Was ist eigentlich der Doorway-Effect?

Was ist eigentlich der Doorway-Effect?


Ein alltägliches Phänomen, das wir alle kennen: Wir gehen in einen anderen Raum, um etwas zu erledigen. Dort angekommen wissen wir nicht mehr, was der Grund unseres Kommens war. Hierfür gibt es einen Begriff: der Doorway-Effect (Tür-Effekt). Es gibt aber keinen Grund zur Sorge, es ist keine Vorbote von Alzheimer oder Demenz. Schuld an diesem Erinnerungsloch ist eine Funktion unseres Gehirns.

Forschung nimmt Doorway-Effect unter die Lupe

Ein Forscherteam der Universität von Notre Dame in den USA haben sich näher mit dem Doorway-Effect beschäftigt. Dabei stellte sich heraus, dass unser Gehirn einen Gedanken an einen Raum, eine Örtlichkeit, koppelt. Es ist der Raum, in dem uns der Gedanke kam. Verlassen wir den Raum flott, um diese Sache zu erledigen, lässt das Gehirn den Gedanken im Ursprungsraum zurück. Ein anderer Begriff für den Doorway-Effect ist auch „räumlicher Aktualisierungseffekt“. Wir können also beruhigt sein.

Für die Studie wurden 60 Probanden mit Gedächtnisübungen versorgt. Nach deren Abschluss sollen die gemerkten Informationen erneut abgerufen werden. 30 Probanden taten dies im gleichen Raum, die anderen wechselten durch eine Tür in einen anderen Raum.

Das Testergebnis ist absehbar. Die Erinnerung der Leute im Nebenraum war wie ausgelöscht.

Ist der Doorway-Effect vermeidbar?

Die Lösung ist eigentlich ganz einfach: Möchte man sich etwas merken, sollte man im gleichen Raum bleiben.

Die Ursache für den Doorway-Effect stammt noch aus der Urzeit. Verließ ein Höhlenmensch die Höhle zur Jagd, wurde unser Gehirn quasi einmal gut durchgelüftet. Somit konnte es sich besser auf neue Dinge konzentrieren.

Eine weitere Lösung haben viele Menschen schon für sich entdeckt. Sie gehen einfach zum Ort des Geschehens zurück. Nämlich dorthin, wo der Gedanke entstand.

Feststeht, dass der Doorway-Effect eine völlig normale Erscheinung ist, die uns keinen Grund zur Sorge liefert. Vielleicht hilft das ein oder andere Mal, an den Ort des ersten Gedankens zurückzukehren. Wenn nicht, hilft nur die Hoffnung, dass die Gedanken erneut aufflackern.

So vergessen wir

Was ist eigentlich der Doorway-Effect?


Wenn Menschen es für sinnvoll halten, können sie auf lange Zeit Informationen gezielt vergessen. Psychologen der Universität Regensburg kamen jetzt dank einer Studie zu diesem Ergebnis. Um alte Informationen durch neue zu ersetzen, müssen wir viel in unserem Gehirn durchspielen. Eine alte Information wie etwa eine Telefonnummer oder auch ein Passwort werden nicht einfach überschrieben. Wir veranlassen unser Gehirn dazu, uns den Zugang zu unserer alten Erinnerung zu erschweren um uns das Erlernen der neuen Information leichter zu machen.

Durch zahlreiche Befunden konnte bewiesen werden, dass Menschen auf diese Art und Weise für eine kurze Zeit ihr Gedächtnis aktualisieren können. Bislang konnte aber noch nicht erforscht werden, wie lange diese Prozesse andauern und um was es sich für kognitive Effekte überhaupt handelt. Eine Gruppe von Forschern der Universität in Regensburg hat jetzt erforscht, wie lange Aktualisierungen dem Gedächtnis erhalten bleiben.

Wörterreihenfolgen im Labor lernen

Für die Studie sollten sich 360 Probanden zwei unterschiedliche Wortlisten einprägen. Ein Drittel der Probanden sollte nach dem Erlernen der ersten Liste noch weitere Wörter lernen. Anderen Teilnehmern wurde gesagt, dass es zu einem Problem mit dem Computer kam und das Experiment nochmal von vorne gestartet werden muss. Aus diesem Grund können sie die erste Liste auch wieder vergessen. Der Rest der Versuchspersonen wurde gebeten, sich den anderen vorzustellen und das eigene Elternhaus anhand einer Skizze zu beschreiben. Durch einen solchen Zwischenschritt können Menschen sich Informationen in der Regel schlechter merken. Nach 3 Minuten, 20 Minuten und einem Tag wurden beide Listen abgefragt.

