Durchfall (Diarrhö) beim Vogel

Durchfall (Diarrhö) beim Vogel ist die Bezeichnung für das vermehrte Ausscheiden von Kot mit einer verflüssigten oder schleimigen Konsistenz. Auch in der Farbe weicht Durchfall von normalem Kot ab: Durchfall ist häufig gelb-grün, grau oder rötlich im Gegensatz zum sonst dunkelbraun bis dunkelgrünen Kot. Und auch im Geruch unterscheidet sich Durchfall häufig vom gewöhnlichen Vogelkot.

Wie bei anderen Haustieren oder beim Menschen, ist Durchfall beim Vogel das Symptom einer Erkrankung, nicht aber eine Erkrankung selbst. Ursachen können etwa eine Infektion oder ein Befall mit Parasiten oder Pilzen sein. Auch eine Entstehung aufgrund von Stress oder falschem Futter ist möglich.

Für das Auftreten von Durchfall beim Vogel gibt es viele mögliche Ursachen. Oft ist eine Erkrankung des Verdauungsapparats verantwortlich. Hier können neben Darm und Bauchspeicheldrüse auch Leber, Nieren und Kloake betroffen sein. Ebenso kann Fehlernährung oder eine Futterumstellung zu Durchfall führen. Gegebenenfalls liegt auch eine Vergiftung vor, die beispielsweise durch die Aufnahme von Schwermetallen hervorgerufen wurde. Und auch eine Stoffwechselstörung kann die Ursache für Durchfall darstellen (etwa ein gestörter Fettstoffwechsel oder Diabetes mellitus).

Eine Infektion ist ein weiterer möglicher Grund für das Auftreten von Durchfall. Dabei kann es sich um

• eine Virusinfektion (bspw. Paramyxovirus)
• eine bakterielle Infektion (hierbei sind viele Erreger möglich, z.B. Salmonellen, Listerien, Escherichia coli, Mykobakterien , Pseudomonas, Pasteurellen, Staphylokokken, Streptokokken ,Enterokokken…)
• eine Pilzinfektion (etwa Macrorhabdus ornithogaster oder Candida albicans)
• oder eine Chlamydien-Infektion handeln (auch unter dem Namen Psittakose oder Papageienkrankheit bekannt); hier tritt neben dem Symptome Durchfall auch eine Erkrankung der Atemwege auf (bspw. Atemnot).

Daneben kann der Durchfall auch auf Parasiten (Einzeller und Würmer), eine Störung im Hormonhaushalt oder Tumore an Darm oder Niere zurückgehen. Auch eine Entstehung in Folge von Stress ist möglich.

Durchfall beim Vogel ist an der veränderten Konsistenz des Kots zu erkennen: Er ist plötzlich wässriger und schleimiger und tritt häufiger, eventuell in größeren Mengen auf. Auch die Farbe kann auf eine Durchfallerkrankung hinweisen: Der Kot ist hierbei rötlich, grünlich-gelb oder grau eingefärbt. Oft hat der Vogel nur noch eingeschränkt Hunger, dafür aber umso größeren Durst. Manche erkrankten Vögel sträuben ihr Gefieder und leiden unter einer verschmierten, verklebten Kloake. Eine länger anhaltende Durchfallerkrankung kann außerdem zur Abmagerung des Vogels führen.

Oft ist Durchfall nicht gut zu erkennen, da beim Vogel Harn und Kot zusammen ausgeschieden werden. Es ist daher häufig schwierig zu beurteilen, ob der Vogel an Durchfall leidet oder ob schlichtweg die Harnausscheidung gestiegen ist. Daher ist es wichtig, die Konsistenz des Kots genauer zu betrachten: Ist diese stark verflüssigt, handelt es sich wahrscheinlich um Durchfall. Beim vermehrten Ausscheiden von Urin ohne Durchfallerkrankung, bleibt die feste Form des Kots trotzdem bestehen.

Im Fall von Durchfall beim Vogel wird zur Diagnose eine Kotprobe entnommen und untersucht. Dadurch kann der Tierarzt eventuell bereits einen Erreger identifizieren, beispielsweise eine bakterielle Infektion. Bei Verdacht auf einen Befall mit Parasiten oder Pilzen wird meistens eine Kropfspülung durchgeführt. Dabei wird der Kropf des Vogels ausgespült, um dann eine Probe der ausgespülten Flüssigkeit unter dem Mikroskop zu untersuchen. Dort lassen sich gegebenenfalls Pilze oder parasitäre Erreger feststellen.

Eine Virusinfektion lässt sich hingegen durch eine Blutprobe nachweisen. Vermutet der Tierarzt nach dem Ausschluss anderer Krankheiten einen Tumor in Niere oder Darm, werden Röntgenuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen oder Kontrastmittel angewandt, um die Organe des erkrankten Vogels zu untersuchen.

Lebt der Vogel zusammen mit anderen Tieren im selben Haltungsraum, ist es ratsam, diese Tiere beim Tierarzt mit untersuchen zu lassen.

Wie Durchfall beim Vogel im optimalen Fall behandelt wird, hängt immer von der jeweiligen Grundursache ab. Handelt es sich dabei um eine bakterielle Infektion, wählt der Tierarzt ein geeignetes Antibiotikum zur Bekämpfung der Erreger. Um herauszufinden, welche Antibiotika sich eignen, wird der verantwortliche Bakterienstamm im Labor angezüchtet und im Labor untersucht. Dort kann festgestellt werden, welches Antibiotikum sich für den Einsatz am besten eignet.

