Sexsucht – Fluch aus der Kindheit
Sex – Es muss nicht immer eine Sucht sein
Die Sexsucht kann in die normalen nicht-stoffgebundenen Süchte eingeordnet werden. Daher sind die Ursachen mit der Spielsucht und ähnlichen Problemen durchaus vergleichbar. Grundsätzlich handelt es sich nicht um einen einzigen Auslöser. Vielmehr müssen viele verschiedene Faktoren zusammenspielen, damit eine Sucht überhaupt ausgelöst werden kann – auch wenn die genauen Auslöser unklar sind.
Abzugrenzen ist die Sucht nach sexuellen Handlungen von körperlichen Grundleiden. Ein Tumor in der Nebennierenrinde kann beispielsweise das sexuelle Verlangen stark steigern. Das Bild dieser Steigerung ist durchaus mit der Sucht vergleichbar. Und in vielen Fällen sind psychische Erkrankungen der Grund für gesteigerte sexuelle Handlungen. Hier steht die Enthemmung im Mittelpunkt, wie sie bei der Manie anzutreffen ist. Gerade bei psychischen Krankheiten ist dieses Phänomen daher oft zu finden – wenn auch für die Diagnose nicht verpflichtend.
Ein weiterer Auslöser ist auch die geistige Behinderung. In vielen Fällen ist bei einer starken Intelligenzminderung ein gesteigertes Sexualleben zu finden. Auch hier sind die Gründe nicht vollständig erforscht. Immerhin gibt es aber genügend Theorien, die dieses Problem erklären können, wie das Hervortreten der Triebe und eine mangelnde Hemmung im Großhirn.
Der Familienfluch
Um von einer Sexsucht zu sprechen, müssen daher zunächst einmal die genannten ausgeschlossen werden. Nur dann kann davon ausgegangen werden, dass es sich tatsächlich um einen Suchtmechanismus handelt. Dieser beginnt – wie bei vielen Süchten – bereits in der Kindheit. Grundlage ist das familiäre Umfeld. Häufig waren die Eltern ebenfalls von Süchten betroffen. Besonders häufig sind scheinbar Alkoholprobleme anzutreffen. Aber auch andere Süchte sind in der Ursprungsfamilie zu erkennen. Wird Sucht daher durch Beobachtungslernen weitergegeben? Wahrscheinlich eher nicht. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass die Gene bereits auf Sucht programmiert sind.
Genetische Anlagen besagen nicht, welche Sucht entwickelt wird. Vielmehr sind sie relevant, wenn es darum geht, überhaupt eine Sucht zu entwickeln, wie in der Vergangenheit in Suchtstudien immer wieder bestätigt wurde. Sind die Veranlagungen vorhanden, können sich Süchte sehr leicht einschleichen und werden in vielen Fällen zu einem Zeitpunkt erkannt, an dem dieser Zwang bereits voll ausgeprägt ist.
Wenn sich das Gehirn selbst belohnt
Ein weiterer Mechanismus ist auch die Belohnung, die von dem Suchtstoff ausgeht. Im Gehirn werden beim Sex Botenstoffe vermehrt ausgeschüttet. Diese gehören zu den Opiaten, die der Körper selbst produziert. Sobald diese Stoffe ausgestoßen wurden, bewirken sie einen Stimmungswechsel und einen Anstieg der Erregung. Schmerzen werden reduziert, die Angst sinkt. Eine Wirkung, die gerade bei sexuellen Handlungen in Situationen verstärkt wird, die ein Risiko oder Angstgefühle beinhalten. Kurz gesagt macht Sex ein gutes Gefühl, wodurch die Person belohnt wird.
Die Psyche – Wie viel Wert hat die eigene Person?
Neben diesen eher körperlichen und familiären Voraussetzungen sind auch zahlreiche psychische Faktoren zu finden, die zu einer Sucht führen. Viele Süchtige wurden in der Kindheit Opfer von Missbrauch. Dies ist unabhängig von der genauen Art des Missbrauchs. Daher kann er sowohl körperlich wie auch psychisch oder emotional aufgetreten sein. Dadurch entstehen stark negative Gefühle. Die Betroffenen entwickeln ausgeprägte Schamgefühle, das Selbstwertgefühl sinkt und zudem entwickelt sich das Gefühl, dass die eigene Person unvollständig ist.
Später kommen dann die ersten sexuellen Erfahrungen, die zum Verhängnis werden. Durch diese Erfahrungen entsteht das Gefühl, die Probleme der Vergangenheit könnten durch Sexualität gelöst werden. Die Erfahrungen sind intensiv und überwältigen die Betroffenen. Eine Erfahrung, die auch von Süchtigen berichtet wird, die Drogen konsumieren. Um unangenehme Erlebnisse der Vergangenheit für einen Moment zu vergessen, wird immer wieder Sex gesucht. Das Gehirn belohnt sich dabei immer wieder selbst. Zugleich sinkt die Intensität.
Um das erste Gefühl wieder zu erleben, müssen daher höhere Anstrengungen unternommen werden. Das Ergebnis ist, dass der Süchtige täglich immer häufiger sexuelle Handlungen vornimmt und ein Kreislauf entsteht, der durchaus den Mechanismen anderer Süchte entspricht. So gesehen ist es Zufall, dass die Sucht nach Sex entwickelt wird. Hätte der Betroffene diese intensive Erfahrung mit anderen Suchtstoffen gemacht, dann hätte sich eine andere Sucht entwickelt.
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