Das Ergebnis

Es stellte sich heraus, dass die Probanden, die nach einem angeblichen Fehlversuch die erste Liste wieder vergessen sollten tatsächlich auch vieles wieder vergessen hatten. Dabei spielte es auch keine Rolle, in welchen Zeitabständen sie nach der Studie befragt wurden. Die Vorstellaufgabe sorgte dafür, dass das Erinnern der ersten Wortreihe leicht erschwert wurde. Das Ergebnis der Studie zeigt also ganz klar, dass durch absichtlich hergestellte Aktualisierungen Informationen im Gehirn durchaus gelöscht bzw. dauerhaft vergessen werden können.

 

Bewusst vergessen – Ist das möglich?

Was ist eigentlich der Doorway-Effect?


Über die Jahre häufen wir eine Vielzahl an unnützen Informationen in unserem Gehirn an. Wäre es da nicht besonders praktisch, wenn man Überflüssiges einfach löschen könnte? Oder vielleicht ein besonders unangenehmes Erlebnis? Psychologen wollen nun herausgefunden haben, wie es möglich sein könnte, etwas bewusst zu vergessen.

Unser Gehirn speichert Bilder und Situationen

Die Sonnenstrahlen fallen auf die braunen Kacheln der Küche, der Geruch von Apfelkuchen und Kaffee liegt in der Luft – so manch einer erinnert sich auf diese Weise an glückliche Kindertage zu Besuch bei Oma. Wenn wir eine Situation immer wieder erleben, speichert unser Gehirn die verschiedenen Details ab und es entsteht eine Erinnerung.

Auch Gedächtnistrainer machen sich dieses Phänomen zu Nutze: Verbindet man beispielsweise Zahlen mit bestimmten Situationen und ordnet ihnen somit Bilder im Kopf zu, kann man sich ohne Probleme bis zu 20 Nachkommastellen der Zahl Pi merken, indem man diese Bilder anschließend nacheinander gedanklich abschreitet. Doch wie verhält es sich im Gegensatz dazu mit Situationen oder Dingen, die man sich auf keinen Fall behalten will?

Bilder erzeugen einen Kontext

Im Grunde haben wir alle schon einmal unbewusst etwas ähnliches erlebt. Lernen wir in der Schule für eine Prüfung, deren Thema uns nicht interessiert, können wir uns meist wenige Tage danach nicht mehr an den genauen Inhalt des Lernstoffs erinnern. Wie dieser Prozess des Vergessen allerdings vonstatten geht, war bislang unbekannt. Jetzt haben Psychologen jedoch eine Theorie zu diesem Phänomen entworfen, die bereits teilweise belegt werden konnte. Der Neurowissenschaftler Kenneth Norman von der Universität Princeton und Jeremy Manning von der Universität Dartmouth luden 25 Testpersonen zu einem Experiment ein. Die Probanden bekamen jeweils drei Sekunden lang 16 verschiedene Begriffe gezeigt, die zufällig gewählt wurden, wie „Sommer“, „China“ oder „Professor“. In den kurzen Phasen zwischen den Begriffen wurden den Teilnehmern drei Bilder gezeigt, auf denen Berge, Wälder, Seen oder Strände abgebildet waren. Mithilfe dieser Bilder wollten die Forscher den Begriffen einen Kontext zuordnen.

Neue Therapiemöglichkeiten für Traumatisierte?

In der Schlussphase des Experiments wurden die Probanden entweder aufgefordert, die Begriffe wieder zu vergessen, oder sie sich gut zu merken. Während eines zweiten Versuchsdurchlaufs bekamen die Teilnehmer 16 andere Begriffe gezeigt, diesmal jedoch ohne Bilder. Während des gesamten Ablaufs untersuchten und analysierten die Forscher die Gehirnaktivitäten der Testpersonen. Erinnerten sich die Probanden anschließend an die Bilder und assoziierten damit die gezeigten Begriffe, waren immer ähnliche neuronale Aktivitäten zu erkennen. Waren die Teilnehmer jedoch gebeten worden, die Liste sofort wieder zu vergessen, tauchten diese Muster nicht auf. Die Testpersonen hatten also willentlich die Erinnerung an die 16 Begriffe und ihren Kontext gelöscht. Wie genau dieser Prozess funktioniert, bleibt jedoch zu erforschen. Sicher ist allerdings, dass diese Erkenntnisse nicht nur gegen die Anhäufung von unnützem Wissen helfen, sondern auch die Therapie von traumatisierten Menschen erleichtern könnte.

 

“Es liegt mir auf der Zunge”

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Strategien gegen das Vergessen

Man nennt es Tip-of-the-Tongue-Phänomen und fast jeder hat es selbst schon mal erlebt. Es ist beispielsweise der Augenblick indem man ein bekanntes Gesicht auf dem Volksfest erkennt, jedoch nicht mehr weiß woher man diesen Mensch kennt. Wie war noch sein Name? Es liegt Ihnen auf der Zunge! Fast schon greifbar. Sie suchen und wühlen im Gedächtnis und es will und will Ihnen nicht einfallen. Das ist echt frustrierend. Später, beim Zähneputzen, ist plötzlich wieder alles da: der Name und auch die Information woher Sie ihn kennen.

