Die Binge-Eating-Störung - eine neurowissenschaftliche Sicht

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Am Max-Planck-Institut für Kognitions-und Neurowissenschaften hat ein Forscherteam mit einer Studie den Zusammenhang zwischen Essanfällen und Schwierigkeiten bei Entscheidungen untersucht.

Binge-Eating-Störung am häufigsten vertreten

Wer an einer solchen Störung erkrankt ist, leidet regelmäßig unter massiven Essanfällen, die einem das Gefühl geben unkontrolliert große Mengen an Essen zu sich zu nehmen. Als Folge dieser Essattacken beobachtet man oft Adipositas, Diabetes, zu hohes Körpergewicht und gesundheitliche Gefahren. Dazu kommen auch noch Scham- und Schuldgefühle. Die Krankheit wird zwar seit 2013 als psychische Erkrankung anerkannt, sie ist aber auf der neurowissenschaftlichen Ebene noch wenig erforscht. Um diese Wissenslücke schließen zu können, haben sich jetzt Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions-und Neurowissenschaften in Leipzig diesem Thema gewidmet.

Hilfe durch Kartenspiel

Für die Studie wurden den Probanden immer 2 Karten gezeigt, eine gewann viel häufiger als die andere und die Teilnehmer sollten herausfinden, welche Karte wohl die bessere Wahl wäre. Während des Spiels konnte man ein sehr einfaches Schema erkennen, anhand dessen sich die Wertigkeit der Karten veränderte. Dadurch mussten die Probanden ihre üblichen Entscheidungen, wenn der richtige Moment gekommen war revidieren um erfolgreich zu sein.

Veränderte Bedingungen führen zu erhöhten Schwierigkeiten

Für die meisten Menschen ist eine flexible Verhaltensanpassung kein Problem. Bei dem Experiment stellte sich allerdings heraus, dass Menschen mit der Binge-Eating-Störung immer wieder Probleme mit dem einfachen Kartenspiel hatten und die falsche Entscheidung getroffen haben. Obwohl sie vorher gelernt hatten, welche Entscheidung die richtige ist, testeten sie immer wieder die falsche Karte. Das Ergebnis der Studie zeigte sich auch im Gehirn wieder. Patienten mit der Binge-Eating-Störung wiesen eine geringere Aktivität des präfrontalen Cortex auf als Personen die nicht an diesem Syndrom leiden. Der präfrontale Cortex ist dafür verantwortlich, Entscheidungen zu treffen. Die betroffenen Personen hatten auch große Probleme bei der Fehler- und Warnmeldung. Weder die Insula, noch der präfrontale Cortex wurde bei diesen Personen besonders aktiviert und das sind die zwei Regionen, die uns Menschen helfen gute Entscheidungen zu treffen.

Entscheidungsschwierigkeiten

Anhand der Studie konnten die Forscher feststellen, dass Menschen mit einer Binge-Eating-Störung grundsätzlich Probleme bei der Entscheidungsfindung haben und es nicht unbedingt an Essanfälle gekoppelt ist. Die Menschen mit dieser Störung können vermutlich schwerer offensichtlich richtige Entscheidungen treffen und somit auch nicht das Erlernte richtig anwenden.

 

Warum Essstörungen immer mehr zunehmen

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Essstörungen nehmen in der heutigen Zeit drastisch zu, ganz egal ob Binge-Eating, Bulimie oder auch Magersucht, sie kommen immer häufiger vor. Die Krankenkasse Barmer GEK bestätigt, dass in Deutschland immer mehr Menschen unter Essstörungen leiden. In ganz Deutschland ist die Zahl der betroffenen Personen in den letzten Jahren stark gestiegen. Zwischen 2011 und 2015 ist die Anzahl um 13 Prozent gestiegen. Das ist für einen Zeitraum von vier Jahren ein sehr starker Anstieg. Diese Zahlen teilte die Kasse nach Hochrechnung der eigenen Daten von Versicherten in Berlin mit. Während im Jahr 2011 noch ca. 390.000 Menschen an einer Essstörung litten, waren 2015 schon ca. 440.000, die von Bulimie oder Magersucht betroffen waren.

Essstörungen – Die wirkliche Zahl ist viel höher

In Deutschland schätzen Experten die Dunkelziffer als sehr groß ein. Bei der Barmer allein waren es im letzten Jahr 9600 Kunden, die magersüchtig waren. Das sind 14 Prozent mehr als noch vor vier Jahren. Laut Einschätzung der Kasse soll die Dunkelziffer aber noch viel höher sein als es die offizielle Zahl ist. Die Hauptgruppe, die von Magersucht betroffen ist, sind Frauen und die Zahl steigt seit Jahren scheinbar unaufhaltsam. Bei der Magersucht gibt es zahlreiche Gründe, die häufigsten sind wohl falsche Vorbilder, ein Schönheitsideal, der Leistungsdruck oder auch ganz einfach zu viel Stress.

Ein anders Essverhalten ist noch lange keine Essstörung

Betroffene merken oft gar nicht, dass ihr Essverhalten krankhaft ist. Für Experten ist deshalb die Meinung von Außenstehenden extrem wichtig, am besten natürlich von Freunden und Familie. Essstörungen sind nämlich sehr gefährlich, sie können dem Menschen psychisch aber auch gesundheitlich schaden. Eine Essstörung kann im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.

Anorexia nervosa

So lautet der lateinische Begriff für Magersucht. Dabei handelt es sich um eine Reduzierung des Körpergewichtes. Hauptsächlich wird das durch extremes Hungern erreicht oder auch durch zu viel Sport. Manchmal ist es auch eine Kombination aus beiden Gründen. Betroffene sind sehr dünn, finden sich selbst aber immer noch zu dick. Bulimie hingegen kann man äußerlich kaum erkennen. Spezifisch für diese Krankheit sind Essattacken, die plötzlich auftreten. Während dessen wird sehr viel gegessen und das ist natürlich extrem ungesund. Anschließend zwingen sich die Betroffenen zum Erbrechen um nicht zuzunehmen. Manchmal fasten Bulimiekranke auch oder nehmen Abführmittel.

Binge-Eating Störung

Zahlreiche Essattacken sind auch für die Binge-Eating Störung spezifisch. Im Gegensatz zur Bulimie wird dann allerdings nichts dagegen getan. Dementsprechend sind Betroffene oft übergewichtig.

BMI – Die Zahl der Wahrheit

Der Body Mass Index ist vielen ein Begriff, auch wenn die Mehrheit nicht genau weiß, was es genau bedeutet und was sie selbst für einen BMI haben. Laut Experten ist der BMI sehr hilfreich, allerdings auch keine medizinische Diagnose. Der BMI kann ein Hinweis für eine Erkrankung sein. Die Messungen sind vor allem deshalb interessant, weil sie dabei helfen, sich selbst einzuschätzen und u zu erfahren, welche Werte normal sind und welche gefährlich. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist das Gewicht bei kranken Menschen allerdings sehr verschieden. Magersüchtige leiden oft unter extremen Untergewicht. Es kann allerdings auch andere Ursachen. Der BMI liefert also Hinweise und kann für viele Menschen eine gute Hilfe sein, mehr aber auch nicht.

 

Wenn gesunde Ernährung zum Zwang wird

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Viele Menschen bemühen sich, möglichst gesund zu leben und stellen daher ihre Ernährung um. Doch wenn daraus eine Besessenheit wird, kann das richtige Essen dennoch falsch sein.

Die einen schwören auf die Paleo-Diät, bei der man essen soll wie in der Steinzeit, andere mixen grüne Smoothies und wieder andere sehen im Veganismus die gesündeste Lebensform. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Frage, welche Form des Essens wohl am besten für sie ist. Doch daraus kann ein krankhaftes Verhalten resultieren, wenn der Wunsch nach einer gesunden Ernährung zur Besessenheit wird. Experten sprechen in diesem Fall von „Orthorexie“.

Was ist Orthorexie?

Orthorexie bezeichnet die übermäßige Fixierung auf ausschließlich gesunde Lebensmittel, erläutert Friederike Barthels von der Universität Düsseldorf, wo sie für das Institut für experimentelle Psychologie arbeitet.  Das Problem dabei sieht Barthels darin, dass die Auffassung davon, was gesund ist, sehr individuell ist und somit von Mensch zu Mensch stark variiert. Dadurch kann es dazu kommen, dass sich eine Person stark einseitig ernährt und sich somit selbst gefährdet.

In den USA sorgte die Bloggerin Jordan Younger für Aufsehen, als sie öffentlich über ihre Essstörung sprach. Sie schreibt im Internet auf ihrem Blog über gesunde Ernährung. Doch genau das wurde der jungen blonden Frau zum Verhängnis. „Ich habe in einer Welt des Verzichts gelebt“, berichtet Younger auf ihrer Webseite, die sie „The Balanced Blonde“ getauft hat. Sie habe ihr gesamtes Leben nach dem Essen ausgerichtet und penibel darauf geachtet, was sie sich erlauben durfte und was nicht. Ölfrei, mehlfrei, glutenfrei, zuckerfrei, pflanzlich und vegan, ohne Dressing, ohne Soßen.

Helmut Schatz, der ehemalige Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, die sich mit dem Stoffwechsel und Hormonen befasst, berichtet, dass viele Menschen, die ihre Ernährung derart einschränken, häufig ihre sozialen Kontakte verlieren. Für Freunde und Familie ist es schier unmöglich mit der betroffenen Person in ein Restaurant zu gehen. Er beschreibt Orthorexie zunächst einmal als eine Besonderheit der Essgewohnheit, entsteht daraus jedoch ein Zwang, werde es krankhaft und der Mensch leide darunter.

