Welche Gene beeinflussen, wie unser Gesicht aussieht?
Kommt irgendwo ein Kind auf die Welt, rätseln Eltern und Angehörige meist sofort, wem es am Ähnlichsten sieht. In der Regel spiegeln sich die Gesichtszüge beider Elternteile in dem kleinen Wesen wider. Aber wie kommt es, dass man bestimmte Prägungen schon so früh erkennen kann? Welche Gene sind es, die letztendlich bestimmen, wie wir aussehen und welchen unserer Vorfahren wie ähnlich sehen?
Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben versucht, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dazu haben sie das Erbgut von fast 10.000 Menschen europäischer Abstammung genauer untersucht. Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass es in fünf DNA-Regionen Varianten gibt, welche bei diesen Menschen die Gesichtszüge beeinflussen. Drei dieser Regionen liegen dabei direkt in den Genen und zwei davon in unmittelbarer Nähe eines Gens. Bei zwei der Gene konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang mit der Entwicklung des Gesichts feststellen.
Wie sehr die beiden anderen DNA-Regionen daran beteiligt sind, war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Um dies feststellen zu können, führten die Forscher eine sogenannte Genome-wide Association Study (GWAS) durch. Dazu wird das Erbgut systematisch durchforstet und nach unterschiedlichen Erbgutvarianten gesucht. Im Rahmen der Forschung wurde bei der einen Hälfte der Studienteilnehmer das Gesicht per Magnetresonanztomografie vermessen. Dabei erhielten die Wissenschaftler Daten zur dreidimensionalen Form des Gesichts. Bei den restlichen Probanden aus dem Ausland lagen jeweils entsprechende Fotos vor. Bei ihnen wurden die Breite des Gesichts, die Länge und Breite der Nase sowie der Abstand der Augen gemessen.
Kombination der Untersuchungen
Aus der Kombination beider Untersuchungen konnten die Forscher Rückschlüsse daraus ziehen, welche der DNA-Varianten letztendlich die Gesichtsform beeinflussen. Den stärksten Effekt auf das Gesicht übt die Erbgutvariante aus, die den Abstand zwischen den Augen, bzw. den Abstand zwischen den Pupillenmitten bewirkt. Im Durchschnitt beträgt dieser Abstand 65 Millimeter. Die Schwankungen lagen in einem Bereich von 0,2 bis 0,9 Millimeter. Dies zeigt, dass der Einfluss hierauf nicht besonders stark ist. Anders sieht es bei der Körpergröße aus, hier spielt das Erbgut eine sehr viel größere Rolle. Immerhin sind ca. 180 Regionen im Genom dafür verantwortlich, wie groß jemand wird. Allerdings lassen sich damit nur etwa zehn Prozent der Größenunterschiede wirklich erklären.
Die teilnehmenden Forscher erhoffen sich von dieser Untersuchung Erkenntnisse, die in Zukunft nützlich sein könnten. So würde es wohl irgendwann möglich sein, von der DNA Rückschlüsse auf das Erscheinungsbild eines Menschen zu ziehen. Dies könnte in der Rechtsmedizin dazu führen, von Spuren an einem Tatort ein Phantombild zu erstellen. Heute ist es allerdings lediglich möglich, anhand des Erbgutes auf die Augenfarbe und die Farbe der Haare zu schließen. Das menschliche Erbgut ist eines der komplexesten Bereiche, die man sich vorstellen kann. Schon geringste Abweichungen oder Mutationen können über Gesundheit oder Krankheit entscheiden. Sie lassen Behinderungen entstehen oder prädestinieren einen Menschen zum Marathonläufer.
Die Erforschung der menschlichen Genetik wird sicher noch Generationen von Forschern beschäftigen. Denn wie in vielen Bereichen, hält Mutter Natur ihre Geheimnisse sicher unter Verschluss. Der Forschung bieten sich viele Möglichkeiten, Krankheiten auf die Spur zu kommen oder Fehlentwicklungen von vorneherein zu verhindern.
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