Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel

Spricht man von einem Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel handelt es sich um einen „Weichteilschaden“, da Bänder und Sehnen sogenannte Weichteile sind. Diese Art von Verletzung entsteht in der Regel durch die Überbeanspruchung eines Gelenks und wird normalerweise durch äußere Gewalteinwirkung verursacht.

Bänderrisse sowie Sehnenrisse kommen auch beim Vogel vor, sind aber nicht sehr häufig. Da die Überbeanspruchung von Gelenken die Ursache für Bänder- und Sehnenrisse darstellt, treten diese Verletzungen oft zusammen mit einer Gelenkverrenkung (Luxation) auf. Bei Vögeln sind häufig das Vorderfußwurzelgelenk (Karpalgelenk) oder das Ellbogengelenk betroffen.

Häufig wird ein Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel von traumatischen Ereignissen verursacht, bei denen das Gelenk einer Gewalteinwirkung von außen ausgesetzt wurde. Der Vogel bleibt etwa mit dem Bein im Gitter des Käfigs hängen, bekommt einen Panikanfall und probiert nun, das Bein durch gewaltsame Ruckbewegungen aus der Falle herauszureißen. Durch die heftigen Bewegungen kommt es zu einer Überlastung der Bänder und Sehnen, was letztlich zu einem Riss dieser führt.

Doch dies ist nicht die einzige mögliche Ursache für einen Sehnen- oder Bänderriss bei Vögeln. Weitere mögliche Auslöser sind das Absterben von Gewebe (Nekrosen) sowie Infektionen, die sich auf Bänder und Sehnen ausbreiten. Häufig sind chronische Infektionen (z.B. Bumble Foot) oder Wundheilungsstörungen an diesem Prozess beteiligt.

Ein Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel lässt sich daran erkennen, dass das Tier sein Bewegungsverhalten und seine Haltung ändert. Da er die jeweiligen Gliedmaßen nicht mehr normal nutzen kann, ist er in seiner Bewegung eingeschränkt und lässt z.B. einen Flügel hängen oder hinkt.

Um einen Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel festzustellen, befragt der Tierarzt den Tierhalter nach Symptomen und eventuellen Vorkommnissen, die eine Verletzung verursacht haben könnten. Ist der Vogel vor kurzem an etwas hängengeblieben? Gab es einen Kampf oder unglücklichen Sturz? All diese Dinge können einen Bänder- oder Sehnenriss oder auch eine Verrenkung zur Folge haben. Darüber hinaus beobachtet der Tierarzt den Vogel, um festzustellen, ob er sich uneingeschränkt bewegen kann.

Besteht nach dem Überprüfen der Symptome ein Verdacht auf einen Sehnen- oder Bänderriss, wird normalerweise eine Röntgenuntersuchung angestellt. Nachdem das Gelenk maximal gebeugt, gestreckt und geröntgt wurde, wird die Größe des Gelenkspalts gemessen. Ein verbreiterter Gelenkspalt weist auf einen Bänderriss hin.

Bei einem Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel muss immer operiert werden. Allerdings wird diese Operation nicht sofort ausgeführt, sondern etwa vier bis sechs Wochen nach dem Verletzungsdatum. Das liegt daran, dass sich im Zuge der Wundheilung nach der Verletzung ein besser durchblutetes Gewebe bildet (Granulationsgewebe). Dieses Gewebe wird bei der Operation dazu genutzt, die Sehnen- oder Bandnaht zu stabilisieren: Hierbei werden die Sehnen und Bänder nach dem Zusammennähen auch mit dem Granulationsgewebe vernäht.

Ist die Operation überstanden, benötigt das verletzte Gelenk erst einmal Ruhe. Der Vogel muss für die nächsten sechs Wochen einen Verband tragen, um das Gelenk zu schonen. Um einer Überlastung vorzubeugen und die Heilungschancen zu verbessern ist es wichtig, dass der Vogel danach zwei weitere Wochen im Käfig verbringt. Zu diesem Zeitpunkt sollte auch mit der Physiotherapie begonnen werden.

Sobald Anzeichen für einen Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel erkennbar sind, sollte dem Tierarzt ein Besuch abgestattet werden. Dieser kann dann eine eindeutige Diagnose stellen und über die passende Therapie entscheiden.

Vor allem ist das Aufsuchen eines Tierarztes aber deshalb wichtig, weil eventuell auch das Gelenk betroffen sein könnte. Ist dies der Fall, muss die Behandlung schnellstmöglich erfolgen, da ansonsten innerhalb von wenigen Tagen eine Versteifung und der Umbau des Gelenks drohen. Dies kann schnell zu bleibenden Schäden führen, die den Vogel den Rest seines Lebens beeinträchtigen.

Ist ein Bänderriss / Sehnenriss beim Vogel durch eine Verletzung entstanden, ist die Prognose meist sehr gut. Je weniger der Vogel die betroffenen Bänder/Sehnen/Gelenke belastet, desto besser fällt auch die Prognose aus. Bei sehr stark beanspruchten Sehnen kann es allerdings sein, dass die Heilung langsamer vonstattengeht.

Anders sieht es bei Verletzungen aus, bei deren Entstehung Nekrosen oder Infektionen beteiligt waren. Hier sind die Prognosen meist weniger günstig, die Heilungschancen geringer.