Das soziale Umfeld leidet

Das einzige, was Jordan Younger letzten Endes noch mit Freunden zu sich nehmen konnte, war ein frisch gepresster Fruchtsaft. Mittlerweile hat sie ihre Essstörung allerdings nach eigenen Angaben überwunden und ein Buch zu diesem Thema und ihren Erfahrungen veröffentlicht.

Cora Weber von der Berliner Charité erklärt, es handele sich immer dann um eine ernsthafte psychische Störung, wenn das Alltagsleben der Betroffenen von diesem Verhalten dominiert werde. Zusätzliche zu den psychischen Problemen, litten die Patienten häufig an Untergewicht und durch das Weglassen von zu vielen Lebensmitteln entstünden Mangelerscheinungen, berichtet die Fachärztin für Psychosomatische Medizin. Dadurch könne es sogar zu einer Hormonumstellung des Körpers kommen.

Leider ist Orthorexie bisher keine anerkannte Krankheit. Laut Experten steht sie in engem Zusammenhang mit der Anorexie, auch als Magersucht bekannt. Die Psychologin Bathels sieht hier eindeutige Parallelen. In beiden Fällen gehe es um das Selektieren der Ernährung.  Die Fachärztin Weber erklärt dieses Phänomen mit dem momentanen Zeitgeist. Immer mehr Menschen wollen sich auf die Natur zurück besinnen und die Lebensmittelskandale unserer Zeit würden dies nur bestärken. Noch ist Orthorexie jedoch nicht weit verbreitet. In verschiedenen Studien zeigten lediglich ein Prozent der Teilnehmer ein extremes Verhalten.

 

Krankheitsbild: Latente Esssucht

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Immer mehr Menschen leiden unter extremem Über- oder Untergewicht. Trotzdem werden Essstörungen nur in seltenen Fällen als Krankheitsbilder diagnostiziert. Doch die latente Esssucht ist eine ernstzunehmende Erkrankung bei der die Betroffenen einer überdurchschnittlich strengen, meist lebenslangen Diät folgen.

Jojo-Effekt durch ständigen Wechsel des Essverhaltens

Besonders Frauen mit Normalgewicht oder leichtem Übergewicht neigen zur latenten Esssucht, auch latente Adipositas genannt. Durch den steigenden Druck in unserer Gesellschaft, einem Schlankheitsideal zu entsprechen, entwickeln die Betroffenen ein zwanghaftes Essverhalten. In den meisten Fällen wechseln die an latenter Esssucht leidenden Personen zwischen strengen Diäten und übermäßigem Essen hin und her. Dies führt nicht selten zum sogenannten Jojo-Effekt und damit verbundenen starken Gewichtsschwankungen. Die Betroffenen verlieren dabei den rationalen Bezug zu ihrem eigenen Gewicht und empfinden sich selbst oftmals als zu dick.

Der Schlankheitswahn der Gesellschaft

Diäten gehören in der heutigen Zeit fast schon zum Alltag und werden sowohl in Zeitschriften als auch im Fernsehen tagtäglich angepriesen. Aus diesem Grund werden Essstörungen wie die latente Esssucht meist nicht gleich erkannt, sondern vielmehr als normal angesehen. Die Ursachen für eine solche Erkrankung können zwar vielfältig sein, doch meist liegen familiäre Probleme oder übermäßiger Stress zu Grunde. Der Übergang von einer leichten latenten Esssucht zu schwerwiegenden Krankheiten wie Bulimie oder Magersucht ist dabei schwer zu erkennen und erfolgt meist fließend.

Ausweg ohne ärztliche Hilfe oft nicht möglich

Macht jemand vorerst gute Erfahrungen mit einer bestimmten Diät, so verfestigt sich die Annahme, das eigene Idealgewicht nur durch das strenge Einschränken des Essverhaltens erreichen zu können. Stellen sich dann Misserfolge ein, führt dies bei den Betroffenen zu Unzufriedenheit und einer Minderung des Selbstwertgefühls. Das Essen dient fortan nicht mehr der Befriedigung des Hungers, die Signale des eigenen Körpers werden ignoriert. Es kommt zu einem Suchtverhalten, welches ohne ärztliche Hilfe oft nicht bekämpft werden kann. Insbesondere bei Menschen mit leichtem bis mäßigem Übergewicht können dabei durch die seelische Belastung und dem Druck ein Ideal erfüllen zu müssen mit der Zeit auch körperliche Schäden auftreten.

 

Emetophobie

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Emetophobie ist eine oft missverstandene Angst, welche zu den phobischen Erkrankungen zählt. Der Unterschied zwischen Furcht und Angst ist, dass eine Furcht begründet ist, eine Angst nicht. Die Diskrepanz zwischen Ängsten und Phobien besteht darin, dass Phobien Angstzustände darstellen, die einen konkreten, zu benennenden Auslöser haben. Maßgeblich belastend ist, dass die Ursache für den ausgelösten Zustand nicht rational begründbar ist.

So wird der Angstzustand zu einem ständigen Begleiter. Folglich ist es nicht mehr ausschlaggebend, ob ein Auslöser für die gerade vorhanden ist oder nicht. Anders gesagt: Bei einer Phobie wird die Angst zum Dauerzustand, der mehr oder weniger das Leben einer Person beeinflusst und im Extremfall sogar beherrscht. Was umso schlimmer für die Betroffenen ist, da ihre Umwelt ihre Empfindungen nicht teilt und oft genug auch nicht versteht.

Eine Phobie, die nur langsam ins Blickfeld der Psychologie und Medizin rückt

Emetophobie – mit diesem Begriff bezeichnet man die Angst vor Erbrechen. Diese Phobie umfasst sowohl die Angst vor eigenem Erbrechen, als auch die davor, Zeuge des Vorgangs des Erbrechens bei Mensch oder Tier zu werden oder sich auch nur mit dem Gedanken daran konfrontiert zu sehen. Bislang ist nur sehr wenig über diese Angststörung bekannt. Den wenigen vorliegenden Untersuchungen nach sind mehr Frauen als Männer davon betroffen. Wie viele, steht jedoch nicht fest. Denn oft wird Emetophobie aufgrund ihrer Folgeerscheinungen falsch diagnostiziert.

Fehldiagnosen

Wer Angst davor hat, auch nur daran zu denken, sich übergeben zu müssen, wird natürlich alles versuchen, genau das zu vermeiden. Die Folge sind bei vielen Betroffenen Essstörungen, die nicht selten als Magersucht fehlinterpretiert werden. Einseitige Ernährung und meist infolge einer Selbstmedikation eingenommene Mittel, die helfen sollen, die Verdauungstätigkeit unter Kontrolle zu halten, führen in der Regel gerade zum gegenteiligen Effekt – und zu Mangelerscheinungen oder anderen problematischen Nebenwirkungen. Doch die Betroffenen haben nicht allein mit physischen Folgen ihrer Angst zu kämpfen. Auch das soziale Leben wird nachhaltig beeinträchtigt.

Absonderung

Orte und Situationen, an denen Menschen in unkontrollierter Menge Speisen oder Getränke – am schlimmsten Alkohol – zu sich nehmen, bergen immer die Gefahr, dass es jemandem übel wird und er oder sie sich übergeben muss. Also vermeiden Emetophobiker solche von ihnen als gefährlich empfundenen Bedingungen. Diese aktive Isolation wird begleitet von Selbstzweifeln und -anklagen, die den psychischen Druck nur noch weiter verstärken. Es stellen sich auch oft Gefühle der Minderwertigkeit ein. Hilfe kann nur die Überwindung der eigenen Scham bringen, eine Öffnung gegenüber der Umwelt, gegenüber Ärzten und Therapeuten. Erste Anlaufstellen und Informationen für Betroffene bietet auch das Internet.

 

Psychische Erkrankungen und Diabetes

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Der Oberbegriff Diabetes Mellitus kommt aus dem Griechischen und deutet auf die Eruierungsmethode hin, die in der Antike genutzt wurde um Diabetes zu diagnostizieren. Der „honigsüße Durchfluss“ beschreibt den süßen Urin, der durch die Überzuckerung entsteht und so damals auf die Krankheit aufmerksam machte.

Ein/e Diabetiker/in leidet an Hyperglykämie: Zucker kann aufgrund von Insulinmangel nicht mehr in die Zellen aufgenommen werden und reichert sich deshalb im Blut an, sodass zu hohe Blutzuckerwerte entstehen. Diabetes spaletet sich dabei in zwei Untergruppierungen:

Typ-1-Diabetes

Diabetes des ersten Typs ist genetisch bedingt und kann durch das lebenslange spritzen von Insulin reguliert werden. Da das Immunsystem der Betroffenen die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind, zerstört, herrscht ein ständiger Insulinmangel. Der Insulinmangel resultiert in Wasser- und Nährstoffverlust, welcher Durchfall und Erbrechen auslöst und so zu einer Gewichtsabnahme führt.

Typ-2-Diabetes

Diabetes des zweiten Typs, oder früher auch Altersdiabetes genannt, kann durch die konsumorientierte Nahrungsaufnahme in Industrieländern auch bei starkem Übergewicht auftreten. Der Körper kann nicht genügend Insulin produzieren um den Zucker abzubauen. Folglich reichert dieser sich im Blut an, was durch die später altersbedingt geringere Insulinproduktion noch verschlimmert wird.

Diabetes und psychische Erkrankungen

Bisher blieb der Zusammenhang zwischen Diabetes und psychischen Erkrankungen relativ unbeachtet, bis nun neue Richtlinien die psychische Unterstützung von Diabetespatient einfacher möglich machen soll. Es ist ein Teufelskreis: Die Krankheit erschwert es dem Patienten psychisch gesund zu bleiben und die psychische Gesundheit bedingt die erfolgreiche Behandlung von Diabetes. Beispiele für häufige psychische Erkrankungen bei Diabetiker sind Depression, Angst- oder Essstörungen sowie Demenz. Die psychischen Leiden bedeuten dabei oft Folgeschäden und Komplikationen durch die Gefährdung einer fachgerechten Behandlung.

