr Emotionen, als bisher von Wissenschaftlern angenommen.

Überraschend auch: Die Hälfte der Probanden zeigte die gleiche Kategorie von Emotionen bei den jeweiligen Videoclips. Die dritte Gruppe Teilnehmer des Experiments gab eine Beurteilung zu jedem einzelnen Video auf einer Ebene von eins bis neun an. Die Wissenschaftler konnten bereits vorhersagen, welche Bewertung die Probanden abgeben würden, jedoch abhängig davon, was für Emotionen bei den anderen Studienteilnehmern hervorgerufen wurden.

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass bei allen Teilnehmern häufig gleiche oder zumindest ähnliche Emotionen zu den Videoclips erkennbar sind. Die präzise Aufzeichnung aller Daten machte es den Forschern möglich, insgesamt 27 verschiedene Kategorien von Emotionen zu filtern.

Verbesserung psychiatrischer Behandlung möglich

Die Ergebnisse des Experiments der Wissenschaftler der University of California können vielleicht zukünftig zu einer Verbesserung der psychiatrischen Behandlung führen. Denn die Studie zeigt deutlich, dass die einzelnen Emotionen nicht für sich alleine stehen, sondern alle miteinander verbunden sind. Das Forscherteam erhofft sich daher, dass Wissenschaftler und Mediziner in naher Zukunft emotionale Zustände, Stimmungen, Gehirnaktivitäten und Signale besser erkennen und demnach auch behandeln können.

 

Eine Rede halten ohne Angst? So geht's!

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Jeder kennt diese Angst, für den einen ist sie belastend, für andere wiederum kein Problem. Auslöser: Eine Rede halten. Die Rede ist von einem Auftritt vor Publikum, genauer gesagt von einer Rede vor einer großen Menschenmasse. Wie kannst Du dich vorbereiten oder einstellen, um zukünftig ohne Angst vor vielen Leuten reden zu können. Unsere Expertin wird Dir mit den folgenden 10 Tipps mit Sicherheit sehr gut helfen können.

Ganz egal ob eine Rede für das Brautpaar auf einer Hochzeit oder die Präsentation eines Projektes auf der Arbeit, vor vielen Menschen reden fällt nicht allen leicht. Ein Vortrag vor fremden Publikum erschwert das Ganze auch noch mal erheblich. Fängst Du in solchen Situationen an zu zittern, zu schwitzen oder Dein Herz beginnt zu rasen?

Dr. Antje Müller ist Diplompsychologin und sie hat sich auf Organisations- und Arbeitspsychologie spezialisiert. Ihrer Meinung nach haben wir Angst, wenn wir vor Menschen eine Rede halten müssen, weil es schon in der Schule der Fall war. Damals befragten uns die Lehrer vor der ganzen Klasse und wir mussten antworten. Laut Müller liegt es vor allem an der Angst, vor anderen zu versagen.

Rede halten: Redeangst betrifft so ziemlich jeden

Eine Rede ist eine künstlich hergestellte Situation, in der wir stark unter Druck stehen, weil viel von uns erwartet wird. Als allererstes ist es laut Expertin wichtig sich bewusst zu machen, dass einem nichts passieren kann, wenn man mal ins Stocken gerät. Oftmals wird das vom Publikum auch eher als sympathisch aufgefasst. Deshalb ist es nur verständlich, Angst vor einer Rede zu haben und vor ihr flüchten zu wollen. Diese Angst kannst Du in den Griff bekommen, dank folgender 10 Tipps:

 

  • Vorbereitung ist das A und O

Überlege Dir genau was Du sagen willst und sei gut vorbereitet. Falls Du mal nicht weißt, was Du sagen sollst, kann Brainstorming sehr helfen.

  • Setz Dir Ziele

Frag dich selbst, was Du mit Deinem Vortrag erreichen möchtest. Überlege Dir auch, welche Botschaft das Publikum aus Deinem Vortrag nehmen soll. Dadurch hast Du ein Ziel, dass Du während Deiner Rede verfolgen kannst.

  • „Spicken“ darfst Du!

Wenn Du jemand anderes bei einer Rede hörst und diese Dir gefällt, dann überleg Dir was genau Du daran gut findest und projiziere es auf einer Deiner Reden.

  • Lass das Publikum teilhaben

Je länger ein Vortrag dauert, desto höher ist die Gefahr für Langeweile. Dem kannst Du durch das Einbeziehen des Publikums aktiv entgegenwirken.

  • Übung macht den Meister

Trag Deine Rede Zuhause vor einer vertrauten Person vor. Bitte sie davor, auf gewisse Dinge wie zum Beispiel Verständlichkeit und Formulierungen zu achten. Das Feedback wird Dir helfen.

  • Film dich selbst

Du kannst dich selbst aufnehmen und so selbst sehen, was noch verbessert werden kann.

  • Nervosität durch Bewegung abtöten

Bewegung an der frischen Luft ist das Optimale um Körper und Geist vor einem Auftritt zu beruhigen.

  • Ruhig atmen und entspannen

Durch Übungen kannst Du vorab dafür sorgen, dass Du lockerer wirst.

  • Öffne dich dem Publikum

Ehrlichkeit und Nähe kommen immer gut an.

  • Erfahrung

Im Laufe der Zeit wirst Du merken, dass Du besser und viel ruhiger wirst

Gartenarbeit hilft Körper und Seele

Nervosität oder Angststörung?


Gartenarbeit ist sehr beliebt. Das ist auch mehr als verständlich, schließlich ist man an der frischen Luft, man bewegt sich und hat das Gefühl etwas Gutes zu tun. Des Weiteren hilft Gartenarbeit gegen Burn-outs, Ängste und Depressionen.

Traumhaft schön, das ist wohl die passende Beschreibung der Mittelrhein-Klinik Bad Salzig bei Boppard. In dieser Klinik findest du den Garten der Sinne, in dem sich orangene Taglilien und gelbe Frauenmäntel befinden. Diese wunderschönen Pflanzen wehen im Wind und sind für das Auge ein echtes Highlight.

Wenn die Patienten der Klinik sich um das Unkraut kümmern, riechen sie ganz intensiv den Duft von Fenchel, Liebstöckel und Rosmarin. Herbert L. ist ein Patient und er atmet stets ganz tief ein, wenn er sich über dem Lavendel befindet. Der Bankangestellte sagt, dass er hier zur Ruhe kommt und es ihm sehr gut tut. Die Klinik ist auf onkologische und psychosomatische Rehabilitation spezialisiert und Herbert L. wird sich dort einige Wochen aufhalten. Er soll dort lernen, sich wieder voll und ganz entspannen zu können.

Frei von Druck etwas Schönes tun

Der 45-jährige erzählt, dass er jahrelang so hart gearbeitet hat, dass er kaum noch Zeit hatte für etwas Anderes. Er konnte auch an nichts Anderes mehr denken, die Gedanken über die Arbeit waren immer in seinem Kopf und er kam nie zur Ruhe. Jetzt soll damit aber Schluss sein und der Therapiegarten ist ein Anfang um wieder entspannen zu können. Renate K. aus Duisburg geht es ähnlich. Die 54jährige ist Erzieherin und sie sagt, dass sie lernt, etwas Ruhiges und Sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen. Renate K. leidet unter häufigen Kopfschmerzen, hat Schwindelattacken und ist oft erschöpft. Dr. Matthias Rudolph ist ärztlicher Direktor der Mittelrhein-Klinik und er bewertet die Effekte der Gartentherapie als äußerst erfolgreich und effektiv. Seiner Meinung nach ist der Mensch sich draußen in der Natur ausschließlich mit sich selbst beschäftigt.

Ein „Wir“ statt eines „Ich“

Gruppenarbeit steht bei der Gartentherapie auch ganz oben, schließlich hilft der Austausch mit anderen Menschen sehr, um Ängste, Depressionen und Burn-outs zu bekämpfen. Bei der gemeinschaftlichen Arbeite merken die Patienten, dass sie nicht alleine sind und sich auch auf andere verlassen können.

