Deutschland: Das Land der Therapie

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Immer mehr Menschen stehen offen dazu, wenn ihre Seele krankt.  Dadurch findet die Psychotherapie auch immer mehr Zuspruch. Es wurde nahezu entstigmatisiert. Warum? Weil viele es schon selbst kennengelernt haben, sei es weil sie sich selber haben therapieren lassen oder weil sie jemanden in ihrem Umfeld haben oder hatten, der eine Psychotherapie gemacht hat. Im privaten Umfeld sind wir auf einem guten Weg, das sieht auch Thorsten Padberg, selbst Psychologe, so. Er gibt allerdings zu bedenken, dass viele Therapeuten bei der Behandlung nicht auf die Rahmenbedingungen der Gesellschaft Rücksicht nehmen.

Betroffene warten bis zu 4 Monate auf eine Psychotherapie

Unser Land wird immer mehr zum Therapieland. Die Zahl der psychisch Erkrankten erhöht sich statistisch jährlich um ein Viertel, das sind 22 Millionen Menschen. Doch leider ist es schwierig, einen geeigneten Therapieplatz zu bekommen, da die Nachfrage das Angebot inzwischen weit übersteigt. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz durchschnittlich 4 Monate.

Therapie-Patienten werden nicht mehr verurteilt

Der Umgang mit dem Thema hat sich auch deutlich verändert. Es gibt viele betroffene Menschen oder solche, die Psychotherapie-Patienten in der Familie oder im Freundeskreis haben. Es gibt auch einige Leute, die über eine Therapie nachdenken. Da eine Psychotherapie heute alltäglich und gegenwärtig ist, gehen wir anders damit um.

Soziale Not führt zur Diagnose

Unsere Gesellschaft verändert sich, wir pflegen deutlich weniger enge Kontakte. Wir sehen uns nach guten Gesprächen, haben aber oft keine Zeit, das auch noch unterzubringen. Wir sehnen uns nach Menschen, in denen wir Verständnis und Zuverlässigkeit finden. Ein Bericht der FAZ gab an, dass Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende und Migranten als besonders gefährdet gelten.

In den genannten Gruppen herrscht eine soziale Not. Es fehlt an Sicherheit im sozialen Bereich. Diese sozialen Notlagen macht auch J. Hari in seinem Bestseller „Der Welt nicht mehr verbunden“ zum Auslöser für psychische Erkrankungen.

Sehen wir also den aufsteigenden Trend zu Psychotherapien als positiv an? Viele Therapeuten arbeiten allein im persönlichen Bereich des Patienten. Die Befürchtung liegt nah, dass wenn nur am einzelnen Menschen gearbeitet wird, die Isolierung noch mehr verstärkt wird.

Ja zur Therapie?

Es gibt immer noch einen Teil der Bevölkerung, der es  ablehnt, dass immer mehr Menschen eine Therapie in Anspruch nehmen. Es gibt Sachverständige, die der Meinung sind, dass die wirklich psychisch gefährdeten Patienten gar nicht in den Praxen zu finden sind. Dort würden sich nur Menschen behandeln lassen, die durch ihr Leben gestresst oder genervt sind. Es sollten eher die schweren Leidensfälle behandelt werden.

Gesundheitsminister Spahn vertritt hier die Meinung, dass vorab durch eine Schiedsstelle zu klären sei, ob eine Psychotherapie von Nöten bzw. sinnvoll ist. Die Bürger unseres Landes vertreten da aber eine andere Meinung. Es wurde eine Bundestagspetition eingereicht, die von ca. 160.000 Menschen unterschrieben wurde. Die Petition richtete sich gegen eine solche Schiedsstelle. Grundlage für die große Resonanz auf die Petition ist, dass Menschen, die in ihrer Zukunft Therapiebedarf sahen, auch abgesichert sein möchten. Man stelle sich vor, dass bei einem orthopädischen Anliegen auch erst einmal vor der Schiedsstelle geklärt werden müsste, ob das Problem den Gang zum Orthopäden rechtfertigt.

Das soziale Ganze im Auge behalten

Es gibt zu viele Lücken im sozialen Netz. Es ist für Patienten oft schon eine Hilfe, wenn ihnen zugehört wird. Es tut gut, über das eigene Leid zu sprechen und mit jemandem gemeinsam Lösungen zu finden. Es ist die Aufgabe der Psychotherapeuten, auf die Missstände im sozialen Netz aufmerksam zu machen. Isolation, schlechte Arbeitsverhältnisse und Verurteilung machen krank. Die Gesellschaft entwickelt sich in eine schlechte Richtung. Die Folgen dieser Entwicklung sind nicht immer durch eine Psychotherapie heilbar. Denn keine Therapie kann das ersetzen, was uns an gesellschaftlichen Werten verloren gegangen ist.

Tipp der Redaktion: Der Deutschlandfunk bietet genau zu diesem Thema einen mehrteiligen Podcast an. Ihr findet ihn in allen aktuellen Podcatchern wie Apple, Spotify und natürlich in der DLF-Audiothek.

Persönlichkeit ist für Therapieerfolge mit verantwortlich

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Wie kommt es, dass Menschen unterschiedlich auf Therapien ansprechen und unterschiedliche Therapieerfolge erzielen? Diesem Geheimnis sind Forscher nun auf den Grund gegangen. Verträgliche, positive Menschen sprechen offenbar besser auf Therapien an.

Ein Forscherteam der Purdue University in den USA hat untersucht, warum Patienten besser oder schlechter auf eine Psychotherapie ansprechen. Der Erfolg einer Behandlung hängt nicht allein vom Therapeuten, dem Konzept oder der Krankheit ab. Das Team wertete zahlreiche Arbeiten aus, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Die Ergebnisse sind überraschend.

Die Persönlichkeit gibt den Ausschlag für Therapieerfolge

Die Wissenschaftler befassten sich mit den Daten von rund 14.000 Patienten. Sie stuften deren Persönlichkeit auf der Basis der Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale ein. Diese Merkmale sind Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extraversion, Offenheit für Neues und Neurotizismus. Eine weitere Differenzierung anhand der Erkrankung oder Behandlungsform erfolgte nicht.

Es stach hervor, dass Menschen mit einem niedrigen Neurotizismus-Wert zu Beginn der Behandlung erfolgreicher waren. Die Symptome gingen ebenfalls schneller zurück. Emotional stabile Menschen zeigen eine größere Bereitschaft, ihr eigenes Verhalten umzustellen. Sie möchten dadurch ihren Lebensstil verbessern und ein gesünderes Leben führen.

Verträglichkeit bringt Erfolg

Andere Persönlichkeitsmerkmale sind ebenfalls für den Therapie-Erfolg zuträglich. Hier sind eine stark ausgeprägte Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit oder Extraversion positiv für das Gelingen einer Behandlung. Umgängliche Patienten gehen schneller eine Bindung zum Therapeuten auf. Diese Allianz sorgt dafür, dass sich beide auf die gleichen Ziele und Aufgaben einigen.

Diese Allianz ist ein sehr wichtiges Kriterium für den Behandlungserfolg. Wurde zunächst vermutet, dass die Extraversion ebenfalls allianzstärkend wirkt, konnte dies durch die jüngsten Untersuchungen nicht bestätigt werden. Eine Therapie wird aber trotzdem positiv unterstützt, wenn ein Patient extrovertiert ist. Er ist dann deutlich schneller bereit, Hilfe anzunehmen. Die Zusammenarbeit in der Therapie ist ebenfalls besser. Menschen mit einem hohen Extraversionswert teilen Gedanken und Emotionen bereitwillig mit.

Gewissenhafte Patienten erledigen vom Therapeuten aufgegebene Aufgaben zuverlässig. Diese Menschen nehmen auch ihre Termine regelmäßig wahr. Insofern hat diese Eigenschaft ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Behandlung.

Offenheit für Neues

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass Offenheit für Neues ein eher unwichtiges Kriterium für den Therapieerfolg ist. Diese Eigenschaft ist so vielfältig, dass sie sich sowohl positiv wie auch negativ auf die Behandlung auswirken kann. Während offene Menschen das eigene Verhalten gut reflektieren können, neigen sie aber auch zu Träumereien und Fantasien.

Die Forschungsergebnisse ermöglichen aber, Praxistipps für Therapeuten zu geben. Therapeuten können sich darauf einstellen, dass der Aufbau der Allianz mit weniger verträglichen Menschen schwierig ist. Die Verbindung zwischen Patient und Therapeuten muss demnach schon sehr früh geknüpft werden. Eine Beleuchtung der Persönlichkeit des Patienten macht besonders im Bereich der Suchtabhängigkeiten Sinn. Es kann besser abgeschätzt werden, ob ein Patient später abstinent bleibt. Denn sein Neurotizismus und seine Gewissenhaftigkeit geben Aufschluss.

Abschließend kann gesagt werden, dass die Forschungen des Teams von der Purdue University sehr förderlich für die Psychotherapie ist. Es ist Therapeuten besser möglich, aufgrund der Persönlichkeitsbeobachtung Strategien und Perspektiven einzuschätzen.

Die Rorschach-Formen und ihre Geheimnisse

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Die Bilder aus Tinte, die verschiedene Formen darstellen und in der Fachsprache unter dem Namen „ Rorschach-Formen “ bekannt sind, wurden bereits zahlreich in der Behandlung von Patienten eingesetzt. Forscher haben nun eine Theorie entworfen, die erklären soll, warum einige dieser Formen besser wirken als andere.

Rorschach-Formen offenbaren den seelischen Zustand

Im Jahre 1921 entwickelte Hermann Rorschach, ein Schweizer Psychoanalytiker, die Methode der Tintenbilder. Er ließ sie aus 10 Farbkleksen entstehen, um den seelischen Zustand seiner Patienten offenzulegen. Die Diagnose anhand dieser in der Mitte gefalteten Bilder war im 20. Jahrhundert sehr beliebt, wird mittlerweile jedoch in Frage gestellt. Ein Forscherteam aus amerikanischen und australischen Wissenschaftlern berichtet nun, das große Geheimnis, der berühmten Rorschach-Bilder aufgedeckt zu haben.