Vergessen ist normal und natürlich

Ausmaß und Geschwindigkeit des Vergessens sind multifaktoriell bedingt. Der Psychologe Herrmann Ebbinghaus machte 1885 einem Selbstversuch, bei dem er sinnlose Silben wie „ZOF“ oder „WUB“ zu lernen versuchte. Er stellte dabei fest, dass er bereits nach ca. 20 Minuten etwa 40 % des Gelernten vergessen hatte, nach einer Stunde 45 % und nach einem Tag 66 %. Dauerhaft werden nur 15% des Erlernten behalten. Aus diesem Selbstversuch leitete er die Vergessenskurve ab. Théodule Ribot formulierte 1882 ein Gesetz, das mit „first in, last out“ umschrieben werden kann. Dementsprechend bleiben früh gelernte Inhalte länger im Gedächtnis erhalten als später hinzugekommene. Umgesetzt wurde das auch in dem Sprichwort: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“. Wie viele Aphorismen dieser Art ist das natürlich überzogen.

Wie vergisst man?

Zum einen gibt es da natürlich krankhafte Veränderungen des Gehirns wie Alzheimer oder Gedächtnisverlust (Amnesie) durch ein erlittenes Trauma. Zum anderen gibt es verschiedene Theorien zum „normalen“ Vergessen: beispielsweise die Spurenverfallstheorie oder die Interferenztheorie. Eine mögliche Erklärung sind die Bedingungen während des Erlernens. Erinnern gelingt grundsätzlich besser, wenn Reize, die beim Lernen vorhanden waren, auch beim Abruf vorliegen. Einige Gedächtnisforscher sind der Meinung, dass es echtes „Vergessen“ nicht gibt, sondern es sich um ein Misslingen des Abrufs von Inhalten aus dem Speicher handelt. Auf diese Art und Weise lassen sich auch hypermnestische Phänomene in der Hypnose erklären. Erinnerungen, die verschüttet schienen, können in hypnotischer Trance wieder ins Gedächtnis zurückgeholt werden. Das vergebliche Kramen im Gedächtnis haben Harvard-Forscher mit dem Moment verglichen, kurz bevor man niesen muss. Und, wenn einem das Wort dann wieder einfällt, mit der Erleichterung danach. Das Erlebnis des Tip-of-the-Tongue-Phänomens haben wir durchschnittlich einmal pro Woche, mit zunehmendem Alter leider häufiger. Deborah Burke vom Pomona College in Oxford bestätigt das in mehreren Studien.

Welches Ergebnis haben die Studien zu diesem Tip-of-the-Tongue-Phänomen?

Das Gehirn wird heute als ein weit verzweigtes neuronales Netz aus miteinander verbundenen Knoten dargestellt. In diesem werden unter anderem Informationen zur Sprache gespeichert, sowohl die Bedeutungen von Begriffen als auch deren Klang. Deborah Burke nimmt an, dass zwar die lexikalische, nicht aber die phonologische Information, also der Klang des Wortes, vollständig abgerufen wird. In der Studie wurden die Teilnehmer geben den englischen Begriff „pylon“, also Pfeiler, aus einer Umschreibung zu erkennen. Häufig wurde von „pirates“ und „pilots“ (Piraten und Piloten) gesprochen. Burke stellte fest, dass den Probanden oft nur die erste Silbe des gesuchten Wortes einfiel, die diese mit weiteren Silben zu ergänzten. Mit zunehmendem Alter werden im Gehirn die Verbindungen zu den phonologischen Abbildungen von Wörtern schwächer. Aus diesem Grund werden im Alltag häufig absurde bis spannende Wortzusammensetzungen gebildet.

Was kann man gegen das Vergessen tun?

Deborah Burke empfiehlt das Nutzen des Gehirns. Dazu gibt es eine alte Gedächtnis-Grundregel: „Use it or loose it“. Die Verbindungen zwischen Nervenzellen müssen trainiert werden, um Signale gut übertragen zu können. Was häufig gebraucht wird. Lässt sich auch leicht abrufen und umgekehrt. Nicht gebrauchtes Wissen wird verschüttet. Christian Michel und Felix Novak haben 1990 festgestellt, dass sich Inhalte leichter merken lassen, wenn sie in Gedicht- bzw. Reimform gebracht werden. Übrigens empfehlen Merkspezialisten das Umsetzen von Inhalten in Bilder.

