Deutschland: Das Land der Therapie

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Immer mehr Menschen stehen offen dazu, wenn ihre Seele krankt.  Dadurch findet die Psychotherapie auch immer mehr Zuspruch. Es wurde nahezu entstigmatisiert. Warum? Weil viele es schon selbst kennengelernt haben, sei es weil sie sich selber haben therapieren lassen oder weil sie jemanden in ihrem Umfeld haben oder hatten, der eine Psychotherapie gemacht hat. Im privaten Umfeld sind wir auf einem guten Weg, das sieht auch Thorsten Padberg, selbst Psychologe, so. Er gibt allerdings zu bedenken, dass viele Therapeuten bei der Behandlung nicht auf die Rahmenbedingungen der Gesellschaft Rücksicht nehmen.

Betroffene warten bis zu 4 Monate auf eine Psychotherapie

Unser Land wird immer mehr zum Therapieland. Die Zahl der psychisch Erkrankten erhöht sich statistisch jährlich um ein Viertel, das sind 22 Millionen Menschen. Doch leider ist es schwierig, einen geeigneten Therapieplatz zu bekommen, da die Nachfrage das Angebot inzwischen weit übersteigt. Die Wartezeit auf einen Therapieplatz durchschnittlich 4 Monate.

Therapie-Patienten werden nicht mehr verurteilt

Der Umgang mit dem Thema hat sich auch deutlich verändert. Es gibt viele betroffene Menschen oder solche, die Psychotherapie-Patienten in der Familie oder im Freundeskreis haben. Es gibt auch einige Leute, die über eine Therapie nachdenken. Da eine Psychotherapie heute alltäglich und gegenwärtig ist, gehen wir anders damit um.

Soziale Not führt zur Diagnose

Unsere Gesellschaft verändert sich, wir pflegen deutlich weniger enge Kontakte. Wir sehen uns nach guten Gesprächen, haben aber oft keine Zeit, das auch noch unterzubringen. Wir sehnen uns nach Menschen, in denen wir Verständnis und Zuverlässigkeit finden. Ein Bericht der FAZ gab an, dass Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende und Migranten als besonders gefährdet gelten.

In den genannten Gruppen herrscht eine soziale Not. Es fehlt an Sicherheit im sozialen Bereich. Diese sozialen Notlagen macht auch J. Hari in seinem Bestseller „Der Welt nicht mehr verbunden“ zum Auslöser für psychische Erkrankungen.

Sehen wir also den aufsteigenden Trend zu Psychotherapien als positiv an? Viele Therapeuten arbeiten allein im persönlichen Bereich des Patienten. Die Befürchtung liegt nah, dass wenn nur am einzelnen Menschen gearbeitet wird, die Isolierung noch mehr verstärkt wird.

Ja zur Therapie?

Es gibt immer noch einen Teil der Bevölkerung, der es  ablehnt, dass immer mehr Menschen eine Therapie in Anspruch nehmen. Es gibt Sachverständige, die der Meinung sind, dass die wirklich psychisch gefährdeten Patienten gar nicht in den Praxen zu finden sind. Dort würden sich nur Menschen behandeln lassen, die durch ihr Leben gestresst oder genervt sind. Es sollten eher die schweren Leidensfälle behandelt werden.

Gesundheitsminister Spahn vertritt hier die Meinung, dass vorab durch eine Schiedsstelle zu klären sei, ob eine Psychotherapie von Nöten bzw. sinnvoll ist. Die Bürger unseres Landes vertreten da aber eine andere Meinung. Es wurde eine Bundestagspetition eingereicht, die von ca. 160.000 Menschen unterschrieben wurde. Die Petition richtete sich gegen eine solche Schiedsstelle. Grundlage für die große Resonanz auf die Petition ist, dass Menschen, die in ihrer Zukunft Therapiebedarf sahen, auch abgesichert sein möchten. Man stelle sich vor, dass bei einem orthopädischen Anliegen auch erst einmal vor der Schiedsstelle geklärt werden müsste, ob das Problem den Gang zum Orthopäden rechtfertigt.

Das soziale Ganze im Auge behalten

Es gibt zu viele Lücken im sozialen Netz. Es ist für Patienten oft schon eine Hilfe, wenn ihnen zugehört wird. Es tut gut, über das eigene Leid zu sprechen und mit jemandem gemeinsam Lösungen zu finden. Es ist die Aufgabe der Psychotherapeuten, auf die Missstände im sozialen Netz aufmerksam zu machen. Isolation, schlechte Arbeitsverhältnisse und Verurteilung machen krank. Die Gesellschaft entwickelt sich in eine schlechte Richtung. Die Folgen dieser Entwicklung sind nicht immer durch eine Psychotherapie heilbar. Denn keine Therapie kann das ersetzen, was uns an gesellschaftlichen Werten verloren gegangen ist.

Tipp der Redaktion: Der Deutschlandfunk bietet genau zu diesem Thema einen mehrteiligen Podcast an. Ihr findet ihn in allen aktuellen Podcatchern wie Apple, Spotify und natürlich in der DLF-Audiothek.

