Aufwachen aus dem Koma - Welche Risiken bestehen für Schumacher?

Aufwachen aus dem Koma – Welche Risiken bestehen für Schumacher?


Eines ist ja mal ganz klar: Schumacher hält seine Schutzengel schon seit Jahrzehnten ganz schön auf Trab. Da waren beispielsweise die vielen Unfälle aus seiner Zeit als Kartfahrer und Formel-1-Rekordweltmeister. Sein schwerer Motorradunfall vor knapp fünf Jahren hat uns ebenfalls die Luft anhalten lassen. Jetzt, nach seinem Skiunfall in den französischen Alpen, hofft die ganze Welt, dass Michael Schuhmacher gut aus dem künstlichen Koma zurückgeholt werden kann und er wieder ganz gesund wird.

Eine kurze Zusammenfassung des tragischen Skiunfalls

Am 29.Dezember 2012 stürzte Michael Schumacher beim Skifahren abseits der markierten Piste im Skigebiet von Meribel, Frankreich, mit dem Kopf voran auf einen Felsen. Dabei zog er sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zu. Er schwebte in Lebensgefahr und wurde mit einem Rettungshubschrauber zunächst in das Krankenhaus von Albertville-Moutiers, dann in das von Grenoble gebracht. Er wurde umgehend notoperiert. Am 30.Dezember wurde er in ein künstliches Koma gelegt. Aus der linken Gehirnhälfte wurde in einer zweiten Operation ein großes Hämatom, also ein Bluterguss, entfernt. Auswertungen seiner Helmkamera zeigten, dass er nicht zu schnell unterwegs war. Spezialisten sind der Meinung, dass er diesen Unfall ohne Helm nicht überlebt hätte. Anfang Januar stabilisierte sich Michaels Zustand etwas und er schwebt seither nicht mehr akut in Lebensgefahr. Am 30. Januar 2014, also einen Monat nach dem Unfall, begann die Aufwachphase aus dem künstlichen Koma.

Was ist ein künstliches Koma?

Das künstliche Koma dient dem Schutz des Körpers und ist eine Art Medikamentenschlaf, der einer Vollnarkose ähnelt. Diese Langzeitnarkose wird auf der Intensivstation überwacht. Der Patient wird künstlich beatmet und die Vitalfunktionen werden an Geräten ständig überwacht. Das künstliche Koma wird nach einem schweren Unfall oder einer Infektionskrankheit eingeleitet, wenn die Stressreaktionen des Körpers auf starke Schmerzen und/oder Angst unterdrückt werden müssen, da sie Heilungsprozesse verzögern oder sogar verhindern.

Welche Risiken bestehen jetzt für Schumi?

Die Medikamente, die das künstliche Koma auslösen, werden nicht abrupt abgesetzt, sondern langsam und kontinuierlich. Diesen Prozess nennt man Ausschleichen .Die Aufwachphase ist daher recht langwierig, da alle Regelsysteme wieder ins Arbeiten kommen müssen. Die Kontrolle über die verschiedenen Körpersysteme muss wieder vom Körper übernommen werden. Andreas Ziegler, Neurochirurg am Universitätsklinikum Oldenburg, meint dazu: “Die wichtigsten Zeichen beginnender Genesung sind die eigenständige Atmung und das Öffnen der Augen”. Mögliche Reaktionen auf das Ausschleichen der Medikamente sind Entzugserscheinungen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Diese müssen dann umgehend behandelt werden.

Möglich ist auch der Wechsel vom künstlichen Koma in ein Wachkoma, bei dem der Patient scheinbar wach ist, atmet und die Augen öffnet. Er kann aber auf seine Umwelt nicht reagieren. Ursache ist hier eine Schädigung der Funktion des Großhirns. Hirnstamm, Rückenmark, Kleinhirn und Zwischenhirn behalten ihre Funktionalität bei. Das wird auch als apallisches Syndrom bezeichnet. Wenn das Großhirn nicht zu stark geschädigt ist, kann es sein, dass der Patient aus dem Wachkoma zurückkehrt. „Die Patienten können auf jeder Stufe des Erwachens steckenbleiben“, erklärte Neurochirurg Zieger.

