Zugvögel können nachträglich Navigieren lernen

In den ersten Monaten ihres Lebens erlernen Zugvögel das Navigieren. Sie orientieren sich dabei beispielsweise an den Sternbildern. Doch wie verhält es sich mit Jungvögeln, die die Navigation nicht in der freien Natur lernen konnten, da sie zum Beispiel in geschlossenen Räumen von Hand aufgezogen wurden? Werden sie nie richtig navigieren können?

Davon ging die Wissenschaft bislang aus. Doch Forscher um den Biologen Prof. Dr. Henrik Mouritsen kamen nun durch eine Studie über Rotkehlchen zu einem anderen Ergebnis.

Sie fliegen nach der Sonne und den Sternen

Bereits seit über zehn Jahren erforscht Mouritsen das Verhalten von Zugvögeln an der Universität Oldenburg. Einigen Phänomenen ist er bereits auf die Spur gekommen: Zur Navigation orientieren sich die Vögel am Erdmagnetfeld, bzw. an seinen Feldlinien. An den Polen stehen diese Linien senkrecht zur Erdoberfläche, am Äquator hingegen verlaufen sie beinahe parallel. Zugvögel sind in der Lage, dies wahrzunehmen und können so den Breitengrad bestimmen, an dem sie sich gerade befinden. Tagsüber dient ihnen die Sonne als Orientierung, nachts sind es die Sterne.

Flexible Navigationsfähigkeit

Diese Fähigkeit erwerben Rotkehlchen schon in den ersten Monaten ihres Lebens. Während dieser Zeit entwickeln sie einen geradezu perfekten Orientierungssinn, den sie für ihre Reise im Herbst brauchen. Doch was geschieht, wenn die Vögel nicht die Möglichkeit haben, von Beginn an die Sterne zu sehen? Dies war das Ausgangsproblem, mit dem sich die Forscher beschäftigten. Die Ergebnisse der Studie aus Oldenburg zeigen, dass auch Vögel, die etwas älter sind, das Navigieren lernen können. Die Tiere sind in der Lage, sich ihre Navigation auch später im Leben aufzubauen. Die Studie belegt somit, dass die Navigationsfähigkeit der Zugvögel um einiges flexibler ist als bisher angenommen. Auch Vögel, die erst später ausgewildert werden, können demnach nachträglich ein funktionierendes Navigationssystem etablieren.