Persönlichkeit ist für Therapieerfolge mit verantwortlich

Deutschland: Das Land der Psychotherapie


Wie kommt es, dass Menschen unterschiedlich auf Therapien ansprechen und unterschiedliche Therapieerfolge erzielen? Diesem Geheimnis sind Forscher nun auf den Grund gegangen. Verträgliche, positive Menschen sprechen offenbar besser auf Therapien an.

Ein Forscherteam der Purdue University in den USA hat untersucht, warum Patienten besser oder schlechter auf eine Psychotherapie ansprechen. Der Erfolg einer Behandlung hängt nicht allein vom Therapeuten, dem Konzept oder der Krankheit ab. Das Team wertete zahlreiche Arbeiten aus, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Die Ergebnisse sind überraschend.

Die Persönlichkeit gibt den Ausschlag für Therapieerfolge

Die Wissenschaftler befassten sich mit den Daten von rund 14.000 Patienten. Sie stuften deren Persönlichkeit auf der Basis der Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale ein. Diese Merkmale sind Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extraversion, Offenheit für Neues und Neurotizismus. Eine weitere Differenzierung anhand der Erkrankung oder Behandlungsform erfolgte nicht.

Es stach hervor, dass Menschen mit einem niedrigen Neurotizismus-Wert zu Beginn der Behandlung erfolgreicher waren. Die Symptome gingen ebenfalls schneller zurück. Emotional stabile Menschen zeigen eine größere Bereitschaft, ihr eigenes Verhalten umzustellen. Sie möchten dadurch ihren Lebensstil verbessern und ein gesünderes Leben führen.

Verträglichkeit bringt Erfolg

Andere Persönlichkeitsmerkmale sind ebenfalls für den Therapie-Erfolg zuträglich. Hier sind eine stark ausgeprägte Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit oder Extraversion positiv für das Gelingen einer Behandlung. Umgängliche Patienten gehen schneller eine Bindung zum Therapeuten auf. Diese Allianz sorgt dafür, dass sich beide auf die gleichen Ziele und Aufgaben einigen.

Diese Allianz ist ein sehr wichtiges Kriterium für den Behandlungserfolg. Wurde zunächst vermutet, dass die Extraversion ebenfalls allianzstärkend wirkt, konnte dies durch die jüngsten Untersuchungen nicht bestätigt werden. Eine Therapie wird aber trotzdem positiv unterstützt, wenn ein Patient extrovertiert ist. Er ist dann deutlich schneller bereit, Hilfe anzunehmen. Die Zusammenarbeit in der Therapie ist ebenfalls besser. Menschen mit einem hohen Extraversionswert teilen Gedanken und Emotionen bereitwillig mit.

Gewissenhafte Patienten erledigen vom Therapeuten aufgegebene Aufgaben zuverlässig. Diese Menschen nehmen auch ihre Termine regelmäßig wahr. Insofern hat diese Eigenschaft ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Behandlung.

Offenheit für Neues

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass Offenheit für Neues ein eher unwichtiges Kriterium für den Therapieerfolg ist. Diese Eigenschaft ist so vielfältig, dass sie sich sowohl positiv wie auch negativ auf die Behandlung auswirken kann. Während offene Menschen das eigene Verhalten gut reflektieren können, neigen sie aber auch zu Träumereien und Fantasien.

Die Forschungsergebnisse ermöglichen aber, Praxistipps für Therapeuten zu geben. Therapeuten können sich darauf einstellen, dass der Aufbau der Allianz mit weniger verträglichen Menschen schwierig ist. Die Verbindung zwischen Patient und Therapeuten muss demnach schon sehr früh geknüpft werden. Eine Beleuchtung der Persönlichkeit des Patienten macht besonders im Bereich der Suchtabhängigkeiten Sinn. Es kann besser abgeschätzt werden, ob ein Patient später abstinent bleibt. Denn sein Neurotizismus und seine Gewissenhaftigkeit geben Aufschluss.

Abschließend kann gesagt werden, dass die Forschungen des Teams von der Purdue University sehr förderlich für die Psychotherapie ist. Es ist Therapeuten besser möglich, aufgrund der Persönlichkeitsbeobachtung Strategien und Perspektiven einzuschätzen.

Starke Entzugserscheinungen von Antidepressiva

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Menschen, die ihre Antidepressiva absetzen, berichten sehr häufig von Beschwerden wie Unruhe, Missempfindung und Angst. Das ist auch der Fall, wenn die Dosierung über einen langen Zeitraum stufenweise reduziert wird. Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass solche Entzugserscheinungen von Ärzten zu lange unterschätzt wurden.

Wie wirken Antidepressiva und welche Nebenwirkungen gibt es?

Die Liste an Symptomen kann dabei deutlich länger sein als Unruhe, Missempfindung und Angst. Nervosität, Panikattacken, Sehstörungen, Verdauungsprobleme, physische Schmerzen in Kopf und Rücken, Muskelzuckungen oder Tinnitus sind einige weitere Beispiele, von denen Betroffene häufig als Nebenwirkung berichten, wenn sie ihre Antidepressiva reduzieren. Der Grund steckt in ihrer eigentlichen Wirkung, welche die Konzentration von Serotonin zwischen den Synapsen von Nervenzellen erhöhen. Das ist bei den SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) z. B. der Fall. Die Wirkungsweise variiert hier jedoch von Medikament zu Medikament.