Die Aufwachphase und –dauer ist individuell verschieden. Welche Schäden wirklich entstanden sind, können Mediziner erst nach dem Erwachen feststellen. Die Untersuchungen und Diagnose können Monate in Anspruch nehmen. Nach dem Aufwachen beginnt dann die lange Phase der Rehabilitation. Leider also noch kein Grund zum Aufatmen für Schumi-Fans.

Wachkoma- Forscher wollen Gedanken sichtbar machen

Aufwachen aus dem Koma – Welche Risiken bestehen für Schumacher?


Im eigenen Körper gefangen – das ist das Trauma vieler Patienten, die nicht wirklich im Koma lagen, aber so behandelt wurden als ob. Es kann nach operativen Eingriffen im Zentralnervensystem dazu kommen, dass Menschen entweder im Koma liegen oder ihre Bewegungs- und Ausdrucksfähigkeit nur partiell beeinträchtigt ist – bis hin zur Lähmung. Diese Differenzierung ist jedoch schwer zu diagnostizieren. Hierfür sollen jetzt neue medizinische und neurowissenschaftliche Methoden Abhilfe schaffen.

Locked-In, Koma und Wachkoma

Unser Gehirn besteht aus drei großen Teilen, dem Klein- Mittel- und Großhirn, beziehungsweise der Großhirnrinde. Evolutionär sind sie in dieser Reihenfolge entstanden. Reflexe und unbewusste Bewegungssteuerung liegen im Kleinhirn, das Bewusstsein erscheint langsam im Mittelhirn und höhere mentale Funktionen, wie das Planen einer Ausstellung von präparierten Körpern zur Darstellung der menschlichen Anatomie. Wenn das Großhirn ausfällt, was nach Operationen oder Traumata wie Unfällen der Fall sein kann, kommt es zum Koma. Dieses wird in Grade unterteilt, die auch das Wachkoma bezeichnen, was einer Art „Aufwachphase“, zum Beispiel nach einer Operation nahe kommt, in der sich das Gehirn erholt und die normalen Aktivitätsmuster annimmt. In den schwereren Graden des Komas fallen die jeweils tieferliegenden, älteren Teile des Gehirns aus und nehmen einem Patienten so zunächst die höheren Denkvorgänge, die auch das Planen und rationale Überlegen beinhalten, dann die bewusste Motorik und zuletzt fast jede Muskelsteuerung. Deswegen muss in solchen Fällen eine künstliche Beatmung und Ernährung eingeleitet werden. Nur die rudimentärsten Körperfunktionen werden noch durch den Körper selbst aufrechterhalten. Beim Locked-In-Syndrom ist es nun so, dass nur die bewusste Steuerung der Motorik ausfällt – andere höhere Bewusstseinsanteile sind jedoch noch vorhanden – der Patient erlebt sich als gefangen im eigenen Körper und ist unter Umständen nur durch Augenbewegungen in der Lage mit der Umwelt zu kommunizieren.

Neue Diagnoseverfahren

Mediziner und Wissenschaftler haben im Moment noch das Problem, dass sie zwar um das Vorkommen dieser verschiedenen komatösen Zustände wissen, jedoch eine differenzierende Diagnose im Alltag des Krankenhauses noch nicht routine-artig etabliert wurde. Auch grundlegende Fragestellungen sind noch nicht geklärt. So geht man zwar davon aus, dass sich viele das Bewusstsein eines Individuums involvierende Prozesse im Thalamus, also dem Mittelhirn, abspielen. Doch wie diese nun mit höheren mentalen Prozessen interagieren und welche Teile jetzt genau bei welcher Aktivität welche Bewusstseinsanteile für das subjektive Erleben ermöglichen – diese Fragen sind noch nicht abschließend geklärt. Ohnehin ist die Frage des Bewusstseins eine schwierige für Psychologen und Neurowissenschaftler. Interessanterweise ist das Wissen um die Funktionalität des Gehirns neben Tierexperimenten auch immer über Patientenstudien vorangeschritten. Auch heutzutage sollen Studien an als komatös diagnostizierten Patienten Aufklärung über solche Fragen bringen. Hierfür wird die Gehirn Aktivität von Koma-Patienten gemessen.

