Die Trotzphase des Kindes

Die Trotzphase stellt sich vor allem für Eltern als ein Problem heraus. Jedes Kind durchläuft diese Phase, die in der Pädagogik unter dem Begriff Autonomiephase bekannt ist. Die Begriffe Trotzphase und Trotz sind stark negativ geprägt, obwohl sie in der Entwicklung zum erwachsenen Menschen eine wichtige Aufgabe erfüllen. Die Trotzphase ist vielmehr als nur eine nervenaufreibende Zeit.

Was ist die Trotzphase und wie viele gibt es?

Die Trotzphase beginnt beim Menschen in der Regel im zweiten Lebensjahr und hält durchgehend bis zum vierten Lebensjahr an. Eine zweite Phase dieser Art ist in der Pubertät vorhanden. Beide Phasen sind dadurch gekennzeichnet, dass das Kind entgegen der elterlichen Vorstellungen agiert. Der Trotz kann sich dabei sowohl auf eine Meinung als auch auf ein Recht oder ein Vorhaben beziehen. Bei Jugendlichen geht das Verhalten in dieser Phase sogar so weit, dass sie gegen ihre eigene Überzeugung handeln.

Die erste Trotzphase während der Kindheit ist eng mit der sprachlichen Entwicklung verknüpft. Während der ersten 18 Monate entwickeln sich Sprachansätze. Das Kind versucht mit durchschnittlich 50 Worten seine Umwelt zu erkunden und beginnt Fragen zu stellen. Wird die Frage mit „Ja“ beantwortet, stellen sich in der Regel keine Probleme ein. Ein „Nein“ kann allerdings zum Weinen führen und sich sogar bis in Wutausbrüche steigern. Dieses Verhalten ist allerdings keine Reaktion auf das „Nein“. Vielmehr versucht ein Kind mit diesem Verhalten, die Aufmerksamkeit zu bekommen, da es sich missverstanden fühlt. Schließlich versuchte das Kind ein Bedürfnis auszudrücken und hat dies nicht geschafft.
Im zweiten Lebensjahr folgt schließlich eine zweite Trotzphase, welche durch Warum-Fragen geprägt ist.

Der Trotz folgt auch hier wieder der sprachlichen Entwicklung. Gerade wenn Eltern keine Antwort auf die Frage geben können, wird das Kind auch die Erwachsenen in Frage stellen. Nicht selten widersprechen die Kinder und versuchen mit ihrem Verhalten, die Erwachsenen auf das eigentliche Problem hinzuweisen. Die Erwachsenen treffen auf ein Kind, das bockig ist, die Sturheit überwiegt zeitweise. Die Kinder entwickeln hierbei allerdings auch ein hohes kreatives Potenzial, das durchaus gezielt gefördert werden kann.

Reaktion der Eltern führt zum Regelverständnis

Genau diese Phasen prägen allerdings auch das Verständnis von Regeln. Bestimmte Verhaltensweisen des Kindes sind nicht erwünscht. Daher kommt es immer wieder zu Sanktionen, die direkt wirken. Durch Lob und Tadel kann das Kind erschließen, welches Verhalten richtig ist und welches Verhalten nicht erwünscht ist. Wie das Kind später mit Regeln umgeht, ist daher eine Frage der Reaktion der Eltern. Diese setzen Erziehungsmittel ein, die zu einem momentan gewünschten Verhalten führen. Das Problem ist, dass zwar kurzfristig erreicht wird, dass ein Verhalten gezeigt wird. Langfristig sind die Folgen einer Sanktion allerdings kaum abschätzbar. Daher kann die anfänglich gute Erziehungsmaßnahme im späteren Leben Konsequenzen nach sich ziehen, die in der aktuellen Situation nicht beabsichtigt waren.

Ein Beispiel hierfür kann der Umgang mit Kerzen und Feuer sein. Das Anfassen einer brennenden Kerze ist nur in der Kindheit ein Problem. Späterhin ergeben sich hieraus keinerlei Probleme mehr. Allerdings kann eine Sanktion der Eltern zum Problem werden. Kinder, die sich einer brennenden Kerze nähern, werden in der Regel ermahnt und fassen sie die Kerze dennoch an, dann folgen unter Umständen auch Sanktionen. Reagiert das Kind mit Sturheit und die Eltern erlauben es dem Kind dennoch die Kerze zu berühren, dann lernt es dabei, dass es nur stur sein muss, um seinen Willen zu bekommen. Ähnliches kann auch festgestellt werden, wenn das Kind ein Verbot bekommt und durch einen Umweg doch seinen Willen durchsetzt. Das Kind lernt in diesem Zusammenhang unter Umständen, dass ein Verbot auch umgangen werden kann und wird dies in der Folge häufiger tun. Diese Umstände prägen später das Verständnis der Welt, in der die dann jungen Erwachsenen leben.

Wie sollte mit dem Kind umgegangen werden?

Das Verhalten der Eltern ist insgesamt gesehen die Ursache für den Umgang des Kindes mit Regeln. Daher hat es keinen Sinn, auf den Trotz des Kindes mit Trotz zu reagieren. Hierdurch ergeben sich nur negative Konsequenzen. Wesentlich besser ist es, den Trotz zu ignorieren und ihn auszusitzen. Kinder sind nicht nachtragend und vertragen sich schließlich wieder mit ihren Eltern. Dies hat auch den Vorteil, dass das Vertrauen in die Eltern gestärkt wird. Spätestens wenn sich die Eltern wieder liebevoll zuwenden, wird das Vertrauen zwischen beiden Parteien von Neuem gestärkt. Besonders dieses Vertrauen sorgt später auch für Selbstbewusstsein, denn egal was das Kind tut, es wird immer wieder aufgefangen und akzeptiert. Die Angst vor den Anforderungen des Lebens wird minimiert und das Kind kann sich frei entwickeln.

 

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