Berührungen sind überlebenswichtig
Lange Zeit wurde der sensorische Sinn von Forschern in aller Welt unterschätzt. Dabei sind Berührungen, das Fühlen, dass Anfassen, das Tasten und das Berühren lebenswichtig: Der entsprechende Körperkontakt ist eine Voraussetzung für eine soziale Gemeinschaft und deren Zusammenhalt sowie für ein gesundes Leben im Allgemeinen.
Berührungen finden sich überall im Leben
Wenn sich zwei politische Repräsentanten symbolisch umarmen, die Menschen nach dem Fußball beim Jubel zusammenkommen oder die Mutter das trauernde Kind tröstet, dann findet bei jedem dieser Szenarien eine Berührung statt. Der sensorische Sinn wird beansprucht. Tatsächlich ist Berührung ein menschliches Grundbedürfnis, das in der Wissenschaft bislang ziemlich vernachlässigt wurde, so Martin Grunwald am Lehrstuhl für Wahrnehmungspsychologie der Universität Leipzig. Er hält den sensorischen Sinn für überlebenswichtig.
Der Forscher konnte im Haptik-Forschungslabor in Leipzig zeigen, dass befruchtete Eizellen in der Gebärmutter auf Berührung reagieren, etwa ab der sechsten Schwangerschaftswoche. Auf diese Weise wird das Wachstum stimuliert. Wenn Berührung schon für eine befruchtete Eizelle bzw. einen Fötus lebenswichtig ist, dann ist das bei Erwachsenen nicht anders. Im Gegenteil: Die Sensorik spielt bei Erwachsenen eine zentrale Rolle, denn etwa 900 Millionen Sinnesrezeptoren senden bei jedem Menschen in genau diesem Moment ihre Informationen an das Gehirn. Das ist ein Vielfaches der Anzahl der Sinnesrezeptoren für die Sinne Sehen und Hören. Grunwald untersuchte die im Körper ausgelösten biochemischen Vorgänge bei einer Berührung sowie deren individuelle und soziale Auswirkungen.
Gesellschaftlich werden Berührungen unterschätzt
Mit einer Gesamtfläche von etwa 2 Quadratmetern ist die Haut das größte und auch sensibelste Sinnesorgan des menschlichen Körpers. Auf der Stirn lässt sich bereits ein Gewicht von 75 Mikrogramm wahrnehmen. Wie genau unser Tastsinn ist, wird lt. Reiner Delgado (Sozialreferent des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes) daran deutlich, dass Unebenheiten im Mikrometerbereich ertastet werden können, obgleich sie mit dem Auge nicht sichtbar sind.
Menschliche Sensorik fehlt Maschinen
Die Wichtigkeit der menschlichen Sensorik wird laut Grunwald bislang gewaltig unterschätzt. Das zeigt sich am Beispiel der Robotertechnik, dank der Roboter heute besser als wir sehen und hören, aber kaum fühlen können: Das Zwar ist der Weg zur sensorischen Interaktion zwischen Maschine und Mensch noch weit, doch es ist nachweisbar, dass Therapieroboter trotz der bisher eingeschränkten Technologie besser ankommen, wenn sie über Tastsensoren verfügen und auf Berührungen reagieren. Ein Beispiel dafür ist die flauschige Robbe Paro. Die Robbe ist deshalb effektiver bzw. beruhigender als ein normales Plüschtier, weil sie auf Berührungen reagiert, so Professorin Elisabeth André am Lehrstuhl für Multimodale Mensch-Technik in Augsburg. Die Robbe wird bislang beispielsweise in der Therapie von Demenzkranken eingesetzt. Nach Frau André’s Untersuchungen hat sich aber auch gezeigt, dass Roboter trotz aller Sensorik (Herzschlag, Leitfähigkeit der Haut, Vibration und Temperatur) noch nicht auf die emotionale Situation eines Menschen rückschließen können. Roboter sind aktuell also noch außer Stande, das Spektrum der Sensorik des Menschen zu imitieren.
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