Diabetes kann so beispielsweise eine Depression auslösen: Durch schwankende Blutzuckerwerte und einer eventuellen Hypoglykämie kann Heißhunger oder Übelkeit auftreten, sowie eine Ohnmacht entstehen. Durch diese Belastung ist es möglich, dass Betroffene es meiden, unter Menschen zu gehen. Auch aus Angst, nicht schnell genug Hilfe zu erhalten, können Betroffene zur Isolation tendieren. Diese Einsamkeit resultiert dann in Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, was auf Dauer zur Depression führen kann. Ist ein Patient depressiv, fehlt die Energie sich fachgerecht selbst zu versorgen, sodass sich das Krankheitsbild verschlechtert.

Außerdem bewegen sich depressive Menschen in der Regel wenig bzw. weniger, sodass das Risiko zum Übergewicht steigt. Zusätzlich werden durch Diabetes die Blutgefäße im ganzen Körper, also auch im Gehirn, geschädigt, was Alzheimer begünstigt. Folglich leidet die Eigenbehandlung und es muss Hilfe der Angehörigen oder die eines Pflegedienstes in Ansprung genommen werden, sodass ein konstanter Insulinpegel gesichert werden kann.

 

Frühkindliche Anorexie

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Anorexie ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die dieser Tage längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Anorexie bezeichnet in seiner medizinischen Bedeutung zunächst Appetitlosigkeit. Im umgangssprachlichen Jargon wird Magersucht, anorexie nervosa, meist mit Anorexie synonym verwendet, was medizinisch nicht korrekt ist. Magersucht ist eine durch nervliche Leiden ausgelöste Appetitlosigkeit, während Anorexie meistens keine nervlichen oder organischen Ursachen hat.

Anorexie bedeutet für die Betroffenen und auch für Angehörige eine allumfassende Beeinträchtigung des täglichen Lebens. Ein aktueller Bericht aus dem ZEIT-Online Magazin betroffener Eltern bringt die schwierige Krankheit ihrer Tochter prägnant auf den Punkt. Anorektiker und die ihr nahestehenden Personen führen kein normales Leben mehr.

Ein anorektisches Baby

Der Bericht handelt von einem 15 Monate alten Baby, das sich beharrlich weigert zu essen. Es scheint den Sinn der Nahrungsaufnahme nicht erfassen zu können und zu wollen. Wie erklärt man einem Baby diesen Sinn, wenn ihm das natürlichste Gefühl zu fehlen scheint: Hunger. Kinder sind in dieser frühkindlichen Phase mehr denn je auf Nahrung angewiesen. Ansonsten verlangsamt sich ihr Wachstum, ihre Gehirnleistung kann sich nicht erweitern. Das Baby bleibt schlichtweg ewig auf dem Status eines unterentwickelten Säuglings stehen und die Eltern gucken hilfslos dabei zu. Im medizinischen Jargon wird die Verweigerung von Essen vor dem sechsten Lebensjahr als Futterstörung bezeichnet. Diese Essensverweigerung lässt sich in den seltensten Fällen auf organische Schäden zurück führen. Die Kinder wollen anscheinend einfach nicht essen. Dabei wirken sie nicht unglücklich oder leblos.

Der Begriff Futterstörung bezeichnet ebenso prägnant die Schuldgefühle, die Eltern sich bei einer derartigen Erkrankung machen. Denn sie tragen in den ersten Jahren des Kindeslebens die Verantwortung dafür, dass das Kind ernährt wird. Die Bezeichnung Futterstörung legt nahe, dass nicht allein das Kind bzw. sein Verhalten gestört ist. Die Anpassung an das Leiden der Kinder ist für viele Eltern ein Kraftakt, der aber Erfolge mit sich bringen kann.

Therapiemöglichkeiten

Das großte Problem bei Futterstörungen ist, dass die betroffenen Kinder nicht wissen, dass sie ihr Leben riskieren, indem sie das Essen verweigern. Wie soll man das dem Kind aber bewusst machen? Eine Alternative zur natürlichen Ernährung findet sich mit der Sondenernährung. Doch auch bei dieser Form künstlicher Ernährung kann man das Kind nicht dazu zwingen die Schläuche im Körper behalten zu wollen. Die Eltern aus diesem Bericht wählen einen sechswöchigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik, mit ihrer Tochter. Dort beobachten sie wie viele Familien von dieser Essstörung betroffen sind. Trost spendet diese Tatsache allerdings nicht, da deutlich wird, wie viele Krankheiten mit Essstörungen einhergehen: Autismus, Angststörungen und viele mehr kommen in Kombination mit Futterstörungen vor. In psychatrischen Kliniken setzen die Therapeuten auf Gruppentherapien, in denen die Eltern lernen, dass sie zum einen nicht alleine mit ihren Problemen sind und zum anderen über neue Füttermöglichkeiten informiert werden. Manchmal mögen die Kinder nämlich zum Beispiel ungesunde Lebensmittel lieber. Dann muss man sich über den Essenserfolg freuen, der sich bei Futterstörungen nur noch in Kalorien bemisst und nicht daran, wie gesund das Essen ist, das aufgenommen wird.

Das Fütterverhalten überdenken

Auch das Fütterverhalten der Angehörigen wird in der Klinik durch Videoaufzeichnungen genausten untersucht. Die Geduld und der Umgang mit dem Kind sind immens wichtig für den Essenserfolg. Wut und Enttäuschung dürfen niemals nach aussen sichtbar werden. Auch wenn eine normale Mahlzeit aus sechs Gängen besteht, die alle viel Arbeit und Zeit kosten, steht das Kind im Mittelpunkt und darf die Anstrengung nicht spüren. Es weiß es ja nicht besser. Für die Eltern ist ein Leben mit einem anorektischen Kind ein ständiger Kellnerjob. Bei dem man nie weiß, was den Gästen schmecken könnte, da die Vorlieben sich stündlich ändern können. Aber das Gefühl, wenn das Kind endlich etwas an Essen bei sich behält, ist überragend, berichten betroffene Eltern.

 

Orthorexie: zwanghafter Umgang mit Essen

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Das ständige Streben nach der perfekten Figur, dem schönsten Gesicht und dem gesündesten, jüngsten Körper führen nicht nur bei Promis zu wahnwitzigen Diäten. Schlagzeilen machte die bekannte Schauspielerin Gwyneth Paltrow mit einem Gesundheitswahn hinsichtlich ihrer Ernährung, sodass Ernährungswissenschaftler und Psychologen ihr die Diagnose Orthorexie aussprachen.

Was ist Orthorexie?

Woran Gwyneth Paltrow und viele anderen leiden, ist als Besessenheit sich möglichst gesund zu ernähren zu verstehen. Betroffene verschmähen eine ganze Reihe von Lebensmitteln. Milchprodukte führen zu Übergewicht, Zucker sowieso, Weizenprodukte schaden dem Körper und auch herkömmlich angebautes Obst und Gemüse wird vom Speiseplan gestrichen.

Orthorexie führt bei den Betroffenen zu einem wahnhaften Umgang mit Lebensmitteln. Die Gedanken kreisen nur noch um die vermeintlich optimale, gesunde Ernährung.

Folgen von Orthorexie

Orthorexie führt aufgrund der starken Einschränkung von Lebensmitteln zu Mangelerscheinungen. Weiterhin schränkt sich das Sozialleben der Personen drastisch ein. Essenseinladungen werden ausgeschlagen, gemeinsames zusammen sitzen wird schwierig, da der Betroffene jegliches Essen meidet, was andere essen. Diese soziale Isolation kann zu Depressionen führen.

Varianten von Orthorexie

Orthorexie geht bei einem Großteil der Menschen mit dem Wunsch nach einem möglichst schlanken Körper einher. Dies führt vor allem bei Frauen zu Magersucht und mit dem Essen verbundenen Schuldgefühlen. Auch die Angst vor Krankheiten durch ungesunde Ernährung ist bei Orthorexie sehr verbreitet. Bislang ist Orthorexie nicht als Krankheit bekannt. Sie wird vielmehr als eine Vorstufe einer Essstörung gesehen. Studien wurden zu diesem Thema bereits durchgeführt und gelangen zu einem ähnlichen Ergebnis. Laut einer Online-Studie der Psychologin Barthels seien etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung von dieser Krankheit betroffen.

Mit dem Wunsch nach einem möglichst schlanken Körper und der Auseinandersetzung mit vermeintlich gesundem Essen kommen auch abstruse Vorstellung darüber zusammen, was ungesunde Lebensmittel dem Körper antun können. Beispielsweise vermutet eine Probandin der Online-Studie, dass Gluten den Körper von innen verklebt. Sicherlich hat die Online-Welt und die dort propagierten Gesundheitsartikel über Lebensmittelunverträglichkeiten ihren Teil dazu beigetragen.

Orthorexie und der gesunde Umgang mit Lebensmitteln wird manchen Messen zu einer Art Ersatzreligion, für die sie den Leidensdruck und Einschränkungen in Kauf nehmen.

 

Neue Behandlungswege bei Essstörungen

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Essstörungen gehören leider zum Alltag. Nun haben sich Mediziner eines überregionalen Kompetenzzentrums in Tübingen Gedanken zu neuen Behandlungswegen gemacht. Das Zentrum wird „Komet“ abgekürzt und ist der Uniklinik Tübingen zugeordnet. Neu ist, dass im Komet der gesamte Krankheitsverlauf berücksichtigt wird.

Esstörungen können viele Gesichter haben. Manche Menschen essen fast nichts mehr, andere hingegen werden von schlimmen Fressattacken geplagt. Das neue Konzept soll eine Kombination aus Forschung und lang anhaltender Behandlung sein.

