Die Psychologie von Berührungen
Massagen oder Handauflegen – Menschen lieben es, zu berühren und berührt zu werden. Das Bedürfnis nach Hautkontakt sei tief verankert. Auch in Therapien von Medizinern und Psychologen ist diese Wirkung bekannt. Beispielsweise können Berührungen beruhigen, den Blutdruck senken und Stress abfallen lassen. Wer es gewohnt ist, mit anderen in körperlichem Kontakt zu sein, ist entspannter, weniger anfällig für Schmerzen und hat ein besseres Immunsystem. Schon bei Frühgeborenen ist eine schnellere Gewichtszunahme zu beobachten, wenn sie regelmäßig massiert werden.
Die Haut als Sinnesorgan des Menschen
Die Haut ist das größte Sinnesorgan des Menschen – bei einem Erwachsenen kann die Haut rund zwei Quadratmeter ausmachen. Millionen empfindlicher Sensoren sorgen für die Empfindsamkeit bei Luftzügen, Schweißtropfen oder minimalen Berührungen. Alle Reize werden zunächst im Gehirn in wichtige und unwichtige unterteilt. Die wichtigen werden an zuständige Regionen weitergeleitet, unwichtige werden ignoriert. Den genauen Vorgang dieser Beurteilung ist noch unklar. Vermutlich ist es ein Lernprozess, der schon als Kleinkind beginnt.
Auch physiologisch ist es gut zu erklären, warum der Mensch nach Berührungen strebt: Der Berührungssinn ist der erste Sinn, der sich bei einem Embryo entwickelt. Außerdem ist der Tastsinn eng mit der Psyche verbunden – im Gegensatz zum Seh- oder Geruchssinn. Alle Säugetieren bräuchten bei ihrer Entwicklung Berührungen – Mangel an Kontakt führe oft zum Tod. Bei Babys helfen bei Bauchweh oder Unruhe vor allem Massagen des Oberbauchs. Das liegt daran, dass sich dort diverse Nervenbündel zum Sonnengeflecht oder Solarplexus verbinden. Harte Schläge in diese Gegend können zu Schwindel und Bewusstlosigkeit führen.
Oft setzen Berührungen auch schwierige Gefühle frei
Masseure und Physiotherapeuten erleben häufig, dass Berührungen dabei helfen, schwierige Gefühle freizusetzen. Es kommt oft dazu, dass sich nicht verarbeitete Gefühle in verhärteten Nacken- oder Rückenmuskeln ausdrücken. Für Körperpsychotherapeuten ist es keine Seltenheit, dass Menschen sich äußerst wohlfühlen, wenn sie berührt werden, egal ob an Bauch, Schulter oder Rücken – alles sind sehr angenehme Stellen für die Patienten.
Weniger Berührungen im Alltag
Berührungen zwischen Menschen werden immer weniger. Häufig gilt enger Körperkontakt als nicht angebracht oder verpönt. Das kann aber auch mit der Herkunft zusammenhängen: In südlichen Ländern sind Berührungen wesentlich häufiger als im Norden. In Deutschland liegt der Abstand bei 45 Zentimeter, die Mitmenschen einhalten sollten, um dem anderen nicht zu nahe zu kommen. Experten sorgen sich nun, dass die verstärkte Berührungslosigkeit psychische Erkrankungen fördert. Psychologen konnten in einer Studie einen Zusammenhang zwischen Magersucht in der Jugend und fehlendem Körperkontakt in der Kindheit nachweisen. Aus diesem Grund erlebt die sogenannte Berührungsindustrie einen riesigen Boom: Immer mehr Masseure, Physiotherapeuten, Yoga- und Gyrotonic-Trainer und Spa-Therapeuten schießen aus dem Boden. Auch alternative Heiler versprechen Besserung von Schmerzen durch das Handauflegen. Eine Methode, die wissenschaftlich nicht fundiert ist. Vielmehr helfen sie durch Berührungen, die im Alltag nicht mehr zu finden sind.
Händedruck als Diagnose-Instrument
Schon über den Händedruck können zahlreiche Informationen ausgetauscht werden. Besonders Ärzte können schon viel über ihren Patienten erfahren: Schüchternheit, Schweiß, Kraftlosigkeit und schlechte Durchblutung werden durch die Hände verraten. Mediziner sollten also auch nicht aus Hygienegründen auf das Händeschütteln verzichten – schließlich gibt es dafür ja Desinfektionsmittel.
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