Anstieg der Einnahme von Antidepressiva in Deutschland

Laut einer OECD Studie wurden in Deutschland zuletzt immer mehr Antidepressiva verschrieben. Konkret hat sich die Anzahl der Verschreibungen, gerechnet auf 1000 Einwohner, von 21 Tagesdosen im Jahr 2000 auf 53 Tagesdosen im Jahr 2013 erhöht. Das würde bedeuten, dass ca. 5 % der Bevölkerung in Deutschland täglich Antidepressiva einnahmen. Zu einer ähnlichen Aussage kommen Analysten der Techniker Krankenkasse. Laut der entsprechenden Analyse verdoppelten sich die Verordnungen von Antidepressiva zwischen den Jahren 2007 und 2017. Ähnliches lässt sich auch in anderen Ländern wie Großbritannien beobachten. Gründe für den Anstieg ist entsprechend unterschiedlicher Studien nicht, dass es immer mehr psychische Störungen gibt. Stattdessen sank die Schwelle bei Ärzten Antidepressiva zu verschreiben. Es wird diesbezüglich geschätzt, dass Allgemeinmediziner psychische Erkrankungen heute besser als früher erkennen.

Wie gut wirken Antidepressiva?

Es gibt schon länger diverse Metastudien, die zeigen, dass Antidepressiva eine höchstens minimal bessere Wirkung gegen leichte Depressionen haben als Placebos. Zwar nimmt die Wirkung der Medikamente beim Anstieg der Schwere der Depression zu, allerdings sei sie im Vergleich zu Placebos selbst bei Menschen mit starken Depressionen laut dem Psychologieprofessor Irving Kirsch immer noch klein. Das erklärte er im Jahr 2008. Jüngere Metastudien, bspw. eine von einem internationalen Forscherteam im Jahr 2018, sprechen Antidepressiva eine etwas bessere Wirksamkeit zu: Bei 100.000 untersuchten Patienten waren Antidepressiva in 2 von 3 Fällen bei kurzfristigen Behandlungen wirksamer. Diese vergleichsweise geringe Zahl sollte dazu anregen, Alternativen zu betrachten.

Alternative für Antidepressiva: Psychotherapie

So mancher Mediziner plädiert heute darauf, Antidepressiva nur in sehr schweren Fällen einer psychischen Erkrankung zu verschreiben. Zudem muss eine ausführliche Diagnostik vorangehen. Tatsächlich kann die Verschreibung von Antidepressiva in vielen Fällen vermieden werden, da es effektive Alternativen gibt. Ein prominentes Beispiel ist die Psychotherapie, der verschiedene Übersichtsarbeiten bei Depressionen eine vergleichbare Wirkung wie Antidepressiva bescheinigen, obwohl deutlich geringere Nebenwirkungen und weniger Risiken auftreten. Zudem ist eine Psychotherapie nachhaltiger. Doch leider ist die Psychotherapie personalintensiver, weshalb Patienten sehr lange auf einen Therapieplatz warten müssen. Nach einer Analyse der Bundestherapeutenkammer betrug die Wartezeit für das erste Gespräch mit einem Psychotherapeuten in Deutschland im Jahr 2017 durchschnittlich etwa sechs Wochen und sogar fünf ganze Monate bis zur sogenannten Richtlinientherapie, bei der die Krankenkassen das Geld dann erstatten.

Welcher Psychotherapeut passt zu mir?

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Es gibt ein unzähliges Angebot an Therapeuten und Therapieformen. Wie findet man das Passende und worin unterscheiden sie sich?

Psychische Erkrankungen sind keine Seltenheit. Jeder dritte Deutsche leidet innerhalb eines Jahres an negativen Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Sie haben Schwierigkeiten sich bei der Arbeit zu konzentrieren und können ihren Hobbys nur noch mit Mühe nachgehen. Den meisten Menschen hilft ein Gespräch mit der Familie oder mit Freunden. Wem das nicht mehr hilft, der sollte sich professionelle Hilfe holen. Doch wie findet man den richtigen Therapeuten? In Deutschland sind mehr als 21000 Therapeuten von den Krankenkassen zugelassen. Viele weitere stellen die Rechnungen Privat aus.

Wie unterscheiden sich die Therapeuten?

In erster Linie unterscheiden sich die Psychotherapeuten in ihrer Ausbildung. In den meisten Fällen sind Psychotherapeuten ehemalige Psychologie-Studenten, die dann noch eine Weiterbildung gemacht haben. Diese nennt man dann psychologische Psychotherapeuten. Andere waren Medizin-Studenten, die zusätzlich zum Studium noch eine psychotherapeutische Ausbildung gemacht haben. Diese werden dann ärztliche Psychotherapeuten genannt. Zudem gibt es noch Heilpraktiker, die auch eine Ausbildung zu Psychotherapeuten gemacht haben. Im Gegensatz zu den zwei anderen Gruppen, müssen die Heilpraktiker keine wissenschaftlich anerkannten Methoden bei der Behandlung anwenden.

Es gibt drei verschiedene Therapieformen. Dazu gehört die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Therapien, die noch nicht von den Krankenkassen anerkannt wurden.

Wo liegt der Unterschied bei den Therapieformen?

