Das neue DSM-5 – Sind jetzt alle psychisch krank?
Was normal ist oder nicht, bestimmt die Statistik, denn normal ist, was dem Zustand oder dem Verhalten der Mehrheit entspricht. Ob davon abweichende Zustände und Verhaltensweisen aber als „psychisch krank“ definiert werden wird oft von der „DSM“ bestimmt. Hiermit ist das von der amerikanischen psychiatrischen Vereinigung herausgegebene „Diagnostic and Statistic Manual of Mental Disorders“ gemeint (zu deutsch: „Diagnostisches und Statistisches Handbuch geistiger Störungen“).
Die fünfte Ausgabe dieses Werks, dessen Definitionen nicht zuletzt auch von deutschen Ärzten, Therapeuten und Krankenkassen übernommen werden, steht im Mai zur Veröffentlichung an.
Doch bereits vorab sind einige darin enthaltene Veränderungen der Klassifikationen im Vergleich zur letzten Ausgabe bekannt geworden, die durchaus zu denken geben.
Wenn etwa das Asperger-Syndrom, eine Störung, die es den Betroffenen unmöglich macht, im Verhalten anderer Menschen die Zeichen für Gefühlsregungen unterbewusst zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren, nicht mehr als eine spezielle Störung, sondern als eine Erscheinungsform des Autismus definiert wird, so gibt dies durchaus Raum für Diskussionen. Allerdings betrifft dies nur einen relativ kleinen Personenkreis; das Asperger-Syndrom kommt etwa dreimal unter 10.000 Personen vor.
Wesentlich brisanter scheint die neue Definition bestimmter psychosomatischer Störungen als psychische Erkrankungen zu sein. Hier werden Symptome, die als körperliche Zeichen von Überlastung und Überforderung auftreten, zu Krankheiten erklärt. Burnout ist laut dem neuen Handbuch keine Krankheit mehr, wohingegen Essstörungen als jene deklariert werden. Die Zahl der psychisch Erkrankten wird dadurch rasant ansteigen, so die Befürchtungen von Experten. Gleichzeitig werden jedoch in dem neuen Handbuch unterschiedliche Schweregrade der Erkrankungen eingeführt, die eine differenziertere Therapie ermöglichen sollen.
Trotzdem gelten betroffene Personen zunächst als „psychisch krank“ – mit allen Konsequenzen, die eine solche Diagnose mit sich bringt. Für die Betroffenen selbst hat eine derartige Diagnosen immer Konsequenzen. Die Auswirkungen beziehen sich jedoch nicht nur auf die Person selbst, sondern zumeist auch auf das soziale Umfeld, den Arbeitgeber und das Gesundheitssystem.
Es bleibt abzuwarten, welche Folgen sich letztlich daraus ergeben werden. Letztlich ist die Tragweite dieses Handbuchs in der Kostenübernahme von Therapien zu sehen, denn das neue DSM-5 bestimmt, welche Krankheiten von den Krankenkassen finanziert werden und nimmt somit einen wichtigen Stellenwert ein.
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