Kreativität wird durch Gartenarbeit gestärkt

Durch die Arbeit im Garten fördern die Patienten ihre Kreativität. Sie werden von den Ärzten und Therapeuten gefordert und müssen sich eigene Ideen für den Garten ausdenken. Die Patienten kommen dadurch wieder zurück zur Normalität und sie lernen, ganz einfach wieder Alltagsprozesse zu erledigen. Bei einer solchen Therapie können sowohl Patienten, die neurologische Erkrankungen haben als auch Patienten mit sensorischen Problemen, voneinander profitieren und sich bei der Heilung gegenseitig helfen.

Natur bringt dich auf andere Gedanken

In Deutschland ist diese Methode noch nicht lange etabliert, in der Schweiz hingegen schon gründlich erforscht. Laut Studien sind vier Wochen in einer solchen Klinik mit einer Gartentherapie sehr erfolgsversprechend. Die Gartentherapie mildert Depressionen und Ängste, erhöht die Aktivität im Alltag und fördert die körperlichen Funktionen. Ganz egal ob Heben und Gehen, die Arbeit im Garten kann dir dabei helfen. Diese Arbeit ist auch effektiver, als eine gezielte Therapie, da diese den Faktor der Gemeinschaft und Spaß nicht hat.

 

Kann man Resilienz trainieren?

Nervosität oder Angststörung?


Während manche Menschen sehr empfindlich mit Stress umgehen, gibt es auch Menschen, denen Stress nichts anhaben kann. Wie kann es eigentlich sein, dass ein kurzfristiger Auftrag auf der Arbeit für den einen Stress pur bedeutet und für den anderen gar kein Problem ist und er seine Arbeit ruhig und pünktlich erledigt? Für manche ist auch eine Veränderung auf dem Arbeitsplatz ein Problem, während es für andere einfach nur eine Veränderung ist, die locker und gelassen angenommen wird. Wie kann es sein, dass bei einem Nachbarschaftsstreit eine Partei keine ruhige Nacht mehr schlafen kann und es die andere Partei völlig kalt lässt?

Resilienz und Vulnerabilität

Der innere Widerstand gegen Situationen, die uns schaden könnten nennt man Resilienz. Laut Experten besteht Resilienz darin, trotz all der stressigen Situationen im Alltag einen kühlen Kopf zu bewahren. Das scheint offenbar immer weniger Menschen gut zu gelingen, da die Zahl der Krankmeldungen auf der Arbeit, die durch eine psychische Krankheit genommen wurden, zwischen 1999 und 2010 um 80% gestiegen ist. Es gibt auch immer mehr Burnouts und Berufsunfähigkeit. Das alles ist vor allem durch den wachsenden Druck im Alltag entstanden.

Wie du dich schützen kannst

2014 wurde das Resilienz-Zentrum eröffnet und es arbeitet seitdem daran, herauszufinden, wie man die innere Widerstandsfähigkeit kontrollieren kann. Es handelt sich dabei um die erste Einrichtung dieser Art in ganz Europa. Auf der Basis von den Erfahrungen und Kenntnissen von Experten werden Konzepte zusammengestellt, die dabei helfen sollen, die Stressresilienz zu fördern.

Hilfe ist das A und O

Um die Resilienz zu fördern sind soziale Kontakte extrem wichtig. Ganz egal ob Familie, Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen, der Austausch tut gut. Wenn Du alleine bist und mit solch einem Problem umgehen musst hast Du nicht gerade die besten Karten. Selbstwirksamkeitserwartung und Optimismus sind ebenfalls Eigenschaften, die sehr hilfreich sein können. Mit Optimismus ist gemeint, dass Du auch in schwierigen Situationen etwas Positives herausfiltern kannst und Du stehst bemüht bist, Dir das Leben zu vereinfachen. Es kommt im Alltag oft vor, dass wir uns in gewissen Situationen anders verhalten, als wir es eigentlich vor hatten, weil uns im Vorfeld etwas genervt hat. In diesen Momenten ist es schwer stark zu bleiben und etwas völlig auszublenden, es gehört aber zu den Aufgaben um die Resilienz erfolgreich zu fördern.

Was kannst du in belastenden Situationen tun?

Zahlreiche Studien belegen, dass die Art und Weise wie die meisten Menschen mit Stress umgehen für Geist und Körper schädlich ist. Die meisten Menschen schlucken Ärger nämlich einfach runter. Psychologen raten deshalb dazu, sich vorab einen konkreten Plan auszudenken, wie man in der nächsten Situation gerne reagieren würde. Wenn es dann soweit ist kannst Du mit der Hilfe Deines Plans nicht nur direkt, sondern auch konstruktiv antworten.

Training der Resilienz

Resilienz kann man nicht nur lernen, sondern auch trainieren. Es gibt schon zahlreiche Trainingsprogramme, in denen vor allem die Emotionsregulation, die Selbstwirksamkeit, die Achtsamkeit und die Stressbewältigung trainiert werden. Da Menschen, die weniger gut mit Stress umgehen können ihre Umwelt immer etwas negativer wahrnehmen als sie eigentlich ist, sind solche Programme mehr als hilfreich und können sehr vielen Menschen auch wieder den Alltag extrem vereinfachen.

 

Vier Maßnahmen gegen Panikattacken

Nervosität oder Angststörung?


20 Prozent der Menschen erleben mindestens einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Diese Attacke kommt sehr plötzlich und man ahnt überhaupt nichts. Um dagegen anzukämpfen musst Du früh die richtigen Maßnahmen treffen. Andreas Kümmert war der Sieger des Vorentscheids für den Eurovision Song Contest 2015 und er schockierte das Publikum, als er seinen Titel abgab und nicht nach Wien zum Event fuhr. Er konnte Deutschland auf diesem großen Event einfach nicht vertreten. Bei dem jungen Sänger waren alle Abwehrsysteme und sein ganzer Organismus in höchster Alarmbereitschaft bei dem Gedanken, er könnte etwas Großes erreichen. Kümmert wurde von seiner Panik beeinflusst, vielmehr noch entschied sie über sein Leben und trug dazu bei, dass er nicht für Deutschland singen konnte.

Angst kommt immer wieder

Laut Professor Andreas Ströhle leiden 20% aller Deutschen in ihrem Leben mal an einer Panikattacke. Bei einer solchen Attacke kommt die Angst immer wieder. Manchmal sind wir gar nicht darauf vorbereitet, in anderen Fällen hingegen war es fast zu erwarten. Zu all der Panik kommt noch die Angst hinzu, verrückt zu werden.

Ende der Panikattacke nach 30 Minuten

Für Professor Manfred Beutel von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum Mainz sind Panikattacken im Grunde genommen gar nicht so schlimm. Nach 10 Minuten ist der Höhepunkt der Attacke erreicht und nach einer halben Stunde war es das dann auch. Unser Körper würde auch gar nicht länger durchhalten. Wenn man die Evolution betrachtet, ist das sogar gesund, schließlich scheint unser Körper uns vor etwas warnen zu wollen. Bei einer Panikattacke werden die Muskeln dadurch vorbereitet, dass sie aufgepumpt werden und mehr Blut durch die Adern fließt.

Diese 4 Schritte können Dir helfen, eine Panikattacke erfolgreich zu bewältigen

Gefühle sortieren: Du musst probieren zu verstehen, dass dieser Panikzustand auch bald wieder vorbei sein wird. Dein Leben ist also nicht in Gefahr!

Lebe ein gesundes Leben: Das Risiko für Panikattacken kann durch eine höhere Lebensqualität gesunken werden. Dazu gehört unter anderem ein bewusster Lebensstil. Des Weiteren solltest Du beim Essen auf Produkte verzichten, die Panikattacken fördern könnten. Alkohol, Nikotin und Koffein sind beispielsweise Substanzen, die Dich stark beeinträchtigen können. Um Dich gut zu fühlen musst Du auch fit sein. Um fit zu sein musst Du stark auf deine Ernährung achten und vor allem auch auf einen ruhigen und gesunden Schlaf.

