Darmverlagerung beim Pferd
Definition
Die Darmverlagerung beim Pferd ist für das Tier äußerst schmerzhaft und stellt ähnlich einer Kolik einen lebensbedrohlichen Zustand für das Tier dar. Der Darm von Mensch und Tier scheint ein ungeordnetes Gewirr von Schlingen und Windungen – doch das ist weit gefehlt. Der Darm jedes Lebewesens ist nach einem festgelegten Schema angeordnet und wird durch Haltebänder in der richtigen Position gehalten. Bei einigen Tieren sind diese Haltebänder sehr lang oder leiern im Laufe des Lebens aus, sodass sich der Darm durch große Bewegungen dreht bzw. verlagert. Daraus folgert, dass der Darm an einigen Stellen zusammengedrückt oder abgeklemmt ist, was den Transportfluss des Nahrungsbreis hindert und die Durchblutung stört. Diese Stauung führt dazu, dass Teile des Nahrungsbreis im Darm verbleiben, zu gären beginnen und eine Gasansammlung entsteht, die den Darm aufblähen lässt. Durch diese Volumenzunahme resultieren weitere Platzprobleme, was eine noch schlechtere Blutversorgung zur Folge hat und Teile des Darms absterben. Im schlimmsten Fall treten dadurch entstehende Giftstoffe aus den Darmwänden in die Leibeshöhle mit einer Bedrohung für den Kreislauf und sogar das Leben der Tiere. Da Operationen in den meisten Fällen notwendig sind, ist es auf jeden Fall ratsam, einen Tierarzt zu verständigen. Es ist Eile geboten, denn die besten Genesungschancen hat das Pferd innerhalb der ersten acht Stunden nach Auftreten der ersten Symptome.
Ursache
Die Ursachen der Darmverlagerung beim Pferd liegen nicht allein an einer genetischen Fehlform der Haltebänder. Es kann zwischen mehreren Darmabschnitten oder Ursachen unterschieden werden. Der Dünndarm des Pferdes ist beispielsweise am Gekröse aufgehängt. Durch starke, gasige Füllung des Darms gerät dieser in Bewegung und wickelt sich in ungünstigen Fällen um das eigene Gekröse, woraus eine Verknotung entsteht. Ferner entstehen beim verstärkten Abknicken (durch Überfüllung) des Blinddarms zügig Gasansammlungen, die einen weiteren Nahrungstransport unterbinden. Ein geringes Abknicken des Blinddarms ist indes auch bei gesunden Tieren normal. Der größte Darmabschnitt ist der Dickdarm, der in zwei U-Formen übereinander angeordnet ist. Bei der Längsdrehung des Dickdarms wickeln sich die Schenkel dieser U’s um die eigene Achse, wodurch Darmbewegungsstörungen oder Verstopfungen hervorgerufen werden. Es wird angenommen, dass sich die Darmteile aufgrund der verschiedenen Füllungen gegenseitig verschieben. Diese Form wird bei Stuten vermehrt diagnostiziert, wobei als Ursache unter anderem Blähungen, Krämpfe, Fehlgärungen und im Darm befindliche Fremdkörper angenommen werden. Je geräumiger der Bauch, desto anfälliger sind die Tiere für eine Darmverdrehung. Durch häufigen Durchfall oder den Befall mit Parasiten kann es zu Darmeinschiebungen kommen, wobei sich ein Darmteil in den davor liegenden Darm einschiebt. Durch Verletzungen oder Erkrankungen der Tiere entstehen sogenannte Bruchpforten, die in seltenen Fällen auch schon seit der Geburt vorhanden sein können. Dabei handelt es sich um Spalten oder Lücken im Bauchraum, in den sich Darmteile drängen können. Bei dieser als „innere Hernien“ bezeichnete Ausdrucksform wird meist der Dünndarm ein- oder abgeklemmt, woraus im schlimmsten Fall ein Darmverschluss entsteht.
Symptome
Die Symptome der Darmverlagerung beim Pferd gleichen der einer Kolik – das Tier ist unruhig und erleidet Schmerzen. Dabei kann von der Stärke der Symptome nicht auf das Ausmaß der Darmverlagerung geschlossen werden, denn in einigen Darmregionen sind die Tiere unempfindlicher. Beim ersten Anzeichen einer Kolik sollte sofort ein Tierarzt gerufen werden, denn es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall. Die Unruhe der Tiere zeigt sich durch starkes Schwitzen mit schnellem Puls und flacher Atmung oder unablässiges Scharren mit den Hufen. Einige Tiere werfen sich vor Schmerzen auf den Boden, wälzen sich oder rappeln sich hastig wieder auf. Gelegentlich wird berichtet, dass sich die Tiere nach ihrem Bauch umdrehen oder den Kopf nach vorne überstrecken. Da die Verdauung beeinträchtigt ist, wird in den meisten Fällen die Futteraufnahme verweigert. Veterinäre achten vor allem auf die Maulschleimhaut, deren Farbe von blass-durchsichtig über Weiß ins Dunkelrote wechseln kann. Beim Versuch, den Schmerzen entgegenzuwirken, nehmen die Pferde oft eine ungewöhnliche Haltung ein. Beim Setzen auf die Hinterbeine entsteht eine hundesitzartige Stellung, oder das Pferd legt sich auf den Rücken und drückt die Wirbelsäule nach oben.
