Haben Hierarchien Einfluss auf den Charakter?
Führungstypen sind ganz andere Menschen. Ist das der Grund für ihren Aufstieg?
Da hält sich aber jemand für wichtig! Wie er herumstolziert! Dabei gehörte er früher mal zu den Normalsterblichen. Er war immer hilfsbereit und immer für ein Feierabendbier zu haben. Doch vor drei Jahren kam dann der Tag, an dem sich alles ändern sollte, er wurde Abteilungsleiter. Aus Freund wurde Vorgesetzter. Verdirbt die Karriere seinen Charakter? Oder zeigt er jetzt sein wahres Gesicht?
Diesem Thema widmet sich Jule Specht, Professorin für Persönlichkeitspsychologie an der Freien Universität Berlin. Sie untersucht die Lebensumstände von 30.000 Menschen. Diese Menschen wurden über 30 Jahre lang befragt und ergeben somit sehr umfangreiche Ergebnisse.
Jule Specht war davon ausgegangen, dass Menschen sich viel deutlicher verändern, wenn sie eine Führungsposition übernehmen. Das liegt daran, dass andere Studien zeigten, dass entscheidende Ereignisse im Beruf wie etwa ein neuer Job oder der Beginn der Rente einen Menschen sehr verändern können.
Das Ergebnis
Ihre noch unveröffentlichte Studie kam zu dem Ergebnis: Wenn Menschen in eine Führungsposition befördert werden, verändern sie sich nicht. Des weiteren weiß man aus der ökonomischen Forschung, dass Führungsmenschen sich sehr von anderen unterscheiden. Dieser kleine aber feine Unterschied ist die Voraussetzung für den Aufstieg und nicht eine Folge. 155 der 30.000 Studienteilnehmer wurden 2005 und 2009 interviewt und gaben an, eine Führungsrolle übernommen zu haben. Diese Personen hatten den meisten anderen etwas voraus. Sie waren offener für neue Erfahrungen, hatten eine starke Psyche und waren extrovertierter. Die gleichen Persönlichkeitsmerkmale machten sich bei den in den Jahren 2009 und 2013 befragten Personen bemerkbar. Außerdem besaßen diese Personen diese Merkmale auch schon vor ihrem beruflichen Erfolg.
Rentner und Berufseinsteiger weisen in unterschiedlichen Studien auch höchst interessante Ergebnisse auf. Sie können nämlich ihre Persönlichkeit an die neuen Herausforderungen anpassen. Es würde sich also nichts an der Tatsache ändern, dass zurückhaltende Menschen sich in den entsprechenden Positionen aufplustern und als „Wichtigtuer“ erscheinen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Menschen die Situation eines aufstrebenden Kollegen sehr kritisch betrachten und mit anderen Augen sehen. Neid und die Eigenschaft, keine Kritik zu vertragen, könnten dazu führen, dass sich Kollegen zusammenschließen und ein gemeinsames Feindbild ausmalen.
Der Chef wird in dem Moment genaustens beobachtet, wenn er aus dem bisherigen Team stammt. Die Frage, die sich dann seine Mitarbeiter täglich stellen ist, ob er sich denn aufspielt oder noch kollegial ist. Oftmals empfinden die Mitarbeiter andere Rollen als Veränderung der Persönlichkeit und sehen deshalb die Führungsposition sehr kritisch. Laut Anette Hillebrand, die Führungskräfte aus der Medienbranche coacht, zieht sich der Mensch zwar ein neues Gewand an, er bleibt aber derselbe.
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