Vertrauen in sich und seinen eigenen Körper haben: Panikattacken sind zwar ein riesiger Schock, Du solltest deshalb aber nicht anfangen, Dich zu schonen. Ganz im Gegenteil, fordere Deinen Körper weiterhin und sorge durch die regelmäßige Belastung für die notwendige Leistungsfähigkeit. Durch den schnellen Puls, den Du beim Sport erreichst, zeigst Du Deinem Körper, dass das normal ist und nicht immer gleich eine Attacke sein muss. Dadurch lernst Du auch nach und nach, Deinem Körper wieder zu vertrauen.

Verantwortung übernehmen: Lebe Deinen Alltag so wie Du ihn leben möchtest und lass Dich nicht von Deiner Angst durcheinanderbringen. Gehe möglichen unangenehmen Situation nicht aus dem Weg und vor allem, zieh Dich nicht zurück, bleib offen und Du selbst.

 

Lampenfieber - Die Angst des Versagens

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Ein Patzer! Und das auf einer großen Bühne und vor Millionen von Menschen. Das passierte Patti Smith bei der Nobelpreisverleihung, als sie ein Lied von Bob Dylan sang, einen ehemaligen Freund von ihr. Musikern fällt es auch nicht immer leicht vor einem Publikum die Nerven zu behalten, allerdings kann das Publikum ihnen dabei auch behilflich sein. Während wir oft der Meinung sind, als einziger unter Lampenfieber zu leiden, ist diese Annahme mehr als falsch.

Musiker singen den selben Song oft mehrere Male und sind immer noch nervös auf der Bühne. Dabei spielt es auch keine Rolle,  ob es sich um einen Amateur oder einen Profi handelt. Bei der Verleihung des Nobelpreises wurde Bob Dylan von seiner guten Freundin Patti Smith vertreten. Draußen regnet es und sie performt den Song „A hard rain´s gonna fall“. Mitten im Lied hört sie plötzlich auf zu singen, entschuldigt sich bei allen Zuhörern und sagt, dass sie extrem nervös ist. Sie erntet Applaus und wird von vielen Menschen angelächelt, schließlich ist es menschlich und jeder kann das verstehen bzw. war sogar mal selbst in einer solchen Situation.

Das Flattern beginnt

Für Musiker gibt es wohl nichts Schlimmeres. Dazu gehören zittrige Finger beim Klavier, eine Stimme die nicht will oder auch ein Texthänger. Der Begriff Lampenfieber hat keinerlei medizinische Bedeutung. In der Psychologie spricht man auch von „performance anxiety“, dem Lampenfieber. Beim Lampenfieber verspürt der Musiker eine erhöhte Aktivität des Gehirns, insbesondere des Sympathikus. Adrenalin wird vermehrt durch die Nebennieren ausgeschüttet und unser Blutdruck und Herzschlag steigen. Während die Hände zu zittern beginnen, werden unser Gehirn und die Niere stark durchblutet. Menschen verhalten sich unter Stress ganz unterschiedlich.

Obwohl viele durch Stress ausgebremst werden, scheint Stress andere Menschen zu beflügeln. Für viele Musiker bedeutet Stress ein erhöhtes Risiko für Fehler. Diese Fehler sind dann oft Textfehler, Verspieler oder auch schiefe Töne. Eine solche Angst vor Fehlern kann für manche Menschen schlimme Folgen haben, nämlich wenn dadurch eine Phobie entsteht. Durch jeden weiteren Fehler steigt der Druck und Musiker können nach einiger Zeit auch nicht mehr so gut damit umgehen.

Falsche Dosis kann zu einem Herzstillstand führen

In der Musikszene ist es keine Seltenheit, auf Musiker zu treffen, die nach Lösungen gegen ihr Lampenfieber suchen. Manche greifen zu Alkohol oder Drogen, andere auch zu Medikamenten oder Betablocker, um auf der Bühne locker zu bleiben. Jedoch gibt es bei diesen Mitteln natürlich auch ein gewisses Risiko. Asthmaanfälle, Herzrhythmusstörungen und Durchblutungsprobleme gehören zu den häufigsten Folgen von falscher Medikamenteneinnahme.

Es gibt Kliniken die sich darauf spezialisiert haben, Musikern zu helfen, die schon seit Monaten oder gar Jahren nicht mehr auf der Bühne auftreten können. Lampenfieber entsteht oft, weil wir sehr perfektionistisch sind. Des Weiteren können Kollegen und auch das Publikum einen ungeheuren Druck auf uns ausüben. Wenn der Musiker es schafft, das Publikum auszublenden, gelingt der Auftritt oft besser. Patti Smith erntete bei der Preisverleihung viel Applaus und beendete, nachdem sie den Song nicht auswendig kannte, das Lied mit den Worten „but I´ll know my song well before I start again“.

 

Neue Wege gegen die Angst

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Um Deine Ängste zu überwinden, ist es am besten wenn Du Dich ihnen stellst. Das ist die Meinung von Forschern, die jetzt wohl eine sehr intelligente und angenehme Art und Weise herausgefunden haben, mit der man durch KI und Bildgebung Ängste sehr gut bekämpfen kann.

Angsterfahrungen prägen sich in unser Gehirn ein und das ist oft ein Problem, wenn wir uns in bestimmten Situationen befinden. Forscher haben jetzt allerdings herausgefunden, wie sie unsere Festplatte gewissermaßen durch intelligente Computeralgorithmen und bildgebende Verfahren neu konfigurieren können. Hakwan Lau und sein Team von der Universität in New York haben in einer Studie mit 17 Probanden ein Experiment durchgeführt. Dafür haben sie den Testpersonen beigebracht, dass zu einem bestimmten unangenehmen Bild ein unangenehmer Effekt passt, nämlich ein Elektroschock. Nach den ersten Runden konnten die Forscher feststellen, dass schon ein Blick auf das unangenehme Symbol ausreicht, um Angst zu bekommen.

Während des Experiments nahmen die Forscher die Daten der Probanden auf und sammelten sie in einem Computerprogramm. Dieses Programm war in der Lage herauszufinden, wann die Probanden und bei welchem Bild erschreckt reagierten.

Umgedrehtes Experiment

Im nächsten Schritt drehten die Forscher das Experiment um. Um den Probanden die Angst wieder zu nehmen, bekamen diese, wenn das Computerprogramm Angst signalisierte eine Belohnung. Die Belohnung wurde in Form von Geld überreicht. Durch diese Art von Experiment hatten die Probanden keine Ahnung, wie sie das Geld bekommen konnten. Sie reagierten also völlig instinktiv. Wissenschaftler beschreiben dieses Phänomen auch als „decoded neurofeedback“.

Nach dem zweiten Teil des Experiments kam nun der Abschluss. Den Probanden wurden wieder die Bilder gezeigt, bei denen sie zuvor mit Angst reagiert hatten und auch einen Elektroschock verabreicht bekamen. Der Anblick des zuvor noch als unangenehm betrachteten Bildes führte jetzt zu keinerlei Reaktion. Das Angstzentrum im Gehirn, die Amygdala, blieb einfach stumm. Für Lau und seine Kollegen ist somit klar, dass sie in der Lage sind, die Angsterinnerung in einem Menschen neu zu formatieren bzw. sogar zu löschen.

Durch diese hervorragenden Ergebnisse erhoffen sich die Forscher, dass solche Methoden angewendet werden können, um Menschen mit Angststörungen zu helfen. Dabei handelt es sich auch um eine ganz andere Art der Therapie als die Konfrontationstherapie, die einen ständig unter Druck setzt. Ob und wie sehr diese Methode tatsächlich anwendbar ist, bleibt noch abzuwarten. Fest steht aber, dass die ersten Ergebnisse sehr positiv sind. Es handelt sich womöglich um eine Art der Therapie, die vielen Menschen schnell und relativ stressfrei helfen könnte.

