Die Vermännlichung der Frösche

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Die Vermännlichung der Frösche

In den letzten Jahren gelangen hormonelle Abbauprodukte vermehrt in Seen und Flüsse. Eine aktuelle Studie belegt erneut, dass dies für die dort lebenden Tiere gefährlich werden kann. Im Fachjournal „Environmental Toxicology & Chemistry“ berichten chinesische Forscher über den Effekt häufig in Gewässern zu findender Substanzen auf Amphibien.

Den Wissenschaftlern gelang der Nachweis, dass Froschweibchen durch ein weltweit vorkommendes Abbauprodukt von Testosteron vermännlichen. Dazu würden Konzentrationen, wie sie in normalen Gewässern regional bereits vorkommen bereits ausreichen. Die Keimdrüsen weiblicher Kaulquappen hätten in ihren Versuchen stark männliche Prägungen entwickelt. Laut den chinesischen Forschern habe kein einziges Weibchen mehr ausschließlich weibliche Geschlechtsmerkmale gehabt.

Das auch als endokrine System bezeichnete Hormonsystem steuert die Ausschüttung chemischer Botenstoffe in einem Körper. Diese Botenstoffe werden als Hormone bezeichnet und beeinflussen das Wachstum, die Entwicklung und den Stoffwechsel. Es existieren viele Substanzen abseits den körpereigenen Hormonen, die endokrin wirken – beispielsweise die Phytoöstrogene in Soja, die natürlich vorkommen. Selbst verständlich gibt es auch künstlich hergestellte Substanzen, beispielsweise aus Plastikmaterialien, Pestiziden oder Medikamenten.

DHT-Test bei Kaulquappen

Konkret untersuchten die Forscher um Zhan-Fen Quin an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (Peking) ein Abbauprodukt des Testosterons, das 5-Alpha-Dihydrotestosteron (DHT). Die große hormonelle Wirksamkeit des Hormons dient beispielsweise Bodybuildern zur Anhebung Ihres Androgenspiegels. Dadurch wird das Muskelwachstum erhöht. Als Versuchstier wurde der Pelophylanx nigromaculatus (Wasserfroschart) gewählt. Diese Art ist in Asien sehr weit verbreitet, wobei der Bestand regional erheblich schwindet. Die Kaulquappen wurden in unterschiedlichen Testreihen verschiedenen Konzentrationen des Hormons ausgesetzt. Dabei zeigte sich, dass bei jeder Versuchsreihe, auch bei jenen geringerer und mittlerer Konzentrationen von DHT, männliche Merkmale entwickelt wurden. So existierte nach dem Versuch kein einziges eindeutig weibliches Exemplar der Art mehr. Das besonders beunruhigende: Die Versuchsreihe mit geringerer Konzentration entspricht dem DHT Gehalt in Oberflächengewässern (39 bis 55 Nanogramm pro Liter). Jene mit mittlerer Konzentration wiederum entspricht dem DHT Gehalt im Abwasser (326 bis 621 Nanogramm pro Liter).

 

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1 Kommentar
  1. Thomas Schenker sagte:

    Ich habe etwa 10 Wasserfrösche im Gartenteich, der ausschliesslich von Regenwasser aufgefüllt wird.
    Aber auch hier habe ich nur männliche Frösche beobachtet. Sie haben alle eine Schallblase und rufen nach einem Weibchen.
    In der Schweiz sind 78% der Amphibien gefährdet.( Italien36%, Frankreich 23%, Italien 36%).
    Aber nicht nur in der Gefährdung der Amphibien ist die Schweiz einsame Spitze. Bei den Reptilien, Insekten und Brutvögel ist es ähnlich.
    Über das Thema der Hormone im Wasser wurde schon viel geschrieben, aber von politischer Seite geschieht einfach nichts. Aber wen wundert es? Die Schweiz ist das Land wo SVP-Deppen und die Banken den Ton angeben.

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