Clostridium

Clostridium

Eigentlich ist Clostridium difficile in angemessener Menge vorkommend ein relativ harmloses Darmbakterium. Muss man – aus welchem Grund auch immer -, Antibiotika zu sich nehmen, sei es präventiv nach Eingriffen oder Operationen oder kurativ bei Infektionen, werden in der Regel große Teile der Darmflora aus dem Gleichgewicht gebracht oder sogar zerstört. In diesem Fall kann sich der Keim massiv und vor allem aggressiv ausbreiten. Es kann dann zu einer antibiotikaassoziierten Kolitis kommen. Die von den Clostridien ausgeschiedenen Giftstoffe, die ihrerseits die Darmflora und die Darmwand angreifen, verursachen Fieber, Bauchschmerzen, Durchfall und Flüssigkeitsverlust. Bei geschwächten Menschen kann das lebensgefährlich sein. In Deutschland sterben jährlich mehr als 400 Menschen am Clostridium-Durchfall. Der Keim ist ansteckend. An der Luft verkapselt er sich zu Sporen und wird so beispielsweise über Hautkontakt verbreitet. Ältere und kranke Menschen sind besonders gefährdet.

Was kann man bei einer antibiotikaassoziierten Kolitis tun?

Die konventionelle Therapie ist eine erneute Behandlung mit Antibiotika. Diese hat jedoch große Nachteile: Zum einen kann die Infektion wiederkehren. Zum anderen kann jedes Antibiotikum noch bis zu vier Wochen nach dessen Absetzen eine antibiotikaassoziierte Kolitis auslösen, auch diejenigen, die in der Regel zu ihrer Behandlung eingesetzt werden. In manchen Fällen ist es auch kontraproduktiv, da weitere Darmbakterien zerstört werden können. Es gibt allerdings auch eine andere Behandlungsmethode, die bereits in den 1950er Jahren erstmals experimentell getestet wurde: Eine Übertragung der Darmflora aus therapeutischen Gründen von einer Person auf eine andere, also eine Stuhltransplantation. 2013 erschien dazu im der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ ein Artikel, der die Diskussion wieder aufleben ließ. Der natürliche Bakterien-Mix im Stuhl anderer Menschen kann helfen, aggressive Keime im Darm Kranker zurückzudrängen.

Wie läuft eine Stuhltransplantation ab?

Zunächst muss ein gesunder Spender gefunden werden, der frei von Krankheiten sein muss, die übertragen werden können. Das Verfahren funktioniert mit Hilfe eines Koloskops, wie es auch bei Darmspiegelungen angewandt wird. Ein beweglicher Schlauch ist mit einer Minikamera ausgerüstet. Mit ihr kann der Arzt genau an die entzündete Stelle des Dickdarms navigieren. Durch einen weiteren Schlauch setzt er die neue Darmflora dort ein, wo sich die Bakterien ansiedeln und ausbreiten sollen. Professor Dr. Reinshagen vom Klinikum Braunschweig meint dazu: „Wir wissen noch immer nicht ganz genau, welche Stämme wir unbedingt brauchen, welche für uns positiv und welche möglicherweise negativ sind. Darum bleibt bei einer solchen Stuhltransplantation immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor zurück“. Nach der Transplantation muss eine Zeitlang abgewartet werden, ob die neue Darmflora die gefährlichen Bakterien bekämpfen kann. In einer Pilotstudie wurde kürzlich nachgewiesen, dass Ärzte bei einer solchen Fäkalientransplantation statt frischem auch gefrorenen Stuhl benutzen können. Statt mit dem Koloskop wird dieser per Nasensonde in den Dünndarm des Patienten geleitet. Beide Methoden waren gleich erfolgreich: Die Heilungsquote lag bei 90 Prozent – und das ohne Nebenwirkungen.

Wird es in Zukunft also Fäkalbanken geben?

“Das Anlegen von Depots mit untersuchtem gefrorenem Spenderstuhl könnte diese Behandlung einer größeren Population zugänglich machen”, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studiendokumentation. Ebenso wie in Blutbanken muss die Spende vor der Verwendung nach verschiedenen Kriterien gründlich untersucht werden. In Deutschland ist das Verfahren der Stuhltransplantation für die routinemäßige Anwendung noch nicht zugelassen. Der Bedarf ist auf jeden Fall gegeben und die Heilungschancen umwerfend. Allerdings ist unklar, was die Bakterien im Darm sonst noch bewirken können. In den Medien ist von Ekeltransplantation und einer großen persönlichen Hemmschwelle zu lesen. Eine mögliche und wesentlich einfachere Lösung wäre das gefrorene Material in Form einer Kapsel einzunehmen. Man müsste sie nur schlucken und die Kapsel würde sich im Dünndarm auflösen. Forscher prüfen das gerade.

 

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