 

Schutzmechanismus beeinflusst Distanzwahrnehmung bei Angst

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Durch einen Schutzmechanismus wird die Distanzwahrnehmung, die wir im Angstzustand wahrnehmen, beeinflusst. Für Menschen mit Arachnophobie erscheinen Spinnen beispielsweise viel größer, als sie eigentlich sind. Forscher gehen davon aus, dass es sich hierbei um einen Schutzmechanismus des Körpers handelt. Dieser Mechanismus soll unsere Überlebenschancen erhöhen.

Angst lässt uns Entfernungen unterschätzen

Menschen, die unter Arachnophobie leiden, sehen vermeintliche Gefahr näher. Zu diesem Ergebnis kommen britische Forscher der Universität in London. Das Forscherteam untersuchte die menschliche Wahrnehmung von Distanzen unter Angstzuständen. Die Ergebnisse der Studie zeigten sich nicht nur bei Spinnen und Schlangen. Auch bei anderen Dingen, die dem Menschen Angst machen, zeigte sich ein ähnliches Verhalten. Angst führt bei Menschen dazu, dass wir die Entfernung zur Gefahr unterschätzen. In einer realen Situation kann dieser Mechanismus von großem Vorteil sein, wer nämlich früher eine Gefahr wahrnimmt, flieht auch früher.

Studie testet Distanzwahrnehmung

Stella Lourenco ist Psychologin und gehört zum Forscherteam. Ihrer Meinung nach kann Angst verschiedene Aspekte der Wahrnehmung grundlegend verändern. Um das genauer zu untersuchen, ließ Lourenco Probanden minutenlang auf einen Bildschirm schauen auf dem sich ein Objekt befand, dass sekündlich näher kam. Die Testpersonen sollten dann per Knopfdruck angeben, wann das Objekt denn bei ihnen ankommen würde.

Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig. Je größer die Angst vor dem näher kommenden Objekt war, desto früher schätzten die Probanden das Ankommen des Objektes ein. Bei niedlichen und süßen Objekten wie Schmetterlingen oder Welpen lagen die Probanden fast immer richtig. Menschen haben eigentlich ein sehr gutes Gefühl, wenn es darum geht Zeiten und Entfernungen einzuschätzen, wenn allerdings Ängste dazu kommen, verändert sich diese Qualität sehr. Die Forscher vermuten, dass Angst den Sinn für die eigene Distanzzone verändert. Abschließend kann man dem Ergebnis der Studie noch hinzufügen, dass die Fehleinschätzungen mit der wachsenden Angst auch immer größer wurden.

 

Die Lust an der Angst

Nervosität oder Angststörung?


Warum schauen wir Horrorfilme und warum gehen wir in eine Geisterbahn? Ganz klar – die Lust an der Angst steht hier im Vordergrund. Der Schreck löst bei uns ein gruseliges Wohlbefinden aus, das zu den Grundbedürfnissen des Menschen zu zählen scheint.

VR-Brillen

Philipp läuft durch eine heruntergekommene Hütte. Er ist ganz allein – scheinbar. Doch plötzlich bewegt sich etwas in der Dunkelheit, etwas streift sein Bein und fällt ihn dann von der Seite an. Philipp schreit und geht in Deckung. Zitternd und bebend nimmt der junge Mann die Virtual-Reality-Brille ab. Er hat gerade ein Online-Horrorspiel getestet. Solche Brillen gibt es zwar noch nicht sehr lange, doch die Lust an der Angst oder am Erschrecken ist bereits viel älter. Horrorfilme, Geisterbahnen, Gruselgeschichten, all das gibt es schon seit vielen Jahren. Der Schreck weckt in uns ursprüngliche Gefühle, die jedoch eigentlich zu unserem Schutz und nicht zum Vergnügen dienen sollten.

Angst als Schutzmechanismus

Nicht nur Menschen erschrecken sich, auch bei Tieren ist zu beobachten – auf zahlreichen YouTube Videos beispielsweise – wie Hunde und Katzen vor Schreck in die Höhe springen und die Flucht ergreifen. Zahlreiche Sprichwörter beruhen tatsächlich auf wahren Ereignissen und Verhaltensweisen im Schreckzustand. Wir sind beispielsweise starr vor Schreck, um eine gefährliche Situation erst einmal einordnen zu können. Oder das Blut stockt uns in den Adern, ausgelöst durch ein Eiweiß, dass die Gerinnung unseres Blutes verhindern soll und vor möglichen stark blutenden Verletzungen schützt. So praktisch Schreck und Angst auch in der Natur ursprünglich sind, dies erklärt noch lange nicht, warum wir uns manchmal gerne und freiwillig in eine solche Stresssituation begeben.

Beflügelnde Erleichterung

Das positive Gefühl, welches wir mit solchen Erfahrungen künstlich hervorrufen wollen, setzt erst nach der Angst ein. Wenn wir beispielsweise im Dunklen spazieren gehen im und plötzlich böse leuchtende Augen vor uns auf dem Weg ausmachen, erschrecken wir uns und denken automatisch an wilde Tiere, vor denen wir fliehen sollten. Stellen wir dann Sekunden später fest, dass es sich nur um ein harmloses Eichhörnchen gehandelt hat, macht sich Erleichterung in uns breit. Wenn es allerdings doch ein Wildschwein war, welches uns den Weg versperrt, so erschrecken wir uns nicht nur, sondern bekommen richtige Angst. Es wir noch mehr Adrenalin ausgeschüttet und unser Herzschlag steigt an. Wenn wir dem Wildschwein dann schließlich entkommen, so ist die Erleichterung nochmal um ein Vielfaches größer als beim bloßen Schreck.

Nicht übertreiben

Wir verspüren in solchen Situationen eine starke Erregung und genau darauf begründet sich das Phänomen des freiwilligen Erschreckens und Angsteinjagens, erklärt der Psychologe Jürgen Margraf. Es sei vergleichbar mit Menschen, die Extremsport betreiben, auch hierbei gehe es einzig um den Kick. Manche Menschen finden nicht nur Gefallen daran, erschreckt zu werden, sie jagen gerne anderen Personen Angst ein. Auch hierbei findet ein Zusammenspiel von An- und Entspannung statt. Doch auch ein gewisses Machtgefühl könnte hierbei Genugtuung verleihen, so der Experte. Jemanden zu Tode erschrecken, ist allerdings kaum möglich. Lediglich vorherige schwere Herz-Kreislauf-Störungen könnten dazu führen, dass jemand durch einen gehörigen Schreck einen Schock erleidet. Generell sollte man es nie bis auf die Spitze treiben mit dem Erschrecken, nicht umsonst werden besonders schwere Fälle nach dem Strafgesetzbuch bestraft.

 

Wenn das Blut in den Adern gefriert

Nervosität oder Angststörung?


Jeder kennt dieses Gefühl aus Horrorfilmen wenn das eigene Blut scheinbar erstarrt. Es scheint, als ob unser Blut in den Adern gefrieren würde. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass es sich dabei wohl nicht nur um einen Mythos handelt, sondern eine wahre Geschichte.

Der Spruch „Vor Grauen erstarrt mir das Blut in den Adern“ geht wohl bis ins Mittelalter zurück. Banne Leith arbeitet an der Universität Leiden. Sie ist die erste die diesen Mythos wissenschaftlich untersucht. Für eine Studie schauten 24 Probanden zuerst einen Horrorfilm und eine Woche später einen Lehrfilm. Je nach Gruppeneinteilung war die Reihenfolge umgekehrt. Nach den Filmen wurde den Testpersonen Blut abgenommen und damit die Gerinnungsfaktoren untersucht. Zusätzlich sollten die Probanden auf einer Skala von 0 bis 10 den Gruselfaktor des Films beschreiben.

