Lösen Kopfbälle bei Fußballern Hirnschäden aus?
Fußball wird nicht nur mit dem Fuß gespielt. Auch der Kopf kommt immer wieder zum Einsatz. Dabei wirken enorme Kräfte, die direkt auf das Gehirn Einfluss nehmen. Daher streiten Mediziner seit Jahren, ob die Ballannahme mit dem Kopf Hirnschäden verursachen kann. Neue Erkenntnisse zeigen in eine uneindeutige Richtung.
Einige Untersuchungen sprechen dafür
Forscher der Universität Yeshiva in den USA stellten auf einem Kongress die Ergebnisse ihrer Studie vor. Dabei offenbarten sie, dass die Fußballer nach mehrmaligen Kopfbällen durchaus Zeichen eines Schädel-Hirn-Traumas zeigten. Vor allem die Härte der Flanken und Freistöße können eine Wucht entwickeln, die solche Symptome auslösen können. Die Forscher untersuchten dabei Amateurfußballer, die bereits seit ihrer Kindheit mit dem Leder spielen. Die Sportler mussten dabei angeben, wie oft sie innerhalb des Jahres mit dem Kopf spielten. Die Gehirne der Sportler wurden dann in einem MRT untersucht, sodass die Nervenbahnen sichtbar gemacht werden konnten.
Die Untersuchungen lieferten eindeutige Ergebnisse. Spieler, die sehr oft Kopfbälle ausführen, hatten in fünf unterschiedlichen Bereichen des Gehirns Schäden. Die Bereiche spielten vor allem für die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis sowie für die Verhaltenssteuerung eine wesentliche Rolle. Die Verletzungen sind nahezu identisch mit Schäden, die auch nach Unfällen auftreten und die zu Schwindelgefühlen, Gedächtnislücken sowie Kopfschmerzen führen. Dabei werden die Nerven nicht durch einen einzigen Kopfball zerstört, sondern vielmehr sind mehrere Kopfbälle notwendig, bis schließlich eine Kettenreaktion ausgelöst wird, die dann zu den Schäden führt.
Auch Befunde der Universität in Regensburg deuten auf die Richtigkeit dieser Aussage hin. Sie ließen ein Kopfballtraining absolvieren. Nach dem Training klagten viele Personen über Kopfschmerzen, die dann eine direkte Folge des Trainings waren, sind sich die Forscher sicher. Diese Annahme bestätigen auch weitere neuropsychologische Studien, die zum Thema durchgeführt wurden. So wurden bei Spielern, die sehr viele Kopfbälle spielten, Störungen in der Aufmerksamkeit sowie der des Gedächtnisses festgestellt. Die Ergebnisse scheinen jedoch nur für Amateure zu gelten. Auch Profis wurden bereits untersucht. Bei den Profis konnten diese Probleme nicht festgestellt werden. Die Wissenschaftler führen dies auf die Technik des Kopfballs zurück. Wer den Ball mit der Stirn köpft, der scheint vor den Folgen geschützt zu sein. Dies wäre zumindest eine Erklärung, denn die Ergebnisse galten auch für Profi-Fußballer, die durch ihre Spielposition viele Kopfbälle spielen mussten.
Es gibt auch gegenteilige Studien
Dass die Technik durchaus wesentlich ist, könnte auch eine neue Studie der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) aussagen. Die Gesellschaft ließ Amateurfußballer ebenfalls ein Kopfballtraining absolvieren. Die Übungseinheit wurde über einen Zeitraum von 35 Minuten durchgeführt. Nach dem Training folgte eine Untersuchung, die zeigte, dass es nicht zu Schäden im Gehirn kam. Grundlage für die Einschätzung eines Schadens war ein bestimmtes Protein. Werden Nervenzellen im Gehirn verletzt, dann schüttet der Körper dieses Protein aus.
Als die Amateurfußballer auf die Konzentration des Proteins untersucht wurden, ergab sich keine Erhöhung der Werte. Daher konnte kein Zusammenhang zwischen Kopfbällen und Hirnschäden hergestellt werden. Auch wenn unter Umständen einzelnen Nerven verletzt werden, liegen dennoch keine Hinweise dafür vor, dass strukturelle Schäden am Gehirn auftreten. Auch die Wissenschaftler der DGSP gehen davon aus, dass Hirnschäden nicht verursacht werden können, wenn die Kopfbälle kontrolliert auftreten. Ein Problem entsteht scheinbar nur dann, wenn Kopfbälle ausgeführt werden, die nicht kontrolliert sind. Dabei werden die Bälle dann mit einem Bereich des Kopfes gespielt, der anfälliger ist und daher dann auch Hirnschäden verursachen kann. Grundsätzlich, so die Wissenschaftler, sei Boxen für das Gehirn der weit gefährlichere Sport.
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