 

Vorlesen verbessert nicht nur die Schulnoten

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Vorlesen hat Tradition. Viele Eltern lesen ihren Kindern täglich kurz vor dem Schlafengehen vor und auch in einigen weiteren Situationen ist das Vorlesen durchaus gängige Praxis. So soll es bleiben, denn neuere Studien zeigen nun: Das Vorlesen verbessert auch die Schulnoten und beeinflusst den Menschen auch in anderen Bereichen positiv.

Eine großangelegte Studie

In einer Studie konnte bestätigt werden, dass das Vorlesen nicht nur die schulischen Leistungen stark verbessert, sondern zugleich auch die Sozialkompetenz fördert. Zugleich werden die kreativen Bereiche sowie die sportlichen Leistungen gefördert. Nach der Studie zufolge, die im Auftrag der Zeitung „Die Zeit“ in Kooperation mit der „Deutschen Bahn“ und der „Stiftung Lesen“ durchgeführt wurde, profitierten vor allem Jungen sowie Kinder aus Familien, die einem einfachen Bildungsstand zugehörig sind, vom Vorlesen. Rund 500 Kinder zwischen 10 und 19 Jahren wurden für diese Studie befragt, die als representativ eingestuft wurde. Wie die Studienleiter aussagten, sei das Ergebnis zwar kein Beweis für dafür, dass Vorlesen die Schulnoten und die weiteren Bereiche verbessere. Dennoch sei der Schluss plausibel.

Was sich verbesserte

Gerade im Bereich Mathematik konnten die Forscher beobachten, dass sich der Notenschnitt um immerhin 0,4 Prozentpunkte im Vergleich zu Personen, denen nicht vorgelesen wurde, verbessert habe. Dies treffe vor allem auf Kinder zu, die aus bildungsarmen Familien stammten.

Die Forscher bemerkten zugleich auch, dass die Kinder, denen vorgelesen wurde, später weit mehr Bücher lesen, als Kinder, denen das Vorlesen verwehrt blieb. Immerhin 20 Prozent mehr Bücher werden von ihnen gelesen, wie die Forscher erwähnten. Zugleich seien die Vorlesekinder später sportlich aktiver und würden im Erwachsenenalter auch häufiger musizieren als andere Kinder.

Pädagogen wissen es schon lange

Dass Vorlesen positive Effekte hervorruft, war bereits vor der Studie bekannt. Allerdings ist auch zu bemerken, dass die Studie das Vorlesen nur rückwirkend betrachtet. Hier stellen sich durchaus problematische Gesichtspunkte ein, die nicht direkt mit dem Vorlesen zusammenhängen. Lesen Eltern ihren Kindern vor, dann ist dies bereits ein Hinweis darauf, dass die Eltern sich selbst mit Büchern beschäftigen. Dies ist nicht abhängig von einer sozialen Stellung oder gar vom Bildungsniveau der Eltern.

Gerade Kinderbücher haben zumeist eine moralische Aussage. Diese Aussage wird von den Kindern durchaus begriffen und wirkt sich unter Umständen auch auf das spätere Leben aus. Die Sozialkompetenz kann daher durchaus durch das Vorlesen aufgebaut werden, denn beim Vorlesen entsteht auch ein Lerneffekt, wie im Rahmen der Entwicklungspsychologie immer wieder betont wird.

Vorlesen vermittelt dem Kind wertvolle Lebenserfahrungen

Diese Erkenntnisse bedeuten nicht, dass das Nicht-Vorlesen die Schulnoten nicht verbessern würde. Vielmehr müssen wesentlich mehr Faktoren berücksichtigt werden, damit tatsächlich eine Vorstellung davon entwickelt werden kann, welchen Einfluss das Vorlesen ausübt. Schließlich wird jedem Kind mit der täglichen Vorlese-Geschichte Bildung und Erfahrung an die Hand gegeben und dadurch entstehen immer positive Effekte.

Vorlesen ist für Kinder, wenn sie daran gewöhnt sind, immer eine Besonderheit, auf die die Eltern nicht verzichten sollten. Schließlich wird dem Kind damit ein Geschenk gemacht. Ebenfalls ermöglicht diese Zeit gemeinsames Erleben von Eltern und Kind, was im Interesse jedes Elternteils sein sollte. Es erlebt bei den täglichen Geschichten immer neue Abenteuer und wird in die Welt der Phantasie entführt. Nichts ist daher kindgerechter als das Vorlesen – unabhängig von den Schulnoten. Und die meisten Kinder erinnern sich im Erwachsenenalter gerne zurück, als sie mit Tom Sawyer den Fluss entlangfuhren oder die Hexe bekämpften. Erfahrungen, die sie weitergeben an ihre Kinder, die dann ebenfalls mit einem Lächeln an die Zeit zurückdenken, als sie noch ein Ritter oder Cowboy waren – jeden Abend vor dem Einschlafen …