Weniger Komplexität, mehr Interpretationsspielraum

Bei der Betrachtung der Bilder assoziierten Patienten ganz unterschiedliche Dinge mit den Mustern. Teilweise sind zu bestimmten Rorschach-Motiven über 300 Interpretationsmöglichkeiten bekannt. Das Team der Wissenschaftler um Richard P. Taylor von der Universität Oregon erkannte nun ein Muster, welches erklären soll, weshalb manche Bilder ein so reiches Spektrum an Assoziationen hervorrufen. Die Psychologen und Physiker, die an diesem Projekt beteiligt waren, stellten fest, dass insbesondere Tintenbilder, die am Rand wenig komplex aussahen, eine Vielzahl verschiedener Interpretationen bewirkten.

Wie Blumenkohl, Schneeflocken und Wolken

Die Struktur dieser Tintenmuster wird in der Mathematik als „Fraktale“ bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine unregelmäßige Form, die sich dennoch wiederholt, wenn der Rand des jeweiligen Musters ausgeweitet wird. So verhält es sich beispielsweise auch bei Blumenkohl, Schneeflocken und Wolken, um einige Beispiele aus der Natur anzuführen. Bereits seit den 90er Jahren vermuten Wissenschaftler, dass Wolken ganz besonders phantasievoll interpretiert werden, wenn sie nur in sehr geringem Maße fraktal sind.

Eigene Skala zur Bestimmung der Rorschach-Bilder

Diese Erkenntnis übertrug das Expertenteam nun auch auf die Rorschach-Bilder. Es sind zehn verschiedene Tintenbilder bekannt. Für die Bewertung und Analyse dieser Muster erarbeiteten die Forscher eine eigene Skala von 1,0 bis 2,0. Bei einem Wert von 1,0 waren die Ränder der Tintenmuster vollkommen glatt, bei einem Wert von 2,0 hingegen extrem zerklüftet und damit hochgradig fraktal. Die so gewonnenen Daten glichen die Wissenschaftler anschließend mit Aufzeichnungen aus der 30er und 50er Jahren ab, die dokumentierten, wie viele verschiedene Objekte mit den jeweiligen Rorschach-Bildern in Verbindung gebracht wurden.

Das Geheimnis ist gelüftet

Bei ihren Untersuchungen gelangten die Forscher schnell zu der Erkenntnis, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit der Bilder und des Interpretationsreichtums gibt. Rorschach-Bilder mit einer hohen Kennzahl (annähernd 2,0) ließen scheinbar kaum Raum für Phantasie, wohingegen Tintenbilder mit einem Wert von etwa 1,0 eine Vielzahl an Assoziationen hervorriefen. Auch weitere Tests mit Studierenden der Psychologie belegten diese Erkenntnis. Je glatter die Ränder einer Rorschach-Form ist, desto mehr kann in ihr gesehen werden. Je höher jedoch die Komplexität, desto eindeutiger fallen die Interpretationen aus, so die Experten. Damit konnte ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Assoziation und Beschaffenheit der Muster hergestellt werden. Rorschachs Geheimnis wurde somit teilweise gelüftet und seine Methode entzaubert. Weitere Forschungen auf diesem Gebiet werden diese Theorie in den kommenden Jahren vermutlich untermauern, bekräftigen die Experten.

 

Ambulantes Angebot als Prävention gegen sexuelle Gewalt

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Ein Projekt zur Prävention der Medizinischen Hochschule Hannover soll Personen weiterhelfen, die potenziell dazu bereit wären, jemanden zu vergewaltigen. Ihnen soll beigebracht werden, ihre sexuellen Impulse besser zu kontrollieren.

Im neuen Forschungsprojekt des Arbeitsbereiches Klinische Psychologie und Sexualmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchen Experten die Themen Behandlung und Prävention. Dabei geht es vor allem um dysregulierte Sexualität (PBDS). Dieses Projekt ist vor allem an Personen gerichtet, die der Meinung sind, ihre sexuellen Bedürfnisse und Gefühle zukünftig nicht mehr zügeln zu können. Dazu gehören neben Gewaltfantasien mit Frauen auch ein zu extremer Konsum von Pornographie. Für die Probanden gibt es eine einzige Bedingung, es darf zum Zeitpunkt des Projektes keinerlei Straf-Ermittlungsverfahren vorliegen.

Die Prävention der Tat ist der beste Schutz für die Opfer

Frei nach diesem Motto bekommen Betroffene anonyme Unterstützung. Sie werden durch Therapeuten betreut denen sie angstfrei begegnen können, da diese natürlich der Schweigepflicht unterliegen. Das Ziel des Programmes ist es, die Teilnehmer langfristig soweit zu bringen, dass sie ihre Sexualität in den Griff bekommen und nicht mehr dazu neigen, Frauen gegenüber übergriffig zu werden. Laut Cornelia Rundt, der niedersächsischen Sozialministerin, ist jeder verhinderte Übergriff es wert, dieses Projekt zu unterstützen, schließlich halte es potenzielle Täter von einer Straftat ab. Für die nächsten 3 Jahre investiert das niedersächsische Sozialministerium insgesamt 450.000 Euro in das Projekt.

Professor Uwe Hartmann ist Leiter des Arbeitsbereiches Klinische Psychologie und Sexualmedizin an der MHH. Er ist der Meinung, dass ein sexueller Übergriff nicht einfach so aus dem nichts passiert, es gäbe einen langen Vorlauf und somit die Möglichkeit der Eindämmung eines solchen Verhaltens. In diesem Projekt wird die sexualmedizinische Arbeit mit psychotherapeutischen Ansätzen kombiniert. Dazu kommt auch noch die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung bzw. Unterstützung um ein entsprechende Wirkung zu erzielen.

Das Projekt

Während des Projektes werden die Probanden wissenschaftlich begleitet und untersucht. Das Ganze geschieht auf freiwilliger Basis. Bisher hatten Untersuchen gezeigt, dass sexuelle Übergriffe auf Frauen oftmals von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden können. Dazu zählen unter anderem der Alkoholkonsum, psychiatrische Erkrankungen, der Drogenkonsum oder auch ganz andere Risikofaktoren. Der gemeinsame Leiter der Studie, Professor Dr. Tillmann Krüger war zu diesem Ergebnis gekommen. Diese Punkte und Erkenntnisse sollen durch das Projekt noch genauer untersucht werden. Alle Teilnehmer und mitarbeitenden Personen dieses Projektes sind davon überzeugt, dass sie sich für etwas Gutes einsetzen. Schließlich erspart man Menschen Verletzungen, die vor allem psychisch kaum zu beschreiben sind und es begeht niemand eine Straftat. Opferschutz ist wohl das Wort, dass dieses Projekt am besten beschreibt, denn es schützt in erster Linie die Personen, die dabei zu Schaden kommen und das sind sowohl Opfer, als auch Täter.

Sehr hohe Dunkelziffer

Laut aktueller Studien wird in Europa jede zwanzigste Frau im Laufe ihres Lebens vergewaltigt. 2016 gab es in Niedersachsen 954 Vorfälle und 98% der Täter waren männlich. In zwei Dritteln der Fälle stammen die Täter aus dem Bekanntenkreis. Die Dunkelziffer liegt allerdings in ganz anderen Dimensionen, Experten vermuten, dass gerade mal 10% der Opfer zur Polizei gehen. Traurig ist auch, dass es bislang leider nur sehr wenige Angebote gibt, die tatgefährdeten Personen spezielle Hilfe anbieten können. Solange Deutschland sich in diesem Bereich nicht weiter ausweitet und spezialisiert, ist nicht daran zu denken, dass die Zahlen sinken werden.

 

Mit Tetris gegen Traumata

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Ein Antibiotikum gegen Atemwegsinfektionen und Blasenentzündung, sowie das Spiel Tetris sollen Opfer von posttraumatischen Belastungsstörungen helfen, die schrecklichen Erlebnisse besser verarbeiten zu können. Nach schlimmen Ereignissen leiden viele Menschen oft unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), die sie den Unfall, die Vergewaltigung oder den Bombenangriff immer und immer wieder erleben lassen. Sie leiden psychisch stark darunter. Doch bisher ist PTBS nicht leicht zu behandeln und Psychotherapien laufen oftmals ins Leere.

PTBS: Ist Antibiotika die Lösung?

An der Universität Zürich sind Forscher dem Problem möglicherweise einen kleinen Schritt näher gekommen. Fortschritte gab es nicht im Bereich der Psychopharmaka, sondern im Bereich der Antibiotika. Dementsprechend könne ein Medikament dabei behilflich sein, belastende Erinnerungen abzuschwächen. Grundlage der Untersuchungen ist der neu entdeckte Mechanismus der Erinnerungsbildung. Laut dem Mechanismus, brauche das Gehirn, um Erinnerungen ablegen zu können, ein bestimmtes Enzym zwischen den Nervenzellen. Genau dieses solle in seiner Aktivität gehemmt werden – durch das Antibiotika Doxycyclin.

Bis zu zwei Drittel abgeschwächt

In einem Versuch an 80 Probanden testete Dominik Bach, Professor an der psychiatrischen Universitätsklinik, das Medikament, welches eigentlich gegen Blasenentzündung und Atemwegsinfektionen eingesetzt wird. Dafür teilte er die Teilnehmer in zwei Gruppen. Der einen wurde das Antibiotika verabreicht, der anderen ein Placebo. Die Freiwilligen wurden leicht elektrischen Reizen ausgesetzt und sahen zum selben Zeitpunkt eine bestimmte Farbe. Noch sieben Tage danach, zeigte die Placebo Gruppe leichte Schreckreaktionen beim alleinigem Sehen der Farbe. Bei der Antibiotika Gruppe war die negative Reaktion bis zu zwei Drittel schwächer. Damit zeige sich ein Erfolg in der emotionalen Abschwächung mit Antibiotika.

