Muttermilch: Ein rares Gut

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Muttermilch: Ein rares Gut

Dass nicht jede frisch gebackene Mutter ihre Kinder mit Muttermilch ernähren will oder kann, ist hinlänglich bekannt. Dass nun ein Internethandel mit Muttermilch betrieben wird, grenzt ans Obskure. Vor allem wenn man sich die Anzeigen der stillenden Mütter durchliest, die ihre Milch für fremde Säuglinge anbieten. Man liest dort Werbungen wie „Bio-Muttermilch von einer glücklichen Mutter“ und denkt sofort an Kuhmilchwerbung. Welche gesundheitlichen Risiken die Vermarktung von Muttermilch haben können und welchem Mechanismus diese Angebote unterliegen, dem gehen Mediziner nun auf den Grund.

Milch-boerse.de

Die „Vermittlungsbörse“ für Muttermilch milch-boerse.de ermöglicht seit Anfang des Jahres stillenden Müttern ihre Milch zum Verkauf anzubieten. Diese Marketingaktion geht allerdings schon weiter zurück. Bereits in Online-Anzeigen und Facebook boten in der Vergangenheit Mütter ihre Muttermilch zum Verkauf an. Diese Idee des Teilens der Muttermilch geht ins 20. Jahrhundert und aufs das Ammenwesen zurück.

Auch dort fütterten Frauen „fremde“ Kinder mit ihrer Milch. In manchen Kulturkreisen ist das noch heute gängige Natur. Eine Diskussion über die Stillbörsen ist nun in vollem Gange, da es inzwischen einige gesunde Alternativen zur Mittermilch gibt. Beispielsweise die Pulvermilch ist hier zu nennen, allerdings ist die natürliche Muttermilch in ihrem Reinheitsgebot nicht zu überbieten. Die Stillkommission empfiehlt daher Säuglinge im Alter von eins bis vier Monaten ausschließlich mit Muttermilch zu stillen.

Doch welche Gefahren birgt fremde Muttermilch?

Immerhin können gefährliche Erreger und somit auch Krankheiten über Muttermilch übertragen werden. Davor warnt die Nationale Stillkommission und sieht den Onlineversandhandel mit Muttermilch skeptisch. An Krankenhäusern gibt es bereits Muttermilchbänke, die überschüssige Muttermilch sammeln, um damit Frühchen zu versorgen. Zuständige Ärzte erklären das aufwendige Testverfahren, dass einer Aufnahme von Spendermüttern vorausgeht.

Die in frage kommenden Frauen werden zunächst auf Hepatitis B und C, HIV und Syphilis getestet, bevor sie ihre Milch freiwillig spenden dürfen. Mediziner befürchten einer Milchdatenbank gehe keinerlei Untersuchung voraus, sodass verunreinigte Milch jederzeit gespendet werden kann und somit auch Infektionen kursieren. Ärztliche Nachweise werden empfohlen, aber nicht vorgeschrieben.

Kühlung

Muttermilch von einer gesunden Frau ist ebenfalls durch Bakterien, die sich zuhauf auf der Haut tummeln, kontaminiert. Diese übertragen allerdings keine Krankheiten. Wichtig für ein Infektionsrisiko ist vor allem die Kühlung der Milch. Muttermilch kann bedenkenlos 72 Stunden bei vier Grad Celsius gekühlt werden. Danach und bei höheren Temperaturen steigt die Bakterienzahl allerdings drastisch an, sodass auch das Infektionsrisiko steigt. Zudem ist eine ununterbrochene Kühlkette sehr wichtig. Die Muttermilchbörse versucht dies durch den Versand in Styroporkühlboxen aufrecht zu erhalten.

Ein Restrisiko bleibt allerdings. Auch hier haben medizinische Milchbanken den Vorteil, dass sie stetig auf Bakterien hin untersucht werden können bevor die Milch als Nahrungsmittel genutzt wird. Milchbanken werden an bislang 13 Krankenhäusern in Deutschland betrieben und immernoch gibt es zu wenig Milch für alle Frühchen, sodass weitere Anfragen bezüglich gesunden Kindern, also von Müttern die selbst keine Muttermilch produzieren können, nicht befriedigt werden können.

Bedarf an Muttermilch

Was diese Entwicklung vor allem aufzeigt, ist, dass Muttermilch in Deutschland ein rares Gut ist. Viele Mütter können aufgrund von Brustentzündungen, vorherigen Krankheiten oder anderen Einschränkungen keine oder nicht genügend Muttermilch produzieren. Da hilft leider auch nicht die Konsultation einer Hebamme. Helfen würde jemand, der sie mit Muttermilch unterstützt. Ein weiteres Defizit wird in der Beratung der jungen Mütter deutlich. In Krankenhäusern mangele es an Personal, sodass mit der richtigen Beratung viele Mütter wüssten, wie sie ihr Kind richtig an die Brust „andocken“ könnten und ausreichend Muttermilch produzieren könnten. Die Milchdatenbank im Internet setzt also an einem verbreiteten Problem an.

Fraglich ist, ob die Qualität sich auf diese Weise sichern lässt. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist sie allemal und selbst die Leitern der Online-Börse wünscht sich, dass es Onlinehandel mit Muttermilch irgendwann nicht mehr geben müsse, weil genügend Muttermilch zur Verfügung steht.

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