Kleinkinder handeln im Sinne der Gerechtigkeit

Kleinkinder handeln im Sinne der Gerechtigkeit


Dass Kleinkinder und Babys so ziemlich die ehrlichsten Menschen sind, die auf dieser Erde wandeln, wird immer wieder deutlich, wenn die kleinen Menschen frei heraus äußern oder zeigen, was sie denken und fühlen, ohne Angst davor soziale Gepflogenheiten zu missachten. Das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat nun gezeigt, dass Dreijährige sich darüber hinaus auch für die Belange von anderen Menschen einsetzen und versuchen Ungerechtigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Bisherige Studien haben gezeigt, dass Kleinkinder egoistisch sind und nicht gerne mit Anderen teilen. Die Studie des Max-Planck-Instituts geht nun in eine andere Richtung und spricht den kleinen Menschen ein großes Bedürfnis nach Gerechtigkeit zu. In Zusammenarbeit mit Kollegen aus Manchester untersuchten die Psychologen wie Kinder auf Ungerechtigkeiten reagieren.

Handpuppen-Experiment

Das erste Experiment inkludierte 48 Dreijährige und 72 Fünfjährige, die beobachteten, wie Handpuppen gegenüber einander unfair agierten. Im zweiten Experimentdurchgang wurden nur die Dreijährigen als Beobachter eingesetzt. Das ungerechte Verhalten richtete sich zum Teil selbst gegen die Kinder, wenn eine Puppe ihnen beispielsweise etwas entwendet hatte oder sie wurden zu Beobachtern der Ungerechtigkeit an Anderen.

Das Experiment zeigte, dass die Kinder sich ebenso sehr für Andere als auch für sich selbst einsetzten, wenn Ungerechtigkeiten vorgenommen wurden. Wurde ihnen die Möglichkeit gegeben entwendete Gegenstände an den rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben, wählten sie diese Variante und bestraften damit den Täter und halfen dem Opfer zugleich.

Gerechtigkeitssinn in frühen Jahren

Die Studie zeigt, dass Kinder bereits in den ersten Lebenjahren einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn entwickeln und zudem eine herausragende Fürsorge zeigen. Darüber hinaus scheint ihr Interesse nicht darin zu liegen den Täter lediglich zu bestrafen, sondern dem Opfer vor allem zu helfen, was den positiven Aspekt des Gerechtigkeitssinns hervorhebt. Kleinkinder scheinen weiterhin über große Empathie zu verfügen, wenn sie sich so in die Opfer herein versetzen können.

 

Sind Unparteiische gerecht?

Kleinkinder handeln im Sinne der Gerechtigkeit


Die Frage danach was gerecht ist, ist so alt wie der Begriff der Gerechtigkeit. Immer wieder fragen wir uns, ob das Recht auch für Gerechtigkeit sorgt respektive ob Richter beispielsweise gerecht urteilen können. Die Idee eines Unparteiischen ist, dass er eben weil er nicht beteiligt ist, auch neutral und gerecht entscheiden bzw. handeln kann. Eine Forschergruppe von der New York University sieht diese Aussage durch ihre neuste Studie widerlegt.

Das Ultimatumspiel

Oriel Feldmanhall und ihre Kollegen wählten als Experimentsgrundlage das Ultimatiumspiel. Dabei wird ein Geldbetrag auf zwei Versuchspersonen aufgeteilt.

Der erste Spieler macht einen Vorschlag zu welchen Teilen der Geldbetrag aufgeteilt wird und der zweite Spiele hat lediglich die Möglichkeit diesen anzunehmen oder bei Ablehnung verlieren beide Probanden das Geld. Es konnte bereits bewiesen werden, dass die Mehrheit tatsächlich zur Ablehnung des Betrags greift und somit lieber Beiden schadet als selbst einen unfairen Betrag zu akzeptieren. Feldmanhall und weitere Forscher haben das Ultimatumspiel nun modifiziert, um genauer eruieren zu können inwiefern Rachgelüste eine Rolle bei Entscheidungen spielen.

Antwortmöglichkeit C

Das Ultimatumspiel der amerikanischen Forscher wurde um eine dritte Variante erweitert. Schlug Spieler A ein unfaires Angebot vor, beispielsweise 8 Dollar für ihn und 2 Dollar für Spieler B, konnte Spieler B als weitere Möglichkeit eine Ausgleichsantwort wählen, sodass beide Spieler 8 Dollar bekamen. In 9 von 10 Fällen erfolgte dieser Ausgleich. Offenbar schien es Spieler B wichtiger den Verlust auszugleichen als Rache zu üben. Dies zeigte sich vordergründig daran, dass in 65 Prozent der Fälle Spieler B sich für die Ausgleichsmöglichkeit statt einer Umverteilung der Dollar zugunsten von sich selbst entschied. Ein fairer Ausgleich wurde demnach öfter gewählt.

Der Richter

In einem dritten Versuchsdurchlauf beobachtete ein Spieler C wie Spieler A sich das Geld in die Tasche steckte und Spieler B weniger zuwies. Man könnte sagen er wurde als Richter aktiv. 261 Probanden durften in die Rolle von Spieler C schlüpfen und entscheiden wie das Geld aufgeteilt werden soll. In der Regel und der Mehrheit entschied Spieler C härter gegen Spieler A und wies somit Spieler B deutlich mehr Geld zu als die Betroffenen es selbst vorgenommen haben.

Diese Beobachtungen lassen darauf schließen, dass Betroffene Strafe nicht einzig als Möglichkeit sehen Gerechtigkeit wieder her zu stellen. Auch der gerechte Ausgleich kann diesem Ziel beikommen. Die Experimente zeigen auch, dass vermeintlich unparteiische Richter in der Mehrheit zu härteren Strafen als Betroffene greifen.