Grundsätzlich gibt es einen Unterschied beim Ansatz und der Dauer der Therapie. Während sich eine Verhaltenstherapie mit Verhaltensweisen und Einstellungen befasst, geht es bei der tiefenpsychologisch fundierten Therapie eher um psychische Einflüsse und Konflikte. Die Verhaltenstherapie findet im Gegensatz zur tiefenpsychologischen Therapie meistens nicht mehr als ein Mal pro Woche statt. Außerdem hat sie eine feste Sitzungsanzahl.

Wie findet man den richtigen Therapeuten?

Es ist extrem wichtig, dass man eine gute Beziehung zu seinem Therapeuten hat. Dazu sollte man sich auf das Bauchgefühl verlassen. Wenn man einen Therapeuten auf Anhieb unsympathisch findet, sollte man sich eine Alternative suchen. Mehrere Studien haben bereits bewiesen, dass Therapien erfolgreicher sind, wenn der Patient eine gute Bindung zum Therapeuten hat. Es kann auch passieren, dass der Therapeut aus persönlichen Gründen nicht in der Lage ist, eine Therapie durchzuführen. Das muss man als Patient akzeptieren.

Wie lange wartet man auf einen Therapieplatz?

Die Wartedauer ist je nach Warteliste immer sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt wartet ein Patient etwa drei Monate. Manche Therapeuten bieten auch freie Plätze an, die sofort zu belegen sind.

Muss man selbst für die Kosten aufkommen?

Ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt, kommt darauf an, ob man die bestimmten Voraussetzungen erfüllt. Dazu muss die Therapie bei einem ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten stattfinden. Manche Krankenkassen übernehmen auch die Kosten von systemischen- oder Gesprächspsychotherapien. Das ist jedoch selten und sollte bei der Krankenkasse erfragt werden. Zahlt man Privat, so kommt man viel schneller an einen Therapieplatz.

Wie findet man Therapeuten?

Die meisten Therapeuten sind auf der Internetseite der Bundespsychotherapeutenkammer oder der Kassenärztlichen Vereinigung zu finden. Dabei ist zu beachten, dass die meisten Bundesländer eine eigene Vereinigung haben.

 

Depressionen mit Wachtherapie behandeln

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Schlaflose Nächte können depressive Beschwerden lindern. Der Grund dafür könnte in der synaptischen Plastizität des Gehirns liegen.In einem Experiment will man herausfinden, ob sich der Schlafentzug und seine Folgen positiv auf eine Depression auswirken.

Die Probanden, die an einer Depression leiden, haben meistens selbst Schlafstörungen und verbringen die Nacht mit einem Betreuer mit verschiedenen Aktivitäten. Normalerweise würden die Probanden wach im Bett liegen und nur wenig schlafen. Sie wachen dann ausgelaugt und schlecht gelaunt am nächsten Morgen auf. Dies kann ihre Depression noch verstärken.

Depressionen behandeln ohne Medikamente

Schon eine einzige Nacht mit Schlafentzug wirkt wahre Wunder. Sechs von zehn Probanden konnten eine klare Verbesserung ihrer Mentalität erkennen. Sie sind besser gelaunt und positiver gestimmt.
Nebenwirkungen hat die Therapie nicht wirklich. Unruhe und Müdigkeit tauchten vor allem bei den Patienten auf, bei denen die Therapie nicht gewirkt hat. Normale Psychotherapien und Medikamente können Tage oder sogar Wochen brauchen, bis sie wirken. Der Schlafentzug wirkt bereits nach einer Nacht.

Rückfall vorbeugen indem man die Nachtruhe verschiebt

Ein Nachteil der Therapie ist die hohe Rückfallrate. Sie liegt bei etwa 80%. Schon ein kleines Nickerchen kann die positive Wirkung der Schlaftherapie abschwächen. Die beste Möglichkeit um das zu verhindern, ist die Verschiebung der Nachtruhe. Hierbei gehen sie nach der durchgemachten Nacht immer eine Stunde später ins Bett bis sie ihren normalen Schlafrhythmus wieder erreicht haben.

Auch eine Lichttherapie kann den Patienten helfen den Schlafrhythmus in Takt zu halten. Durch eine intensive Lichtquelle wird den Menschen geholfen den positiven Effekt mehrere Tage lang aufrecht zu erhalten.

Optimale Plastizität durch Schlafentzug

Die positive Wirkung vom Schlafentzug bei depressiven Menschen erfolgt, weil sie ohne ihn nie den Zustand optimaler Plastizität erreichen. Viele Betroffene sagen der Therapie zu. Sie ist billig, einfach und erfolgt ohne Medikamente. Doch wie genau funktioniert das?

Während man wach ist speichert unser Hirn Informationen ab. Diese muss es nachts verarbeiten, damit es nicht überlastet wird. Bei diesem Vorgang werden nur die wichtigen Informationen verankert. Bei gesunden Menschen wird der optimale Zustand der Plastizität also mit ausreichend Schlaf erreicht. Man kann sich das ganze wie ein Radio vorstellen, welches den Tag über immer lauter wird. Am Ende des Tages ist es so laut, dass man es kaum noch verstehen kann und die Lautstärke wieder runterdrehen muss. Das wäre in unserem Fall der erholsame Schlaf.