Allerdings wurde das Medikament vor dem „schrecklichen Ergebnis“ verabreicht. Unter PTBS leidende Personen hilft dies bisher noch wenig, schließlich können solche Erlebnisse schwer vorher berechnet werden. Basierend auf den Ergebnissen sind weitere Studien geplant, um ein gezieltes Medikament zu entwickeln. Wie Forscher vermuten, könne das Antibiotika auch im Nachhinein wirken.

Simple Lösung: Tetris

Deutlich einfacher und erfolgreicher sieht es derweil am Stockholmer Karolinska-Institut aus. Forscher fanden heraus, dass das simple Computerspiel Tetris verhindern kann, das sich PTBS ausbildet. Betroffene sollten recht zügig nach den Erlebnissen das Spiel über einen gewissen Zeitraum spielen. Auch hier lagen Kenntnisse zugrunde, wie unser Gehirn arbeitet, Ereignisse abzuspeichern. In den Stunden nach den Ereignissen verknüpfen sich die schrecklichen Bilder mit den Erinnerungen an die enorme Angst, die zu dem Zeitpunkt vorlag. Durch einen Teufelskreis erlebt der Betroffene das Geschehen gedanklich immer wieder und die damit verbundenen Gefühle brechen immer wieder aus.

Tetris erfordert eine permanente hohe Konzentration. Die im Spiel gezeigten Bilder verhindern derweil, dass das Gehirn die traumatischen Bilder des Ereignisses gleich gut abspeichert.

62 Prozent weniger Flashbacks

Ein gewisser Erfolg zeigte sich in einem Testverfahren der schwedischen Forscher an 71 Autounfall-Patienten in einem englischen Spital. Die Hälfte der Patienten sprach 6 Stunden nach dem Unfall mit einem Psychologen. Dieser bat sie, sich an den Hergang zu erinnern, erklärte ihnen das Spiel Tetris und ließ sie es für einen gewissen Zeitraum spielen.

Die Tetris-Gruppe hatte nach einer Woche 62 Prozent weniger Flashbacks an den Unfall, als die Kontrollgruppe. Emily Holmes, Psychologieprofessorin, möchte diese Ergebnisse nun in einer größeren Studie überprüfen. Möglicherweise sei die Herausforderung jedoch eher, die Patienten zum Tetris-Spielen zu überzeugen.

 

Richtige Therapie bei Depressionen dank Hirnscan

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Forscher testen eine neue Variante zur Feststellung der richtigen Therapieform bei Patienten mit Depressionen. Per Hirnscanner können Forscher möglicherweise herausfinden, welche Behandlungsform für den Patienten individuell besser geeignet sein soll, Psychotherapie oder Medikamente.

Die Erkrankungen an Depressionen und psychischen Erkrankungen nehmen mittlerweile immer mehr zu. Die Therapien, die gegen das Leiden helfen sollen, sind aber nicht immer so erfolgreich wie erhofft. Zwar sind im Medikamentenmarkt eine Vielzahl an Antidepressiva vorhanden, eine Gewähr, dass sie Betroffenen helfen, kann jedoch nicht gegeben werden. Je nach Patient sprechen diese gut oder weniger gut auf die Psychopharmaka an. Eine Alternative zu den Tabletten stellen verschiedene Formen an Psychotherapien dar. Aber auch hier fallen die Erfolge unterschiedlich aus.

Hirnsignale geben Aufschluss

Neue Erkenntnisse in der Wissenschaft könnten nun womöglich weiterhelfen. Demnach fand ein Forscherteam um Helen Mayberg an der US-amerikanischen Emory University ein Hirnsignal, welches wahrscheinlich Aufschluss darüber geben könnte, ob für den Patienten tendenziell eher eine medikamentöse Behandlung oder eine Psychotherapie angemessen wäre. Die veröffentlichten Ergebnisse dieser Studie sind auch im Fachmagazin „American Journal of Psychiatry“ nachzulesen.

Für die Untersuchung arbeiteten die Wissenschaftler mit 122 Probanden zusammen, die unter schweren Depressionen leiden, jedoch noch nicht therapiert wurden. Die Art der Behandlung – ob Psychotherapie oder Medikamente – wurde für die Teilnehmer per Zufall ausgewählt. Demnach wurde ihnen entweder eine zwölfwöchige Behandlung mit Antidepressiva zugeschrieben oder eine zwölfwöchige Psychotherapie, in der Patient und Therapeut zusammen negative Gedankenmuster identifizieren und der Betroffene lernt, diese selbst zu verändern. Allem voran stand eine Kernspintomografie des Gehirns der Patienten.

Hirnsignal ist zuverlässiger als andere Faktoren

Die dabei entdeckten Hirnfunktionen und Verknüpfungen seien durchaus aufschlussreich. Mayberg und ihr Team stießen auf bestimmte funktionelle Verhaltensmuster in einem scheinbaren Hirnnetzwerk. Dieses sei für die Verarbeitung von Emotionen zuständig. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen schienen diese Verbindungen im Gehirn mit dem Erfolg der beiden Therapien zu korrelieren. Eine wechselseitige Beziehung zwischen den einzelnen Aspekten wurde dabei ersichtlich.

So diente als Indiz für eine Linderung der Beschwerden und ein positiver Effekt der Verhaltenstherapie, wenn die verschiedenen Gehirnareale des Netzwerkes bei einem Teilnehmer im Ruhezustand besonders gut zusammenarbeiten. Trat diese Konnektivität der Gehirnfunktionen im Netzwerk nicht so stark auf, konnten die Wissenschaftler davon ausgehen, dass eher eine Therapie mit Medikamenten dem Patienten die erwünschte Linderung der Depressionen ermöglicht.

Fazit zum Hirnscan für die Behandlung von Depressionen

Normalerweise wurden bisher eher Faktoren wie das Geschlecht und das Alter für die Therapie zur Behandlung an Depressionen betrachtet. Diese geben im Vergleich zu dem neu entdeckten Faktor aus dem Hirnscan jedoch nur unzuverlässige Hinweise auf einen Erfolg oder Misserfolg. Das Hirnsignal gebe hingegen mehr Aufschluss und deute einen Misserfolg, sowie einen Erfolg einer Therapie um einiges zuverlässiger an. Die persönliche Bevorzugung der Patienten, ob nun Medikamente oder Psychotherapie, spielten bei den Untersuchungen keine weitere Rolle. Als weiteren Schritt möchten die Wissenschaftler den entdeckten Zusammenhang im Gehirn in weiteren Studien genauer untersuchen. Können in diesem Gebiet weitere Erkenntnisse gesammelt werden, sei es eines Tages vielleicht sogar möglich, durch einen Hirnscan jedem Patienten, der unter Depressionen leidet, eine individuelle maßgeschneiderte Therapie anzubieten.

 

Tipps im Umgang mit Trauma-Patienten

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Was kannst Du tun, um Trauma-Patienten und ihren Angehörigen nach einem Schicksalsschlag wieder zurück ins Leben zu helfen? Alena Mehlau ist Therapeutin und sie gibt Tipps, die Dir dabei sehr hilfreich sein können.

Menschen können durch Zufälle, Unfälle oder auch Naturkatastrophen vor schwierige Aufgaben gestellt werden. Sie erfahren am eigenen Leib, wie es ist, so etwas zu erleben oder auch mitzubekommen, wie geliebte Menschen darunter leiden. Teilweise bleiben Menschen danach stabil, andere hingegen entwickeln Traumareaktionen. Mehr als 50% der Menschen erleben im Laufe ihres Lebens ein traumatisches Erlebnis. Wenn es dazu kommt, ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Alena Mehlau arbeitet bei Medica Mondiale, eine Organisation, die sich um die Rehabilitation von vergewaltigten Frauen in Krisengebieten kümmert.

Wie kann man am besten mit Trauma-Patienten umgehen?

Eine Standard Lösung gibt es nicht, wichtig ist aber, über das Erlebte zu sprechen und den Betroffenen Hilfe anzubieten. Das Gespräch sollte respektvoll und ruhig verlaufen, viele Menschen möchten sich mitteilen und brauchen jemanden der ihnen Hilfestellung gibt oder einfach nur für sie da ist.

Ist die Unterstützung von Angehörigen wichtig?

Ja, sehr sogar. Betroffene, die Hilfe bekommen, entwickelt nur sehr selten posttraumatische Störungen. Der Kontakt zu Bekannten, generell soziale Kontakte sind sehr wichtig, um den Weg ins Leben zurück zu finden. Manchmal reicht auch schon der Gedanke, dass Betroffene auf uns zählen können oder eben auch unsere Anwesenheit.

Darfst du Betroffene auf das Ereignis ansprechen?

Wenn eine betroffene Person dir das Signal gibt, dass darüber geredet werden darf und soll, dann solltest Du es auf jeden Fall tun. Du kannst ihnen helfen, das Geschehene in Worte zu fassen, da es ihnen oft sehr schwer fällt. Eine Bezugsperson zu haben, der sie etwas anvertrauen können, kann sehr befreiend sein.

Muss konkret über das Ereignis gesprochen werden?

Wenn die Person ängstlich ist oder sich nicht gut fühlt, solltest Du auf jeden Fall rücksichtsvoll sein und sie nicht mit Fragen durchlöchern. Zu direkte oder unpassende Fragen können einen großen Rückschritt in der Heilung bedeuten.

Hilft Ablenkung?

Das kann helfen, schließlich suchen traumatisierte Personen nach Ablenkung, allerdings musst Du darauf achten, dass es die Person nicht an das Geschehene erinnert.

Ist eine Therapie gegen Angststörungen der richtige Schritt?

Die Angstzustände durch eine solche Therapie wieder hervorzurufen ist definitiv keine gute Lösung, allerdings kann es hilfreich sein, sich therapeutisch behandeln zu lassen.

