Tierschutzaktivisten zwingen Hirnforscher in Tübingen in die Knie

Tierschutzaktivisten zwingen Hirnforscher in Tübingen in die Knie

Der Hirnforscher Nikos Logothetis zog nun die Konsequenz aus den langwierigen Anfeindungen von Tierschutzaktivisten und beendete sein Forschungsarbeit mit Primaten, die bereits 18 Jahre andauerte. Ein Fernsehbericht hatte die Affenversuche publik gemacht und die Kritikwelle gestartet. Logothetis will nun ersatzweise Nagetiere verwenden.

Die Versuche mit Tieren – besonders Affen – wurde schon lange kritisiert. Doch Biologen und Mediziner argumentieren, dass nur diese Tiere bei vielen Forschungsvorhaben helfen können. Die Aktivisten sehen die Versuche hingegen als falsch und gefährlich an und fordern deren Verbot. Besonders im Fokus stehen Versuche mit nichthumanen Primaten wie beispielsweise Krallenaffen, grünen Meerkatzen oder Makaken – genau die der Hirnforscher am Tübinger Max-Planck-Institut verwendete. Die EU betonte bereits 2009, dass Tierversuche möglichst durch alternative Methoden ersetzt werden sollen.

Mangel an Alternativen

Doch vielfach stehen noch keine Alternativen bereit und die Forscher sehen die Affen als unverzichtbar an – besonders bei der Erforschung komplexer Krankheiten, die das Immunsystem, Gehirn oder Nervensystem des Menschen betreffen. Die Strukturen und Funktionsweisen der nichthumanen Primaten ähneln den Menschen dabei mehr als Nagetiere oder Hunde. Zum Beispiel wurde der langersehnte Impfstoff gegen Malaria mit Hilfe von Affenversuchen getestet. Auch in der Alzheimer-Forschung sind Affen sehr wichtig, da ihr Gehirn wichtige Erkenntnisse zu Lernvorgängen liefert und damit auch, was mit Hirnareale im Fall von einem Hirnschlag, einem Unfall oder Degeneration passiert. Ratten hingegen seien für die Erforschung höherer kognitiver Prozesse nicht geeignet. Nur Primaten hätten vergleichbare Verknüpfungen der Hirnareale wie der Mensch.

Viele Forscher haben nun Angst, dass ihrer Forschung das selbe Schicksal blüht wie Logothetis – sie sehen sogar eine Gefahr für die gesamte biomedizinische Grundlagenforschung wie der Sprecher des Centrums für integrative Neurowissenschaften der Universität Tübingen sagt. Auch 16 Nobelpreisträger sprechen sich in einem Offenen Brief für die tierexperimentelle Forschung aus. Sie bestätigen auch, dass die Suche nach alternativen Modellen zwingend notwendig, aber noch nicht beendet sei. Bis dahin sei es unerlässlich mit ganzen Tieren zu arbeiten.

 

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