Bei depressiven Menschen ist das anders. Bildlich vorgestellt könnte man sagen, dass ihr Radio am Anfang des Tages so leise ist, dass es am Ende des Tages nicht zu laut ist. Man kann das Radio also auch über Nacht und am nächsten Tag verstehen ohne es leiser machen zu müssen. So hat das Radio erst nach einer durchgemachten Nacht seine normale Lautstärke erreicht. Genau das passiert auch mit der Plastizität bei depressiven Menschen.

 

Die Auswirkungen einer gesetzlich finanzierten Therapie

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Jede psychische Erkrankung muss professionell in einer Therapie behandelt werden. Mittlerweile gilt diese Art von Erkrankung sogar als Berufskrankheit und ist dementsprechend anerkannt.

Man geht heute davon aus, dass etwa ein Zehntel aller Fehltage auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen war. Die häufigste psychische Erkrankung ist die Depression. Seit das Thema Depression und Burnout in aller Munde ist, stellen sich viele die Frage, welche Auswirkungen dies auf die Betriebe und die Versicherungen hat.

Therapie: Die ersten Schritte

In der Regel geht der Patient zu seinem Hausarzt. Denn nicht immer äußert sich eine psychische Erkrankung so, dass sie auch ein Laie als solche erkennt. Meist sind es körperliche Symptome, denn der Körper zeigt als erstes, wenn etwas mit der Psyche nicht stimmt. Der Hausarzt überweist den Betroffenen dann an einen Psychotherapeuten. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Behandlung und das zunächst ohne Antrag. Zumeist finden die ersten Sitzungen auf Probe statt. Das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient ist sehr wichtig für den Erfolg der Behandlung. Daher muss man sich nicht sofort für einen Psychotherapeuten entscheiden. Nach dem ersten Gespräch werden, je nach Therapieverfahren, zunächst vier bis sieben Termine vereinbart. Die Therapiestunden finden in der Regel während der Arbeitszeit statt und werden wie gewöhnliche Arztbesuche behandelt.

Welche psychischen Störungen bezahlt die Krankenkasse?

Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die ambulante Behandlung als Therapie psychischer Störungen. Dazu gehören Depressionen, Angststörungen oder Zwangserkrankungen. Aber auch Essstörungen, das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom oder eine Borderline-Störung gehören zu den Leistungen der Krankenkassen. Neben den psychischen Folgen können sich diese Arten von Erkrankungen auch körperlich auswirken. Daher bezahlen die Kassen auch dann, wenn psychische Faktoren einen erheblichen Anteil an der Krankheit haben, wie etwa bei Krebs.

Neben den klassischen Bereichen der psychischen Störungen bezahlen die Krankenkassen auch die Behandlung von Suchtkrankheiten wie Drogen- oder Alkoholabhängigkeit. Allerdings gibt es hier eine Einschränkung. Der Patient muss zuvor erfolgreich entgiftet worden sein und anschließend abstinent bleiben.

Krankenkassen zahlen auch bei psychosomatischen Erkrankungen

In der Regel kommt die Krankenkasse auch für die psychosomatische Grundversorgung der Patienten auf. Dies trifft etwa dann zu, wenn zum Beispiel dauerhafter Stress zu entzündlichen Darmerkrankungen oder auch Bluthochdruck führt.

Wann die Kasse nicht zahlt

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nicht für Coachings, Erziehungs- oder Sexualberatungen. Auch wenn es um eine Paartherapie geht, übernimmt die Krankenkasse die Kosten nicht.

Zugelassene Verfahren

Neben der klassischen Psychotherapie wenden Therapeuten auch die Verhaltenstherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie an. Hat sich der Patient für den passenden Therapeuten entschieden, stellen beide zusammen den Antrag an die Krankenkasse. Zusätzlich muss der Patient zu seinem Hausarzt.

Auswirkungen auf die Betriebe

Zunächst einmal hat die Fehlzeit durch eine psychische Erkrankung keine Auswirkung auf den Betrieb. Jedoch zeigt die Statistik, dass Arbeitnehmer durch eine psychische Erkrankung längere Fehlzeiten aufweisen. Daher scheuen sich viele Betroffene immer noch, sich zu ihrer Erkrankung zu bekennen. Sie fürchten, und das offenbar nicht zu Unrecht, dass sich ihre Aufstiegschancen dadurch verschlechtern könnten. Seit jedoch immer mehr Arbeitnehmer aus psychischen Gründen krank werden, findet langsam aber sicher ein Umdenken statt. Schritt für Schritt erkennen das auch die Betriebe und sorgen sich nicht mehr nur allein um das körperliche Wohl ihres Personals.

 

Bei Psychotherapie keine Chance auf Berufsunfähigkeitsversicherung

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Versicherungen lehnen immer häufiger Kunden bei der Berufsunfähigkeitsversicherung ab, die an einer psychische Erkrankung leiden, die durch eine Psychotherapie behandelt werden sollte. Das ist auch oft der Fall, wenn die Krankheit schon Jahre zurückliegt. Welche anderen Versicherungsmöglichkeiten gibt es denn?