Dafür dienen EEGs und f-MRTs, die entweder eine ungefähre oder eine sehr genaue Hirnaktivität erfassen können. Für die Untersuchungen werden die Patienten instruiert, sich eine Bewegung vorzustellen. Eine Ableitung der Hirnaktivität am Motor-Kortex zeigt, ob die Probanden diese Instruktion ausführen können, damit zu einem gewissen Grad bewusst sind und nur ihre motorische Fähigkeit eingeschränkt ist. Andere Patienten reagierten mit für bewusste Personen charakteristischen Hirnaktivitäten auf bestimmte alltägliche Reize, wie Beschreibungen eines Tagesablaufs – so als würden sie sich den Verlauf der Geschichte mental vorstellen. Diese Patienten wachten auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wieder auf, als Patienten, die nicht auf diese Reize reagierten. Damit wären sie eher der Kategorie der Locked-in-Patienten oder dem Wach-Koma zuzuschreiben. Diese Untersuchungen sollen Fehldiagnosen und Unsicherheit von Ärzten und Patienten über den Zustand und die Prognose ihrer Anvertrauten verringern. Die Technik ist jedoch kostspielig, aufwendig und muss von geschultem Personal durchgeführt werden, um die Ergebnisse auch richtig interpretieren zu können. Daher wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis diese Verfahren verlässlich den tatsächlichen Zustand eines verloren wirkenden Patienten ermitteln können.

 

Was ist eigentlich ein künstliches Koma?

Aufwachen aus dem Koma – Welche Risiken bestehen für Schumacher?


Unter dem Begriff künstliches Koma versteht man eine Art der Langzeitnarkose. Der Begriff Koma ist gleichbedeutend mit „tiefer oder fester Schlaf“. Wird ein Patient in ein künstliches Koma versetzt, so geschieht dies meist aus gutem Grund. Oft wenden Ärzte das künstliche Koma nach Unfällen oder bei lebensbedrohlichen Krankheiten an.

Während dieser Dauer wird der Patient auf der Intensivstation überwacht. Neben der Überwachung der Körperfunktionen wie Blutdruck und Herzfrequenz werden viele Patienten in dieser Zeit auch künstlich beatmet. Maschinen übernehmen und ersetzen die lebenserhaltenen Maßnahmen.

Warum künstliches Koma?

Bei einem Unfall oder einer lebensbedrohlichen Krankheit reagiert der menschliche Organismus oft in Form von Panikreaktionen. Dann kann es dazu kommen, dass das körpereigene Rettungssystem überfordert ist. Um den Menschen vor Schmerzen oder einem Schockzustand zu schützen, wird der Betroffene oftmals bewusstlos.

Ein künstliches Koma erfüllt genau diesen Zweck, eine Belastung. Der Körper bekommt Zeit sich zu regenerieren, ohne dass die Psyche durch Stressreaktionen dem entgegen wirken kann. Medizinische Apparaturen übernehmen die wichtigsten Körperfunktionen und damit die Kontrolle über den Organismus. Anders als ein natürliches Koma kann der Zustand bei einem künstlichen Koma jederzeit beendet werden.

Was bekommt man in diesem Zustand mit?

Da es sich beim künstlichen Koma um eine Art flacher Narkose handelt, bekommt der Patient fast immer ein paar Dinge aus seiner Umgebung mit. Zur Behandlung gehört aber auch, die Betroffenen teilweise aus dem Koma erwachen zu lassen. Dies trägt dazu bei, einen Tag und Nachtrhythmus beizubehalten. Die Ernährung erfolgt in dieser Zeit entweder über eine Magensonde oder durch intravenöse Versorgung per Infusion. In manchen Fällen kühlen die Ärzte den Patienten bewusst auf eine Körpertemperatur von bis zu 32° Celsius herunter. Dies geschieht vor allem nach Schlaganfällen oder einem Herzstillstand. Dadurch verlangsamt sich der Stoffwechsel und der Sauerstoffverbrauch sinkt.

Risiken und Nebenwirkungen

Nach der Auffassung von Fachärzten sind die Risiken und Nebenwirkungen durch das künstliche Koma sehr gering. Das Aufwachen erfolgt auch nicht schlagartig, sondern ganz langsam durch die Reduzierung des Narkosemittels. Diesen Vorgang nennt man “Ausschleichen”. Eine Reihe von Patienten leidet Stunden oder Tage nach dem Aufwachen an Halluzinationen, die jedoch schnell wieder abklingen. Diese Halluzinationen werden allerdings nicht durch das künstliche Koma als solches ausgelöst, sondern durch die verabreichten Medikamente.