Der Horrorfilm schnitt natürlich mit einer höheren Punktzahl ab als die Bildungssendung. Der Unterschied zwischen den Beiden lag durchschnittlich bei 5,4 Punkten. Die physiologische Studie war viel interessanter. Sie wies bei mehr als 50% der Personen, die den Horrorfilm geschaut hatten, einen erhöhten Wert des Blutgerinnungsfaktors VIII auf. Dieser Faktor reguliert die Blutgerinnung. Ein Mangel lässt das Blut zu wenig gerinnen. Eine Überdosis erhöht das Thromboserisiko. Dadurch kleben Blutplättchen schneller zusammen. Bei den Personen, die den Bildungsfilm geschaut hatten, stieg der Wert nur bei drei Personen und bei 86% der Probanden sank dieser Wert sogar. Bei 9 Personen aus der Horrorfilmgruppe nahm der Wert auch ab. Frühere Studien haben allerdings schon darauf hingewiesen, dass viele Menschen eine solche Unterhaltung sehr schätzen.

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es auch positive Wirkungen gibt. Für die Forscher ist die verstärkte Gerinnungsneigung absolut logisch. Schrecken und Furcht waren früher eben immer mit Kämpfen oder lebensbedrohenden Momenten verbunden. Die durch die Kämpfe entstandenen Verletzungen waren oft tödlich. Erstarrtes Blut konnte dem etwas entgegen wirken, weil Menschen dadurch nicht so schnell verbluten.

 

Ist Angst ansteckend?

Nervosität oder Angststörung?


Die Universität Harvard hat neue Forschungen zum Thema der Übertragbarkeit von Angst angestellt. Demnach genügt es bereits, im Alltag einen verängstigten Menschen zu sehen, um selbst ein Gefühl der Angst zu empfinden. Nehmen wir beispielsweise die Furcht eines anderen Menschen wahr, entsteht in uns unbewusst ein Fluchtgedanke.

Die Gehirnströme der Probanden

Im Verlauf der Studie sollten die Probanden Glücks- und Angstmotive betrachten. Als die Teilnehmer Bilder mit ängstlichen Gesichtern gezeigt bekamen, wurde eine Reaktion ihres Gehirns gemessen. Glückliche Mimik hingegen löste keine besondere Aktivität aus, die Information wurde vom Gehirn der Probanden normal verarbeitet. Somit wurde ersichtlich, dass Gefühle, wie zum Beispiel Angst, übertragbar sind.

Angststörung durch Infektionserkrankungen

Im Bereich der Nervenheilkunde ergaben erste Forschungen, dass Depressionen auch als Folge einer Infektion auftreten können. Bei einigen Menschen, die zuvor unter einer Infektionskrankheit litten, wurden Symptome von Angststörungen oder Depressionen festgestellt.

Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten

Noch ist dies nicht belegt, doch es besteht die Vermutung, dass psychische Erkrankungen eine Spätfolge von Infektionskrankheiten sein können. Somit wäre Angst tatsächlich übertragbar. Endgültige Forschungsergebnisse liegen jedoch noch nicht vor. Mittlerweile gibt es immer mehr Studien, die sich mit dem Thema der Angst beschäftigen. Aus vielen geht eindeutig hervor, dass Menschen sehr sensibel auf die Angstreaktionen ihres Umfeldes reagieren. Jedoch scheinen Menschen lange nicht so empfänglich für Angst- oder Fluchtgefühle anderer zu sein, wie beispielsweise Tiere, die eigene Rezeptoren für Pheromone haben.

Angst kann man riechen

Eine weitere Studie zur Übertragbarkeit von Angst von der Stony-Brook-Universität New York belegt, dass auch der Geruch von Angstschweiß bei unbeteiligten Personen eine erhöhte Aktivität des Angstzentrums im Gehirn verursachen kann. Die Forscher ließen hierfür Probanden mit einem Fallschirm aus großer Höhe springen und fingen den Schweiß der Testspringer auf. Anschließend sollten Teilnehmer der Studie an den Schweißproben riechen. Diejenigen, die den Schweiß der Fallschirmspringer inhalierten zeigten eine deutlich höhere Gehirnaktivität als diejenigen, die mit gewöhnlichen Schweißproben getestet wurden. Somit kann Angst auf verschiedensten Wegen von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden, wie genau dies im Einzelfall passiert bleibt jedoch zu erforschen.

 

Wie schaffe ich das Studium trotz Angst?

Nervosität oder Angststörung?


Eigentlich ist es ganz normal für junge Menschen Angst vor dem Studium zu haben. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die häufig Unsicherheit, Selbstzweifel und Zukunftsängste mit sich bringen. Natürlich ist es auch so, dass die Angst mit dem erworbenen Wissen und Abschluss keinen Arbeitsplatz zu bekommen häufig einen großen Platz in Leben der Studierenden einnimmt.

Aber auch im Studium gibt es keine Entwarnung: Angst vor Prüfungen und Repetitorien, Angst vor Referaten und Vorträgen, Angst vor dem Präsentieren seiner Ergebnisse vor den Kommilitonen. Diese Liste könnte beliebig verlängert werden. Krisen sind etwas durchaus Normales und normalerweise würde man raten, es doch etwas langsamer angehen zu lassen und/oder sich eine Auszeit zu nehmen. Doch die straffe Studienorganisation der Bachelor- und Masterstudiengänge lässt es heute noch weniger zu als früher.

Wie können diese Einschränkungen noch aussehen?

Es gibt nicht wenige Studierende, die davon krank werden. Die Psychosozialen und Psychotherapeutischen Dienste an den Hochschulen kümmern sich um diese. Die Studentenwerke konstatieren einen erhöhten Beratungsbedarf seit Beginn der Reform. Das Studentenwerk München berichtet davon, dass im Jahr 2010 jeder zweite Studierende, der sich an es wandte, wegen „studienbedingter Probleme“ Hilfe suchte. Im Jahr davor war es nur jeder Dritte.

Die Leiterin der dortigen Beratungsstelle Petra Holler, Diplom-Psychologin, spricht von folgenden Einschränkung für die Studierendenden: Überlastung, Erschöpfung, Angst vor dem Versagen, Arbeits- und Lernstörungen, Prüfungsängste, Problemen bei der Entscheidungsfindung und das Aufschiebeverhalten, die Prokrastination, im Allgemeinen. Häufig sei es so, dass den Studierenden das eigene, überzogene Leistungsideal und die Vorstellung, wie es sein sollte und könnte, im Weg stehen. Körperlich und seelisch manifestieren kann sich dieser negative Stress, der sogenannte Distress, durch einen Reizmagen oder –darm, Nervosität, Schlafstörungen bis hin zu Panikanfällen und Depressionen.

Was kann helfen?

Die Frage, die sich stellt ist, wie man diesem Problem mit seinen mannigfaltigen Ausprägungen begegnen kann. Natürlich gibt es die verschiedensten Beruhigungsmittel und auch Pflanzen wie das Johanniskraut, die Abhilfe schaffen können. Oft haben diese aber unerwünschte Nebenwirkungen. Beruhigungsmittel machen oft träge, müde und manchmal auch etwas benebelt im Kopf. Johanniskraut beispielsweise erhöht die Lichtempfindlichkeit erheblich. In Studentenportalen kann man als Soforthilfe-Tipps bei einem Angstanfall lesen, dass man im Hörsaal möglichst außen sitzen solle, im Idealfall in der Nähe von Tür oder zumindest Fenster. Vor kritischen Momenten solle man besser auf Kaffee, Cola oder Energiedrinks verzichten und auch den Magen nicht überlasten.

