Angstbewältigung

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„Ich habe Angst.” Ein Satz, der einfach erscheint und dennoch einen komplexen Sachverhalt ausdrückt. Die Antwort „Keine Angst” ist für die Betroffenen nicht hilfreich, was schließlich an den Mechanismen liegt, die dieser Emotion zugrunde liegen. Die Bewältigung derer muss genau diese Mechanismen berücksichtigen, um erfolgreich sein zu können. Angst ist eine Reaktion auf eine Bedrohung. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese tatsächlich existiert oder ob es sich um eine vorgestellte Bedrohung handelt. Es ist unsere Wahrnehmung, die eine Situation bedrohlich werden lässt, und damit Angst auslöst. Sie begleitet den Menschen während seines gesamten Lebens. Jene ist eine natürliche Reaktion, die das Überleben sichert und schon im Säuglingsalter erste Formen annimmt. Ein Beispiel hierfür ist das „Fremdeln” der Kinder. Angst ist hierbei gleichzusetzen mit der Befürchtung, verlassen zu werden. Später weitet sich das Gefühl auf andere Bereiche aus: Angst vor Beziehung, Angst vor Geburt oder auch Angst vor Menschen. Das Gefühl kann in jedem Bezug entwickelt werden. Einige Ängste treten sogar überzufällig häufig auf. Die Zahnarzt-Angst beispielsweise, die im eigentlichen Sinn nur die Angst vor Schmerzen ist, sowie die Spinnenphobie. Innerhalb dieser Rubrik gibt es einige Formen, die allerdings grundsätzlich nach den gleichen Mechanismen ablaufen. Die leichteste Form äußert sich in einem Unbehagen oder Unwohlsein während einer Situation. Danach kommt die eigentliche Angst. Panik ist schließlich eine weitere Steigerung und bildet die stärkste Ausprägung. Daneben gibt es Ängste, die Krankheitswert besitzen und als Phobie bezeichnet werden. Alle diese Formen haben gemeinsame Grundlagen: Das Gefühl entsteht auf drei verschiedenen Ebenen, die bei der Angstbewältigung berücksichtigt werden müssen. Die erste Ebene ist die kognitive Ebene. Hierunter werden die Gedanken zusammengefasst. Als weitere Stufe ist die Verhaltensebene zu nennen und schließlich rundet die körperliche Ebene die Angstreaktion ab. Grundlage für den Auslöser ist ein einfaches Reiz-Reaktions-Muster, das im Stammhirn eine Angst- und Stressreaktion auslöst. Sie ist deshalb eine bereits biologisch festgelegte Reaktion, die bei jedem Menschen gleich abläuft. Der Reiz wird wahrgenommen und vom Betroffenen interpretiert. Wird er als bedrohlich eingestuft, dann wird das Stammhirn aktiv und leitet die körperlichen Reaktionen ein. Hier wird Energie freigesetzt, die dann in ein Verhalten mündet. Es entsetht die Möglichkeit des Kampfes oder der Flucht. Menschen die Angst haben, reagieren nur mit diesen zwei Verhaltensweisen. Während derer werden Energien abgebaut. Nachdem die Situation ausgestanden ist, folgt schließlich die Erholungsphase. Die Angstbewältigung ist am effektivsten, wenn alle drei Ebenen bearbeitet werden. Gespräche können den Gedankengang und die Wahrnehmung verändern. Solche Interventionen werden oftmals in der Verhaltenstherapie zur Vorbereitung einer Konfrontation eingesetzt. Hierbei werden die Gedanken mittels geeigneter Techniken verändert. Auf der körperlichen Ebene können sowohl Entspannungsverfahren angewendet werden, wie auch die Auslösung der Angstreaktion. Wenn eine Person sich mehr als 20 Minuten dem Angstobjekt aussetzt, verringert sich die körperliche Reaktion. Schließlich folgt auf der Verhaltensebene die Übung, dass der Klient sich der Situation bewusst aussetzen muss und sie nicht verlassen darf. Werden alle drei Ebenen bedient, dann kann die Angst dauerhaft bewältigt werden. Angst und Depression zeigen sehr oft ähnliche Erscheinungen. In vielen Fällen liegen beide Probleme gleichzeitig vor. Hieraus ergeben sich weitreichende Probleme. Die Frage ist dann: Welche Erkrankung lag zuerst vor? Angst wird nicht wie die Depression behandelt, so dass diese Feststellung vor einer Angstbewältigung getroffen werden muss.

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