Wieso bauen Schlangen keinerlei Bindung zu ihren Besitzern auf?
Von Schlangen sagt man, dass sie keine emotionale oder sonst wie geartete Bindung zu ihren Besitzern aufbauen. Auch nach langer Zeit vermissen sie ihre Besitzer nicht, geschweigen denn kommen sie auf Kommando oder aus eigenem Antrieb zu ihrem Besitzer, wie man dies etwa von Säugetieren wie Hunden und Katzen kennt. Wir wollen der Frage auf den Grund gehen, warum das so ist und wie es kommt, dass viele Reptilienhalter doch Gegenteiliges behaupten.
Gewöhnung statt Bindung
Die Interaktion, die zwischen Halter und Schlange stattfindet, von der viele Schlangenbesitzer berichten und die sie als Fähigkeit zur Bindung des Reptils an den Menschen deuten, ist weniger eine Bindung, als eine Gewöhnung des Reptils an den Menschen, der es versorgt und dem es täglich begegnet. Auch Schlangen und andere Reptilien haben die Fähigkeit visuelle Muster zu erkennen, sowie dank ihres ausgeprägten Geruchssinns natürlich vor allem Gerüche, und dadurch ihre Besitzer wiederzuerkennen.
So sind Schlangen etwa eher dazu bereit, sich von einem Bekannten denn von einem Fremden mit der Hand nehmen zu lassen und sie bleiben in ersterer Situation auch eher ruhig. Dabei spielt allerdings auch eine gewaltige Rolle, dass der Besitzer selbst eher diese Ruhe ausstrahlt als jemand anderes, der vielleicht sogar Angst hat, was Schlangen sehr wohl wahrnehmen können. Gleichzeitig trägt aber der gewohnte Geruch des Besitzers dazu bei, dass die Schlange sich gut händeln lässt. Diese Gewöhnung sollte jedoch nicht als Bindung fehl gedeutet werden, denn Schlangen besitzen gar nicht die nötige Gehirnkapazität zu sozialer Bindung.
Das Reptiliengehirn ist simpler als das von höheren Tieren
Beim menschlichen Gehirn unterscheidet man zwischen drei Unterteilungen des Gehirns, die sich evolutionär entwickelt haben. Der Gehirnstamm wird auch Reptiliengehirn genannt und ist evolutionär der älteste Teil. Von dort werden grundlegende Körperfunktionen sowie die so genannte Fight-or-flight-Reaktion (Entscheidung zum Kampf oder zur Flucht in einer bedrohlichen Situation) gesteuert. Darüber befindet sich das limbische System oder auch Säugetiergehirn genannt. Dort werden Emotionen gespeichert und verarbeitet.
Dieses ist erst in Säugetieren und einigen Vogelarten ausgeprägt. Fische oder Reptilien haben diesen Teil des Gehirns nicht. Dieser Teil ist aber wichtig für soziales Zusammenleben und somit auch um Bindungen aufzubauen – sei es zu Artgenossen oder zum menschlichen Besitzer. Der evolutionär neueste Teil ist der Neocortex und tritt erst bei einigen Affenarten, Delfinen, Walen sowie dem Menschen auf. Hier werden komplexe kognitive Funktionen ausgeführt und bewusste Entscheidungen getroffen.
Schlangen sind nicht in der Lage Bindungen aufzubauen
Schlangen und andere Reptilien sowie auch Fische sind also entwicklungstechnisch gar nicht in der Lage Beziehungen oder Bindungen aufzubauen, da Bereiche für Emotionen sowie höhere kognitive Funktionen in ihren Gehirnen gar nicht existieren. Ihre Nervensysteme sind auf simple Reaktionen, Reflexe und Steuerungsfunktionen ausgelegt. Sie haben jedoch keine Empfindungen und Gefühle von Trennung, wenn ihr Besitzer nicht da ist oder von Freude, wenn er oder sie zurückkehrt. Schlangen und die meisten anderen Reptilien bevölkern seit Hunderten Millionen von Jahren nahezu unverändert die Erdoberfläche und haben nie die höheren emotionalen oder geistigen Fähigkeiten von Säugetieren entwickeln können.
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