Frische Luft und tiefes Durchatmen seien immens wichtig. Coaches raten zur Optimierung des Zeitmanagements. Das Lernen und die Vorbereitung muss geplant und portioniert werden. Nach Vorlage einer To-do-Liste können erledigte Inhalte abgehakt werden. Das steigert das Sicherheitsgefühl und die Zufriedenheit etwas getan zu haben. Ein Kommilitone, Lern- und Leidenspartner kann nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ auch wahre Wunder bewirken und zudem hat das Ganze auch noch verschiedene andere Synergieeffekte. Psychologen hingegen raten zu kognitivem Verhaltenstraining. Mit Hypnose können bereits nach wenigen Sitzungen beeindruckende Ergebnisse erzielt werden. Auch Entspannungstechniken wie Autogenes Training und Yoga eignen sich hervorragend.

 

Iatrophobie - die Angst vorm Arzt

Nervosität oder Angststörung?


Die meisten Menschen empfinden Arztbesuche als eine normale, auch erleichternde, höchstens ab und zu lästige Angelegenheit. Natürlich sind Magenspiegelung, Ultraschalluntersuchung oder auch ein bloßer Blick in den Hals nicht besonders angenehm, aber für den Großteil der Menschen sind Arztbesuche erträglich. Doch es gibt Menschen, die sich lieber mit Schmerzen herumquälen, ehe sie einen Arzt konsultieren. Der Grund ist, dass sie Angst vorm Arzt haben, was in Fachkreisen als Iatrophobie bezeichnet wird.

Allein ein Kontrollbesuch beim Zahnarzt oder beim Internisten ist für einige Menschen schrecklich. Hauptsächlich Männer meiden gerne Ärzte. Sie lassen häufig Vorsorgeuntersuchungen verstreichen, umgehen Kontrollbesuche und zögern Arzttermine hinaus. Symptome der Iatrophobie sind sehr vielfältig. Die einen haben ein flaues, unsicheres Gefühl in der Magengegend, andere haben sogar Schweißausbrüche und Panikattacken. Weitere Symptome können Sprachlosigkeit, Kurzatmigkeit, ein Schwindelgefühl oder das Herunterspielen von Beschwerden sein. Auch Blutdruckmessungen können aufgrund der Iatrophobie beeinflusst sein, was als Weißkittelsyndrom bezeichnet wird.

Es ist auch möglich, dass Betroffene über Jahre hinweg keine Praxis aufsuchen und lieber körperliche Schmerzen oder psychische Probleme ertragen. Zu groß ist die Angst vor der Untersuchung oder den eventuellen Begleiterscheinungen und Konsequenzen, wie dem Anblick von Blut und Spritzen, Operationen oder schlimmen Diagnosen. Am häufigsten haben die Menschen Angst vor Zahnärzten, Chirurgen und Gynäkologen.

Beklommenheit hat den Ursprung in der Vergangenheit

Etwa zwei Millionen Deutsche leiden an Iatrophobie. Die Ursachen für die Beklommenheit sind meistens in der Vergangenheit zu finden, wie beispielsweise schlechte Erfahrungen mit Ärzten oder in Kliniken, falsche Diagnosen oder schmerzhafte Behandlungen. Aber auch in der Kindheit können bereits Ursachen gefunden werden. Kinder kommen meistens das erste Mal bei Impfungen mit Ärzten in Kontakt, was keinen positiven ersten Eindruck hinterlässt. Kinder müssen daher sehr sorgfältig behandelt werden. Außerdem sollten gesunde Kinder schon einmal zum Arzt mitgenommen werden.So kann Kindern die Angst vor Ärzten genommen werden und sie können sich erst einmal alles anschauen.

Therapien oder Beruhigungsmittel können helfen

Bei Erwachsenen, die an Iatrophobie leiden, gestaltet sich die Situation schwieriger. Ängstliche Kinder werden trotzdem von ihren Eltern zum Arzt gebracht, ängstliche Erwachsene erscheinen einfach nicht. Hier kann eigentlich nur eine Therapie helfen. Vor allem Verhaltens- und Konfrontationstherapien zeigten bei der Behandlung von schweren Phobien bereits eine positive Wirkung. Hier liegt allerdings das nächste Problem, da der Therapeut ja ebenfalls ein Arzt ist. Daher kommen bei manchen Iatrophobikern, die eine akute Krankheit haben und dringend zum Arzt müssen, auch Beruhigungsmittel, Hypnose oder Akupunktur zum Einsatz.

Wichtig ist es, die Angstschwelle bei Betroffenen möglichst niedrig zu halten. Betroffene suchen daher oft noch ihre Kinderärzte auf, da die Umgebung vertraut ist und es dort weniger Unsicherheitsfaktoren gibt. Ein Besuch beim Kinderarzt ist natürlich nicht optimal, aber es handelt sich immerhin um eine ärztliche Untersuchung. Menschen, die Angst vorm Arzt haben, müssen Vertrauen aufbauen und aufrechterhalten. Auf keinen Fall sollte man sich Rat in Internet-Foren suchen, da so die Ängste noch verstärkt werden können.

 

Musik lindert Schmerzen und Angst

Nervosität oder Angststörung?


Dass Musik eine zumeist positive Wirkung auf den menschlichen Organismus oder vielmehr die menschliche Psyche hat, haben zahlreiche Studien bereits bewiesen. Ob in Stresssituationen oder bei Frust: Musik ist ein gutes Ventil gegen so ziemlich jede große Emotion. Britische Wissenschaftler haben sich nun mit der Frage beschäftigt, ob Musik auch nach und vor Operationen zu angstlösenden Gefühlen und Schmerzlinderung führen kann. Dafür fassten sie die Ergebnisse aus über 70 Studien zusammen und kamen zu einem positiven Ergebnis. Die ersten Studien zu diesem Thema wurden bereits 1914 durchgeführt.

Insgesamt nahmen über 7000 Menschen an den genannten Studien teil, sodass die Ergebnisse ein repräsentatives Bild abgeben. Die Forscher untersuchten im Rahmen der Studie vor, während und nach der Operation die Wirkung von Musik auf den Probanden. Die Studienteilnehmer rezipierten die Musik entweder über Kopfhörer oder lokale Lautsprecher.

Die Studienergebnisse

Zunächst einmal zeigten die Studien, dass die Wahl der Musikstücke und der Zeitpunkt keinen entscheidenden Ausschlag für die Wirkung erbrachten. Für die Untersuchungen wählten die Forscher allerdings gemeinhin ruhigere Musikstücke. Die positive respektive beruhigende Wirkung der Musik zeigte sich auch bei bewusstlosen Probanden.

Weiterhin zeigte sich, dass Probanden, die nach einer Operation Musik hörten, weniger häufig zu Schmerzmitteln griffen. Die positive Wirkung ist demnach belegt. In weiteren Studien soll nun geklärt werden, wann die Rezeption von Musik am Besten Wirkung zeigt und wie diese in Therapieformen im Krankenhaus integriert werden könnte.

Ärzte greifen auch zu Musik

Auch Ärzte greifen während einer Operation gerne auf akustische Untermalung zurück. Studien zeigen, dass sie sich dadurch besser konzentrieren und ausdauernder operieren können. Jeder Mensch sollte selbstverständlich selbst entscheiden, ob er eine akustische Untermalung braucht respektive wünscht, aber vielleicht lohnt der Versuch sich durch Musik statt Medikamente beruhigen und entspannen zu lassen.

 

Wieso verändert sich mein Angstverhalten?

Nervosität oder Angststörung?


Angstsymptome zeigen sich relativ deutlich in Form von Schweißausbrüchen, erhöhtem Blutdruck, gesteigertem Puls und der Fokussierung auf das angstbesetzte Objekt. Die Gedanken scheinen dann nur noch um diese eine Entität zu kreisen. Doch wie entsteht eigentlich Angst und wie kann es sein, dass man Angst vor Dingen oder Menschen entwickelt, die man einst liebte oder gerne mochte?

