Wenn Flüchtlinge zu psychologischen Beratern werden
Dass die schier unendliche Zahl an Flüchtlingen, die dieser Tage nach Europa strömen, zu einigen Engpässen führt, ist hinlänglich bekannt. Doch besonders im Bereich der psychologischen Unterstützung gibt es viel zu wenig Hilfe. Die Mehrheit der Flüchtlinge haben vor und vor allem während ihrer Flucht Furchtbares erlebt und mitangesehen, weshalb ihnen jedes Recht auf Unterstützung zu Gute kommt.
Leider sprechen die wenigstens Psychologen die jeweilige Muttersprache der Flüchtlinge, sodass die Unterstützung sich schwierig gestaltet. Viele Flüchtlinge, die, Gott sei Dank, lebendig und relativ unversehrt in unserer Heimat ankommen, sind verwirrt, verstört und zwischen den modernen Verhältnissen und der Sehnsucht nach ihrer Heimat hin und her gerissen. Da helfen keine Medikamente, sondern psychologische Beratung und Unterstützung wird notwendig.
Die Organisation Ipso
In Afghanistan gibt es die Organisation Ipso, die vor Ort Menschen mit psychischen Problemen berät. Diese Organisation wurde von der deutschen Psychoanalytikern Inge Missmahl im Jahr 2008 gegründet. Derzeit arbeiten 280 ausgebildete Berater im öffentlichen afghanischen Gesundheitssystem. Mit Hilfe der Bundesregierung Berlin wurde nun auch eine Video-Onlinesprechstunde installiert, die in ziemlich allen Regionen des Landes genutzt wird.
Ipso in Deutschland
Die deutsche Psychologin will dieses Projekt nun auch hier vor Ort integrieren. Sie will den Flüchtlingen, die in irgendeiner Form einen medizinischen oder psychologischen Hintergrund haben, in Form einer Schulung ermöglichen ihren Mitmenschen zu helfen. Reintegrative Entwicklungsarbeit wird damit möglich. Neben der sprachlichen Barriere könnte auf diese Weise auch die Scham, die viele Flüchtlinge vor Menschen aus anderen Kulturkreisen empfinden, überwinden. Tatsächlich zahlen deutsche Krankenkassen nämlich nicht einmal den Dolmetscher, um eine Therapie überhaupt erst möglich zu machen.
Kulturbedingte Unterstützung
Das Credo von Ipso ist, dass vor allem psychische Probleme kulturell bedingt sind. Deshalb ist es bei einer psychologischen Unterstützung wichtig den kulturellen Kontext mit einzubeziehen. Als Beispiel ist die Elternschaft, die in Syrien gänzlich anders codiert als in Deutschland, weshalb es vielen Frauen schwer fällt, die alleine geflüchtet sind, ihre Familie alleine zu ernähren. Für sie fehlt der männliche Part in dieser Vorstellung der Familie. Ipso versteht sich nicht als Ersatz für psychologische Hilfe im Krankenhaus, sondern als Ergänzung und möglicherweise sogar als Prävention vor sich festigenden psychischen Erkrankungen. Die Etablierung dieser Organisation steht noch an ihrem Anfang und ist daher über jegliche Unterstützung dankbar. Das Wohl der Menschen, die ihre Heimat und weit mehr als das verloren haben, sollte dieser Tage an erster Stelle stehen und dazu gehört es auch ihre Sprache und ihre Kultur zu verstehen.
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