Essstörungen verursachen eine hohe Sterberate

Wirft man einen Blick auf alle psychischen Erkrankungen so fällt auf, dass Essstörungen die höchste Sterberate mit sich bringen. Die verschiedenen Arten der Störungen sind allgemein bekannt. Es gibt die Magersucht, Bulimie und außerdem die „Binge-Eating-Störung“. Betroffene Patienten der letzten Störungen essen ausgesprochen viel, erbrechen sich im Anschluss aber nicht, wie es bei der Bulimie der Fall ist. Eine Studie hat gezeigt, dass bereits 20 Prozent der Kinder zwischen 11 und 17 Jahren erste Anzeichen einer Essstörung zeigen.

Auch der Landesverband der Betriebskrankenkassen meldet ähnliche Zahlen. Im letzten Jahr wurden im Südwesten des Landes 15.200 Patienten wegen Essstörungen behandelt. Das Alter dieser Menschen lag zwischen 11 und 25 Jahren. Es ist außerdem aufgefallen, dass die Störungen immer mehr Jungen betreffen.

Vier von Hundert Jungen werden behandelt

Bei Jungen im Alter von 11 bis 14 Jahren ist Übergewicht sehr verbreitet. Größere Jungen leiden eher an Fressanfällen. Es wird vermutet, dass dies in jedem dritten Fall so ist. Schaut man in die Altersgruppe der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren, so überwiegt der Anteil der Mädchen, die an Essstörungen leiden. Betroffen sind dann 6 der Mädchen und 4 der Jungen im südwestlichen Teil Deutschland. Diese Teenager sind laut Krankenkassenverband in Behandlung.
Das Komet in Tübingen soll nun für eine bessere Versorgung der erkrankten Menschen sorgen und Forschungen und Lehren auf diesem Gebiet intensivieren. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf Vorsorge und frühe Behandlung gelegt. Die Chancen für betroffene Patienten sind deutlich besser, wenn früh interveniert wird.

So wurde ein Videospiel für Kinder und Jugendliche entwickelt, das die Freude an der Bewegung näherbringen soll. Außerdem gibt es eine kleine Nachhilfe in Stressbewältigung. Die Wege, sich gegen Stress zu wehren haben aber allesamt nichts mit Essen zu tun. Die Wissenschaftler planen zudem Videokonferenzen mit ehemaligen Patienten, um die Gefahr von Rückfällen einzudämmen.

 

Binge Eating – Das stille Leiden

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Bei der Binge-Eating-Störung handelt es sich um eine klassische Essstörung. Bisher ist diese Krankheit nur sehr wenig bekannt, sodass den Betroffenen oftmals mit Verständnislosigkeit begegnet wird. Im Gegensatz zur Bulimie wird das Gegessene bei einem Fressanfall nicht erbrochen. Daher ist meist Übergewicht die Folge der Krankheit. Erkrankte leiden nicht nur unter der Krankheit selbst, sondern auch dem Spott der Öffentlichkeit.

Denn natürlich weiß niemand, dass das Übergewicht eine psychische Ursache hat. Die Diagnose der Erkrankung ist bisher sehr schwer zu eruieren.

Wie zeigt sich die Erkrankung?

Wer unter Binge Eating leidet, der weist meistens auch Übergewicht auf. Dies liegt daran, dass Betroffene zu periodisch auftretenden Fressanfällen neigen. Während dieser Zeiten wird Nahrung ohne Kontrolle konsumiert. Während bei der Bulimie diese Nahrung anschließend wieder erbrochen wird, trifft dies bei der Binge-Eating-Strörung nicht zu. Bei solchen Fressanfällen werden Unmengen an Nahrung konsumiert, Genuss steht hier nicht im Vordergrund. Die Krankheit ist bis heute noch relativ unbekannt und trifft daher oft auf Unverständnis.

Zahlreiche Diagnosekriterien

Die Kriterien für eine Diagnose der Binge-Eating-Störung wurden im Jahre 1990 festgesetzt. Betroffene leiden mindestens an zwei Essanfällen pro Woche. Der Zeitraum sollte dabei sechs Monate betragen. Weiterhin ist ein Kriterium, dass während des Anfalles keinerlei Kontrolle mehr vorhanden ist und auch das Sättigungsgefühl vollkommen fehlt. Die Kalorienzufuhr während eines Fressanfalles ist meistens enorm hoch und die Nahrung wird dabei sehr hastig eingenommen. Der Essanfall darf bei dieser Krankheit nicht durch Hunger ausgelöst werden. Weiterhin unternehmen Betroffene keinerlei Gegenmaßnahmen, um die erhöhte Kalorienzufuhr auszugleichen.

Die Therapiemöglichkeiten

Bei der Binge-Eating-Störung orientiert man sich auch bei den Behandlungsangeboten an der Bulimie. Fokus der Behandlung liegt vor allem darauf, dass ein gesundes Gleichgewicht zum Essen hergestellt wird. Eine gesunde Nahrungsaufnahme wird von Grund auf erlernt. Außerdem wird auch Ursachenforschung betrieben. Der Auslöser für die Fressanfälle muss lokalisiert und anschließend behandelt werden.

 

Neue Therapieansätze bei Magersucht

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Essstörungen sind einer Form der psychischen Erkrankung, die seit Jahren in der westlichen Welt immer mehr um sich greifen. Typischerweise waren bisher vor allem pubertierende Mädchen und junge Frauen betroffen; in letzter Zeit steigt aber die Anzahl erkrankter Erwachsener und auch Männer gehören inzwischen zu den Opfern. Magersucht oder wissenschaftlich Anorexia nervosa ist die gefährlichste unter den Essstörungen, da sie in der Regel chronisch verläuft und bei 20 Prozent der Betroffenen sogar zum Tod durch Verhungern führt.

Was ist Magersucht?

Als magersüchtig wird diagnostiziert, wer unter einem starken, selbst hereingeführten Gewichtsverlust leidet und zugleich panische Angst vor Gewichtszunahme hat. Strengstens reglementiertes Essen, exzessiver Sport, provoziertes Erbrechen und Einnahme von Abführmitteln gehören zu dem typischen Maßnahmen von Magersüchtigen, um ihr ohnehin schon krankhaft geringes Gewicht weiter zu reduzieren. Sie leiden unter einer Störung der Körperwahrnehmung, die sie sich selbst als stets zu dick erleben lässt. Der Kampf gegen die vermeintlich überschüssigen Pfunde kann langfristig zu schwersten organischen Schäden und sogar zum Tod führen. Umso wichtiger ist es, Betroffenen endlich effizientere Hilfestellung anbieten zu können als die bisherigen therapeutischen Behandlungsansätze, die in vielen Fällen kaum oder nicht ausreichend langfristig greifen.

Welche Behandlungsansätze gibt es bisher?

Meistens wird eine kognitive Verhaltentherapie empfohlen, obwohl die Anorexie-Patientinnen in der Regel keine Krankheitseinsicht haben. Wichtig sind hierbei Informationsvermittlung, das Anleiten zu Selbstbeobachtung und Gewichtsstabilisierung und die Normalisierung des Essverhaltens. Zugrundeliegende Konflikte müssen bearbeitet werden und die Körperwahrnehmung und -akzeptanz verbessert werden.

Psychodynamische Psychotherapie: Neue Hoffnung

Die fokale psychodynamische Psychotherapie ist eine Weiterführung der Psychoanalyse. Wolfgang Herzog, Leiter der Abteilung für psychosomatische Medizin der Universitätsklinik Heidelberg sagt: “Psychotherapeut und Patientin gehen hier den inneren Konflikten und emotionalen Auslösern der Erkrankung auf den Grund”. Kernthemen sind hierbei die zwischenmenschlichen Konflikte und Beziehungen der Patienten.

Eine Studie bestätigt die Wirksamkeit

Herzog führte zusammen mit seinem Kollegen aus Tübingen eine Studie mit 242 erwachsenen Frauen durch. Diese lief über insgesamt 22 Monate und teilte sich wie folgt auf: zehn Monate Therapie und danach wurden die Probandinnen über zwölf Monate beobachtet. Die gute Nachricht war, dass die Probandinnen in allen Testgruppen um durchschnittlich 3,8 kg zunahmen. Bei der fokalen psychodynamischen Therapie besserten sich die Symptome allerdings auch nach dem Ende der Therapie weiter. Auch die Abbruchrate lag viel niedriger: Lag sie bei der herkömmlichen Psychotherapie bei 41 Prozent, war sie bei der fokalen psychodynamischen Psychotherapie nur bei 23 Prozent. Insgesamt verspricht die fokale psychodynamische Psychotherapie durchaus positivere Wirkung als die bisher angewandten Verfahren.

 

Wahnhafte Disziplin - Perfektionierung

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Die Frage, die sich hier stellt, ist was umschreibt es treffender: Ist es die Angst vor Kontrollverlust? Ist es die Lust am Perfekt-sein? Ist es die Freude an der Selbstkasteiung und der bedingungslosen Disziplin? Zehnmal mehr Frauen sind betroffen als Männer. Die Zahl der Betroffenen ist hoch und steigt kontinuierlich weiter. Parallel dazu steigt der Druck durch Arbeitswelt und Gesellschaft. Sie wollen perfekt sein, schön, fleißig und diszipliniert. Und manchmal kann das auch in die Krankheit führen – zum Beispiel in die Magersucht.

Entstehung von Magersucht

Magersucht bezeichnet man auch als Anorexia nervosa. Sie ist gekennzeichnet durch starkes Untergewicht, einer großen Angst vor Gewichtszunahme und stark eingeschränkter Nahrungsaufnahme. Die Krankheit beginnt meist in der Pubertät, kann aber auch noch nach dem 25. Lebensjahr auftreten. 10 – 20 % der Betroffenen sterben, oftmals an Kreislaufversagen aufgrund von Nährstoffunterversorgung.