In den USA besucht fast jeder regelmäßig einen Therapeuten. Folglich wird öfter offen über dieses Thema geredet. In Deutschland sind wir noch weit davon entfernt, Depressionen und Burnouts gehören quasi zu Tabu-Themen. Auf dem Arbeitsmarkt werden sie verschwiegen. Beim Versuch, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, kommt es immer häufiger zu Problemen. Die Fragebögen führen in den meisten Fällen zum Ausschluss, da man sehr detaillierte Angaben über seinen Gesundheitszustand der letzten fünf bis zehn Jahren angeben muss. Versicherer müssen das Risiko bewerten, welches sie dem Kunden abnehmen. Die Anzahl der Therapiestunden spielt in diesem Fall keine Rolle, meint der GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft). Zu den Gründen werden nämlich keine Fragen gestellt, so ähnlich wie bei einem Herzinfarkt.

Psychotherapie lieber privat bezahlen?

Versicherungsexperte Detlef Lülsdorf spricht sich dagegen aus. Es sei sehr gefährlich und juristisch gesehen gelogen. Der Versicherungsschutz könnte verloren gehen, wenn sie eine Therapie privat oder im Ausland bezahlen. Auch das unabsichtliche Verschweigen einer Therapie kann Folgen haben. Wenn es zu einer psychischen Erkrankung kommt, ist bei manchen Verträgen sogar ein Leistungsausschluss möglich. Die Versicherung streicht die BU-Rente, wenn psychische Probleme als Grund für eine Berufsunfähigkeit vorliegen. Das ist allerdings sogar für Versicherer nicht immer eindeutig. Ein Bandscheibenvorfall ist das ideale Beispiel und ist deshalb nicht immer einfach, weil ja auch oft psychische Erkrankungen zu körperlichen Leiden führen. Für Unternehmen ist es deshalb eine Herausforderung herauszufinden, warum jemand jetzt genau berufsunfähig ist. Es gibt auch einen Risikozuschlag, dieser erhöht allerdings den Beitrag für die Rente erheblich.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Gibt es Alternativen?

Erst wenn ein Versicherter in keinem Beruf mehr tätig sein kann, zahlt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Dies ist für viele Berufe oft der einzige private Invalidenschutz. Es ist eine preiswerte Möglichkeit, die man auch mit einer psychischen Erkrankung abschließen kann. Die Erwerbsunfähigkeitspolice zahlt nur die versicherte Monatsrente, wenn eine Erwerbsunfähigkeit festgestellt wird. Diese Versicherung zahlt aber meist nur in äußerst schlimmen Fällen und bietet einen geringeren Schutz als die BU-Versicherung.

Laut GDV sind zudem noch die Funktionsinvaliditätsversicherung, die Grundfähigkeitsversicherung und die Dread-Disease-Versicherung Möglichkeiten, sich günstiger zu versichern.

 

Maßnahmen gegen die Winterdepression

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Wenn es draußen deutlich länger dunkel als hell ist, dann kann das bei manchen Menschen schon einmal auf die Stimmung schlagen. Zunächst mal ist man sehr viel öfter müde, als wenn der Tag mit strahlendem Sonnenschein beginnt und zum anderen ist die Stimmung durch die ständige Abgeschlagenheit betroffen. Dies kann zu einer saisonalen Depression führen. Psychologen und Mediziner empfehlen in dieser Jahreszeit dann die künstliche Zufuhr von Vitamin D und die Nutzung von Tageslichtlampen sowie Solariumbesuche.

Wissenschaftler der Universität Vermont haben nun eruiert, dass es effektiver ist eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Die Lichttherapie erweist sich eher bei akuten Schüben als effektiv. Dabei müssen Betroffene sich etwa eine halbe bis ganze Stunde täglich vor eine Tageslichtlampe setzen.

Die Studie im Detail

Die Studie umfasste die Beobachtung von 177 von Winterdepression geplagten Probanden, die über einen Zeitraum von sechs Wochen hinweg begleitet wurden. Die eine Gruppe wurde mit Lichttherapie behandelt und die Andere mit einer eigens auf die Symptome der Winterdepression zugeschnitteten kognitiven Verhaltenstherapie.

Ein Jahr später sprachen die Psychologen erneut mit den Probanden. 46 Prozent der Lichttherapie-Gruppe klagten über erneutes Auftreten der Winterdepression, während nur 27 Prozent aus der zweiten Gruppe betroffen waren. Die Verhaltenstherapie erweist sich demnach als präventive Maßnahme, welche die Betroffenen dazu befähigt Verhaltensweisen zu erlernen, die ein erneutes Ausbrechen der Winterdepression verhindern.

Fakten zur Winterdepression

Etwa sechs Prozent der Bevölkerung Deutschlands sind von einer schwerwiegenden saisonal abhängigen Depression betroffen. Weitere 14 Prozent sind von einer milderen Form betroffen. Diese Zahlen zeigen die Dringlichkeit einer genauen Forschung zu dieser Depressionsform und wie man den Betroffenen helfen kann. Die Eruierung einer geeigneten Psychotherapie ist der erste Schritt in die richtige Richtung.

 

Ist Narzissmus heilbar?

