Einsatz von Psychopharmaka in deutschen Zoos

,
Einsatz von Psychopharmaka in deutschen Zoos

Im Wuppertaler Zoo werden jüngst alarmierende Neuigkeiten laut: Anscheinend ist der Gebrauch von Psychopharmaka zur Beruhigung von Tieren keine Seltenheit. Die Zoowärter verteidigen diese Handhabung mit der Gefahr von aggressiven Tieren und dem daraus resultierenden Risiko für Bedienstete des Zoos. Die Mehrheit der Zoodirektoren leugnet den Gebrauch von Psychpharmaka an Tieren allerdings, so ergibt es eine Umfrage der Welt am Sonntag. Wo ist die Wahrheit zu suchen?

Der Duisburger Zoo vor Gericht

Als der Duisburger Zoodirektor dann vor Gericht konkret zur Verwendung von Psychopharmaka bei Tieren befragt wurde, klang die Realität des Zoolebens allerdings ganz anders. Der Direktor räumte ein sowohl an Delfinen als auch anderen Tierarten Psychopharmaka verabreicht zu haben. Beim zweiten Delfinarium in Deutschland, welches in Nürnberg zuhause ist, ist die Praxis ähnlich.

Welche Medikamente finden Einsatz in Zoos?

Dass einige Tierarten in Zoos unter Medikamenteneinsatz gehalten werden, ist für viele Tierschützer und Mediziner längst zur Realität geworden. Die Frage, welche Medikamente dabei in Einsatz gekommen, ist allerdings weitaus schwieriger zu beantworten. Diazepam und andere Tranquilizer konnten vielerorts bereits nachgewiesen werden. Problematisch ist vor allem, dass die Pfleger keine medizinische Ausbildung haben und es in den seltensten Fällen zu Einzelfallverordnungen durch Mediziner kommt.

Ansonsten kann das Pflegepersonal immer dann auf diese Mittel zurückgreifen, wenn sie es für richtig befinden- ohne medizinische Grundlage. Diazepam birgt allerdings zu den für die Tierhaltung möglicherweise positiven Auswirkungen der Beruhigung, Aggressionsminderung und Anregung des Appetits, eine große Suchtgefahr. Neben Diazepam werden vor allem Clomipramin oder Substanzen aus der Gruppe der Phenothiazine und Butyrophenone an die Tiere verabreicht. Diese Mittel werden auch an Menschen verschrieben, die beispielsweise unter Psychosen und Zwangsstörungen leiden.

Für und Wider

Viele Verhaltensforscher sind der Meinung, dass gerade was Menschenaffen betrifft, der Einsatz von Psychopharmaka unerlässlich für die Haltung im Zoo ist. Die Gehege sind oftmals zu klein als dass die Tiere sich in Ruhe entfalten könnten und es würde ohne den Einsatz von Beruhigungsmittel zu blutigen Territoriumskämpfen kommen. Die Enge führt bei Affen zu allerhand Neurosen. Sie raufen sich die Haare, schlagen um sich und verhalten sich aggressiv. Die Studie “Abnormal Behavior of Zoo-Living Chimpanzees”, die im Juni 2011 in der Online-Fachzeitschrift “Plos” veröffentlicht wurde, belegt diese Thesen anschaulich. Die Frage ist also neben der Medikamentengabe an Affen, ob diese überhaupt ein artgerechtes Leben im Zoo führen können?

Die Studie im Detail

Die Autoren der Studie hatten insgesamt 40 Primaten in sechs Zoos untersucht – als Vergleich wurden wild lebende Artgenossen in Uganda beobachtet. Das Ergebnis: Während der mehrtägigen protokollierten Beobachtungsszeit war bei den frei lebenden Tieren keine einzige der Zoopsychosen feststellbar. Was die Zoobesucher als normales Verhalten identifizieren, ist für die Tiere zum Zwang geworden. Täglich schwimmen sie die gleichen Bahnen, laufen die gleichen Wege und machen auf dem Absatz kehrt, wenn der Käfig sein Ende gefunden hat. Manchmal werden sie darüber so aggressiv, dass sie ihren Jungen die Haare ausreißen. Können Psychopharmaka diese Verhaltensstörungen lindern?

Eine Doktorarbeit der Tierärztin Maria Benedicta Hellinger hat ergeben, dass dem nicht so ist. Sie behandelte Nilpferde, Eisbären und weitere verhaltensauffällige Tiere mit Antidepressiva und konnte keine bis kurzfristige Verhaltensänderungen beobachten. Trotzdem werden in Winterphasen Pinguine mit Stimmungsaufhellern behandelt, Delfine bekommen einen erschreckenden Mix aus allerhand Medikamenten verabreicht und Menschenaffen werden teilweise so stark sediert, dass sie das Körpergefühl verlieren. Auch Partydrogen kommen dafür zum Einsatz. Was viele Pfleger aus Mangel an medizinischer Kenntnis nicht wissen ist, dass eine Dauermedikation die Wirkung irgendwann in sein Gegenteil verkehrt. Aus Beruhigungsmittel wird dann Aggressionspille. Auch Todesfälle durch Überdosis sind bereits bekannt. Wie weit ist der Staat noch bereit zu gehen für Unterhaltung?

 

Online Beratung – Unsere Empfehlung

Diese Berater stehen aktuell für eine ausführliche Beratung in diesem Bereich zur Verfügung und geben Antwort auf Deine Fragen.

  • Tierheilpraktiker / Osteopathen H. Einwächter-Langer
    H. Einwächter-LangerID: 5095
    Gespräche: 70
    5.00
    Bewertungen: 30

    Tierhomöopathie, Bachblüten, Tierpsychologie, Ernährungsfragen, Hautprobleme, Verhaltensauffälligkeiten, Bewegungsapparat


    Tel: 2.01€/Min.
    Aus d. Festnetz *

    Chat: 0.97€/Min.
    persönliche Beratung