Merkmale der Magersucht

Typischer Weise sind Anorexie-Patientinnen überdurchschnittlich intelligent und sehr leistungsbezogen. Oft sind sie gute Schülerinnen und Kolleginnen. Sie arbeiten gerne und viel – auch für andere – und haben häufig eine erhöhte Aktivität. Nach dem ICD-10, der internationalen Klassifizierung von Krankheiten, ist die Anorexia nervosa definiert durch starken Gewichtsverlust, der durch die Vermeidung von fetthaltigen Speisen selbst hervorgerufen wurde und eine umfassende hormonelle Störung. Der Body Mass Index (BMI) liegt unter 17,5. Normalgewichtige haben zum Vergleich einen BMI zwischen 18,5 und 25. Magersüchtige nehmen sich selbst als zu fett wahr. Man nennt das auch Körperschemastörung. Bei selbstinduziertem Erbrechen bzw. Abführmittel-Abusus nach unkontrollierten Fressanfällen spricht man von Bulimie. Beide Krankheiten können auch in Kombination auftreten. Zusammen mit den Essstörungen treten auch häufig andere psychische Erkrankungen auf wie Zwangs-, Angst- und Persönlichkeitsstörungen oder depressive.

Einflussfaktoren

Ein Haupteinfluss ist durch gesellschaftliche Faktoren gegeben, zu denen neben dem Schlankheitsideal auch eine veränderte Rollenerwartung zählt. Daneben gibt es noch individuelle Faktoren wie ein Mangel an Selbstwertgefühl. Ein weiterer Einflussfaktor ist die genetische Prädisposition. Die Zwillingsforschung hat eine familiäre Häufung der Erkrankung nachgewiesen. Ist ein Zwilling magersüchtig, so besteht für den anderen eine hohe Wahrscheinlichkeit. Bislang konnten noch keine Gene genau identifiziert werden, mit denen eindeutig eine entsprechende Disposition einhergeht. Die Forschung konzentriert sich derzeit besonders auf Gene, die im Zusammenhang mit einem leicht störbaren Neurotransmitter-System von Serotonin stehen. Serotonin wird auch als Glückshormon bezeichnet. Eine Störung in diesem Bereich kann das Glücksgefühl und die Euphorie bei einer möglichst hohen Selbstkontrollquote erklären. Dieses Gefühl hat starkes Suchtpotential. Immer stärker wachsen so Selbstkontrolle und Körpergewicht zusammen.

Unvorhergesehenes, das sich ihrer Kontrolle entzieht, verstärkt die Symptome der Magersucht. Das Modell Magersucht Am Anfang der Magersucht steht in der kognitiven Verhaltenstherapie ein geringes Selbstwertgefühl. Aus dem starken Bedürfnis nach Selbstkontrolle über den Weg der Nahrungseinschränkung entsteht ein Teufelskreis aus Gewichtsverlust, drohendem Kontrollverlust und eingeengtem Interesse. Die Folge ist das Ausblenden anderer Problembereiche. Am Ende dreht sich das Interesse nur noch um das Gewicht. Anorexie-Patientinnen beklagen sich selten. Körperliche Störungen werden in der Regel ignoriert. Daher haben sie auch über lange Zeit keine Krankheitseinsicht und begeben sich selten freiwillig in Therapie. Hier sind unter Umständen gute Freunde gefordert. Helfen kann eine Psychotherapie, doch eine Garantie für Heilung gibt es nicht. Nur etwa 40 Prozent können geheilt werden. Bei 30 Prozent gibt es eine Besserung. Bei weiteren 30 Prozent verläuft die Krankheit chronisch. Die Letalitätsrate von bis zu 20 Prozent wurde bereits erwähnt.

 

Hungern für Hollywood

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Gerade sind wieder ein paar Filme ins Kino gekommen, deren schauspielerische Leistungen einen in Staunen versetzen können und vielleicht sogar gerechtfertigte Nominierungen erhalten werden. Doch betrachtet man manche Trends in der Branche aus der Sicht des um die Psyche besorgten Professionellen, kann einem fast „schlecht werden“ – wo verläuft die Grenze zwischen Kunst und Krankheit? Wie weit müssen Schauspieler für eine Rolle gehen?

Der Trend

Anne Hathaway bekam für ihre Rolle in Les Miserables im letzten Jahr einen Oscar. Von Schauspiel-Kollegen bereits aus anderen Gründen als exzentrisch wahrgenommen, begannen jedoch im Zuge des großen Presserummels um sie auch andere Berichte Sorge zu bereiten. Für ihre Rolle als in prekären Verhältnissen lebende Prostituierte, nahm sie immer mehr ab – auch als bereits Kollegen und sogar der Regisseur am Set sie baten endlich wieder vernünftig zu essen. Der starke Gewichtsverlust wurde auch von den Verantwortlichen und Freunden als unnötig für die Rolle und gefährlich wahrgenommen.

Traurigerweise wurde dieses Verhalten jedoch noch durch einen Oscar belohnt – Einsatz zählt heutzutage anscheinend alles in Hollywood – auch wenn es die Gesundheit gefährdet, vielleicht sogar gerade dann. Noch schlimmer scheint jedoch, dass meistens kein negatives Feedback für solches Verhalten aus Reihen der Professionellen und Schauspieler kommt. In Hollywood scheinen andere Regeln zu gelten, als in „normalen“ Arbeitsumfeldern. Aber stimmt das? Auch im Bereich des Hochleistungssport oder dem Mode-Szene scheinen Werte nichts mit dem durch Studien und medizinische Untersuchungen als gesund und krank definierte Ernährungs-Gewohnheiten zu tun zu haben.

Hollywood und psychische Krankheiten

Man kann den Eindruck bekommen, dass in den illustren Kreisen Hollywoods eine Parallelwelt entstanden ist, die auch vielen der Standards für psychische Gesundheit amerikanischer Vereinigungen für Psychologie entgegenstehen. Neben Ernährungsstörungen, so scheint es, sind jedoch auch andere psychische Krankheiten in Hollywood weit verbreitet. Unter Psychologen hält sich die Meinung, dass gerade Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus und Psychopathie unter finanziell und in der Entertainment-Branche sehr erfolgreichen Personen weit verbreitet ist. Das heißt nicht, dass jeder berühmte Entertainer ein Narzisst ist, jedoch haben diese Akzentuierungen der Persönlichkeiten bestimmte Vorteile für die Karriere.

Ein Narzisst hat das unbedingte Bedürfnis, durch andere Bestätigung und Zuneigung zu erfahren – bei der Verehrung, die Filmstars erhalten, ist dies eine perfekte Voraussetzung, um alles für eine Rolle zu geben – zum Beispiel sich in wenigen Tagen um 20 Pfund runterzuhungern, wie Jared Leto für einen aktuellen Film über HIV-Infizierte in der Homosexuellen Szene der Achtziger in Amerika, oder Jake Gyllenhall, der ebenfalls in kurzer Zeit soviel Gewicht verlor, dass Überschriften der Boulevard-Presse damit titelten, dass er auf dem roten Teppich gar nicht wieder zu erkennen sei. Was diese Menschen zu diesen Verhaltensweisen motiviert, ist ohne tiefgehende psychologische Untersuchungen kaum möglich – und diesen werden sich diese Menschen höchst wahrscheinlich nicht ohne Not unterziehen – nicht zu letzt, um ihre Karrieren nicht durch schlechte Presse zu gefährden.

 

Fallbeispiel Essstörung und Therapie

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Bei einer Essstörung handelt es sich um eine schwerwiegende psychosomatische Erkrankung. In den meisten Fällen sind Frauen davon betroffen, jedoch steigt der Anteil der Männer mit Essstörungen in den letzten Jahren an.

Das folgende Fallbeispiel zeigt, wie schnell es von einer Essstörung zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung kommen kann.

Eine junge Frau mit leichtem Übergewicht beschließt eine Diät zu machen, um ein paar Pfunde zu verlieren. Dies funktioniert auch und sie kommt schnell in einen Gewichtsbereich, der als Normalgewicht gilt. Das Tückische an einer Essstörung ist aber, dass sich schnell eine Sucht daraus entwickeln kann. Nach der Diät macht die Frau einfach weiter und reduziert ihre tägliche Nahrungsmenge immer weiter. Mit der Zeit verändert sich ihre Eigenwahrnehmung und sie fühlt sich trotz ihrer Gewichtsabnahme weiterhin dick.

Neben der Reduzierung der Nahrungsmenge treibt sie Sport um die wenigen Kalorien, die sich noch zu sich nimmt, schnell zu verbrennen. Innerhalb kurzer Zeit wurde aus dem Wunsch, ein paar Kilo Körperfett zu verlieren ein gefährlicher Kreislauf. In diesem Fall war es eine Mischung aus falschen Vorbildern aus der Show- und Modewelt und dem Wunsch endlich den Traumkörper zu besitzen, welche die Frau in die Magersucht getrieben haben. Zum Glück konnte ihr Umfeld rechtzeitig eingreifen und sie in die Obhut von Ärzten und Therapeuten geben.

Woher kommen die Essstörungen?

In der Regel sind eher Frauen und junge Mädchen von einer Essstörung betroffen. Natürlich ist nicht jede Diät der Einstieg in eine Magersucht, sie ist jedoch immer der erste Schritt dorthin. Häufig werden Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie von anderen seelischen Beschwerden begleitet. Die Betroffenen fühlen sich nicht nur dick, sie haben meist auch das Gefühl, nicht anerkannt zu werden. Um ihrem Idealbild zu entsprechen, hungern sie sich dann buchstäblich zu Tode. Wird nicht rechtzeitig mit der Therapie begonnen, kommt es zu dauerhaften körperlichen oder seelischen Schäden. Nicht selten führen diese Beeinträchtigungen sogar zum Suizid.

