Cushing-Syndrom beim Pferd
Definition
Das Cushing-Syndrom beim Pferd wird in Fachkreisen auch als Hyperadrenkortizismus bezeichnet und lässt bereits durch diesen lateinischen Ausdruck auf die Beschaffenheit der Hormonerkrankung schließen. Das Cushing-Syndrom tritt überwiegend bei Pferden älter als 15 Jahren auf, wobei durch eine Funktionsstörung der Hirnanhangdrüse oder der Nebenniere über einen längeren Zeitraum zu viel Kortisol produziert wird. Eine zu lange medikamentöse Zugabe von Kortison kann selbiges Syndrom auslösen, was durch einige typische Symptome schnell erkennbar wird. Ein am Cushing-Syndrom leidendes Tier nimmt wesentlich mehr Wasser auf, als seine Artgenossen. Es sticht durch ein struppiges Fell heraus, dessen Wechsel langsam und unvollständig vonstattengeht. Erkrankte Tiere sind leistungsschwächer, abwesender und bilden unter Umständen Hufrehe aus. Durch Blutuntersuchungen kann das Cushing-Syndrom auch festgestellt werden, obwohl keines dieser Symptome aufgetreten ist, denn sie sind teilweise so gering ausgeprägt, dass sie nicht offensichtlich in Erscheinung treten.
Ursache
Die Ursache des Cushing-Syndroms beim Pferd ist ein Überschuss an nicht abgebautem, selbst gebildetem Kortisol oder im Überfluss verabreichtem Kortison. Bei Letzterem spricht man von einem iatrogenen Cushing-Syndrom, das bei langer Erkrankung unter Umständen zum Überleben des Tieres notwendig war. Die Eigenproduktion des Kortisols ist für alle Körpergewebe unabdingbar und spielt eine ebenso wichtige Rolle für die Organe des Tieres. Kortisol wird in der Nebenniere gebildet, die durch die Hirnanhangdrüse bzw. durch deren ACTH-Hormone dazu stimuliert wird. Beim Cushing-Syndrom erfolgt die Ausschüttung dieses Hormon unkontrolliert, wodurch die Tiere einen Überfluss produzieren.
Symptome
Die Symptome des Cushing-Syndroms beim Pferd sind sehr breit gefächert. Es werden sicherlich nicht alle Symptome auftreten und sie sind in ihrer Ausprägung stark schwankend. Am häufigsten wird der Hirsutismus als Merkmal des Cushing-Syndroms gemeldet. Dabei handelt es sich um eine sehr struppige Ausprägung des Felles. Darüber hinaus findet der Wechsel zwischen Sommer- und Winterfell nur sehr langsam und unvollständig statt. Es werden oft Hufrehe gemeldet, wodurch die Stabilität und Ergonomie deutlich erschwert wird. Ein stärkerer Wasserdurchfluss (Aufnahme und Urinabgabe) der Tiere geht einher mit Apathie, Bewegungsunlust und Leistungsschwäche. Die geschwächte Immunabwehr macht die Pferde anfälliger für Folgeinfektionen, wie beispielsweise den Nebenhöhlen-Entzündungen. Wird das Cushing-Syndrom nicht erkannt und gestoppt, verliert das Pferd im Allgemeinen an Muskelmasse, wogegen sich Fett an den ungewöhnlichsten Stellen (z.B. um die Augen) ablagert. Trotz einer eventuellen Stammfettsucht (z.B. Hängebauch) verlieren betroffene Tiere an Gewicht, da der Muskelschwund einen höheren Masseanteil darstellt, als mit zusätzlichem Fett aufgefangen werden könnte. Neben einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit ist die Wundheilung gestört und verschließt Verletzungen nur langsam. Vereinzelt wurden weitere Folgekrankheiten wie die Diabetes Mellitius beim Pferd diagnostiziert, oder eventuelle Sehstörungen sind derart ausgeprägt, dass sie zum kompletten Verlust des Augenlichts führen.
Diagnose
Der Veterinär wird das Cushing-Syndrom beim Pferd unter Verdacht stellen, sollte das Tier einige der oben genannten Symptome zeigen. Um sich seine Vermutung bestätigen zu lassen, wird er eine Blutprobe im Labor auf den Kortison- bzw. Kortisolgehalt prüfen lassen. Liegt dieser über dem Standardpegel, steht die Diagnose fest.
Behandlung
Die Behandlung des Cushing-Syndroms beim Pferd richtet sich nach der biologischen oder medikamentösen Ursache. Wird von den erkrankten Tieren durch eine hormonelle Fehlfunktion zu viel Kortisol gebildet, können medikamentöse Maßnahmen die Überproduktion auf ein niedrigeres Level drosseln. Durch regelmäßige Untersuchungen wird das Tier auf die richtige Dosierung eingestellt, damit der Kortisolspiegel im Optimum bleibt. Etwa drei Wochen nach Reduzierung des Kortisolgehaltes kann mit ersten Besserungen der Symptome gerechnet werden. Handelt es sich um ein künstlich hervorgerufenes, iatrogenes Cushing-Syndrom aufgrund Überversorgung mit Kortison-Medikamenten, versucht der Veterinär diese Medizin auszuschleichen. Es ist wichtig, dass das Kortison nicht abrupt abgesetzt wird, denn dadurch würden zum Teil lebensbedrohliche Situationen für die Pferde herbeigerufen. Je nach Vorerkrankung ist es für das Tier unvermeidbar, mit dem Cushing-Syndrom zu leben, da eine Reduktion des Kortisons unter medizinischen Gesichtspunkten nicht möglich wäre.
Wann zum Tierarzt?
Sämtliche Symptome des Cushing-Syndroms beim Pferd können auch völlig andere Ursachen haben. Sollten Pferdehalter derart geartete Problematiken beim Pferd feststellen, sollten sie den Tierarzt rufen, um den wahren Grund des ungewohnten Verhaltens herauszufinden. Je eher die schädigende Hormonüberdosis eingestellt wird, desto geringere Beschwerden muss das Tier in Kauf nehmen.
Prognose
Die Symptome des Cushing-Syndroms beim Pferd sind durch gezielte Senkung des Kortison- bzw. Kortisol-Spiegels sehr ergiebig. Die Dauer und Effektivität der Genesung hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Schwerwiegende Symptome wie Blindheit, Hufrehe oder Schwäche infolge der Abmagerung sind nur bedingt heilbar, wenn sich die Krankheit in fortgeschrittenem Stadium befindet.
Vorbeugung
Dem Cushing-Syndrom beim Pferd, also der Fehlfunktion der Hirnanhangdrüse, die das überflüssige Kortisol ausschüttet, kann nur sehr schwierig vorgebeugt werden. Sind bei den Eltern des Tieres bereits Anzeichen des Cushing-Syndroms aufgetreten, empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte ab etwa dem 15. Lebensjahr. Dem künstlich hervorgerufenen iatrogenen Cushing-Syndrom kann durch eine niedrigere Dosierung bzw. kürzere Behandlungsdauer mit Kortisonpräparaten vorgebeugt werden. Tierärzte sollten in diesen Fällen automatisch die Blutwerte auf eine eventuelle Entstehung des Cushing-Syndroms hin untersuchen.
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