Was passiert mit einem Menschen nach einem traumatischen Erlebnis?

Dein Körper und Deine Psyche müssen mit einem Zustand leben, den sie nicht kennen und der ihnen Angst macht. Deshalb ist es sehr wichtig, Betroffenen ein hohes Maß an Feingefühl entgegen zu bringen.

Kann die Verarbeitung schief laufen?

Ja, das kann vorkommen. Für manche Menschen ist die Verarbeitung ein Rückschritt, weil sie spüren, dass sie etwas nur tun, um etwas Schreckliches zu verarbeiten.

Lassen Betroffene professionelle Hilfe leicht zu?

Betroffenen solltest Du nicht vorschreiben, sich professionelle Hilfe zu suchen. Den Schritt müssen sie selbst gehen.

Besser wäre es…

wenn Du auf die Person eingehst und ihr eventuell etwas vorschlägst. Du darfst sie auf keinen Fall bedrängen.

 

Wie Psychopharmaka unser Bild vom Menschen verändert haben

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LSD und Antidepressiva – Wie haben sogenannte Psychopharmaka unser Bild vom Menschen verändert? Die Schweizer Historikerin Magaly Tornay untersucht die Bedeutung von bewusstseinsverändernden Substanzen in Bezug auf die Gesellschaft.

Die Geschichte der Psychopharmaka

Der internationale Kongress für Psychiatrie hätte laut Tornay vor sechzig Jahren in die Geschichte eingehen können. Damals wurde erstmalig über beeindruckende Ergebnisse der Behandlung von depressiven Patienten mit Antidepressiva berichtet. Die Betroffenen waren nach der Einnahme der Substanz freundlicher, lebhafter, zufriedener und zugänglicher geworden. Da Depressionen in dieser Zeit als Gemütskrankheiten dem geistigen Bereich zugeordnet wurden, war es unvorstellbar, dass physische Stoffe eine Wirkung erzielen könnten. Zusätzlich ist die Geschichte von Psychopharmaka und psychoaktiven Drogen sehr verflochten. Bei vielen Stoffen war anfangs unklar, ob sie in Zukunft nicht den Drogen zugeschrieben werden könnten.

Ein Blick auf die Kongressakten zeigt, dass die psychoaktiven Stoffe nicht in ein biologisches Erklärungsmuster passten. Sie wurden eher psychoanalytisch zugeordnet, sodass viele davon ausgingen, die Substanzen könnten helfen, Traumata zu heilen. Psychoanalytiker dachten, dass psychoaktive Substanzen Symptome lindern und gleichzeitig Störungen beseitigen können. Viele glaubten, dass das Rätsel des menschlichen Geistes sich in den fünf Folgejahren lösen ließe. Die Historikern Tornay fand Patientenakten mit dem Hinweis: <… nach Verabreichung der Stoffe war die Patientin nach drei Tagen vollständig geheilt …>. Nach ersten Rückfällen verschwanden diese Vermutungen.

Gesellschaftliche Diskussionen beim Umgang mit psychoaktiven Stoffen

Medikamente und Drogen, der allgemeine Umgang mit psychoaktiven Stoffen, sagt viel über gesellschaftliche oder wissenschaftliche Diskussionen einer Zeitepoche aus. Insbesondere psychoaktive Substanzen werden mit Rausch, Bewusstseinserweiterung und psychischen Erkrankungen verbunden.

Ein gutes Beispiel ist LSD, das eigentlich als Medikament gedacht war. Es sollte eine stimulierende Wirkung auf den Kreislauf haben und keine Droge werden. Die halluzinogene Wirkung von LSD wurde allerdings erst fünf Jahre nach Herstellung und Verbreitung des Stoffes erkannt. Psychiater verstanden die Wirkung im Selbsttest als „das Durchleben einer kurzen Psychose“, um ihre Patienten anschließend weitaus besser verstehen zu können.

Später wurde LSD zu einer politischen Substanz. Der US-Psychologe Timothy Leary arbeitet bis 1963 an der Universität Harvard und veranstaltete mit Studenten LSD-Experimente. Er war sehr von der halluzinogenen Wirkung des Stoffs angetan und kippte daher kurzum mit der Substanz aus der Mehrheitsgesellschaft. Damals wie auch heute werden psychoaktive Stoffe als Schaltstelle zwischen Gut und Böse gesehen. Während zu Beginn die Hoffnung bestand, psychisch Kranke in die Gesellschaft zurückzuholen, machen die halluzinogenen Stoffe nun Angst, aus der Gesellschaft herauszufallen.

Widersprüche machen psychoaktive Stoffe interessant

Aber genau diese Widersprüche machen psychoaktive Stoffe erst so interessant. Auf der einen Seite öffnen die Substanzen das Bewusstsein, auf der anderen Seite ist der Gedanke vorhanden, Menschen mit diesen Stoffen zu beeinflussen oder zu kontrollieren. Selbsterfahrung im Gegensatz zu Fremdsteuerung.

Heutzutage gibt es das Bild, dass wir alle Architekten unserer eigenen Psyche sind. Der Trend zeigt beispielsweise, dass im Microdosing ehemalige Drogenkonsumenten LSD in kleine Mengen zu sich nehmen, um Kreativität zu zeigen. Aber auch ein großes Interesse an Drogen wie dem psychedelisch wirkenden Pflanzensud Ayahuasca ist zu erkennen. Es soll Konsumenten schließlich ermöglichen, für einen kleinen Moment dem Alltag zu entfliehen. Kokain und Ritalin sind Substanzen die Leistung fördern und daher als „Dauerbrenner“ bekannt sind.

 

Negative Gefühle umwandeln für mehr Zufriedenheit

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Wir kennen das alle: wir fühlen und schlecht und negative Gefühle bestärken das Ganze noch.  D.h. der Umgang mit unseren negativen Emotionen beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit.

Es ist nicht leicht, negative Gefühle zu akzeptieren und diese auch zuzulassen. Schließlich wünschen wir uns nichts mehr, als das es uns gut geht und wir uns wohl und zufrieden fühlen. Wissenschaftler haben nun allerdings herausgefunden, dass Menschen deutlich glücklicher und zufriedener sind, wenn sie auch die schlechten Momente des Lebens zulassen. Wer sich aufgrund von negativen Emotionen bemitleidet, fühlt sich letztendlich noch viel schlechter. Ein gefährlicher Teufelskreis!

Negative Gefühle unbedingt zulassen und akzeptieren

Ein Team von Wissenschaftlern um Iris Mauss von der University of California berichten im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology, dass der Mensch ausgeglichener ist, wenn er auch mit schlechten Stimmungen umgehen kann. Das Forscherteam hat in diesem Zusammenhang drei verschiedene Experimente mit mehr als 1.300 Versuchspersonen beobachtet.

In der Studie wurden die Teilnehmer gebeten, eine spontane Rede über drei Minuten in einem gespielten Bewerbungsgespräch zu halten. Die Vorbereitungszeit für diese Rede betrug gerade einmal zwei Minuten. Im Anschluss an diese Aufgabe teilten die Versuchspersonen ihre Gemütslage mit. Bei den besorgten Teilnehmern waren Gefühle wie Versagen, Angst und Unsicherheit bestimmend. Sie schoben ihre negativen Gefühle vor sich her und wirkten demzufolge extrem gestresst und unglücklich. Die Teilnehmer, die ihre schlechten Emotionen zuließen und einfach ohne Angstzustände in das Experiment einstiegen, wirkten weitaus weniger gestresst und zudem auch zufriedener.

Die Wissenschaftler gehen anhand dieser Erkenntnisse davon aus, dass Personen die immer pessimistisch denken, dauerhaft das Schlechte sehen, sich dementsprechend auch viel zu sehr mit diesen negativen Gefühlen auseinandersetzen. Die Folge: Es geht diesen Personen dauerhaft schlecht, sodass im schlimmsten Fall sogar psychische Erkrankungen erfolgen können.

Achtsamkeits- und Verhaltenstherapien helfen

Nicht nur die Experimente der Wissenschaftler, sondern auch Verfahren wie Achtsamkeits- und Verhaltenstherapien zeigen deutlich, dass es sinnvoll sein kann, den negativen Emotionen völlig wertfrei gegenüberzustehen.

Menschen, die zwar auch schlechte Gefühle in sich tragen, diese aber annehmen und zulassen, fühlen sich langfristig gesehen wohler. Sie sind im Leben allgemein zufriedener und glücklicher. Zusätzlich erkranken diese Personen viel seltener an Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten, die sich aufgrund des ständigen Unwohlseins entwickeln können.

Natürlich sollte niemand zu „leicht“ durchs Leben gehen. Aber es kann durchaus gefährlich sein, immer alles schlecht zu sehen oder auch vor allen Dingen Angst zu haben. Ständig alles zu hinterfragen und vorauszudenken, was andere vielleicht über das eigene Tun und Handeln denken macht langfristig nicht nur unglücklich, sondern auch krank.

Dieser Prozess ist anfangs schleichend und wird auch von Partnern oder Familienmitgliedern kaum wahrgenommen. Manchmal wird das Verhalten auch einfach nur als „übertrieben“ abgewunken. Wenn nicht rechtzeitig erkannt wird, dass die Angst vor der Angst, oder das Schlechtsein aufgrund des Schlechtseins zu extrem wird und das Leben beeinflusst, kann das mitunter sehr gefährlich werden. Es ist daher ratsam, Betroffenen zu helfen, das Gespräch zu suchen und auf jeden Fall die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Mit Training und Therapien lassen sich die Gedanken an das Schöne im Leben wiederherstellen.