Diagnose
Wie üblich stellt der Tierarzt auch bei Verdacht auf eine Darmverlagerung beim Pferd diverse Fragen nach dem verwendeten Futter und der Haltung des Tieres. Er möchte damit herausfinden, ob sich das Pferd viel bewegt, potenziell viel oder gasreiche Kost zu sich nimmt und dergleichen. Bei einer augenscheinlichen Untersuchung stellt er womöglich starke Unruhe als mögliches Symptom einer Darmverlagerung fest. Je nach Umständen wird er das Pferd mittels einer Beruhigungsspritze sedieren, um sich außer Gefahr reflexartiger Schmerzreaktionen zu bringen. Im weiteren Verlauf prüft der Tierarzt Temperatur, Puls und Atemfrequenz auf eventuelle Erhöhungen bzw. Beschleunigungen. Die Farbe der Schleimhäute gibt Tiermedizinern ebenfalls Auskünfte über die Funktionalität des Darms wie deutliche hörbare Darmgeräusche. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Darmverlagerung, steht ihm die Möglichkeit offen, mittels einer Nasen-Schlund-Sonde angestauten Mageninhalt zu erkennen und falls notwendig zu leeren. Durch eine rektale Untersuchung kann er den Darmausgang und einige Organe genauer untersuchen und auf Problemstellen hin abtasten. Durch eine Blutuntersuchung stellt er den Hämatokrit-Wert fest, der Auskunft über die Anzahl der roten Blutkörperchen gibt. Eine Punktierung des Bauchraums kann eventuell angesammelte Flüssigkeit abführen. Trotz dieser aufwendigen Untersuchungen ist Eile geboten, und in etlichen Verdachtsfällen wird das Pferd vorsorglich in eine Klinik überwiesen.
Behandlung
Bei leichten Fällen einer Darmverlagerung beim Pferd versucht der Tierarzt, durch Schmerzmittel, abführende und krampflösende Medikamente den Darmdruck und somit die Ursache der Darmverlagerung zu lösen. Vorsichtige Bewegungen des Tieres sollen den Darm wieder in die richtige Position bringen. Stellt der Tierarzt einen zu stark abgeknickten Blinddarm fest, kann er die dafür verantwortliche Gasansammlung durch Punktierung ableiten. Bei stärker ausgeprägten Darmverlagerungen ist eine Einweisung in eine Tierklinik unumgänglich. Infusionen sollen den Kreislauf des erkrankten Tieres stabilisieren, durch zusätzliche Vergabe von Antibiotika und Schmerzmittel werden Folgeerkrankungen vermieden. Während der Operation wird der Darm nach Entleerung wieder in die richtige Anordnung gebracht. Bei schweren Schädigungen müssen Darmteile entfernt und die offenen Enden miteinander vernäht werden. Sind zu große Darmteile irreversibel betroffen, kann das Tier nicht mehr gerettet werden.
Wann zum Tierarzt?
Bei einer Darmverlagerung beim Pferd wird jeder vernünftige Tierliebhaber automatisch einen Tierarzt um Hilfe bitten, wenn er sein Pferd in einer hundesitzähnlichen Haltung vorfindet. Doch auch bei kleineren Unwohlseins- und Schmerzensanzeichen sollte ein Veterinär verständigt werden, um ein Fortschreiten der Darmverlagerung zu verhindern. Je eher der Arzt geeignete Gegenmaßnamen einleiten kann, desto besser ist es für das Pferd.
Prognose
Die Heilungschancen der Darmverlagerung beim Pferd verschlechtern sich mit jeder Stunde, die das Tier unbehandelt leidet. In den Anfangsstadien kann dem Pferd durch Medikamente und Bewegungstherapien mühelos geholfen werden. Im weiteren Verlauf wird eine Operation unabdingbar, deren Erfolgsaussichten ebenfalls bei frühem Eingreifen hoch sind. Je später die Hilfe gestellt wird, desto größere Darmabschnitte sind zerstört, was möglicherweise zum Einschläfern des Tieres führt.
Vorbeugung
Um der Darmverlagerung beim Pferd bestmöglich vorzubeugen, sollten auf eine abwechslungsreiche, artgerechte Fütterung, ausreichend Bewegung und regelmäßige parasitäre Checks geachtet werden. Es ist aufgefallen, dass vor allem Zuchtstuten für eine Darmverlagerung anfällig sind, wenn sie zu Beginn des Sommers den Stall verlassen. Insbesondere in dieser Hochrisikophase sollte mit ausreichend Stroh und Heu zugefüttert werden, um die Futterumstellung für das Tier so gelinde wie möglich zu gestalten.
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