VISTANO Psychologie - Wissen Unser Kernthema im Bereich Psychologie... für dich zusammengestellt und aufbereitet
Bulimie – Eine Betroffene berichtet
Bulimiker leben im Prinzip zwischen Kühlschrank und Klo. In…
VISTANO Psychologie - Wissen Unser Kernthema im Bereich Psychologie... für dich zusammengestellt und aufbereitet
Wenn Kalorien & Figur zum Lebensmittelpunkt werden und soziale Kontakte so ins Hintertreffen geraten, dass das Leben zu einer Qual wird
Wenn das Leben sich nur noch um die Nahrungsaufnahme dreht und eine gewisse Besessenheit um Nährwerte, Figur, Kalorien und Gewicht das Leben bestimmt, kann man nicht mehr von einer bewussten Ernährung sprechen. Psychologen definieren hier schon den Anfang einer Essstörung. Die Erkrankung führt neben den körperlichen Auswirkungen auch zu sozialen Problemen und psychischen Störungen, da die Auswirkungen für das Umfeld meist direkt sichtbar sind. In der Regel beobachtet man Essstörungen vorwiegend bei jungen Mädchen und Frauen, in jüngster Zeit nimmt die Erkrankung aber auch bei jungen Männern stark zu.
Menschen die längerfristig unter einer seelisch bedingten Appetitlosigkeit leiden sind an der Anorexia Nervosa erkrankt, die auch Magersucht genannt wird. Die Erkrankung wird in zwei Typen unterteilt, wobei dem restriktiven Typus eine Verweigerung der Nahrungsaufnahme zugrunde liegt, dem sogenannten Purgin Typus ausserdem eine erzwungene Gewichtsreduzierung durch z.B. Erbrechen, exzessiven Sport, Abführmittel oder Appetitzügler. Die Ursache der Erkrankung ist ein Störung der Wahrnehmung oder auch Körperschemastörung, bei der der Betroffene sich selbst als zu dick wahrnimmt, obwohl er bereits an Untergewicht leidet. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen hängt nahezu ausschließlich von der eigenen Kontrolle des Körpergewichts ab. Leistungen in Beruf, Privatleben und eventuellen Hobbys treten als Indikator dabei stark in den Hintergrund. Die Gedankenwelt kreist vorwiegend um das Thema Ernährung, Figur und Gewicht und wird stark eingeschränkt. Obwohl kaum gegessen wird ist die Nahrung dennoch der zentrale Lebensmittelpunkt. Der Körper, der eigentlich abgelehnt wird ist trotzdem das wichtigste Alltagsobjekt.
Im Volksmund gerne “Stierhunger” genannt ist die Bulimie Nervosa eine Ess-Brechsucht. Betroffene sind zu über 90% Frauen, besonders wenn der Beruf ein niedriges Körpergewicht fordert. Das Gewicht der Erkrankten ist in der Regel normal, denn die Heißhungerattacken werden durch gegenregulatorische Maßnahmen kompensiert. Dazu zählen selbstausgelöstes Übergeben, starkes Hungern, extreme Diäten, exzessiver Sport, die Einnahme von Abführmitteln, oder Brechmitteln. Die Attacken sind zeitlich nicht regelmässig und haben Abstände von Stunden bis Wochen. Als Auslöser der Ess-Brechsucht gelten meist emotionale Ursachen, starker Stress und Einsamkeitsgefühle. Das durch das Übergeben induzierte Defizit an Nahrung führt ausserdem zu erneuten Essattacken. Die Nahrungsaufnahme ist während der Anfälle unkontrolliert und ein Verlust der Selbstkontrolle ist zu beobachten. Das folgende Erbrechen wird ausgelöst von Schamgefühlen, Angst vor Gewichtszunahme und dem Gefühl des Versagens bei der Selbstkontrolle. Der Bulimia Nervosa kann als Vorgeschichte eine behandelte Magersucht zugrunde liegen.
Viele von uns haben von Zeit zu Zeit “Gelüste”, besonders nach süßem, denen wir uns hingeben, auch wenn die Tafel Schokolade danach komplett verzehrt wurde. Eine Binge-Eating Essstörung oder auch Binge-Eating Disorder liegt dann vor, wenn ein Betroffener zu wiederkehrenden Heißhungeranfällen neigt, die mit dem Verlust der eigenen Kontrolle einhergehen. Diese “Fressanfälle”, wie sie von Erkrankten oft genannt werden, führen mittelfristig oft zu starker Gewichtszunahme bei vielen Betroffenen. Im Gegensatz zur Anorexia Nervosa (Purgin Typus) wird die aufgenommene Nahrung nicht erbrochen. Diagnostisch bestimmt man diese Essstörung, wenn über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten, mindestens 2 oder mehr unkontrollierte Essanfälle auftreten, die von einem Verlust des Sättigungsgefühls bei hoher Kalorienaufnahme geprägt sind. Dabei wird die Nahrungsaufnahme nicht von einem Hungergefühl ausgelöst und endet erst bei einem übermässig starken Völlegefühl, während die Nahrung regelrecht verschlungen wird. Nach dem “Fressanfall” wird der Betroffene von starken Schuldgefühlen, bis hin zu depressiven Zuständen geplagt.
Viele von uns achten auf eine ausgewogene Ernährung und eine schlanke Figur. Spricht man jedoch von einer latenten Esssucht, so ist ein geplantes und permanentes, sehr streng überwachtes Essverhalten bei Betroffenen zu beobachten, dass einer selbstauferlegten lebenslangen Diät gleichkommt. Die Figur der Betroffenen ist in den meisten Fällen normal, bis ideal. Im Mittelpunkt des Alltags steht das Essen und die eigene Figur, denn es herrscht die Überzeugung, dass ohne eine Dauerdiät eine ummittelbare Gewichtszunahme resultieren würde. Sollte aus irgendeinem Grund einmal zuviel gegessen werden, so wird dies sofort mit einer radikalen Diät ausgeglichen, die bis zum Verzicht auf Nahrung gehen kann. Betroffene sind auch hier vorwiegend Frauen, die meist ein gestörtes Selbstbild und eine Fremdartigkeit gegenüber dem eigenen Körper entwickelt haben. Der Wandel einer latenten Esssucht zu einer Bulimie oder Magersucht ist übergangslos und schnell vollzogen. Als Auslöser gilt das gesellschaftlich geprägte Bild der Idealfigur, das bei manchen Menschen, die diesem Bild nicht zu 100% entsprechen Minderwertigkeitsgefühle auslöst.
Hier findest du eine Liste von Beratern, die sich auf das Thema Essstörung spezialisiert haben