 

Kinderdemenz

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Bei der Krankheit Neuronale Ceroid-Lipofuzionose (NCL2), auch Kinderdemenz genannt, kommt es zu Symptomen wie Halluzinationen, Epilepsie, Erblindung sowie dem Verlust kognitiver und motorischer Fähigkeiten. Die Gruppe an Erkrankungen ist unheilbar, nur die Symptome können stellenweise abgeschwächt werden. Nur eins von 30.000 Kinder ist betroffen. In Deutschland werden jedes Jahr etwa 20 Babys geboren, die einmal an NCL2 leiden werden. Auslöser von NCL2 sind Mutationen von verschiedenen Genen, weshalb es sich um verschiedene Arten an Erkrankungen handelt. Bei allen verschiedenen Formen fand man bisher wachsartiges Ceroid-Lipofuszin, dass im Gewebe des Körpers gespeichert wird. Diese Speicherung beschädigt unbekannterweise aber nur die Nervenzellen, die schrittweise während der Krankheit absterben. Es gibt die kongenitale NCL, bei der die Kinder schon seit der Geburt krank sind. Ab dem 1. Lebensjahr spricht man von infantiler NCL, wenn das Kind ab dem 3. Lebensjahr erkrankt, von spätinfantiler NCL. Juvenile NCL ist es ab dem frühen Schulalter.

Ursache ist Vererbung

Die Krankheit wird autosomal rezessiv von den Eltern vererbt. Wenn beide Eltern ein gesundes und ein krankes Gen für eine der NCL-Arten in sich tragen, erkranken sie selber nicht – sind also gesunde Genträger – können aber beide jeweils ein krankes Gen an ihr Kind vererben. In diesem Fall besteht eine 25 prozentige Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Zu 25 Prozent besteht die Chance, dass das Kind selber nicht erkrankt und auch kein Erbträger ist. Dafür müssen beide Elternteile das gesunde Gen vererben. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind selber nicht krank wird, aber auch Erbträger ist, liegt bei 50 Prozent und ist dann der Fall, wenn es ein gesundes und ein krankes Gen von seinen Eltern bekommen hat. Da es sich bei NCL um eine sehr seltene Krankheit handelt, wird sie in der Regel auch erst sehr spät diagnostiziert.

US-Unternehmen BioMarin mit möglichem Heilmittel

Eltern von betroffenen Kindern setzen große Hoffnung in das Pharmaunternehmen BioMarin, das gerade ein vielversprechendes Medikament testet. Es könnte aber noch einige Zeit dauern, bis das Medikament zugelassen werde. Bisher bestätigen aber Untersuchungen, dass es Teilnehmern der Medikamentenstudie besser gehen würde. Bei einigen führte es sogar zum Stillstand der Krankheit. Kindern, die nicht mehr an der Studie teilnehmen können, nützen diese Ergebnisse aber erst einmal gar nichts. Das Unternehmen will das Medikament noch nicht an andere Betroffene aushändigen. Es würde jedoch eine Option bestehen, mit der kranke Kinder das Medikament, obwohl es nicht frei käuflich ist, bekommen könnten: In Deutschland ist es erlaubt, einen individuellen Heilungsversuch zu starten, wenn bisher keine andere Therapie gewirkt hat. Der sterbende Patient muss dafür unter Aufsicht und der Verantwortung eines Arztes stehen.  Auf der Internetseite www.springermedizin.at wird der individuelle Heilversuch folgendermaßen erklärt:

„Steht am Ende der medizinischen Hilfsmöglichkeit für Patienten und bezeichnet eine Einzelfallentscheidung, die zulässig ist, wenn keine Standardtherapie vorhanden ist oder diese im speziellen Fall nicht wirksam war oder nicht angewendet werden konnte. Für die Behandlung im Rahmen des Heilversuchs muss ein überzeugendes Maß an Wirksamkeit belegt sein (z. B. durch Daten aus Phase II Studien). Die vordergründige Intention ist die Heilbehandlung des Patienten. In Bezug auf den Zulassungsstatus des Arzneimittels wird es sich dabei meist um Off-Label oder Off-Licence Use handeln.“

 

Wie seriös ist das Geschäft mit den Gedanken?

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Neurofeedback kann helfen, die Gehirnströme zu kontrollieren. Dadurch können Schlafstörungen und Stress erfolgreich bekämpft werden. Es ist allerdings sehr schwer die Qualität und die Seriosität der Angebote einzuschätzen.

Als in seiner Firma alles schief lief, verlor Roland Reinicke die Kontrolle. Seine Welt, sein Umfeld und sein Beruf brachen für ihn zusammen. Kollegen wurden entlassen und er fragte sich, ob er möglicherweise der nächste ist. Er konnte nachts kaum noch schlafen und lag sehr unruhig im Bett. Er stellte sich immer wieder die selbe Frage. Heinicke versuchte es mit Schlaftabletten, die machten ihn aber einfach nur platt. Daraufhin setzte er die Pille auch wieder ab. Wenn Reinicke zurück schaut, muss er zugeben, dass er völlig am Ende war.

Der 67-jährige Diplomingenieur wurde monatelang von seinem Arzt krank geschrieben. Er kam zwar langsam wieder zu Kräften, die Schlafstörungen konnte er allerdings nie ganz ablegen. In der Münchner Praxis von Lothar Niepoth lernte er erst seine Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. Eine spezielle Art des Gehirntrainings, namens Neurofeedback, half ihm dabei. Heinicke lernte, bei Nervosität und starken Unruhen gewisse Ströme runterzufahren. Die Ströme die für Entspannung stehen konnte er verstärkt produzieren. Nach einiger Zeit zeigte das Training seine Wirkung. Heinicke konnte wieder entspannt schlafen und sich auch besser entspannen.

Viele Menschen schöpfen durch solche Geschichten wieder Hoffnung

Durch Neurofeedback kann laut Therapeuten Stress, Migräne und Schlafstörung ganz ohne den Einsatz von Medikamenten bekämpft werden. Für viele Schulmediziner war Neurofeedback lange Zeit nicht mehr als Hokuspokus. Seit geraumer Zeit zeigen allerdings viele Ärzte Interesse. Studien belegen immer wieder Erfolge und die Nachfrage nach dieser neuen Art von Therapie steigt. Zahlreiche Anbieter hoffen auf ein lukratives Geschäft. Zwar bezahlen die Krankenkassen teilweise solche Therapien, allerdings bei weitem nicht alle. Des Weiteren erhoffen Praxen sich dadurch, Selbstzahler und Privatpatienten anlocken zu können. In der Regel ist es so, dass Krankenkassen die Behandlung bezahlen, wenn Neurofeedback ein Teil einer ganzen Behandlung beim Ergotherapeuten oder Psychotherapeuten ist.

In Deutschland gibt es bislang keine verbindlichen Standards

Aktuell kann die Qualität der Therapien in Deutschland nicht garantiert werden. Neurofeedback-Therapeuten werden innerhalb kürzester Zeit ausgebildet und es gibt keinerlei Richtlinien. Innerhalb von wenigen Tagen wird durch Crashkurse Wissen weitergegeben und dann nie wieder in Frage gestellt. Nichtsdestotrotz geben Patienten unglaublich viel Geld für solche Therapien aus. Für eine Sitzung zahlt man meist bis zu 100 Euro und eine komplette Therapie beinhaltet 20 bis 35 Sitzungen. Heinicke fand die Therapie von Anfang an sehr interessant und nach etwas Anlaufzeit war er  mit der Methode bestens vertraut. Für ihn war es sehr aufregend zum ersten Mal an Geräte angeschlossen zu werden. Heinicke saß im Behandlungszimmer, hatte eine Elektrodenhaube auf dem Kopf und zudem auch noch eine Mütze mit Sensoren. Die Kabel der Geräte führten zu einem kleinen Gerät. Durch einen Signalumwandler wurden die Signale dann auf einem Bildschirm sichtbar. Somit konnte Heinicke in Echtzeit verfolgen, was er denkt und was mit ihm passiert.

 

Neue Wege gegen die Angst

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Um Deine Ängste zu überwinden, ist es am besten wenn Du Dich ihnen stellst. Das ist die Meinung von Forschern, die jetzt wohl eine sehr intelligente und angenehme Art und Weise herausgefunden haben, mit der man durch KI und Bildgebung Ängste sehr gut bekämpfen kann.

Angsterfahrungen prägen sich in unser Gehirn ein und das ist oft ein Problem, wenn wir uns in bestimmten Situationen befinden. Forscher haben jetzt allerdings herausgefunden, wie sie unsere Festplatte gewissermaßen durch intelligente Computeralgorithmen und bildgebende Verfahren neu konfigurieren können. Hakwan Lau und sein Team von der Universität in New York haben in einer Studie mit 17 Probanden ein Experiment durchgeführt. Dafür haben sie den Testpersonen beigebracht, dass zu einem bestimmten unangenehmen Bild ein unangenehmer Effekt passt, nämlich ein Elektroschock. Nach den ersten Runden konnten die Forscher feststellen, dass schon ein Blick auf das unangenehme Symbol ausreicht, um Angst zu bekommen.

Während des Experiments nahmen die Forscher die Daten der Probanden auf und sammelten sie in einem Computerprogramm. Dieses Programm war in der Lage herauszufinden, wann die Probanden und bei welchem Bild erschreckt reagierten.

Umgedrehtes Experiment

Im nächsten Schritt drehten die Forscher das Experiment um. Um den Probanden die Angst wieder zu nehmen, bekamen diese, wenn das Computerprogramm Angst signalisierte eine Belohnung. Die Belohnung wurde in Form von Geld überreicht. Durch diese Art von Experiment hatten die Probanden keine Ahnung, wie sie das Geld bekommen konnten. Sie reagierten also völlig instinktiv. Wissenschaftler beschreiben dieses Phänomen auch als „decoded neurofeedback“.