Bei Virusinfektionen sieht die Situation etwas anders aus: Medikamente, die Viren gezielt bekämpfen, existieren nicht. Daher wird der Tierarzt hier auf Behandlungsmethoden zurückgreifen, die die Symptome des Durchfalls lindern. Ist eine Herpesinfektion verantwortlich, kann der Tierarzt eine Behandlung mit Aciclovir einleiten. Dieses Medikament sorgt dafür, dass die Herpesviren sich nicht mehr weiter reproduzieren können.

Ist eine Pilzinfektion der Grund für die Erkrankung, können sogenannte Antimyotika angewendet werden, welche den Pilz gezielt bekämpfen. Solange der Vogel therapiert wird, ist darauf zu achten, dass dieser kein Obst erhält, da der enthaltene Fruchtzucker den Pilz weiter füttert. Pilzinfektionen können immer wieder auftreten, wenn nicht auf Hygiene im Haltungsraum geachtet wird. Daher ist es wichtig, den Käfig während und nach der Erkrankung häufig und gründlich zu reinigen.

Bei einem Parasitenfall kann der Tierarzt dem Vogel sogenannte Antiparasitika wie etwa Ronidazol zuführen. Wie bei einem Pilzbefall, ist auch bei einem Parasitenbefall Hygiene in Käfigen und Volieren besonders wichtig, um Rückfälle oder die Ansteckung anderer Tiere zu vermeiden.

Im Falle einer Vergiftung werden dem Vogel in der Regel spezielle Adsorptionsmittel verabreicht, die die jeweiligen Giftstoffe binden können und dafür sorgen, dass diese ausgeschieden werden. Je nach Vergiftung kommen hier unterschiedliche Mittel zum Einsatz.

Leidet der betroffene Vogel an einer organischen Störung, wird die Therapie der jeweiligen Ursache angepasst. Meistens sind Tumore in Nieren oder Leber nicht behandelbar. Welche Medikamente und Maßnahmen zum Einsatz kommen, eventuell auch zur Symptomlinderung, ist hier von Fall zu Fall unterschiedlich.

Oft ist Durchfall beim Vogel eine Reaktion auf einen vor kurzer Zeit durchgeführten Futterwechsel. Dass Durchfall aufgrund eines Futterwechsels vorliegt, lässt sich oft erst nach einer gründlichen Untersuchung und dem Ausschluss anderer Ursachen feststellen. Der Tierarzt kann dem Tierhalter wichtige Tipps zum Thema Futter und generelle Haltungsbedingungen geben.

Auch Stress kann eine Durchfallerkrankung auslösen. Dies passiert etwa durch sozialen Stress, der beispielsweise durch Revierkämpfe ausgelöst wurde. In diesem Fall hilft oft eine Trennung der Gruppe. Eventuell müssen auch die Haltungsbedingungen des Vogels angepasst werden.

Wichtig zu wissen: Durchfall kann bei Vögeln gefährlich werden, wenn er über einen längeren Zeitraum anhält und dadurch zu einem lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangel führt. Bei einer Durchfallerkrankung muss daher besonders darauf geachtet werden, dass der betroffene Vogel genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Zudem kann eine längere Durchfallerkrankung zur Entwicklung von Mangelerscheinungen führen. Der Tierarzt kann für beide Fälle entsprechende Präparate mit Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Elektrolyten empfehlen.
Um einem Kloakenverschluss vorzubeugen, ist es außerdem wichtig, die Gegend um die Kloake regelmäßig zu säubern. Dazu kann ein feuchtes Wattestäbchen benutzt werden.

Hat sich beim Vogelkot eine auffällige Änderung in Farbe, Konsistenz und/oder Geruch eingestellt, könnte es sich um Durchfall beim Vogel handeln und der Tierarzt sollte aufgesucht werden. Auch wenn einige Ursachen (wie eine Futterumstellung) ungefährlich sind, kann es sich z.B. auch um eine gefährliche Viruserkrankung handeln. Um die Heilungschancen zu verbessern und das Leid des Vogels zu lindern, sollte der Vogel daher baldmöglichst untersucht werden.

Wie die Prognose für Durchfall beim Vogel aussieht, hängt vor allem von der jeweiligen Ursache ab und lässt sich so nicht verallgemeinern. Gute Prognosen werden meistens beim Auslöser Stress gestellt, da dieser leicht beseitigt werden kann. Auch beim Parasitenbefall ist die Prognose meistens gut, allerdings nur, wenn im Zeitraum der Behandlung besonders auf Hygiene geachtet wird.

Im Falle einer bakteriellen Infektion sind die Heilungschancen ebenfalls meistens hoch, sofern die Erkrankung noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Daneben kann für viele Pilzinfektionen eine gute Prognose gegeben werden. Eine Ausnahme ist die Macrorhabdiose, da bei dieser viele Medikamente keine Wirkung zeigen. Eine ungünstigere Prognose muss bei einer Virusinfektion gestellt werden. Hier kommt es immer wieder zu einem Tod von Vögeln innerhalb weniger Tage.