Warum sind mehr Frauen davon betroffen?

Um den Ursachen für die weiblichen Essstörungen auf den Grund zu gehen, muss man die weiblichen Entwicklungsbedingungen näher betrachten. Die veränderten Rollenanforderungen, die heute an junge Frauen gestellt werden, führen häufig zu einem veränderten Selbstbild. Die geltenden Schönheits- und Schlankheitsideale sind meist für normale junge Mädchen kaum zu erfüllen. Dies führt zu einer Störung im Selbstbewusstsein und dem Selbstwertgefühl der Betroffenen. Sie schämen sich, über jedes Stück Schokolade und jedes Gramm, das sie scheinbar zu viel auf den Hüften haben. Die Medien tun ein Übriges, um dieses Klischee zu untermauern.

Therapien für Betroffene!

Betroffene und ihre Familien suchen leider oft erst spät den Rat von Experten. Diese müssen dann, den ganz individuellen Ursachen auf den Grund gehen, die zur Essstörung geführt haben. Diese sind sehr vielfältig, es können traumatische Erlebnisse sein, Mobbing innerhalb einer Altersgruppe, oder schlicht der Druck dieser Gruppen. Die Therapie findet in der Regel ambulant statt. Der Therapeut versucht die individuellen Ursachen für die Essstörung aufzudecken und sie zu beseitigen. Ist die Essstörung aber schon sehr massiv, bleibt oft nur die stationäre Behandlung in speziellen Kliniken. Hier wird versucht, zunächst das Körpergewicht zu steigern und gleichzeitig mit therapeutischen Mitteln die Ursachen für die Essstörung zu finden.

 

Bulimie - Eine Betroffene berichtet

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Bulimiker leben im Prinzip zwischen Kühlschrank und Klo. In immer wiederkehrenden Heißhungerattacken werden große Mengen oft hochkalorischer Nahrung in Windeseile vertilgt, um sie danach wieder zu erbrechen.

Was genau ist Bulimie?

Die bulimia nervosa wird auch als Ess-Brechsucht bezeichnet und gehört zur Gruppe der Essstörungen. Hierzu gehören neben der Magersucht, auch anorexia nervosa genannt, auch die Binge Eating Disorder und die Fettleibigkeit, die Adipositas. Die Grenzen dazwischen sind fließend. Zu 90 – 95% betrifft es Frauen – immerhin ein bis vier Prozent der Bevölkerung. Entgegen der landläufigen Meinung müssen Bulimiker nicht zwingend unter- oder übergewichtig sein. Im Gegensatz zur Binge Eating Disorder, bei dem man ebenfalls unter Heißhungerattacken leidet, werden bei der Bulimie sogenannte gegenregulatorische Maßnahmen ergriffen, um unter allen Umständen eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Auch die Scham die Kontrolle verloren zu haben ist ein wichtiger psychischer Verstärker. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten wie: selbstinduziertes Erbrechen, Hungern, extreme Diäten, exzessiver Sport oder/und der Missbrauch von Abführ- und Brechmitteln – und das mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von sechs Monaten. Meistens leiden die Betroffenen unter einer gestörten Selbstwahrnehmung und/oder einer Körperschemastörung, einer sogenannten Dysmorphophobie. Die Betroffenen versuchen die Suchterkrankung zu verbergen. Oft ist es die Angst vor dem gesellschaftlich so geächteten Übergewicht, die einer der Auslöser für eine Bulimie ist.

Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat Bulimie?

Signifikant sind unter anderem die bei Bulimikern stark angegriffenen Zähne. Das Erbrechen bewirkt ein Ansteigen der Milchsäurekonzentration im Mund und schädigt auf Dauer Zahnschmelz und Speicheldrüsen. Der Elektrolythaushalt ist durch die gegenregulatorischen Maßnahmen meist massiv gestört. Vor allem der Kaliummangel kann im Extremfall zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und Nierenschäden führen. Möglich ist auch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und/oder der Speiseröhre. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen kommt es zu morphologische Veränderungen des Gehirns. Diese Pseudoatrophie zeigt sich durch kognitive Beeinträchtigungen und depressive Verstimmungen. Im Gegensatz zu anderen gesundheitlichen Auswirkungen der Bulimie ist diese in der Regel reversibel.

 Ein Betroffenenbericht

Wie im Falle der Betroffenen, von der wir hier schreiben. Heute wiegt die 36-jährige 55 kg; mit 18 waren es noch mehr als 90 Kilogramm. Sie ist hat eine 20-jährige Bulimie-Karriere hinter sich und ist heute frühverrentet. Mit ihrer Suchterkrankung hat sie sich arrangiert. Neben psychischer Narben leidet sie auch unter vielen somatischen Beschwerden: Bei jeder Belastung, sei sie noch so leicht, kommt die ehemalige Bulimikerin durch ihre chronisch entzündeten Lunge in Atemnot. Dazu kommen noch eine verengte Speiseröhre, Sodbrennen, Magenentzündung und Polypen im Darm. Auch heute noch nimmt sie täglich Abführ- und Schlankheitsmittel, übergibt sich aber nur noch selten. In Hilfe-Foren klärt sie Menschen über die Ess-Brech-Sucht auf – die Ursachen und die Auswirkungen. Neben der Angst zu dick zu werden, lagen die Ursachen bei ihr – wie bei den meisten an einem gestörten Selbstwertgefühl. Ein Blick auf die familiäre Situation erklärt viel: ihr Vater schlug sie und ihre Mutter litt selbst unter Bulimie. Unsere Betroffene hatte nie gelernt, Liebe zu geben oder auch diese anzunehmen.

“Immer mehr Menschen zerbrechen an den Herausforderungen des Alltags. Sie sind überfordert”, sagt Dr. Harriet Salbach-Andrae, Psychologische Psychotherapeutin in Berlin. “Wenn möglich, sollten sich die Betroffenen direkt an Einrichtungen wenden, die auf die Behandlung von essgestörten Patienten spezialisiert sind, sodass die dortigen Ärzte und Psychologen sich bereits mit dem Krankheitsbild auskennen”.

Per WhatsApp zur Magersucht

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Der mobile Abnehmwahn – viele Jugendliche sind nomophob, das heißt, sie haben Angst, ohne Handy und somit unerreichbar zu sein. Das Kunstwort setzt sich zusammen aus „no mobile phone“ und Phobie. Ein Programm, mit dem kostengünstig gechattet wird, ist neben Facebook die Smartphone-App WhatsApp.

Über 70% der jugendlichen Smartphone-Besitzer sollen es installiert haben. Hier können sich Freunde und Bekannte zu zweit oder mehreren austauschen oder sich gleich zu Chatgruppen zusammenschließen, um rasch Informationen auszutauschen. Einsatzgebiete gibt es wie Sand am Meer: Das kann sinnvoll sein für Schüler, die sich über die Hausaufgaben oder den Lernstoff austauschen.

Oft informieren auch Lehrer ihre Schüler über Zensuren oder erinnern sie daran, am nächsten Tag den Farbkasten nicht zu vergessen. Sportgruppen oder Arbeitskollegen können Termine vereinbaren. Aber auch Gruppen von Menschen mit gleichen Interessenschwerpunkten tauschen sich über WhatsApp aus.

Gemeinsame Abnehm-Unterstützung 

Das klingt erst mal toll. Nur, häufig sind es vor allem junge Damen, die das beileibe nicht nötig hätten. Der neue Trend geht zu Pro-Ana- und Pro-Mia-Gruppen. In letzteren Gruppen tauschen sich Menschen mit Ess-Brech-Sucht aus. Das „pro“ steht für „für“ und „mia“ für „bulimia nervosa“. In den Pro-Ana-Gruppen treffen sich Leute, die an Anorexia nervosa, also Magersucht haben.

Der große Vorteil gegenüber Foren und ähnlichem ist die Abgeschlossenheit der Gruppe. Fremde können die Inhalte nicht einfach im Internet mitlesen. Das ist aber auch der Nachteil für die Eltern und die Therapeuten. Die Anhängerinnen der Pro-Ana-Gruppen sind meist magersüchtig und sich ihrer Erkrankung durchaus bewusst. Manchmal kultivieren sie ihre Essstörung auch geradezu.

Extreme Schlankheit ist ihr Schönheitsideal und sie arbeiten hart daran immer weiter abzunehmen. Dabei wissen sie sehr genau über die Lebensgefahr, in die sie sich begeben, Bescheid.

Was ist Magersucht?

Als magersüchtig wird diagnostiziert, wer unter einem starken, selbst hereingeführten Gewichtsverlust leidet und zugleich panische Angst vor Gewichtszunahme hat. Das sowieso schon krankhaft geringe Gewicht der Betroffenen soll noch weiter reduziert werden durch streng reglementiertes Essen, exzessiven Sport, provoziertes Erbrechen und die Einnahme von Abführmitteln.

Vorbilder gibt es in den Medien genug. Man denke nur an die Mager-Models, die oft als Vorbilder für die meist jungen Mädchen dienen oder die Casting-Shows, in denen ein Möchte-Gern-Sternchen dünner ist als das andere. Aber auch die Modeindustrie mit Größen wie Null oder Doppel-Null tun das Ihrige dazu.

Die Magersüchtigen leiden unter einer Störung der Körperwahrnehmung, die sie sich selbst als stets zu dick erleben lässt. Der Kampf gegen die vermeintlich überschüssigen Pfunde kann langfristig zu schwersten organischen Schäden und sogar zum Tod führen. Auch das lässt sich bei den Models immer wieder in den Medien verfolgen.