Die Entwicklung von Angst

Wie wir alle wissen, ist Angst zunächst einmal ein Überlebensmechanismus. Er schützt uns vor Gefahren und führt in angemessenen Situationen zur Flucht. Babys erlernen diese wichtigste Ur-Emotion bereits kurz nach der Geburt und zwar durch Beobachtung. Angst entsteht also nicht unweigerlich durch eine gefährliche Situation, die man selbst durchlebt, sondern durch Beobachtung, was anderen Menschen Angst bereitet.

Bereits ab dem fünften Monat ist es Babys möglich ängstliche Gesichter zu erkennen und durch Folgen der Blickrichtung des Ängstlichen auch den Grund für die Angst zu eruieren. Aber auch Gefahren, die von anderen Menschen oder Tieren ausgehen, können von Babys frühzeitig ermittelt werden. Die Einschätzung, was uns Angst machen könnte, scheint demnach in gewisser Weise auch angeboren zu sein.

Wieso verschiebt sich das wovor wir Angst haben?

Wie kommt es aber dazu, dass sich die Dinge, vor denen wir Angst haben, im Laufe unseres Leben verändern? Wenn wir die Kindeszeit betrachten, dann ist es durchaus so, dass wir in den ersten Lebensjahren weniger Angst vor Dingen haben, weil wir nicht all ihre Gefahren sofort erkennen. Viele Gefahren ergeben sich nämlich erst durch das Lernen, dass es Gefahren sind. Dies hängt mit sogenannten schlechten Erfahrungen zusammen, die wir selbst oder Menschen, die uns nahe stehen, machen.

Ein Beispiel: Angst vor Clowns

Betrachten wir beispielsweise die Angst vor Clowns. Clowns begleiten zahlreiche Kindergeburtstage und werden von Kindern entweder belächelt oder geliebt. Im Laufe des Lebens kommt es bei manchen Erwachsenen vor, dass sie Clowns als gruselig empfinden. Dies wird häufig mit der Tatsache verbunden, dass Clowns maskiert sind und man ihre Emotionen daher nicht genau ablesen kann. Das Interesse der Erwachsenen Emotionen lesen zu können, ist für Kinder nicht relevant. Unser Angstverhalten hängt demnach auch immer mit den Werten, Normen und Einstellungen zusammen, die wir zu einem bestimmten Moment zeigen. Als Kind möchte ich unterhalten werden und einen schönen Geburtstag erleben.

Als Erwachsener kommt es mir wiederum merkwürdig vor, dass Clowns sich derart abseits jeder sozialen Norm verhalten und das kann zu Unsicherheiten führen. Dies scheint ein banales Beispiel zu sein, es erklärt aber in den Grundfesten, was für uns Menschen dazu führt, dass wir Angst empfinden. Wir betten das angstbesetzte Objekt nämlich in einen neuen Kontext ein, den eines Kindes oder eines Erwachsenen und schon verändert sich unsere Beziehung zu dem Objekt. Ist es im Sportunterricht noch cool mit Inlinern durch die Halle zu cruisen, so kann es für jemanden, der bei einem Sturz mit schwerwiegenden Folgen anwesend war, die Hölle auf Erden bedeuten. Was uns Angst macht, sagt viel darüber aus, was wir erlebt haben und dass ein jeder Mensch sich schützen möchte.

 

Die Angst vor der festen Bindung

Nervosität oder Angststörung?


Viele Menschen träumen von der großen Liebe und dem ewigen Glück in der Zweisamkeit. Doch der Stereotyp, der in unserer Kultur durch Filme und Literatur immer wieder verstärkt und zelebriert wird, setzt auch unter Druck – und auf der anderen Seite sind Viele mit einer Angst vor festen Bindungen konfrontiert, die ihre Beziehungsfähigkeit schwächen und sich dem Traum vom gemeinsamen Glück entgegen stellen können.

Neue Studie gibt Hinweise

Vielleicht sind Ihnen die Plakate von “ElitePartner”, einem Online-Dating-Portal aufgefallen. Diese Plattform, die sich mit allen Themen rund um Liebe und Beziehung beschäftigt hat jetzt ihre über zehntausend zählenden Mitglieder zu Beziehungen und Beziehungsangst befragt. Auch wenn diese Stichprobe vielleicht durch die Form des Online-Portals vorselektiert und damit weniger aussagekräftig ist, handelt es sich zumindest um eine große Stichprobe.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sowohl unter Singles als auch in Beziehungen die Unsicherheit über den Verbleib oder die Wahl des Richtigen vorkommt. Bei den Anteilen der Zweifler handelt es sich zwar nicht um Mehrheiten in den verschiedenen untersuchten Altersgruppen – die meisten scheinen also doch mit ihrer Wahl zufrieden zu sein. Trotzdem gibt es einen klaren Anteil an potentiell Bindungsgestörten. Dabei kehrt sich das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Zweiflern über die Lebenszeit um. Während die Männer in der ersten Lebenshälfte eher an ihrer Partnerwahl zweifeln, sind es in der zweiten eher die Frauen.

Die meisten glauben an die ewige Liebe

Während es eben diese Bindungsängstlichen gibt, glauben doch die meisten Menschen an eine glückliche Partnerbeziehung und dass sie sich zumindest zu einem zukünftigen Zeitpunkt auf diese endgültige Beziehung einlassen werden. Dabei liegt für viele unter vierzig-jährige diese jedoch noch in der Zukunft. Wenig überraschend liegt in dieser Altersgruppe vor Allem der Bindungswille von Männern bei mindestens einem Drittel nicht vor – und auch ein viertel der Frauen kann sich nach eigenen Angabe auf Grund der großen Auswahl nicht festlegen.

Auch wenn also knapp ein Drittel noch an die große Liebe glaubt und auf sie hofft, ist die Zeit für die Bindung für’s Leben doch stark nach hinten verschoben worden. Dies mag an vielen Faktoren unseres Zeitgeistes liegen. Selbstoptimierung und Leistungsdenken – auch gerade auf das Privatleben bezogen – ist weit verbreitet. Aber vor Allem in der sogenannten “Emerging Adulthood”, also einer Art verlängerten Pubertät Anfang der Zwanziger können sich junge Menschen aus dem Westen ohnehin für nichts entscheiden – sie wechseln häufiger ihren Karrierepfad, das Land und eben auch ihre Partner. Trotzdem scheint eine feste Beziehung für sie zu einem lohnenden Lebensziel zu zählen.

Führen Autounfälle zu mehr Umsicht im Straßenverkehr?

Nervosität oder Angststörung?


Ein Beinaheunfall oder eine genommene Vorfahrt können einen Autofahrer schonmal ziemlich schocken, ärgern und unter Druck setzen. Man könnte meinen, dass dies zu einem noch umsichtigeren Umgang im Straßenverkehr führt. Aber Pustekuchen: Eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg belegt nun das Gegenteil.

Schock verursacht Rasen

An der Studie nahmen 79 Probanden teil, die an einem animierten Testparcours teilnehmen, währenddessen sie mit unterschiedlichen Fahrsituationen konfrontiert wurden. Im Anschluss wurden die Probanden angehalten ihre Emotionen nieder zu schreiben.

Beispielsweise wurde eine Situation fingiert, in der ein plötzliches Bremsen einen Auffahrunfall verhindern sollte. Im Anschluss fuhren die Probanden zwar kurzfristig langsamer, auf lange Sicht gesehen fuhren sie allerdings schneller, überschritten sogar das Tempolimit und lenkten abrupter. Angst oder auch Schock führt in diesen Fällen also zu risikoreichem Fahren.

Ein möglicher Erklärungsversuch kann sein, dass die Probanden bei der risikoreichen Situation verbleiben, zumindest gedanklich, und sich daher nicht sonderlich gut auf den Straßenverkehr konzentrieren können. Angstsituationen führen also nicht zwangsläufig zu umsichtigeren Fahrverhalten.