Nach dem zweiten Teil des Experiments kam nun der Abschluss. Den Probanden wurden wieder die Bilder gezeigt, bei denen sie zuvor mit Angst reagiert hatten und auch einen Elektroschock verabreicht bekamen. Der Anblick des zuvor noch als unangenehm betrachteten Bildes führte jetzt zu keinerlei Reaktion. Das Angstzentrum im Gehirn, die Amygdala, blieb einfach stumm. Für Lau und seine Kollegen ist somit klar, dass sie in der Lage sind, die Angsterinnerung in einem Menschen neu zu formatieren bzw. sogar zu löschen.

Durch diese hervorragenden Ergebnisse erhoffen sich die Forscher, dass solche Methoden angewendet werden können, um Menschen mit Angststörungen zu helfen. Dabei handelt es sich auch um eine ganz andere Art der Therapie als die Konfrontationstherapie, die einen ständig unter Druck setzt. Ob und wie sehr diese Methode tatsächlich anwendbar ist, bleibt noch abzuwarten. Fest steht aber, dass die ersten Ergebnisse sehr positiv sind. Es handelt sich womöglich um eine Art der Therapie, die vielen Menschen schnell und relativ stressfrei helfen könnte.

 

Wenn Helfer Hilfe brauchen

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Nicht nur Menschen die Hilfe brauchen sollte geholfen werden, sondern auch denen die helfen. Flüchtlingshelfer gehören zu diesen Menschen. Sie bekommen von Flüchtlingen schreckliche Geschichten erzählt. Die Flüchtlinge erzählen ihnen, wie sie verfolgt wurden und geflohen sind. Das alles bleibt natürlich nicht ohne Folgen: Auch Helfer brauchen psychologische Hilfe.

Nicht selten klagen Helfer selbst über Probleme

Der Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen geht jedem nah und kann nicht so einfach verarbeitet werden. Deshalb brauchen auch Helfer psychologische Unterstützung. Hartmut Ziebs ist Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und erklärt der Deutschen Presse-Agentur in Fulda, dass nicht nur Feuerwehrleute betroffen sind, sondern auch Mitglieder von anderen Rettungs-und Hilfsorganisationen.

In Fulda wurde eine europäische Leitmesse für Mobilität und Rettung eröffnet. Ein Symposium zum Thema „Hilfe für Helfer in der Feuerwehr“ fand ebenfalls in Fulda statt. Dabei liegt der Schwerpunkt vor allem auf den Herausforderungen, die die Flüchtlingskrise mit sich bringt.

Psychologische Nachsorge für Helfer erforderlich

Laut DFV-Präsident Ziebs, geht es sehr vielen stark an die Nieren. Den Flüchtlingshelfern wird erzählt, was die Menschen alles durchmachen mussten und das lässt sich manchmal nicht so einfach verdauen. Wenn Menschen einem ihr Schicksal schildern ist es für uns in Deutschland oft kaum zu glauben. Für viele Helfer sind es sehr belastende Erfahrungen. Schließlich handelt es sich dabei um Menschen, die um ihr Leben fürchten mussten. Teilweise haben diese Menschen auch auf tragische und schreckliche Art und Weise Familie, Freunde und Bekannte verloren. Viele Helfer sind selbst betroffen. Sie brauchen auch Hilfe.

Um ihre Arbeit gut und gewissenhaft erledigen zu können müssen Helfer sich seelisch wohl fühlen und in der Lage sein schreckliche Geschichten zu verarbeiten. Oft bekommen Helfer furchtbare Flüchtlingsschicksale nicht mehr aus dem Kopf. Spätestens dann muss ihnen auch geholfen werden. Deshalb setzt sich der Deutsche Feuerwehrverband dafür ein, nach Einsätzen psychologische Nachsorge und Gesprächstherapien zu vermitteln.

 

Kognitive Therapie bei Depressionen schützt vor Rückfällen

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Vier von fünf Menschen, die einmal an einer Depression gelitten haben, erleiden einen Rückfall. Je öfter eine Person rückfällig wird, desto höher wird das Risiko für weitere depressive Episoden. Doch jetzt sollen nicht nur Pillen dabei helfen, einen Rückfall zu vermeiden – eine neue Therapieform soll die gleiche Wirkung haben.

Damit es zu keinen neuen depressiven Rückfällen kommt, greifen Ärzte bei ihren Patienten in der Regel auf Antidepressiva zurück. Viele Personen stehen der Einnahme von Pillen aber aus verschiedenen Gründen kritisch gegenüber – dabei kann es sich um eine Unverträglichkeit oder die Angst vor einer Abhängigkeit handeln. Oft kehren die Depressionen beim Absetzen der Medikamente sofort zurück.

Interesse an alternative Therapien

Eine Studie zeigt, dass die MBCT (mindfulness-based cognitive therapy), also eine achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie auch zur Verhinderung von Rückfällen eingesetzt werden kann. Die MBCT besteht auf der einen Seiten aus einer Achtsamkeitstechnik, bei der die Patienten lernen, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, auf der anderen Seite aus einer kognitiven Verhaltenstherapie. Dadurch soll den Patienten gezeigt werden, dass negative Gedanken und Gefühle zurückkommen, aber dies kein andauernder Grund zur Sorge ist. Es geht um Akzeptanz und Verständnis dieser Gefühle. In vielen Ländern wie Großbritannien oder Deutschland empfehlen die Gesundheitsbehörden bzw. die Arzneimittelkommission der Ärzteschaft, dass sich Patienten mit wiederkehrender Depression längeren Therapien mit Antidepressiva unterziehen sollen. Wenn es sich um eine leichte oder mittelschwere Depressionen handelt, bleibt in Studien unklar, ob eine Psychotherapie oder eine Medikamentenbehandlung besser ist. Bei schweren depressiven Episoden besagen nationale und internationale Leitfäden, dass Antidepressiva und Psychotherapien kombiniert werden sollen.

Vergleich der Ansätze

An der University of Oxford hat nun das Forscherteam des Psychologen Willem Kuyken getestet, welcher Ansatz erfolgreicher ist. Für seine Studie untersuchte er 424 Patienten aus dem Südwesten Englands, die sich bereit zeigten, Pillen oder eine Therapie auszuprobieren. Die Probanden wurden jeweils zur Hälfte einer der beiden Ansätze zugeteilt. Wer in der Therapie-Gruppe war, hatte acht Sitzungen von jeweils mehr als zwei Stunden und bekam Übungen für zuhause mit. Es bestand zudem die Option auf vier weitere Sitzungen im nächsten Jahr. Die Sitzungen bestanden beispielsweise aus Achtsamkeitstraining, Gruppendiskussionen und kognitiven Verhaltensübungen. Schrittweise verzichteten die Patienten dann auf ihre Medikamente. Die Vergleichsgruppe nahm über den gesamten Untersuchungszeitraum von zwei Jahren ihre Antidepressiva.

Ergebnisse der Studie

Das Resultat besagte, dass beide Gruppen unter den gleichen Rückfallquoten litten. Es waren rund 44 Prozent der MBCT-Teilnehmer und 47 Prozent der Medikamenten-Patienten. Auf der Grundlage einer Studie aus dem Jahr 2008 hatten die Wissenschaftler eigentlich angenommen, dass die Therapie effektiver ist als die Tabletten. Die neue Studie zeigte jedoch, dass MBCT nicht besser als die Medikamente ist. Dennoch ist es wichtig zu sehen, dass MBCT nicht effektiver ist, aber zumindest die gleiche Wirkung hat. Sie ist also auf jeden Fall eine Alternative für Patienten, die nicht jahrelang Tabletten einnehmen möchten. Auch ein Psychologe der University of Otago aus Neuseeland ist der Meinung, dass nicht nur die gleiche Wirksamkeit der MBCT dafür spricht, diese als Standardtherapie anzubieten. Da es sich um Gruppentherapien handelt, könnte mehreren Menschen auf einmal geholfen und so Kosten verringert werden.

 

Stalking – Eine psychologische Sicht

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Leiden alle Stalker an einer psychischen Erkrankung? Gibt es wiederkehrende Muster oder hat jeder Stalker sein ganz eigenes Profil? Wissenschaftler beleuchten das Phänomen nun aus psychologischer Sicht.

Zurückweisung und Enttäuschung

Wenn man von jemandem ständig beobachtet wird, wenn wir verfolgt werden, jedes Detail unseres alltäglichen Lebens ausspioniert wird und wir fortwährend angerufen werden, dann spricht man von Stalking. Juristisch gesehen handelt es sich hierbei um das sogenannte Nachstellen. Am häufigsten geht dieses Verhalten von Ex-Freunden und Freundinnen aus. Die Unfähigkeit mit Zurückweisung zurechtzukommen spielt hierbei sicherlich eine große Rolle. Doch die Psychologin Justine Glaz-Ocik und ihr Team gingen den Kriterien, die eine Stalker ausmachen, noch genauer auf den Grund. Die Expertin vom Institut für Bedrohungsmanagement in Darmstadt erklärt, dass die Stalker meist selbst davon ausgehen, dass sie sich immer noch oder generell in einer Beziehung zu ihrem Opfer befinden.

Natürlich gebe es gewisse Muster, die bei einer solchen psychischen Erkrankung immer wieder zu beobachten seien. Dazu zählen beispielsweise gewissen paranoide oder narzisstische Züge der Täter. Oft sind Ursachen in der Kindheit Auslöser für ein solches Verhalten. Durch das fehlende Vermögen mit Zurückweisung zurecht zu kommen, kann eine übermäßige Fixierung auf eine andere Person hervorgerufen werden, um den eigenen Schmerz zu kompensieren. Stalker, die zurückgewiesen wurden, machen demnach ihr Opfer zum Inhalt ihres gesamten Lebens. Andere Täter, die mit dem Opfer vorher nicht in einer Beziehung waren, idealisieren ihre auserwählte Person meist bis ins Unermessliche. Sie verfallen daher in einen Zustand tiefer Enttäuschung, wenn diese Person ihnen signalisiert, die Gefühle nicht zu erwidern.