Etwa 20% der Anorexie-Erkrankten hungern sich zu Tode. Das ist von den Betroffenen oft auch gewünscht wie eine dritte Gruppe zeigt: „Atte“ – „Ana till the end“ – magersüchtig bis zum Ende. Die Möglichkeit sich immer und überall mit ebenfalls Betroffenen auszutauschen und die gegenseitige Kontrolle binden Magersüchtige stark an diese Gruppen, die aber für diese spezielle Klientel den Abwärtstrend deutlich beschleunigen können, da sie die Krankheit zu einem Lifestyle stilisieren.

 

Männliche Betroffene der Krankheit Anorexie nervosa

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


Das Krankheitsbild Anorexie wird meist mit Frauen in Verbindung gebracht. Tatsächlich sind mehr Frauen magersüchtig als Männer. Trotzdem sind Männer ebenso von Essstörungen betroffen. Therapieeinrichtungen stehen vor dem Problem des Ungleichgewichts der zu behandelnden Patienten, da der Therapieerfolg oftmals auch davon abhängt wie wohl sich die Betroffenen fühlen. Dies kann in geschlechterübergreifenden Gruppen nicht immer gegeben sein.

Männliche und weibliche Betroffene

Anorexie nervosa zeigt sich in unterschiedlichen Bildern. Allen gemeinsam ist die Verzweiflung und der stetige, zwanghaft herbei geführte Gewichtsverlust, der zum Mittelpunkt des Lebens für den Betroffenen wird. Es scheint nur noch ein Ziel zu geben, nämlich das eigene Gewicht immer mehr zu reduzieren. Damit einhergehen oftmals Depressionen und andere psychische Probleme. Dass Männer mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie magersüchtige Frauen ist längst kein Sonderfall mehr.

Schätzungsweise sind etwa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen männlich. Ein prägnanter Unterschied liegt vor allem im Alter der Erkrankung. Männer werden meist zwischen dem 18. und 26. Lebensjahr magersüchtig, während bei Frauen diese Krankheit in weit früheren Jahren um sich greift und sie Alle brauchen Hilfe, denn kaum jemand findet eigenständig einen Ausweg aus diesem schrecklichen Krankheitsbild.

Geschlechtsübergreifende Therapieformen

Doch wie sind diese Altersunterschiede begründet? Psychologen vermuten, dass dies mit dem Wachstumsschub zusammen hängt, der bei Mädchen wesentlich früher erfolgt. Erste Rückmeldungen zu ihrer Weiblichkeit und Sexualität kommen auf und führen zu dem Wunsch „perfekt“ und attraktiv zu sein. Bei Männern erfolgt der Wachstumsschub erst später und viele Jungen seien dann eher auf den Aufbau von Muskeln fixiert als auf eine schlanke Silhouette.

Eben weil Männer weniger häufig betroffen sind als Frauen, kommt es meist zu einem Ungleichgewicht in der Therapiesituation, sodass Männer weniger unter „ihresgleichen“ an ihrer Krankheit und sich selbst arbeiten können. Sie finden sich meist mit vielen betroffenen Frauen zusammen vor, was zu einem Gefühl des unwohl seins führen kann. Themen wie Sexualität und Erektionsprobleme werden von den männlichen Betroffenen dann gemieden und auch bei Frauen kann dieser Umstand zu einem Gefühl des gehemmt seins führen.

Psychologen raten daher in Spezialkliniken auch getrennte Angebote für Betroffene anzubieten, damit Alle eine Möglichkeit des offenen Gesprächs und der Selbstentfaltung wahrnehmen können. Natürlich sind auch einige Themen geschlechterübergreifend. Die Krankheit Magersucht ist allerdings in sich schon sehr individuell, weshalb es jedem Betroffenen möglich sein sollte seine eigenen Themen frei ansprechen zu können. Größere Kliniken behandeln meist mehrere männliche Betroffene und ermöglichen daher auch eine geschlechtsspezifische Therapie.

 

Essstörungen

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


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Essstörung

Wenn Kalorien & Figur zum Lebensmittelpunkt werden und soziale Kontakte so ins Hintertreffen geraten, dass das Leben zu einer Qual wird


Essstörungen

Was sind Essstörungen?

Wenn das Leben sich nur noch um die Nahrungsaufnahme dreht und eine gewisse Besessenheit um Nährwerte, Figur, Kalorien und Gewicht das Leben bestimmt, kann man nicht mehr von einer bewussten Ernährung sprechen. Psychologen definieren hier schon den Anfang einer Essstörung. Die Erkrankung führt neben den körperlichen Auswirkungen auch zu sozialen Problemen und psychischen Störungen, da die Auswirkungen für das Umfeld meist direkt sichtbar sind. In der Regel beobachtet man Essstörungen vorwiegend bei jungen Mädchen und Frauen, in jüngster Zeit nimmt die Erkrankung aber auch bei jungen Männern stark zu.

Anorexia nervosa

Menschen die längerfristig unter einer seelisch bedingten Appetitlosigkeit leiden sind an der Anorexia Nervosa erkrankt, die auch Magersucht genannt wird. Die Erkrankung wird in zwei Typen unterteilt, wobei dem restriktiven Typus eine Verweigerung der Nahrungsaufnahme zugrunde liegt, dem sogenannten Purgin Typus ausserdem eine erzwungene Gewichtsreduzierung durch z.B. Erbrechen, exzessiven Sport, Abführmittel oder Appetitzügler. Die Ursache der Erkrankung ist ein Störung der Wahrnehmung oder auch Körperschemastörung, bei der der Betroffene sich selbst als zu dick wahrnimmt, obwohl er bereits an Untergewicht leidet. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen hängt nahezu ausschließlich von der eigenen Kontrolle des Körpergewichts ab. Leistungen in Beruf, Privatleben und eventuellen Hobbys treten als Indikator dabei stark in den Hintergrund. Die Gedankenwelt kreist vorwiegend um das Thema Ernährung, Figur und Gewicht und wird stark eingeschränkt. Obwohl kaum gegessen wird ist die Nahrung dennoch der zentrale Lebensmittelpunkt. Der Körper, der eigentlich abgelehnt wird ist trotzdem das wichtigste Alltagsobjekt.

Bulimia nervosa

Im Volksmund gerne “Stierhunger” genannt ist die Bulimie Nervosa eine Ess-Brechsucht. Betroffene sind zu über 90% Frauen, besonders wenn der Beruf ein niedriges Körpergewicht fordert. Das Gewicht der Erkrankten ist in der Regel normal, denn die Heißhungerattacken werden durch gegenregulatorische Maßnahmen kompensiert. Dazu zählen selbstausgelöstes Übergeben, starkes Hungern, extreme Diäten, exzessiver Sport, die Einnahme von Abführmitteln, oder Brechmitteln. Die Attacken sind zeitlich nicht regelmässig und haben Abstände von Stunden bis Wochen. Als Auslöser der Ess-Brechsucht gelten meist emotionale Ursachen, starker Stress und Einsamkeitsgefühle. Das durch das Übergeben induzierte Defizit an Nahrung führt ausserdem zu erneuten Essattacken. Die Nahrungsaufnahme ist während der Anfälle unkontrolliert und ein Verlust der Selbstkontrolle ist zu beobachten. Das folgende Erbrechen wird ausgelöst von Schamgefühlen, Angst vor Gewichtszunahme und dem Gefühl des Versagens bei der Selbstkontrolle. Der Bulimia Nervosa kann als Vorgeschichte eine behandelte Magersucht zugrunde liegen.

Binge-Eating Störung

Viele von uns haben von Zeit zu Zeit “Gelüste”, besonders nach süßem, denen wir uns hingeben, auch wenn die Tafel Schokolade danach komplett verzehrt wurde. Eine Binge-Eating Essstörung oder auch Binge-Eating Disorder liegt dann vor, wenn ein Betroffener zu wiederkehrenden Heißhungeranfällen neigt, die mit dem Verlust der eigenen Kontrolle einhergehen. Diese “Fressanfälle”, wie sie von Erkrankten oft genannt werden, führen mittelfristig oft zu starker Gewichtszunahme bei vielen Betroffenen. Im Gegensatz zur Anorexia Nervosa (Purgin Typus) wird die aufgenommene Nahrung nicht erbrochen. Diagnostisch bestimmt man diese Essstörung, wenn über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten, mindestens 2 oder mehr unkontrollierte Essanfälle auftreten, die von einem Verlust des Sättigungsgefühls bei hoher Kalorienaufnahme geprägt sind. Dabei wird die Nahrungsaufnahme nicht von einem Hungergefühl ausgelöst und endet erst bei einem übermässig starken Völlegefühl, während die Nahrung regelrecht verschlungen wird. Nach dem “Fressanfall” wird der Betroffene von starken Schuldgefühlen, bis hin zu depressiven Zuständen geplagt.

Latente Esssucht

Viele von uns achten auf eine ausgewogene Ernährung und eine schlanke Figur. Spricht man jedoch von einer latenten Esssucht, so ist ein geplantes und permanentes, sehr streng überwachtes Essverhalten bei Betroffenen zu beobachten, dass einer selbstauferlegten lebenslangen Diät gleichkommt. Die Figur der Betroffenen ist in den meisten Fällen normal, bis ideal. Im Mittelpunkt des Alltags steht das Essen und die eigene Figur, denn es herrscht die Überzeugung, dass ohne eine Dauerdiät eine ummittelbare Gewichtszunahme resultieren würde. Sollte aus irgendeinem Grund einmal zuviel gegessen werden, so wird dies sofort mit einer radikalen Diät ausgeglichen, die bis zum Verzicht auf Nahrung gehen kann. Betroffene sind auch hier vorwiegend Frauen, die meist ein gestörtes Selbstbild und eine Fremdartigkeit gegenüber dem eigenen Körper entwickelt haben. Der Wandel einer latenten Esssucht zu einer Bulimie oder Magersucht ist übergangslos und schnell vollzogen. Als Auslöser gilt das gesellschaftlich geprägte Bild der Idealfigur, das bei manchen Menschen, die diesem Bild nicht zu 100% entsprechen Minderwertigkeitsgefühle auslöst.