Verhaltensforscher wollen diese Erkenntnisse nutzen und beispielsweise mit Hilfe von Schweißsensoren im Lenkrad die Emotionalität der Fahrer messen. Auch die Muskelspannung der Hände kann als Indiz für das Stressempfinden verstanden werden. Diese Ergebnisse würden an das Auto weiter gegeben werden und zu sprachlich formulierten Warnungen führen, die den Fahrer an eine umsichtigere Fahrweise erinnern.

Dem Ärger Luft machen

Schafft man es selbst nicht sich im Verlauf des weiteren Fahrens abzureagieren, empfehlen Verhaltensforscher eine empathische Verbindung zum Fahrer vor einem aufzubauen und zu versuchen zu verstehen, wieso derjenige beispielsweise langsam fährt oder abrupt abbremst. Beifahrer können zwar zur Beruhigung beitragen, sollten sich aber kluge Sprüche wie „Hey, komm mal wieder runter“ lieber sparen und für Ablenkung sorgen. Emotionen und Auto fahren ist ein wichtiges Feld, das in der Disziplin der Verhaltensforschung mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Vielfach werden risikoreiche Unfälle nämlich auch durch gesteigerte Emotionen ausgelöst.

 

Eine Studie zur Todesfurcht

Nervosität oder Angststörung?


Nur die wenigsten Menschen setzen sich bewusst und aktiv in ihrem Alltag mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit auseinander. Das kommt nicht von ungefähr, denn beide Themen entziehen sich unserem Einflussbereich und lösen so potentiellen psychischen Stress aus. Vor allem setzen uns aber die subtilen Erinnerung an diesen Themenkomplex zu, etwa durch zufällig mitangehörte Gespräche oder einen Liedtext, der im Hintergrund im Radio plänkelt.

Dieses Phänomen wird schon seit Längerem in der Psychologie im Programm des „Terror Management“ genauer untersucht. Im Einzelnen wird hier die subversive Wirkung der Todesfurcht im menschlichen Unterbewusstsein genau analysiert. Die bisherigen Ergebnisse dieses Forschungsprogramms zeigen, dass wir unter Einfluss von Todesfurcht vor allem die körperliche und emotionale Nähe zu unseren Lieben suchen – uns im Gegenzug aber auch besonders hart „vom Rest der Welt“ abgrenzen wollen.

Eine neue Studie der amerikanischen Forscher Christopher Long, Sozialpsychologe an der Ouchita Baptist University, und Dara Greenwood vom Vassar College brachte im Rahmen eines Experiments noch einen völlig neuen Effekt der latenten Todesfurcht zu Tage.

Die Studie im Detail

Die Wissenschaftler teilten insgesamt 117 studentische Probanden beider Geschlechter in vier experimentelle Gruppen ein. Die erste Gruppe wurde dazu angehalten, eine Aufgabe am PC Monitor zu lösen, während der ihnen für einen winzigen Moment – genauer gesagt 33 Millisekunden – das Wort „Tod“ eingeblendet wurde. Die Dauer der Einblendung war zu kurz, um das Wort im Bewusstsein wahrnehmen zu können, aber lang genug, um es im Unterbewussten zu verarbeiten.

Mit der zweiten Gruppe wurde es ähnlich gehalten, mit dem einzigen Unterschied, dass ihnen nicht das Wort „Tod“, sondern der Begriff „Schmerz“ gezeigt wurde. Die dritte Gruppe von Probanden wurde angeleitet, einen reflektierenden Aufsatz über ihre Empfindungen und Gefühle zu verfassen, wenn sie an ihren eigenen Tod dachten. Der letzten Gruppe wurde ebenfalls eine Schreibaufgabe erteilt, jedoch mit dem Thema der Reflektion eines unangenehmen Zahnarztbesuchs. Die ersten beiden Gruppen wurden also mit einer latenten, die letzten beiden Gruppen mit einer bewussten Todesfurcht konfrontiert.

Im Anschluss an diesen ersten Durchgang ließen die Forscher ihre Probanden einen Cartoon betexten mit der Aufgabe, möglichst originell und humoristisch zu agieren. Danach wurden die fertigen Cartoons einer unabhängigen Jury zur Bewertung vorgelegt. Die Ergebnisse waren eindeutig und erstaunlich zu gleich: Jene Probanden, die mit einer latenten Todesfurcht konfrontiert worden waren, wurden durchweg als origineller und witziger empfunden als die andere Teilnehmer-Gruppe.

Somit konnte diese neue Studie belegen, dass auch der sprichwörtliche „Galgenhumor“ eine tatsächliche Bewältigungsstrategie des Unterbewusstseins bei Todesfurcht ist. Warum dies jedoch nur bei den latent behelligten Teilnehmern der Fall war und nicht bei den aktiven, bleibt auch nach Auswertung der Studie noch offen.

 

Tipps und Tricks gegen Prüfungsangst

Nervosität oder Angststörung?


Immer mehr Studenten und Schüler leiden unter Prüfungsangst. Die Leistungsgesellschaft hat mittlerweile auch in Universitäten und sogar Schulen Einzug genommen und erhöht den Druck auf jeden Einzelnen. Ein gewisses Maß an Lampenfieber ist sicherlich nicht hinderlich, doch wenn die Angst lähmend wird und die Prüfung zu einem großen Schreckgespenst, sollte man etwas unternehmen.

Was kann man als Betroffener tun?

Wenn man unter Prüfungsangst leidet, wird diese meist von einem großen Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber der kompletten Situation begleitet. Man hat das Gefühl, den Stoff in der vorgegebenen Zeit nicht lernen zu können und infolgedessen die Prüfungssituation niemals zu be- respektive überstehen.

Versuche, sich selbst aus dieser passiven Hilflosigkeit zu befreien, können sehr förderlich sein. Dies ist jedoch schwierig, wenn man sich bereits in einer derartigen Situation befindet. Nützlicher ist es präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die akute und lähmende Prüfungsangst zu vermeiden.

Die Strategien

Es gibt einiges, was man als Prüfungsangsthase schon im Vorhinein richtig (oder eben auch falsch) machen kann. Eine ausgewogene Ernährung, genügend Schlaf und moderate Bewegung tragen zum allgemeinen Wohlbefinden bei und können die Anfälligkeit für psychischen Stress vermindern. In der Lernphase ist es besonders wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen und den Lernstoff sinnvoll zu strukturieren.

So kann man anhand kleinerer Zwischenziele immer wieder überprüfen, wo man steht und sich so ein wenig die Angst nehmen. Das Erlernen einer Entspannungstechnik ist von unschätzbarem Wert und gehört in den gedanklichen Handwerkskoffer eines jeden Prüfungsangstgeplagten. Entspannungsübungen können schließlich nicht nur in der Vorbereitungsphase der Prüfung behilflich sein, sondern auch den viel gefürchteten „Blackout“ verhindern, welcher fast immer eine Folge von zu großem Stress ist.

Der wohl wichtigste und machtvollste Tipp ist jedoch dieser: Immer positiv denken! So schwer und gleichzeitig trivial es auch erscheint, ist diese Methode die wirkungsvollste von allen. Wenn man sich erst einmal klar gemacht hat, dass weder das eigene Leben noch die komplette Zukunft von dem Bestehen bzw. Nichtbestehen der Prüfung abhängen, ist das schon die halbe Miete.

Schafft man es zusätzlich, sich selbst glaubhaft zu machen, dass man es auf jeden Fall schaffen wird, ist das Gehirn um ein vielfaches leistungsstärker als unter negativen Affirmationen. Imaginieren Sie sich beispielsweise eine positive Prüfungssituationen und rufen sich diese in Angstsituationen vor Auge. In diesem Zusammenhang kann es tatsächlich hilfreich sein eine Art Mantra auszuarbeiten, welches man sich laut vorspricht, wenn die Angst übermenschlich wird. Auch die Atmung wird auf diese Weise reguliert und der Körper wird in einen entspannten Zustand versetzt.

Also nur Mut und viel Erfolg bei der nächsten Prüfung!