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Der Narzissmus geht auf einen griechischen Mythos zurück, bei dem der Jüngling Narziss die Liebe der Nymphe Echo zurückweist. Zur Bestrafung belegt ihn Aphrodite mit einem Fluch, der ihn in einen Zustand der unendlichen Selbstliebe versetzt, welche ihm später zum Verhängnis wird. Die verliebte Selbstbetrachtung des Narziss im Spiegel des Gewässers steht bildhaft für diese Selbstverliebtheit. Auf diesen Mythos zurückgehend werden heute narzisstische Wesenszüge oder auch in extremer Ausprägung eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) beschrieben.

Die Ausprägungen des Narzissmus

Charakteristische Wesenszüge des Narzissmus, ob nun in leichter oder schwerer Form, sind die Selbstverliebtheit und die Selbstverherrlichung des Betroffenen. In der Welt des Narzissten dreht sich alles um ihn, seine Probleme und seine Fähigkeiten. Narzissten reden sehr gerne von sich selbst und haben wenig Einfühlungsvermögen für andere Menschen. Sie glorifizieren ihre eigenen Talente und Fähigkeiten gerne und sehen sich am liebsten in “besserer” Gesellschaft, denn “nur das Beste ist gerade gut genug”. Sie wirken oft arrogant, hochmütig und anmaßend. Nicht selten kommt es vor, dass sie gegenüber ihren Mitmenschen eine respektlose, erniedrigende und verachtende Verhaltensweise an den Tag legen. Sie können schlecht mit Kritik umgehen, fühlen sich sehr schnell gekränkt und wenn ihnen etwas nicht gelingt, dann wird meist im Außen nach den Ursachen gesucht.

Häufig tritt in zwischenmenschlichen Beziehungen Neid und in Partnerschaften unbegründete Eifersucht auf. Diese Symptome lassen sich jedoch nicht auf die tatsächliche Selbstsicherheit des Narzissten zurückführen, sondern überspielen vielmehr eine tiefe Unsicherheit und ein mangelndes Selbstwertgefühl. Menschen mit narzisstischen Verhaltensmustern brauchen ständig Anerkennung und Komplimente. Bekommen sie diese nicht, fühlen sie sich leer und können depressiv werden. Es ist jedoch zwischen narzisstischen Wesenszügen und einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden. Letztere beschreibt eine extreme Ausprägung narzisstischer Züge und kann als psychisches Krankheitsbild bezeichnet werden.

Gibt es Heilung?

Menschen mit narzisstischen Wesenszügen haben es sicherlich leichter diese in den Griff zu bekommen und mit ihnen zu leben, als Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Ersteres kann den Menschen oft selbst bewusst werden und sie können dies reflektieren, dann kann beispielsweise eine Verhaltenstherapie den Umgang mit sich selbst und den Mitmenschen verbessern. Eine völlige Überwindung narzisstischer Züge ist jedoch eher unwahrscheinlich. Noch schwieriger verhält es sich bei einer tatsächlichen narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Hierbei kommt es darauf an, dass der Patient, für den Fall, dass er tatsächlich einen Therapeuten aufsucht, dem Behandelnden auf Augenhöhe begegnen kann. Er darf sich weder über- noch unterlegen fühlen, ansonsten ist ein Abbruch der Therapie sehr wahrscheinlich. Findet eine Therapie statt, versucht der Therapeut versucht beim Patienten eine Einsicht über das narzisstische Verhaltensmuster zu wecken und die Wahrnehmung des Patienten gegenüber den Mitmenschen zu verändern. Weiterhin wird in einer Therapie versucht, das Selbstwertgefühl zu stärken, um so einen normalen Umgang in Beziehungen jeglicher Art zu erreichen. Leider profitiert jedoch nur ein Teil der betroffenen Patienten von einer Psychotherapie. Ein weitaus höherer Teil bricht die Therapie ab und bleibt in der Welt der eigenen narzisstischen Fantasien gefangen.

 

Beeinflussung der Psychotherapie: Krankenkassen üben Druck auf psychisch Kranke aus

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Die Kosten, die Krankenkassen durch psychische Erkrankungen und Störungen entstehen steigen weiter rapide an. Die Anzahl der Tage, die Beschäftigte aufgrund dessen am Arbeitsplatz fehlen, hat sich in den vergangen 15 Jahren mehr als verdoppelt. 2012 waren das pro Krankschreibung 46 Prozent. Das Robert-Koch-Institut stellte fest, dass 2011 ein Drittel der deutschen Bevölkerung unter Depressionen & Co. litt. Wer länger krankgeschrieben ist, hat Anspruch auf Krankengeld, eine Leistung der Krankenkassen, deren Höhe sich am zuletzt erhaltenen Gehalt orientiert. Die dadurch entstehenden Kosten sind immens und explodieren förmlich. Für den knallharten Kalkulator scheint das ganz natürlich, dass die Krankenkassen da einen Brems- und Sparkurs fahren wollen. Doch wie weit darf das gehen?

Wie wird Druck auf die Versicherten ausgeübt?