Die vorangehenden Texte stellen eine unabhängige Patienteninformation dar, die von uns erarbeitet wurde, um unseren Besuchern und Mitgliedern hochwertige Informationen bereitzustellen und medizinisches Fachwissen verständlich zu veranschaulichen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Zu weiterführenden Informationen raten wir zur Konsultation eines behandelnden Arztes, bzw. des Hausarztes, denn die hier veröffentlichten Inhalte sind keine ärztliche Beratung und ersetzen auch keine Diagnose oder Therapie.


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Hier findest du eine Liste von Beratern, die sich auf das Thema Essstörung spezialisiert haben


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Magazinartikel zum Thema Essstörung

Aktuelle Beiträge zum Thema Essstörung, recherchiert von unserer Psychologie Redaktion



Psychosomatik

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


In den letzten Jahren taucht der Begriff Psychosomatik immer häufiger in medizinischen Befunden auf. Fast jeder kennt die Problematik, wenn die Psyche Einfluss auf die körperliche Befindlichkeit nimmt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus Psyche für Atem oder Seele und Soma für Körper oder Leben zusammen. In der Medizin wird damit die Art und Weise bezeichnet, wie sich zum Beispiel Angst oder Stress in Form von körperlichen Vorgängen manifestieren können.

Diese Wechselwirkung von Seele also Psyche und dem Körper Soma ist im Alltag recht häufig zu beobachten. Ein bekanntes Beispiel ist die Angst vor einer Prüfung. Der Körper reagiert in diesem Zusammenhang oft mit Durchfall oder Übelkeit. Weniger ausgeprägt reagiert der menschliche Körper zum Beispiel bei Zorn oder Schamgefühlen, hier erröten viele Menschen und machen ihren seelischen Zustand für alle sichtbar. Auch der Volksmund kennt eine Reihe von Sprüchen, wie etwa „etwas schlägt mir auf den Magen“ oder „es treibt mir die Zornesröte ins Gesicht“.
Dies sind jedoch meist harmlose Phänomene, es gibt aber durchaus psychosomatische Störungen, die sich langfristig auf die Gesundheit auswirken.

Lebenskrisen als Auslöser schwerer Erkrankungen

Ist ein Mensch lang anhaltenden Lebenskrisen oder Belastungen ausgesetzt, kann das körperliche Beschwerden auslösen. Auch die Dauer und der Verlauf von Krankheiten werden durch seelische Belastungen verstärkt. Die Ursache ist keineswegs eingebildet, auch wenn sie nicht auf den ersten Blick festzustellen ist. Jedoch greifen dabei physiologische Mechanismen, die tatsächlich spürbar sind. Aber auch umgekehrt kann es durch schwere körperliche Erkrankungen zu seelischen Störungen kommen.

Bei der psychosomatischen Medizin handelt es sich um ein eigenes Fachgebiet. Die Experten dieser Fachrichtung erforschen die Wechselwirkungen und beschäftigen sich mit den deren Behandlungsmöglichkeiten.

Hier nun ein paar Beispiele für Krankheitsbilder, die zu den psychosomatischen Erkrankungen zählen:

  • Körperliche Beschwerden, für die kein ausreichender organischer Befund besteht. Dazu gehören etwa funktionelle Störungen des Darms oder des Herz-Kreislauf-Systems. Z. B. Herzrasen, Durchfall oder andere nicht erklärbare Schmerzstörungen.
  • Erkrankungen, deren Entstehen oder Verlauf durch psychische Faktoren nachweislich beeinflusst werden. Dazu gehören viele Fälle von Tinnitus, Hauterkrankungen, Asthma aber auch Diabetes oder eine Reihe von koronaren Herzerkrankungen.
  • Bei Patienten mit Tumorerkrankungen, Herzerkrankungen, MS usw. kommt es im Lauf der Erkrankung oft zu psychischen Störungen.
  • Zu den Krankheitsbildern, die zu den psychosomatischen Erkrankungen gehören, zählen auch die unterschiedlichen Störungen des Essverhaltens. Wie etwa Übergewicht, Magersucht oder Bulimie.
  • Eine weitere Form der psychosomatischen Krankheiten sind Konversionsstörungen. Diese äußern sich durch psychogene Stimmstörungen, psychogene Blindheit oder Lähmungserscheinungen.

Die folgenden Beispiele für psychische Störungen zeigen, wie häufig die Seele die Gesundheit beeinflusst:

  • Zwangserkrankungen
  • Depression/Anpassungsstörungen
  • posttraumatische Belastungsstörungen
  • Angstattacken und Panikstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen

Wie sieht die Behandlung in der psychosomatischen Medizin aus?

Wie die Erfahrung zeigt, sind psychische und psychosomatische Störung behandelbar. Die Behandlung kann dabei ambulant, tagesklinisch oder stationär erfolgen. Im Mittelpunkt steht das psychosomatische bzw. psychotherapeutische Gespräch. Ergänzt durch Musik-, Körper- sowie durch Bewegungstherapien und eine medikamentöse Behandlung. Die medikamentöse und die psychosomatische Behandlung schließen sich dabei aber nicht aus. Beim Vorliegen bestimmter Voraussetzuneng wird die Behandlung durch die Krankenkassen bezahlt.

 

Magersucht: Das Krankheitsbild

Die Binge-Eating-Störung – eine neurowissenschaftliche Sicht


An Bilder junger Menschen, die sich buchstäblich zu Tode hungern, kann sich wohl kaum jemand gewöhnen. Dennoch verweigern viele, meist junge Mädchen das Essen um einen, vermeintlich erstrebenswertem Idealbild nachzueifern. In schweren Fällen wiegen die an Magersucht (Anorexia nervosa) Erkrankten weniger als 30 kg.

Das Schlimme daran ist, dass die Betroffenen sich trotz allem immer noch als zu dick empfinden. Der Hauptteil der Magersüchtigen sind junge Mädchen und Frauen im Alter von 12 bis 30 Jahren. Aber auch der Anteil an männlichen Patienten steigt, derzeit beträgt er fünf bis zehn Prozent der Erkrankten.

Schlankheitsideale als Auslöser der Magersucht

Waren noch vor wenigen Jahrzehnten üppigere Formen gefragt, so kann eine Frau heutzutage offenbar gar nicht dünn genug sein. Fatale Vorbilder aus dem Showbiz oder der Modewelt gaukeln den Frauen und Mädchen ein ungesundes Ideal vor. Vielfach wird die Anorexie unterschätzt, dabei stirbt immerhin jeder zehnte Betroffene daran. Bei der Magersucht handelt es sich, wie der Name schon sagt um eine Sucht. Erkrankte hungern sich bis auf die Knochen und oft auch bis zum Tod.

Ursachen und Risikofaktoren der Magersucht

Einige Erkrankte kommen meist aus der Mittel- oder Oberschicht der Gesellschaft. Die meisten von ihnen gelten als erfolgsorientiert, und verfügen über eine hohe Intelligenz. In vielen Fällen sind es ungelöste Konflikte im Übergang zum Erwachsenwerden, die eine Magersucht auslösen. Eine ganze Reihe von Frauen und Mädchen haben aber auch Schwierigkeiten, ihre Geschlechterrolle und ihre Sexualität zu akzeptieren.

Auch familiäre Probleme können der Auslöser für den Einstieg in die Magersucht sein. Ganz typisch für die Anorexie ist die mangelnde oder falsche Körperwahrnehmung. Zwar liegt der Zeitpunkt für die Erkrankung meist am Beginn der Pubertät, die Betroffenen leiden aber oft viele Jahre unter ihrer Essstörung.

Essen im Mittelpunkt des Lebens

Bei den meisten Patienten steht das Essen bzw. das Nicht-Essen im Mittelpunkt ihrer Gedanken. Hunger und Lust auf Essen werden von ihnen verleugnet. Wer an Magersucht erkrankt ist, nimmt meist nur das absolut Notwendigste an Nahrung zu sich. Das Studium von Diätplänen oder Kalorientabellen steht oft im Fokus der Aktivitäten. Für jede Kalorie, die dem Körper zugeführt wird, plant der Magersüchtige einen entsprechenden sportlichen Ausgleich. Viele stürzen sich geradezu auf extreme Sportarten, wie langes Joggen oder Bergsteigen. Mit der Zeit gerät der Körper durch das Dauerfasten in euphorische Zustände. Dadurch wird der Krankheits- bzw. Suchtmechanismus immer wieder aufrechterhalten.

Ein nicht geringer Teil der Betroffenen führt nach jedem Essen absichtliches Erbrechen herbei, um ja nicht zuzunehmen. Das gilt auch für den gefährlichen Missbrauch von Abführmitteln oder harntreibenden Medikamenten. Um nicht aufzufallen, lügen sie ihr Umfeld gezielt über die Menge der gegessenen Nahrungsmittel an. So gelingt es vielen, ihre Essstörung lange Zeit geheim zu halten.

Welche Therapie ist sinnvoll?

Mit guten Ratschlägen allein ist keinem Magersüchtigen geholfen. Da die Erkrankten in ihren Augen kein Problem haben, nutzt gutes Zureden nichts. Die meisten nehmen erst unter mehr oder weniger sanftem Druck Kontakt zu Ärzten oder Therapeuten auf. In der folgenden psychologischen Behandlung besteht der erste Schritt darin, den Kranken davon zu überzeugen, dass er oder sie überhaupt ein Problem hat. Neben einer Verhaltenstherapie wird von Experten meist eine Einzel- oder Gruppentherapie vorgeschlagen. Dabei wird oft die ganze Familie in die Behandlung mit einbezogen.