Wut, Gewalt und Aggressivität

Aus dem Gefühl des Zurückgewiesenseins und der Enttäuschung kann in den schlimmsten Fällen auch Wut und Aggressivität werden, erklärt die Expertin. Das Stalking wird somit dazu benutzt, Macht über das Opfer auszuüben und sich gegebenenfalls zu rächen. Besonders im Internet fühlen sich Täter sicher. Leider kommt es bei Stalkern durchaus auch vor, dass sie irgendwann ihre Opfer attackieren und Gewalt anwenden, nicht selten sexueller Art. Doch leider suchen sich insbesondere diejenigen Täter, die gewalttätig werden, oftmals keine psychologische Unterstützung.

Therapiemöglichkeiten

Stalker, die zurückgewiesen wurden hingegen, wenden sich häufig an Beratungseinrichtungen. Stop Stalking ist beispielsweise eine Initiative, die in Berlin gegründet wurde, und Tätern Hilfe anbietet. Diejenigen, die diese Unterstützung in Anspruch nehmen, verpflichten sich gleichzeitig dazu, ihr Opfer ab sofort in Ruhe zu lassen. In einem frühen Stadium kann es durchaus hilfreich sein, ganz einfach über seine Erfahrungen und Probleme zu sprechen, so die Psychologin. Doch leider haben viele Betroffene meist Ängste oder schämen sich für ihr eigenes krankhaftes Verhalten.

Häufig wird davon ausgegangen, dass Stalker überwiegend männlich seien. Doch bei Stop Stalking nehmen auch etwa 40 Prozent Frauen an den angebotenen Sitzungen und Veranstaltungen teil. Von großer Bedeutung ist auf jeden Fall, herauszufinden, in welcher Situation der Druck besonders hoch ist, der dann bei den Tätern das Stalking auslöst. Dies ist meist der Ansatzpunkt für produktive Therapien. Wenn Stalker ihre eigenen Verhaltensmuster erkennen und Möglichkeiten finden, einen Ausgleich zu schaffen, dann bestünden große Chancen auf eine schnelle Besserung, erläutert Glaz-Ocik. Stalker seinen sozusagen Widerholungstäter, durch konkrete neue Ziele könne ein solches Verhalten jedoch meist durchbrochen werden, so die Expertin.

 

Gastfamilie statt Psychiatrie

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Die Universitätsklinik in Zürich bietet Patienten an, in einer ausgewählten Gastfamilie zu wohnen anstatt in die Psychiatrie der Klinik zu gehen. Wie genau hilft das den Patienten?

Viele Menschen, die plötzlich an der Borderline-Störung oder an einen Burnout leiden, wollen nicht in eine Psychiatrie. Sie wollen nicht aus ihrem Alltag gerissen werden und ein ganz normales Leben führen. Für diese Menschen wurde das Projekt mit den Gastfamilien ins Leben gerufen. Sie werden in den Familien aufgenommen, als würden sie dazu gehören. Sie haben Aufgaben und Pflichten – wie bei ihnen zuhause. Nur die Umgebung verändert sich. Viele der Gastfamilien leben auf dem Land. Das hat eine beruhigende Wirkung auf die Patienten.

Bis zu einen Monat dürfen die Patienten bei einer Gastfamilie bleiben. Die einzige Voraussetzung für den Aufenthalt ist, dass keine Fremd- oder Selbstgefährdung besteht. Menschen mit psychischen Erkrankungen wie das Borderline-Syndrom, haben meistens bei den einfachsten Dingen Probleme. Viele sind emotional überreizt und können nicht mehr Essen. Sie leiden an Stimmungsschwankungen und können Beziehungen nur mit Mühe aufrecht erhalten. Das führt dazu, dass sie oft alleine gelassen werden. Eine Gastfamilie kann die Patienten schon in kürzester Zeit wieder auf den rechten Weg leiten.

Ein gesundes Umfeld

Die meisten Patienten sind vor dem Einzug aufgeregt. Sie kennen die Gastfamilie noch nicht und ziehen in ein ganz neues Umfeld. Die Gastfamilien wissen aber ganz genau, wie sie die Patienten am besten aufnehmen und wie sie die Situation am besten auflockern. Sie geben den Patienten besonders viel Zeit um zu reden. Die Gespräche mit den Fremden, die nach kurzer Zeit schon wie eine Familie für die Patienten sind, helfen ihnen oft besser, als ein Aufenthalt in der Psychiatrie.

Die Gastfamilien sind meistens Menschen, denen es gut geht. So gut, dass sie etwas zurückgeben wollen. Sie wollen anderen die Möglichkeit geben, ein schönes Leben zu führen. Es ist aber auch nicht immer ganz einfach, eine Gastfamilie zu sein. Man muss belastbar, tolerant, sozial und sehr offen sein. Wenn das alles gegeben ist, erschafft man ein gesundes Umwelt für die Patienten.

Die Nachfrage steigt

Seitdem es das Angebot der Gastfamilien gibt, steigt auch die Nachfrage. Psychiatrische Kliniken sind immer wieder auf der Suche nach neuen Familien, die bereit sind anderen zu helfen. In manchen Punkten schneidet diese Form der Therapie besser ab, als die in der Klinik. Die Patienten bekommen einen geregelten Tagesablauf und lernen, Beziehungen mit fremden Menschen aufzubauen. Das neue Leben mit der Gastfamilie zeigt ihnen, dass es mehr gibt als nur den Schmerz, den sie von Zuhause kennen. Die Zeit dort gibt ihnen Hoffnung.

Einsamkeit ist keine Seltenheit bei Kranken

Der Vorteil, den die Gastfamilie gegenüber der Klinik hat, ist, dass immer jemand zum reden da ist. Die meisten Patienten sind anfangs noch zurückhaltend. Nach einer gewissen Zeit, erzählen sie immer mehr von sich und suchen den Kontakt zu der Gastfamilie. Viele Patienten bleiben auch über die Feiertage da, damit sie nicht alleine feiern müssen. Meistens sind die Patienten glücklich, wenn sie endlich nicht mehr alleine sein müssen.

 

Welcher Psychotherapeut passt zu mir?

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Es gibt ein unzähliges Angebot an Therapeuten und Therapieformen. Wie findet man das Passende und worin unterscheiden sie sich?

Psychische Erkrankungen sind keine Seltenheit. Jeder dritte Deutsche leidet innerhalb eines Jahres an negativen Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Sie haben Schwierigkeiten sich bei der Arbeit zu konzentrieren und können ihren Hobbys nur noch mit Mühe nachgehen. Den meisten Menschen hilft ein Gespräch mit der Familie oder mit Freunden. Wem das nicht mehr hilft, der sollte sich professionelle Hilfe holen. Doch wie findet man den richtigen Therapeuten? In Deutschland sind mehr als 21000 Therapeuten von den Krankenkassen zugelassen. Viele weitere stellen die Rechnungen Privat aus.

Wie unterscheiden sich die Therapeuten?

In erster Linie unterscheiden sich die Psychotherapeuten in ihrer Ausbildung. In den meisten Fällen sind Psychotherapeuten ehemalige Psychologie-Studenten, die dann noch eine Weiterbildung gemacht haben. Diese nennt man dann psychologische Psychotherapeuten. Andere waren Medizin-Studenten, die zusätzlich zum Studium noch eine psychotherapeutische Ausbildung gemacht haben. Diese werden dann ärztliche Psychotherapeuten genannt. Zudem gibt es noch Heilpraktiker, die auch eine Ausbildung zu Psychotherapeuten gemacht haben. Im Gegensatz zu den zwei anderen Gruppen, müssen die Heilpraktiker keine wissenschaftlich anerkannten Methoden bei der Behandlung anwenden.

Es gibt drei verschiedene Therapieformen. Dazu gehört die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Therapien, die noch nicht von den Krankenkassen anerkannt wurden.

Wo liegt der Unterschied bei den Therapieformen?

Grundsätzlich gibt es einen Unterschied beim Ansatz und der Dauer der Therapie. Während sich eine Verhaltenstherapie mit Verhaltensweisen und Einstellungen befasst, geht es bei der tiefenpsychologisch fundierten Therapie eher um psychische Einflüsse und Konflikte. Die Verhaltenstherapie findet im Gegensatz zur tiefenpsychologischen Therapie meistens nicht mehr als ein Mal pro Woche statt. Außerdem hat sie eine feste Sitzungsanzahl.

Wie findet man den richtigen Therapeuten?

Es ist extrem wichtig, dass man eine gute Beziehung zu seinem Therapeuten hat. Dazu sollte man sich auf das Bauchgefühl verlassen. Wenn man einen Therapeuten auf Anhieb unsympathisch findet, sollte man sich eine Alternative suchen. Mehrere Studien haben bereits bewiesen, dass Therapien erfolgreicher sind, wenn der Patient eine gute Bindung zum Therapeuten hat. Es kann auch passieren, dass der Therapeut aus persönlichen Gründen nicht in der Lage ist, eine Therapie durchzuführen. Das muss man als Patient akzeptieren.

Wie lange wartet man auf einen Therapieplatz?

Die Wartedauer ist je nach Warteliste immer sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt wartet ein Patient etwa drei Monate. Manche Therapeuten bieten auch freie Plätze an, die sofort zu belegen sind.

Muss man selbst für die Kosten aufkommen?

Ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt, kommt darauf an, ob man die bestimmten Voraussetzungen erfüllt. Dazu muss die Therapie bei einem ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten stattfinden. Manche Krankenkassen übernehmen auch die Kosten von systemischen- oder Gesprächspsychotherapien. Das ist jedoch selten und sollte bei der Krankenkasse erfragt werden. Zahlt man Privat, so kommt man viel schneller an einen Therapieplatz.

Wie findet man Therapeuten?

Die meisten Therapeuten sind auf der Internetseite der Bundespsychotherapeutenkammer oder der Kassenärztlichen Vereinigung zu finden. Dabei ist zu beachten, dass die meisten Bundesländer eine eigene Vereinigung haben.