In den Medien ist beispielsweise zu lesen, dass den Erkrankten geraten wurde, sich doch verrenten zu lassen. Es wird von Hausbesuchen und Anrufen durch Sachbearbeiter der Krankenkassen gesprochen, die genaue Diagnosen hinterfragen und ob denn eine (so lange) Therapie wirklich vonnöten sei. Stationäre Behandlung würde übernommen, ambulante aber nicht. Leistungskürzung oder sogar Kündigung wird den Patienten angedroht. Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) berichtet von einem Anstieg dieser Maßnahmen und auch von den Reaktionen der Erkrankten. Häufig sind sie der Situation hilflos ausgesetzt. Der Druck steigt und unterstützt die Genesung nicht. Im Gegenteil! Häufig führt das zu einer Verschlimmerung oder einem Rückfall. “Die Forderungen der Krankenkassen deuten aber nicht nur darauf hin, dass sie Geld sparen wollen, sondern auch darauf, dass die Mitarbeiter nicht wissen, was eine psychische Erkrankung für die Betroffenen bedeutet und welche Behandlungsmöglichkeiten überhaupt sinnvoll sind”, sagt Diplom-Psychologin Barbara Lubisch, stellvertretende Landesvorsitzende des DPtV. Beim Thema Krankengeld gibt es die Regelung, dass die Arbeitsunfähigkeit vom Arzt durchgängig bescheinigt werden muss. Geht der betroffene Patient einen Tag zu spät zum Arzt, fällt er aus der Krankengeld-Leistung. Ein Sprecher einer großen Krankenkasse meinte dazu: “Auch von psychisch kranken Versicherten wird erwartet, dass diese sich regelmäßig bei einem Arzt vorstellen und sich weitere Arbeitsunfähigkeit rechtzeitig bescheinigen lassen”.

Was sagen die Krankenkassen dazu?

Die Krankenkassen wiederum ziehen sich auf ihr Recht und ihre Pflicht die Mitglieder beraten zu müssen zurück. “Es ist die Aufgabe der Krankenkassen, gerade langfristig oder chronisch Erkrankten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es ist ein schwieriger Balanceakt, einerseits aktiv auf kranke Menschen zuzugehen, um ihnen Hilfe anbieten zu können, ihnen aber andererseits keinesfalls das Gefühl zu geben, dass sie bedrängt würden. Wenn Kassenmitarbeitern dieser Balanceakt in Einzelfällen nicht gelingt, dann bedauern wir dies”, sagt ein Sprecher vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen.

Seit kurzem übernehmen auch externe Berater für Krankenkassen die Betreuung psychisch Kranker, was Ärzte und Psychotherapeuten nicht nur aus Datenschutzgründen als sehr schwierig erachten.

Sollte Religion eine Rolle bei Psychotherapie spielen?

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Das große christliche Hochfest Ostern liegt gerade hinter uns. In der Karwoche gedenken Christen auf der ganzen Welt der Passion und schließlich auch der Auferstehung Jesu Christi, dem Kern ihrer Religion. In Deutschland leben rund 25 Millionen katholische und 24 Millionen evangelische Gläubige. Anderweitig spirituelle Menschen wird es mindestens im selben Umfang geben.

Angesichts der Tatsache, dass nicht nur in Deutschland viele – auch gläubige oder spirituelle – Menschen seelischen Leiden mit Hilfe von Psychotherapie begegnen, stellt sich die Frage, ob man diese beiden Aspekte nicht verbinden könnte oder gar sollte.

Die Beziehung zwischen Religion und Psychotherapie in der Vergangenheit

Schon in den Anfängen der Psychotherapie, als der Vater der Psychoanalyse noch praktizierte, war die Beziehung zwischen eben dieser und der Religion nicht gerade sehr rosig. Sigmund Freud bezeichnete die „Religion der Menschheit“ als „Massenwahn“ und machte damit seinen Standpunkt relativ deutlich. Auch der Behaviorist Burrhus Frederic Skinner war der Religion gegenüber relativ skeptisch eingestellt. Die Ansichten der Alteingesessenen färbten auf die meisten ihrer Nachkömmlinge ab und so wurde die Religion und auch die Spiritualität bis heute fast gänzlich aus der Psychotherapie ausgeklammert.

Die Beziehung zwischen Religion und Psychotherapie in der Zukunft

Kenneth Pargament, Professor der Psychologie an der Bowling Green State University in Ohio, fordert in diesem Zusammenhang eine Veränderung. Er stellte auf dem Internetauftritt der American Psychological Association die Frage, welche klar auf der Hand lag: Sollten Religion und Spiritualität eine größere Rolle in der Psychotherapie spielen? In allen Punkten beantwortete Pargament diese Frage mit einem enthusiastischen Ja.

Der Glaube an ein Leben nach dem Tod und einen Gott oder eine andere Macht, die einem auch in schweren Zeiten zur Seite steht, können Trost und Sicherheit vermitteln und stellen für viele Menschen ein Grundfest ihrer Werte und Normen dar. Außerdem können Menschen in Krisensituationen in religiösen bzw. spirituellen Ritualen, wie Gebeten und Meditation, Kraft und Ruhe finden. Die soziale Unterstützung, die Gläubige untereinander erfahren, ist ebenfalls hilfreich.

Auch die Schattenseiten des Glaubens wie spirituelle Krisen nach Schicksalsschlägen sollten laut Pargament in der Therapie thematisiert werden, da sie nach neusten Studien einen derart großen Einfluss ausüben, dass Betroffene sogar ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko aufweisen.