 

Fehlerhafte Auswertungen der funktionellen Magnetresonanztomographie

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Bis heute sind noch längst nicht alle Geheimnisse des menschlichen Gehirns gelöst und die grauen Zellen stellen die Forscher immer wieder vor scheinbar unlösbare Rätsel. Aber bildgebende Untersuchungsverfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) ermöglichen es Ärzten und Forschern einen Einblick in das Gehirn zu erhalten und Rückschlüsse auf die Aktivität bestimmter Hirnregionen in gewissen Situationen ziehen zu können. So soll beispielsweise festgestellt werden, welcher Teil der grauen Masse für Angst verantwortlich ist, indem Versuchspersonen eine Schlange mit in das Aufnahmegerät gelegt wird. Doch nun scheint es so, als sein viele Ergebnisse der fMRT-Untersuchungen fehlerhaft.

Das Verfahren

Die funktionelle Magnetresonanztomographie arbeitet, wie der Name bereits vermuten lässt, mit großen Magnetfeldern und liefert sozusagen ein Live-Video direkt aus dem Gehirn ohne den Schädel zu öffnen. Mithilfe der Magnetfelder wird die Sauerstoffsättigung in verschiedenen Hirnarealen sichtbar gemacht, was Rückschlüsse auf die Aktivität zulässt. Verbindet man diese Untersuchungen mit einem experimentellen Aufbau, in dem zum Beispiel eine bestimmte Emotion provoziert wird, erhält man eine Vorstellung davon, wo das Gehirn bei dieser Emotion aktiv wird.

Um ein dreidimensionales Bild eines fMRT zu erhalten, werden die einzelnen Bildpunkte unter Verwendung eines automatisierten Algorithmus zu sogenannten Clustern zusammen gefasst. So können ganze Regionen abgebildet werden. Doch diese Auswertung durch feststehende Algorithmen bietet bereits seit Längerem eine Kritikgrundlage unter Experten. Immerhin konnte mit einem fMRT-Bild fälschlicherweise Hirnaktivität bei einem toten Lachs nachgewiesen werden. Aber Fehler können nun einmal passieren.

Neue Studie und viele Fehler

Ein Team aus Forschern um Anders Eklund von der Universität Linköping und der University Warwick untersuchte nun die absatzstärksten Programme für die Auswertung von fMRT-Aufnahmen auf ihre Zuverlässigkeit. Ihre Ergebnisse könnten bestehende Forschungsergebnisse aus der Hirnforschung nachhaltig ändern, denn Eklund und seine Kollegen gehen davon aus, dass 70 Prozent der Auswertungen sowohl positiv als auch falsch seien. Das würde bedeuten, dass möglicherweise 40.000 Fachpublikationen auf fehlerhaften Auswertungen basieren und überarbeitet werden müssten.

Eklund und seine Kollegen überprüften knapp 500 Datensätze gesunder Menschen, die keiner besonderen Situation ausgesetzt wurden. Mehrere Millionen Prüfungen wurden durch zufällig gruppierte Stichproben der Datensätze überprüft und verglichen, bevor die Forscher zu dem Schluss kamen, dass etwa 70 Prozent der ursprünglich festgestellten Hirnaktivität eigentlich nicht zu messen sei. Eine solch hohe Fehlerquote begründe berechtigte Zweifel an der von Eklund überprüften Vorgehensweise. Schließlich wären fünf Prozent Fehler vertretbar, aber 70 sprengen doch den Rahmen, so die Forscher.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die Ergebnisse von Eklund und seinem Team bedeuten nicht, dass ein fMRT eine fehlerhafte Untersuchungsmethode darstellt, aber dass die Auswertung der gewonnenen Daten überdacht werden müsste. Obwohl die aufwendige Open-Data-Methode von Eklund zeit- und damit auch kostenintensiver ist als bisherige Auswertungsmethoden des fMRT, seien die Ergebnisse verlässlicher, so die Forscher selbst. Bestehende Auswertungsprogramme der fMRT-Aufnahmen müssten einzeln geprüft werden, um Fehler in Zukunft vermeiden zu können. Gegebenenfalls müssten darüber hinaus auch Ergebnisse der Hirnforschung, die auf fMRT-Aufnahmen beruhen, überprüft und richtig gestellt werden. Gerade technische Erneuerungen und der aktuelle Stand müssten den Ansatz von Eklund und seines Team für die breite Masse zugänglich machen.

 

Krankheitsbild: Latente Esssucht

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Immer mehr Menschen leiden unter extremem Über- oder Untergewicht. Trotzdem werden Essstörungen nur in seltenen Fällen als Krankheitsbilder diagnostiziert. Doch die latente Esssucht ist eine ernstzunehmende Erkrankung bei der die Betroffenen einer überdurchschnittlich strengen, meist lebenslangen Diät folgen.

Jojo-Effekt durch ständigen Wechsel des Essverhaltens

Besonders Frauen mit Normalgewicht oder leichtem Übergewicht neigen zur latenten Esssucht, auch latente Adipositas genannt. Durch den steigenden Druck in unserer Gesellschaft, einem Schlankheitsideal zu entsprechen, entwickeln die Betroffenen ein zwanghaftes Essverhalten. In den meisten Fällen wechseln die an latenter Esssucht leidenden Personen zwischen strengen Diäten und übermäßigem Essen hin und her. Dies führt nicht selten zum sogenannten Jojo-Effekt und damit verbundenen starken Gewichtsschwankungen. Die Betroffenen verlieren dabei den rationalen Bezug zu ihrem eigenen Gewicht und empfinden sich selbst oftmals als zu dick.

Der Schlankheitswahn der Gesellschaft

Diäten gehören in der heutigen Zeit fast schon zum Alltag und werden sowohl in Zeitschriften als auch im Fernsehen tagtäglich angepriesen. Aus diesem Grund werden Essstörungen wie die latente Esssucht meist nicht gleich erkannt, sondern vielmehr als normal angesehen. Die Ursachen für eine solche Erkrankung können zwar vielfältig sein, doch meist liegen familiäre Probleme oder übermäßiger Stress zu Grunde. Der Übergang von einer leichten latenten Esssucht zu schwerwiegenden Krankheiten wie Bulimie oder Magersucht ist dabei schwer zu erkennen und erfolgt meist fließend.

Ausweg ohne ärztliche Hilfe oft nicht möglich

Macht jemand vorerst gute Erfahrungen mit einer bestimmten Diät, so verfestigt sich die Annahme, das eigene Idealgewicht nur durch das strenge Einschränken des Essverhaltens erreichen zu können. Stellen sich dann Misserfolge ein, führt dies bei den Betroffenen zu Unzufriedenheit und einer Minderung des Selbstwertgefühls. Das Essen dient fortan nicht mehr der Befriedigung des Hungers, die Signale des eigenen Körpers werden ignoriert. Es kommt zu einem Suchtverhalten, welches ohne ärztliche Hilfe oft nicht bekämpft werden kann. Insbesondere bei Menschen mit leichtem bis mäßigem Übergewicht können dabei durch die seelische Belastung und dem Druck ein Ideal erfüllen zu müssen mit der Zeit auch körperliche Schäden auftreten.

 

Erstaunliche Wechselwirkung zwischen Schlaf und Antidepressiva

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Schlafentzug soll gegen die Symptome von Depressionen ankämpfen, zumindest solange keine Antidepressiva im Spiel sind.

Hängen Depressionen und die Wirkung von Antidepressiva mit dem Schlafrhythmus zusammen?

Menschen mit Depressionen geht es allen ähnlich, sie wissen, dass Schlaf und Depressionen zusammen hängen. Es gab bisher auch schon einige Testreihen, die gezeigt haben, dass Schlafentzug zu einer Verbesserung der Symptome führen kann. In einer Studie um J. Todd Arnedt und seiner Arbeitsgruppe wurden 68 depressive Menschen untersucht und es zeigten sich erstaunliche Ergebnisse.

Scheinbar kann die Theorie widerlegt werden, dass Schlaf und Depressionen zusammen hängen. In dieser Studie stellten die Forscher fest, dass die Wirkung der Antidepressiva vor allem durch viel Schlaf unterstützt wird. Für dieses Experiment verbrachten die Probanden täglich acht Stunden im Bett. Es stellte sich heraus, dass Fluoxetin (ein Antidepressivum) doppelt so stark wirkte wie es bei denen der Fall war, die sechs Stunden Bettruhe hatten.

Fluoxetin ist ein fester Bestandteil von Therapien gegen Depressionen!

Depressionen können meist nur durch Therapien bekämpft werden und ein wichtiger Bestandteil dieser Therapien ist Fluoxetin. Das Antidepressivum ist allerdings auch für Probleme bekannt und sorgt dadurch für Diskussionen. Bei vielen Patienten scheinen die Antidepressiva gar nicht zu wirken und allgemein ist ihre Wirkung erst nach sechs Wochen spürbar. Das große Problem von Fluoxetin ist, dass bislang nicht bekannt ist, warum die Schwankungen bezüglich der Wirkung so enorm sind. Dabei könnte womöglich der Tagesrhythmus eine Rolle spielen. Das vermuten Forscher, weil frühere Befunde bereits bewiesen haben, dass der Schlaf beeinflusst wird und des Weiteren auch ein gut durchplanter und strukturierter Tagesablauf zu einer deutlichen Verbesserung führt.

Überraschende Ergebnisse

Genau dieses Problem wollten Arnedt und seine Kollegen untersuchen. Bei den Tests mit den Antidepressiva wurde deutlich, dass das Medikament bei Menschen, die länger schlafen, besser wirkt. Bei den „Langschläfern“ wirkte Fluoxetin bei 63 Prozent der Probanden, während es bei nur 33 Prozent der „Kurzschläfer“ wirkte. Das sind zwar richtungsweisende Ergebnisse, diese reichen aber noch längst nicht aus um mögliche Schlussfolgerungen bezüglich der Therapie mit Antidepressiva zu treffen.